Benutzeravatar
von Herr Vorragend
#1440603
Hallo,

ich möchte hiermit einfach mal die Einrichtung eines "Quotenmeter-Debattierclubs" anregen und vorsichtig anfragen, ob es für so etwas hier zumindest bei ein paar Leuten Interesse gäbe.

Persönlich habe ich mit Debattierclubs keinerlei Erfahrung, vermutlich geht das ja auch den meisten anderen hier so.
Ich finde aber das Grundprinzip der Debattierclubs sehr reizvoll, das (soweit ich das richtig verstehe) in etwa folgendermassen ist:

1. Es wird ein bestimmtes Debatten-Thema festgelegt, sowie zwei dieses Thema betreffende, KONTRÄRE Standpunkte.
2. Es melden sich Teilnehmer an, die an der Debatte teilnehmen wollen.
3. Die beiden Standpunkte werden ZUFÄLLIG an die Teilnehmer verteilt, und die Teilnehmer müssen dann in der Debatte den ihnen zugewiesenen Standpunkt verteidigen, egal ob dieser ihrer persönlichen Einstellung entspricht oder nicht

Dieser dritte Punkt ist der entscheidende, weil er automatisch dafür sorgen dürfte, dass die Debatte auf einem hohen, sachlichen Niveau geführt wird, und nicht wie die meisten Internet-Debatten schnell in Grubenkämpfe und persönliche Beleidigungen ausartet:
- andere Teilnehmer für ihren Standpunkt in der Debatte persönlich anzugreifen/zu beleidigen ist sinnlos bzw. dämlich, weil dieser Standpunkt ihnen ja eh nur zugelost wurde und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht der persönlichen Überzeugung des Teilnehmers entspricht. Welche persönlichen Standpunkt die Teilnehmer zum Debattenthema haben, sollten sie erst nach dem offiziellen Ende der Debatte preisgeben.
- durch die zufällige Auslosung der Standpunkte wird auch ein anderes typisches Problem von Internet-Diskussionen, politischen Talkshows etc. vermieden, nämlich dass die Standpunkte nicht gleichmässig verteilt sind, sondern die eine Seite von einer kleinen Minderheit vertreten wird und die andere Seite von einer klaren Mehrheit (die dann üblicherweise schon rein quantitativ in der Debatte die Oberhand hat)

In der praktischen Umsetzung würde ich mir das momentan so vorstellen, dass es einfach einen (oder mehrere, für jedes debattierte Thema einen eigenen) "Debattierclub"-Thread(s) gibt. In diesem(n) Thread(s) sollten halt nur Leute posten, die sich am Anfang der Debatte als Teilnehmer angemeldet haben - denn wer einfach irgendwann in einem "Debattierclub-Thread" postet, über den er gerade zufällig stolpert, der verteidigt ja nicht einen ihm zufällig zugewiesenen Standpunkt, sondern einfach seinen eigenen.

Bei normalen Debattierclubs werden Debatten wohl üblicherweise als Wettbewerb durchgeführt (wenn ich das richtig verstehe), und eine Jury bewertet am Ende der Debatte, wer am besten/überzeugendsten argumentiert hat. Das könnte man hier vielleicht so lösen, in dem nach der Debatte jeder Teilnehmer den Namen eines ANDEREN Debattenteilnehmers nennt, der seiner Meinung nach am besten debattiert hat. Aber vielleicht macht es auch Sinn, auf einen derartigen Wettbewerbs-Aspekt gleich komplett zu verzichten, und die Teilnehmer einfach nur deshalb teilnehmen, um ihre eigenen Argumentationsfähigkeiten zu trainieren?

Kommentare? Anregungen? grundsätzliches Interesse?

(p.s.: Ich wusste nicht so recht, in welches Unterforum dieser Thread am besten passt. Wenn es ein anderes Unterforum gibt, das nach Meinung eines Moderators besser passt -> bitte einfach verschieben.)
#1451343
Jetzt hat sich niemand auf diese Idee hier gemeldet, aber ich will sie auch nicht einfach im Forenkeller verschwinden lassen.

