- Fr 26. Aug 2005, 07:06
#45516
Also wenn, dann lag der Untergang der Ost-Wirtschaft an verschiedenen Faktoren:
1. Mangelnde Marktkontrolle zwischen Nov. 1989 und Okt. 1990. Sowohl unter Modrow als auch unter de Maiziere konnten die Westfirmen im Osten machen was sie wollten, und haben die dortige Wirtschaft mit ihren Preisen totgekriegt, denn sie waren ja konkurrenzlos günstig im Gegensatz zum Konsum, H&O usw.
2. Westfanatismus der Ostdeutschen, die plötzlich nur noch westdeutsche Waren wollten. Erst Mitte bis Ende der 1990er hat man dort wiederentdeckt, wie gut Spreewaldgurken schmecken und dass auch Milch aus Brandenburg trinkbar ist. (und mittlerweile wird sogar westd. Kartoffelsalat mit Spreewaldgurken verfeinert, so können sich Zeiten ändern)
3. Die Treuhand war eher dafür da, die Ostbetriebe schnell zu privatisieren (und somit vom Hahn des Staates zu kriegen) oder sie zu verkaufen an private Investoren und Firmen. Leider war es ihr sowohl organisatorisch als auch von der Grundintension her völlig unmöglich, Konzepte für die Ostbetriebe zu entwickeln, durch die diese hätten gerettet werden können. Somit kam es auf das jeweilige persönliche Engagement der Investoren an und es gab nunmal nicht nur Investoren, die die Betriebe erhalten wollten.
4. Die Betriebe verloren den Ostmarkt. Bis 1989 hatten die Warschauer Pakt-Staaten die meisten Waren übernommen. Doch danach wollte man von DDR-Produkten nichts mehr wissen, nachdem man jetzt Zugang zu Westprodukten hatte... und Produkte, die die Ex-DDR brauchte, mussten auch plötzlich zu Westpreisen bezahlt werden.
Somit, MM, ist es halt nicht ganz so einfach zu sagen, man hätte die Betriebe nicht schließen dürfen, sie haben ja nicht freiwillig geschlossen, sondern sind in Konkurs oder in die Abwicklung geraten.
Allerdings muss ich sagen, hat man mittlerweile doch gesehen: 2 Bio. Euro für die Ex-DDR waren zuwenig! Und vor allem hat die Politik verschlafen, rechtzeitig für Ostprodukte zu werben, sonst gäbe es heute noch mehr alte Namen wie Spee, Spreewaldgurken oder Carl Zeiss. Jedoch ist mittlerweile der Osten in einigen Gebieten wieder im Aufschwung.
@MM: Du darfst auch eines nicht vergessen: Die Wirtschaft der DDR war für ihre Verhältnisse zu groß, nicht nur an Arbeitsplätzen, nein auch weil sie ja bis 1990 den gesammten Osten Europas mit chemischen und Hochelektronikartikeln versorgten. Eigentlich waren nämlich, abgesehen von den Gebieten in Sachsen und Thüringen, die neuen Bundesländer immer Agrarländer gewesen, die Kornkammern des preussischen Staates.