von Extaler
#1388571
http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 71468.html

Finde ich eine interessante Idee und zeigt dass die Gesellscahft doch schon ein Stückchen weiter ist als noch vor ein paar Jahren.
Den absoluten Großteil der Menschen betrifft das nicht und wird es nie betreffen. Die bisher einzigen "Argumente" dagegen waren "Das ist eklig", wenn ein Staat danach entscheidet müsste er wohl auch Milchreis verbieten oder die Veganer setzen sich durch und Fleisch wird unter Strafe verboten. Ist ein eher schlechter Ratgeber für Gesetze. Damit wurden auch jahrhundertelange Homomsexuelle unterdrückt.
Zweites Argument waren Behinderungen. Die treten nicht so häufig auf wie in Panikberichterstattungen behauptet wurde. Selbst wenn es immer eine Garantie wäre müsste man dann auch bspw Menschen mit Kleinwuchs verbieten Kinder zu bekommen oder Menschen mit genetisch bedingter Depression oder Brustkrebs.

Von daher, bin ich doch erstaunt, dass sie zu diesem Entschluss gekommen sind.

Was haltet ihr davon? Geht das zu weit? Werden wir bald alle Hunde heiraten dürfen oder ist das nur eine ganze normale Sache, dass der Staat sich nicht in das einvernehmliche Sexleben von Erwachsenen einzumischen hat?
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von rosebowl
#1388576
Das ist wirklich ein spannendes Thema, bei dem ich allerdings befürchte, dass kaum eine sachliche Diskussion möglich sein wird :?

Also ich weiß da selber nicht so wirklich, was ich davon halte. Zum einen bin ich grundsätzlich auch der Meinung, es hat den Staat nicht zu interessieren, was erwachsene Menschen im Einvernehmen tun. Andererseits ist es halt doch eine heikle Geschichte, bei der schwer einzuordnen ist, wie viele der Bedenken auf realen Problemen und Risiken und wie viele auf Jahrhunderte lang gepflegten Tabus beruhen.
von AndiK.
#1388578
Dieser Vorschlag ist ja wohl das Allerletzte ! Inzest zu erlauben - das ist pervers und würde die Gefahr von Erbschäden beim Nachwuchs erhöhen. Das hat dann wenig damit zu tun "wie weit eine Gesellschaft" ist. Das hätte eher damit zu tun, ob sie noch für Werte eintritt oder über alles ein "egal" schreibt. Sowas brauchen wir nicht. Was denkt sich der "Ethikrat" dabei ? Was soll das anderes sein, wenn Geschwister oder Cousins miteinander Sex haben, als ein Strafbestand. Zudem würde dadurch auch der Missbrauch von Jugendlichen erlaubt. Bsp: Ein Vater hätte Sex mit seiner 18 jährigen Tochter - er würde sagen: Ist ja erlaubt.
#1388579
AndiK. hat geschrieben:Zudem würde dadurch auch der Missbrauch von Jugendlichen erlaubt. Bsp: Ein Vater hätte Sex mit seiner 18 jährigen Tochter - er würde sagen: Ist ja erlaubt.
Nein. Sex von Elternteilen mit minderjährigen Kindern oder Jugendlichen bleibt von der eventuellen Abschaffung des Inzestverbotes (§ 173 StGB) unberührt und ist weiterhin strafbar (§ 182 StGB).
Zuletzt geändert von baumarktpflanze am Do 25. Sep 2014, 15:21, insgesamt 1-mal geändert.
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von rosebowl
#1388581
AndiK. hat geschrieben:Zudem würde dadurch auch der Missbrauch von Jugendlichen erlaubt. Bsp: Ein Vater hätte Sex mit seiner 18 jährigen Tochter - er würde sagen: Ist ja erlaubt.
Mit der Logik muss man sagen, dass Vergewaltigungen jetzt schon erlaubt sind :P
Es geht selbstverständlich ausschließlich um einvernehmlichen Sex. Das hat nichts mit Missbrauch zu tun.