Die Frage, die sich im Rahmen des Debattierclubs stellt, ist weniger eine Frage der Regeln, denn viele Debatten hier auf QM laufen auf einem anständigen Niveau. Es ist eher eine Frage des Themas. Gerade im Politik-Bereich ist die Zahl derjenigen, die tatsächlich posten sehr gering, auch wenn die Aufmerksamkeit eines Threads an sich recht groß ist. Allein der Flüchtlings-Thread nebenan zeigt, dass er sehr wohl intensiv wahrgenommen wird, auch wenn eben nur eine Handvoll etwas dazu schreibt.

Insofern stellt sich die Frage, welche Themenbereiche man abgrasen will und inwieweit dann auch neue Gedanken aufkommen. Dazu: Nimmst Du Themen aus dem persönlichen Bereich (Beziehungen / Sexualität), sprichst Du automatisch andere User an, als wenn Du über Doping im Profisport reden möchtest.

Und noch ein anderer Punkt: Im Gegensatz zu Debattierevents, die live stattfinden vor Publikum sind wir hier alle in einem Forum und posten freiwillig, die einen mehr, die anderen weniger, und wir posten dann, wenn wir gerade Zeit haben oder das Interesse groß ist. Es braucht also einen entsprechenden Anreiz. Gerade aus meinem eigenen Engagement aus der Spieleecke weiß ich, dass der Anreiz umso größer sein muss, je schwieriger ein Thema entsprechend umzusetzen ist. Während das Forum bereit ist, sich von 20 verschiedenen Musikstücken berieseln zu lassen, kriegt man fast niemanden dazu motiviert, ein Foto zu einem bestimmten Thema einzureichen. Nur: Ist tatsächlich allein der symbolische "Gewinn" einer Debatte schon Anreiz genug, sich auf ein zeitaufwändiges, ernstes und vor allem auch anspruchsvolles Spielchen einzulassen?

Aber: Die Idee ist toll. Nur bei der Umsetzung habe ich viele Fragezeichen.
Benutzeravatar
von Kunstbanause
#1451380
Damit gewisse Personen sich mit argumentativen Schwanzvergleichen messen können und sich bei einem 'Sieg' einen schütteln können?

Ganz davon abgesehen muss ich hinter dem, was ich argumentiere, auch stehen können. So zu tun, als stünde ich zu meinem mir zugeteilten Standpunkt, halte ich für hochgradig albern.
#1451387
Oh, die Form des Debattierclubs kriegst du in ganz vielen Rhetorikseminaren oder Debattenformaten präsentiert. Da geht es weniger um den Schwanzvergleich als eher darum, auch mal die andere Seite wahrzunehmen. Ob ich am Ende dazu stehe oder nicht, spielt für die Debatte erstmal keine Rolle.

Aber: Es kann natürlich am Ende im Schwanzvergleich enden.
Benutzeravatar
von rosebowl
#1451396
Ich denke auch, das kann schon Sinn machen. Um zu lernen, andere Perspektiven zu sehen und auch ernst zu nehmen, um argumentieren zu lernen, um Themen differenzierter zu sehen etc. Allerdings sehe ich den Sinn auch eher in Rhetorikseminaren etc. In so einem Forum geht es ja in erster Linie darum, seine eigene Meinung kundzutun. Wo der Reiz liegen soll, eine andere Meinung zu vertreten, ist mir in dem Rahmen auch nicht so ganz klar, auch wenn ich die Idee an sich interessant finde.
#1451428
rosebowl hat geschrieben:Wo der Reiz liegen soll, eine andere Meinung zu vertreten, ist mir in dem Rahmen auch nicht so ganz klar, auch wenn ich die Idee an sich interessant finde.
Indem man auch hier versuchen muss, die andere Meinung so zu vertreten wie die eigene. Und das entsprechend schult, gerade weil man durch die schriftliche Form mehr Zeit und Muße hat zu formulieren.
Benutzeravatar
von Herr Vorragend
#1451569
Ich finde ehrlich gesagt in erster Linie einfach die Idee mal sehr interessant, seit ich davon gehört habe.

Möglich, dass ich es schon nach kurzer Zeit doof fände, aber ich würde es halt gerne einfach mal testweise ausprobieren. Typisches Umfeld für solche Debattierclubs sind ja offenbar Hochschulen - aber zu der Zeit als ich noch studiert habe, bin ich leider nicht auf die Idee gekommen. :?

