#1421579
Waterboy hat geschrieben: ‘Er war 100 Prozent flugtauglich. Ohne jede Auffälligkeit’. Mittlerweise wissen wir es – auch dank der Medien – besser. Und warten auf personelle Konsequenzen bei der Fluggesellschaft.“
Das ist so typisch - man schießt sich auf jemanden ein und macht so lang Druck, bis Köpfe rollen. Die Aussage war blöd formuliert, ja. Er war ganz offensichtlich nicht flugtauglich. Aber er war - was die regelmäßigen Tests angeht - soweit man aktuell weiß ohne Auffälligkeiten. Die Untersuchungen bieten nun mal auch keine 100% Sicherheit. Er hatte ja schon einige Jahre Erfahrung, was Psychologen angeht - viele lernen dann wohl auch, psychische Stabilität vorzugaukeln. Er wollte fliegen, und er wußte, was er den entsprechenden Leuten dafür erzählen muss. Ich finde nicht, dass man das dem Chef der Fluglinie vorwerfen kann...

Interessant finde ich ja, wie wenig Medien offensichtlich zur Selbstkritik fähig sind. Nein, ihr habt nicht alles richtig gemacht, und weder "es wissen doch eh alle", noch "die Leute wollen es" ist ein Gegenargument.
"Echtzeit-Medienkritik" klingt allerdings wirklich interessant. Die gesamte Berichterstattung ist so schnell, dass man sich vielleicht wirklich fragen muss, wie weit die Medien überhaupt noch die Chance haben, in Ruhe ihre Berichterstattung vorzubereiten. Gut, es gibt gewisse Grundsätze, die trotz allem nicht verletzt weredn dürfen. Und da gehört für mich z.B. dazu, dass man möglichst wenig spekuliert und sich soweit möglich an reine Fakten hält, dass nicht sofort ein Foto inklusive Klarnamen kursiert, dass keine Fotos vom Haus der Familie veröffentlicht werden.... Aber dass es in der schnellebigen Medienlandschaft schwer ist, seriös und trotzdem zeitnah zu berichten, glaube ich...
#1421591
Nein, er war aktuell nicht flugtauglich.
Er litt wohl unter einer bipolaren Störung, für die esnach derzeitigem Stand der Forschung keine Heilung gibt, mit Medikamenten können nur die Symptome abgeschwächt werden.
Außerdem war er krank geschrieben für den Tag.
Da wurde massiv Mist gebaut, Lufthansa und Germanwings haben einen psychisch nicht für diesen Job geeigneten Piloten fliegen lassen. Daher muss es Konsequenzen geben
#1421592
Das sage ich doch, dass er nicht flugtauglich war. Die entscheidende Frage ist, ob das auch erkennbar war.
Soweit ich weiß, ist seine Krankenakte noch nicht veröffentlicht, was genau er hatte weiß man also nicht. Was bekannt ist, ist, dass er Jahre vor seiner Ausbildung in Behandlung war, dann sämtliche Zugangstests bestanden hat, und dass er seine Krankschreibung verheimlicht hat. Wenn keiner wußte, dass er immernoch krank ist, kann man auch keinem was vorwerfen. Höchstens vielleicht denen, die die Tests durchgeführt und seine Probleme nicht erkannt haben.
#1421609
Rose, ich muss dir widersprechen. Wenn damals richtig untersucht und diagnostiziert wurde, müssen sie von der bipolaren Störung gewusst haben. Es ist bekannt, dass diese nicht heilbar ist.
Er hätte nicht fliegen dürfen.

Und wenn sie nicht Bescheid wussten, sind die psychologischen Tests unzureichend.

Es ist die Verantwortung von Arbeitgebern, deren Angestellte so große Verantwortung über Menschenleben tragen, sowas zu wissen und sicher damit umzugehen.
#1421610
Wie möchte man denn bitte Bipolarität diagnostizieren? Depressive Phasen (vor allem auch manische) kann jeder Mensch mal haben, das bleibt nicht unbedingt gleich ein Leben lang. Mal davon abgesehen, dass sich man das gut verstecken kann und es letztendlich auch nicht so wahrgenommen oder artikuliert wird, wenn man die Selbsteinsicht nicht hat. Kein Arzt und kein Psychologe der Welt würde einem in die Depressionen quatschen. Die klaren Anzeichen müssen da schon vom Patienten kommen und eben auch artikuliert werden.
#1421612
Vor allem wird ja auch nicht umsonst grad das Thema Schweigepflicht diskutiert - wenn es jemandem 'privat' diagnostiziert wird und er es partout verheimlichen will, dann schafft er das vermutlich auch.
#1421616
Du fragst nicht gerade ernsthaft, wie man bei einer psychologischen Untersuchung eine psychische Krankheit diagnostiziert und stellst damit die entsprechenden Kompetenzen in Frage?!
Natürlich kann man das diagnostizieren, wie jede in ICD und DSM vorkommende psychische Krankheit, sonst könnte man ja auch nicht entsprechend Symptome behandeln.
#1421617
Diagnose bipolarer Störung :
http://www.psychose.de/wissen-ueber-psychosen-58.html

Die Diagnose gab es offensichtlich,
die angeblich gefundenen mehreren Psychopharmaka lassen darauf schließen, dass er wegen bipolarer Störung behandelt wurde. Da braucht es mindestens zwei verschiedene Medis für die unterschiedlichen Extreme.