Die einzige Gefahr, sie ich in die Richtung sehe ist, dass Missbrauch unter Geschwistern deutlich schwerer nachzuweisen wäre.
von Extaler
#1388582
rosebowl hat geschrieben:Andererseits ist es halt doch eine heikle Geschichte, bei der schwer einzuordnen ist, wie viele der Bedenken auf realen Problemen und Risiken und wie viele auf Jahrhunderte lang gepflegten Tabus beruhen.
Inwiefern? Die Hauptgegenargumente habe ich doch angesprochen. Dass man es selbst für ein Tabu hält ist ja auch in Ordnung, nur dürfen darauf keine Gesetze fußen.

Die Behinderungen, die auftreten können und häufiger vorkommen als bei nicht verwandten betreffen ebenso behinderte Mitmenschen. Da können wir uns auch nicht einmischen. Es gibt ja auch noch Dinge wie Pränataldiagnostik, die jetzt schon viel eingesetzt wird, bei denen ein Paar sich für eine Abtreibung entscheidet bei bestimmten Behinderungen. Es gab da einen sehr interessanten Thread auf reddit, auf englisch, in dem Eltern von schwerbehinderten Kindern ehrlich erzählen wie es ist. Wie sie allen erzählen wie schön doch alles ist und doch hoffen, dass ihr Kind im Schlaf aufhört zu atmen oder beim spielen in den Verkehr läuft und wie ihre Leben und Ehen praktisch aufgehört haben, weil das Kind alles in Anspruch nimmt und das nicht für ein paar Jahre, sondern Jahrzehnte. Das ist brutal, aber sehr lesenswert:
http://www.reddit.com/r/AskReddit/comme ... _disabled/

Zumal das Gesetz bisher, wenn ich mich nicht irre, eben vor allem auf die Fortpflanzung bedacht war. Ich meine homosexueller Inzest wurde nicht verfolgt.

das ist pervers und würde die Gefahr von Erbschäden beim Nachwuchs erhöhen.
Sollen deiner Meinung nach zwei Menschen mit Downsyndrom auch keine Kinder haben dürfen?

rosebowl hat geschrieben: Die einzige Gefahr, sie ich in die Richtung sehe ist, dass Missbrauch unter Geschwistern deutlich schwerer nachzuweisen wäre.
Auch hier verstehe ich nicht ganz worauf du hinauswillst: Missbrauch ist ja auch in anderen, nicht verwandten Beziehungen oder Beziehungen ohne großen Altersunterschied kaum nachweisbar. Vielleicht haben wir jetzt aber auch andere Vorstellungen von Missbrauch.
#1388583
Extaler hat geschrieben:
rosebowl hat geschrieben:Andererseits ist es halt doch eine heikle Geschichte, bei der schwer einzuordnen ist, wie viele der Bedenken auf realen Problemen und Risiken und wie viele auf Jahrhunderte lang gepflegten Tabus beruhen.
Inwiefern? Die Hauptgegenargumente habe ich doch angesprochen. Dass man es selbst für ein Tabu hält ist ja auch in Ordnung, nur dürfen darauf keine Gesetze fußen.
Weil ein Tabu auch immer eine gesellschaftshistorische Dimension erhält. Das hat was mit Unwissen zu tun, mit Ängsten und mit Traditionen. Und weil aus bestimmten Tabus dann auch Gesetze werden können. Ob das richtig ist, sei dahingestellt. Aber allein aufgrund der langen kulturgeschichtlichen Debatte und der gesellschaftlichen Geschichte ist es eine heikle Geschichte.
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von Basil
#1388587
Das liberale Selbstverständnis hier, was jemand mit jemand anderem wann und wo macht, so lange es einvernehmlich geschieht, geht mich nichts an, ist doch genau so Kulturbefangenheit wie das Pochen auf tradierten Vorstellungen. Ich habe nicht so recht eine Meinung zu diesem Thema, aber allgemein bin ich für mehr Maß und Traditionalismus, für Anstand und Zügelung, weniger liberal und weniger PC, bitte.