Was mögliche Themen betrifft - da kann man ja offenbar wirklich so ziemlich Alles nehmen, selbst so völlig belanglose Phantasiethemen wie "Blaues Bier - pro oder contra?" (habe ich irgendwo gelesen, weil die genau das Thema in irgendeinem Club debattiert hatten - und kurz danach wurde in der Höhle der Löwen dann tatsächlich blaues Bier vorgestellt).

Ich finde ja übrigens, dass das sogar ein interessantes Konzept für eine kleine mehrteilige TV-Sendung sein könnte:
Ein Rechtsextremist und ein Linksextremist bekommen die Chance, 10000 Euro zu gewinnen.
Der Haken dabei: Wer von beiden die 10000 Euro gewinnt, das entscheidet ein Debattier-Wettstreit am Ende der Sendung - und die beiden Kandidaten müssen in diesem ausgerechnet für die ihnen eigentlich entgegengesetzte Meinung argumentieren. Der "Rechte" gewinnt die 10000 Euro also ironischerweise gerade dann, wenn er bessere "linke" Argumente als der "Linke" rechte Argumente findet, und anders herum.
In der nächsten Sendung dann "Veganer vs. überzeugter Fleischesser" usw. - immer irgendwelche gegensätzlichen Kandidaten, die dann ausgerechnet den Standpunkt vertreten müssen, der ihnen eigentlich zutiefst zuwider ist.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1451972
Wie setzen wir das im Rahmen dieses Forums praktisch um? Gibt es dann einen Spielleiter, der zwei Mitglieder des Forums anfragt, die eine Woche Zeit haben und dann werden zeitgleich beide Beiträge veröffentlicht, damit die Leser eine weitere Woche Zeit haben, die entsprechenden Thesen zu bewerten?

Und wo liegt am Ende der Anreiz? Darf der Gewinner sich einfach nur gut fühlen? Ist er dann Spielleiter? Darf er das nächste Thema bestimmen? Oder muss er seinen Titel verteidigen gegen den Nächsten - mit einem anderen Thema? Und wenn er ihn verteidigen muss - wer hat dann so viel Zeit, um sich freiiwillig der Debatte zu stellen?
Benutzeravatar
von Herr Vorragend
#1452117
baumarktpflanze hat geschrieben:Wie setzen wir das im Rahmen dieses Forums praktisch um? Gibt es dann einen Spielleiter, der zwei Mitglieder des Forums anfragt, die eine Woche Zeit haben und dann werden zeitgleich beide Beiträge veröffentlicht, damit die Leser eine weitere Woche Zeit haben, die entsprechenden Thesen zu bewerten?

Und wo liegt am Ende der Anreiz? Darf der Gewinner sich einfach nur gut fühlen? Ist er dann Spielleiter? Darf er das nächste Thema bestimmen? Oder muss er seinen Titel verteidigen gegen den Nächsten - mit einem anderen Thema? Und wenn er ihn verteidigen muss - wer hat dann so viel Zeit, um sich freiiwillig der Debatte zu stellen?
Sehr gute Fragen, über die ich zumindest leider noch nicht wirklich nachgedacht habe.

Ich schätze, ohne dass man daraus eine Art Wettbewerb macht, hat das Ganze vermutlich wirklich einfach zu wenig Reiz - und grosses Interesse scheint es bisher ja leider eh schon nicht zu geben.
Die Beiträge wirklich fair zu beurteilen, dürfte ein dickes Problem sein - die meisten Menschen dürften (bewusst oder unbewusst) ja dazu tendieren, die Position zur vermeintlich besser begründeten zu wählen, die der eigenen Position am nächsten ist.

Aber egal, die von Dir beschriebene Vorgehensweise finde ich grundsätzlich echt clever:
Die Beiträge werden nicht unter eigenem Usernamen gepostet, sondern per privater Mail an einen Spielleiter geschickt und von diesem dann ohne Nennung des Verfassers veröffentlicht. Ich würde sagen, dass man für diese Phase einige Tage Zeit gibt, und zum Stichtag gilt die Debatte dann als beendet und jeder User der will kann bewerten.