Anzeichen für psychische Krankheiten, die gegebenenfalls verfolgt werden sollten, um zu einer Diagnose zu finden, sollte und muss eine psychologische Untersuchung finden.
Zuletzt geändert von Tanja Timanfaya am Di 31. Mär 2015, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
#1421625
Natürlich stelle ich da alles in Frage, weil du schlicht und ergreifend bei jeder Person in bestimmten Phasen des Lebens so etwas feststellen kannst. Wenn es so präzise und einfach wäre, dann könnte man Menschen medikamentös richtig einstellen (oder mit der Zeit könnte man es selbst gut einschätzen) und der Drops ist gelutscht. So einfach ist es aber eben nicht, weil es eben stark schwankt und die schwere einer solchen Erkrankung lässt sich eben erst erörtern indem der Mensch als solches kooperativ ist, das Problem selbst erkennt und auch ernst nimmt.
Fun Fact am Rande: Das steht im ersten Satz des Links, den du postetest.
#1421630
Stefan hat geschrieben:Bitte einmal tief Luft holen, bevor hier die nächste Streitdiskussion ausbricht ;)
Ach, Tanja hat doch eh immer Recht, da braucht man doch nicht streiten ;)
#1421631
Ja, Neo, du übersiehst hier den Knackpunkt: offensichtlich war der Pilot kooperativ und an einer Therapie interessiert, offensichtlich gab es eine gesicherte Diagnose.

Wieso man da so sicher sein kann?
1. Es gibt eine Diagnose, die offensichtlich in seiner Krankenakte steht.
Die gäbe es nicht, wenn er keine Hilfe gesucht hätte, nie kooperativ gewesen wäre. Wenn du deine Stimmungsschwankungen normal findest, suchst du keine Hilfe. Wenn der Arzt sie nicht für ausreichend für eine Diagnose erachtet, stellt er sie nicht.
2. Er war regelmäßig beim Psychiater.
3. Er hatte Medikamente, mehrere Psychopharmaka. Warum sollte er die besorgen, wenn er sie nicht nutzt, Psychiater verschenken die nicht einfach so als Geschmacksproben ;-)

Sorry, aber die Diagnose, die offensichtlich von den Ermittlern nach Einsicht in die Krankenakte veröffentlicht worden ist, in Frage zu stellen, ist doch wenig zielführend.
Lufthansa und Germanwings müssen hier Lösungen finden, psychische Erkrankungen, die möglicherweise fluguntauglich machen, bei ihren psychologischen Untersuchungen zu finden. Warum sonst macht man diese Untersuchungen...
#1421647
Neo hat geschrieben:Mal davon abgesehen, dass sich man das gut verstecken kann und es letztendlich auch nicht so wahrgenommen oder artikuliert wird, wenn man die Selbsteinsicht nicht hat. Kein Arzt und kein Psychologe der Welt würde einem in die Depressionen quatschen. Die klaren Anzeichen müssen da schon vom Patienten kommen und eben auch artikuliert werden.
Genau das meinte ich.
Er war in psychologischer Behandlung, ja. Aber ob es tatsächlich eine Diagnose gab, die auf eine unheilbare (!) Störung hinweist, ist soweit ich weiß nicht offiziell klar. Sonst hätte er ja seinen Pilotenschein gar nicht machen können, die Behandlung unter anderem wegen Selbstmordgefahr war ja vorher. Also hat er es ganz offensichtlich geschafft - entweder, weil ihm zu dem späteren Zeitpunkt die Einsicht fehlte, dass er ein Problem hat, oder weil er es gezielt drauf angelegt hat - seine aktuelle Erkrankung zu verheimlichen. Und da wäre ich halt sehr vorsichtig damit, das dem Chef des gesamten Konzerns (!) oder auch nur seinen direkten Vorgesetzten vorzuwerfen. Die sind nun mal weder Psychologen, noch Hellseher. Die müssen sich auf die Tests verlassen, die die Experten machen.

Es mag ja durchaus sein, dass fehler gemacht wurden. Mir geht es halt nur zu schnell, dass da personelle Konsequenzen geforert werden. Erstmal muss man in Ruhe und vor allem sehr genau abklären, was da wirklich gelaufen ist...
#1421667
Neo hat geschrieben:Fun Fact am Rande: Das steht im ersten Satz des Links, den du postetest.
Fun Fact Nr. 2: Die von ihr zitierte Seite stammt von einem Medikamentenhersteller, der natürlich Psychopharmaka usw. vertreibt.