Wobei in mir vieles Nein sagt wie Hildegard Knef zu Kokain, der Titel ist auch etwas reißerisch, die Ethikrat fordert eine partielle Lockerung des Inzestverbots, nicht eine Aufhebung, die geschehen soll.
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von LittleQ
#1388627
Aus meiner Sicht halte ich das Gesetz für überflüssig.
1. weil ich aus einer persönlichen Überzeugung heraus glaube, dass sexuelle Selbstbestimmung wichtiger ist als alte Bibeltugenden von richtung und falsch und
2. weil ich nicht glaube, dass ein Gesetz jemand davon abhält Sex zu haben bzw. ein fallendes Gesetz in diesem Fall bewirkt, dass da jetzt eine Masse von Menschen auf einmal wild vögelnd im Bett landen.

Gesellschaftlich geächtet werden Beziehungen in der Familie immer sein und das wird auch in Zukunft die treibende Kraft bleiben, welche, wenn man so will, der entscheidende Faktor gegen die Beziehungen bleibt.
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von Neo
#1388876
Wobei in anderen Kulturkreisen die Beziehung zwischen Cousin und Cousine durchaus legitimiert wird, wenn nicht sogar erwünscht oder arrangiert ist. Das schaut hierzulande dann schon anders, auch wenn es eben legal ist.

Das mit den Behinderungen ist natürlich so eine Sache. Bei den hier angesprochenen Beispielen wie Krebs/Depressionen und den Eltern mit Downsyndrom ist die Prozentzahl der Vererbung schwindent gering. Gerade bei ersteren ist es nicht selten der Fall, dass die Erkrankung im Laufe der Zeit durch ganz andere Faktoren zustande kommt, wenngleich es da natürlich die Dis­po­si­ti­on gibt.
Jemand Bock auf Äpfel und Birnen? - nur um es verständlicher zu machen:
Natürlich haben bspw. Kinder von stark übergewichtigen Eltern oftmals selbst nicht kleine Gewichtsproblemchen, das liegt aber mit Sicherheit weniger an den Genen, als viel mehr an der Lebensweise.

25% Risiko bei Blutsverwandten ist natürlich schon eine deutliche Hausnummer. Aber wie von den meisten hier schon erwähnt, ist das deren Bier.
#1389134
LittleQ hat geschrieben:Gesellschaftlich geächtet werden Beziehungen in der Familie immer sein und das wird auch in Zukunft die treibende Kraft bleiben, welche, wenn man so will, der entscheidende Faktor gegen die Beziehungen bleibt.
Ja, das Tabu wird eine ganze Weile weiter in den Köpfen sein, aber die Abschaffung des Gesetzes würde auf jeden Fall Beziehungen, die schon heute heimlich geführt werden - und wenn ich Domian so höre, dann scheinen es doch eine nicht ganz so geringe Anzahl zu sein -, auf eine andere Basis stellen. Nichtsdestotrotz braucht es dann trotzdem immer noch eine gewisse Lobby, damit das Tabu irgendwann ersetzt werden könnte.
#1400352
Bei dem Thema werden gerne zwei Ebenen vermischt; einmal die Beziehung und andererseits die Familiengründung. Gegen ersteres ist nichts einzuwenden; aber auch bei zweiterem finde ich, dass man auf die Urteilsfähigkeit der betroffenen Personen vertrauen sollte. Wie viele andere Leute mit bestimmten vererbbaren Krankheiten müssen sie halt selbst abwägen, ob sie eigene Kinder möchten, mit künstlicher Befruchtung die Gesundheitswahrscheinlichkeit erhöhen möchten oder kinderlos leben wollen.