Fernsehfohlen hat geschrieben:Und auch diese rührende Demonstration hier klingt für mich weniger wie ein Plädoyer für das Leben, als viel mehr für Bevormundung, Stigmatisierung von Personen sowie die Rückkehr zu einem nach Jahrhunderten endlich überwundenen Traditionalismus. Da hat unsere Gesellschaft deutlich differenziertere und intelligentere Lösungen gefunden, als verbal auf die Frauen einzudreschen mit dieser plumpen "sieh das Leben gefälligst als Geschenk und trag es aus!"-Holzhammer-Rhetorik.
Ja, da ist was dran.
Es gibt durchaus starke Argumente auf beiden Seiten, die es wert sind, diskutiert zu werden: Wie sieht es aus, wenn sich durch diagnostische Maßnahmen während der Schwangerschaft herausstellt, dass das Kind mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit behindert sein wird? Darf man das Kind dann abtreiben oder sollte man das Kind dennoch zur Welt bringen? Und wenn man es an sich darf: Bei welchen zu erwartenden Behinderungen ist es eher erlaubt und bei welchen nicht? Ab welcher Wahrscheinlichkeit darf man diese Entscheidung treffen?
Wenn man Embryos in irgendeiner Form ein Recht auf Leben zuschreibt, aber sagt, dass man nach einer Vergewaltigung oder im Rahmen einer wahrscheinlichen Behinderung abtreiben darf, verletzt man dann nicht das Recht auf Leben beim Embryo oder gibt es am Ende vielleicht zwei verschiedene Rechte auf Leben und im Mutterbauch gilt nur ein vereinfachtes oder beschränktes Recht auf Leben? Und wenn man eine Trennung durchführt zwischen den verschiedenen Rechten, ab wann genau ist der Zeitpunkt erreicht, ab dem man als Embryo in den neuen Rechtsraum wechselt?
Und wie sieht es aus mit den Spätabtreibungen, die bei bestimmten medizinischen Indikationen erlaubt ist? Neben der Tatsache, dass sich in manchen Bundesländern die Ärzte weigern, solche Spätabtreibungen durchzuführen: Welche Indikationen sind eigentlich so schwerwiegend, dass man sein Kind abtreiben darf bzw. welche zu erwartenden seelischen oder körperlichen Schäden so hoch, dass man eine Spätabtreibung erlaubt?
Stattdessen steht unter Hintergrund auf der
Marsch-für-das-Leben-Seite:
Martin Lohmann hat geschrieben:Niemand kann sagen: „Wir haben von nichts gewusst.“ Wir fordern Politik und Gesellschaft auf, das schreiende Unrecht der Abtreibung zu beenden, Tötung durch Selektion zu verhindern und das erneute Aufkommen der Euthanasie zu stoppen.
Nunja.