NTV meldete grad, das der Copilot tatsächlich die Lufthansa über eine Erkrankung informiert hat. Aber dort nannte man es grad eine "depressive Phase", was natürlich sprachlich eine Depression an sich wieder abschwächt.
#1421675
So, Leute, ich mach hier jetzt mal die forale Merkel-Raute und bitte noch einmal im Guten, hier diese persönlichen Sticheleien zu unterlassen. Es dürfte doch machbar sein, eine sachliche Gesprächsebene zu finden, ohne dass nach drei Postings wieder rumgezankt wird. Ich habe da vollstes Vertrauen in euch.
#1421676
Mag sein, dass die Inhalte der Seite korrekt sind. Mag auch sein, dass die Uniklinik Hamburg sie betreut. Aber für einen Laien im Bereich Psychologie hat das doch trotzdem Geschmäckle, wenn die Seite von einem Hersteller für Psychopharmaka bereitgestellt (also gesponsort) wird. Warum soll ich das dort geschriebene als richtig hinnehmen? Das ist, als würde Burger King eine Seite zur Ernährungsberatung bereitstellen. Da würde ich auch nicht alles Wort für Wort akzeptieren was dort steht.

Ein alternativer Link ohne Geschmäckle würde da vielleicht schon weiterhelfen, um uns "richtig" zu informieren.
#1421678
Was hat denn bitte das persönliche Verhältnis verschiedener User damit zu tun, was für eine Quelle das ist? Also ich muss sagen, ich bin auch skeptisch, wenn ein Pharma-Vertreiber über Krankheiten und möglichst noch die passenden Medikamente und Behandlungen informiert...

In der Tagesschau war gerade die Rede davon, dass er im Rahmen der Unterbrechung seiner Ausbildung die Lufthansa informiert hat, anschließend sämtliche Tests nochmal machen musste wie ein externer neuer Bewerber, und erst dann weiter machen durfte. Das klingt für mich ehrlich gesagt nicht besonders fahrlässig...
#1421680
rosebowl hat geschrieben: In der Tagesschau war gerade die Rede davon, dass er im Rahmen der Unterbrechung seiner Ausbildung die Lufthansa informiert hat, anschließend sämtliche Tests nochmal machen musste wie ein externer neuer Bewerber, und erst dann weiter machen durfte. Das klingt für mich ehrlich gesagt nicht besonders fahrlässig...
Finde ich auch nicht. Klingt eher so, als hätte er gewusst, was er zu tun hat, um die Tests zu bestehen. Wenn jemand gut im Lügen und manipulieren ist, ist bestimmt alles möglich.
#1421681
Persönliche Stichelei entfernt / - Fernsehfohlen

Grad dann die Meldung, alle Leichen seien geborgen. Ich hoffe, dass zumindest alle Angehörigen eine Möglichkeit des Begräbnisses bekommen :( Es hieß ja erst, die Identifizierung wäre denkbar schwierig.
#1421682
Naja, Kiddow, letztlich hat aber jede Quelle irgendeinen Beigeschmack, zumindest für Laien . Zu viele Laien mitgeschrieben, von einer Klinik betrieben, Autor arbeitet bevorzugt mit einem bestimmten Hersteller zusammen.

ICD und DSM können zwar als neutral gelten, listen aber nur Symptome und Diagnosekriterien, nicht Therapien und Prognosen.

Was aber nichts daran ändert, dass die Quellen korrekt die heute wissenschaftlich bekannte Faktenlage benennen.

Wenn er seinen Ausbilder über die bipolare Störung informiert hat, hätte er seinen Flugschein auch später nicht machen dürfen. Spon hat das heute mittag glaub mal erklärt, sonst Huffington Post schon vor ein paar Tagen. Bitte selbst suchen, ich kann schon wieder nichts einfügen.
#1421696
Naja, ich weiß nicht, ob wir wirklich besser als die Lufthansa-Ausbilder beurteilen können, wer fähig ist, die Ausbildung zu machen. Jedenfalls haben sie sich anscheinend an die anerkannten Auswahlkriterien gehalten, ihn sogar, obwohl er schon in der Ausbildung drin war, nochmal alle Tests von Anfang an machen lassen. Das spricht meiner Meinung nach schon dafür, dass man wegen der bekannten psychischen Probleme sehr vorsichtig war.
Wie gesagt - sollten da Fehler passiert sein, müssen die Verantwortlichen natürlich die Konsequenzen tragen. Aber Fehler sind in dem Zusammenhang für mich Verletzungen von Vorschriften, nicht die Tatsache, dass man jetzt im Nachhinein weiß, dass er offensichtlich doch nicht stabil war. 5 Euro ins Phrasenschwein, aber: Hinterher ist man immer schlauer.

Und so tragisch das ist: Eine absoluite Sicherheit, dass jemand ncht durchknallt, wird es nie geben. Die hat man aber auch bei zum Testzeitpunkt psychisch gesunden Menschen nicht.
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