Wenn ich übrigens Dich richtig verstehe, denkst Du an eine Debatte zwischen genau zwei Teilnehmern. Das hatte ich so zwar nicht gedacht; ich hatte eher an zwei gleichgrosse Lager aus mehreren Personen gedacht - und dass evtl. auch gar nicht eine konkrete Person gewinnt, sondern eine Seite - aber das ist vermutlich wirklich nicht sinnvoll. Schon wegen des Anreizes ist es vermutlich besser, dass tatsächlich eine konkrete Person gewinnen kann.
Das Ganze Spiel auf zwei Personen zu beschränken, kommt mir momentan aber doch etwas zu wenig vor. Ich denke es wäre besser, wenn mehr Leute teilnehmen können, oder?
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1452119
Herr Vorragend hat geschrieben:Wenn ich übrigens Dich richtig verstehe, denkst Du an eine Debatte zwischen genau zwei Teilnehmern. Das hatte ich so zwar nicht gedacht; ich hatte eher an zwei gleichgrosse Lager aus mehreren Personen gedacht - und dass evtl. auch gar nicht eine konkrete Person gewinnt, sondern eine Seite - aber das ist vermutlich wirklich nicht sinnvoll. Schon wegen des Anreizes ist es vermutlich besser, dass tatsächlich eine konkrete Person gewinnen kann. Das Ganze Spiel auf zwei Personen zu beschränken, kommt mir momentan aber doch etwas zu wenig vor. Ich denke es wäre besser, wenn mehr Leute teilnehmen können, oder?
Man kann das ja durchaus auf mehrere Personen aufteilen. Jedes Thema besteht ja auch nicht nur aus schwarz und weiß, sondern besteht aus unterschiedlichsten Argumentsbreiten. Im Grunde kann man eine Seite auch doppelt vergeben, weil jeder ja unabhängig und alleine für sich argumentieren muss. Am Ende hat man dann eben fünf verschiedene Beiträge.

Aber nochmal: Wenn ich sehe, dass man bei Snapshot gerade einmal fünf User dazu bekommt, ein Foto zu einem Thema einzusenden, sehe ich bei einer Debatte - auch dann, wenn die Beiträge vorher beschränkt werden auf Zeichenlänge - eher schwarz.
Benutzeravatar
von Herr Vorragend
#1452224
baumarktpflanze hat geschrieben:Aber nochmal: Wenn ich sehe, dass man bei Snapshot gerade einmal fünf User dazu bekommt, ein Foto zu einem Thema einzusenden, sehe ich bei einer Debatte - auch dann, wenn die Beiträge vorher beschränkt werden auf Zeichenlänge - eher schwarz.
Ich weiss leider nicht was "Snapshot" ist (Du schreibst zwar "Aber nochmal:" - aber ich kann auch keine vorherige Erwähnung dieses Begriffs hier im Thread entdecken), daher verstehe ich leider nicht ganz, was genau Du mit diesem Abschnitt sagen willst.
Könntest Du diesen Abschnitt bitte nochmal umformulieren, damit die Aussage klarer wird?
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1452332
Herr Vorragend hat geschrieben:
baumarktpflanze hat geschrieben:Aber nochmal: Wenn ich sehe, dass man bei Snapshot gerade einmal fünf User dazu bekommt, ein Foto zu einem Thema einzusenden, sehe ich bei einer Debatte - auch dann, wenn die Beiträge vorher beschränkt werden auf Zeichenlänge - eher schwarz.
Ich weiss leider nicht was "Snapshot" ist (Du schreibst zwar "Aber nochmal:" - aber ich kann auch keine vorherige Erwähnung dieses Begriffs hier im Thread entdecken), daher verstehe ich leider nicht ganz, was genau Du mit diesem Abschnitt sagen willst.
Könntest Du diesen Abschnitt bitte nochmal umformulieren, damit die Aussage klarer wird?
Snapshot ist ein Spiel aus der Spieleecke, bei dem man Fotos einsenden sollte zu einem bestimmten Thema. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mal eine Runde mit mehr als fünf Teilnehmern gab.
Benutzeravatar
von Herr Vorragend
#1453252
baumarktpflanze hat geschrieben:Snapshot ist ein Spiel aus der Spieleecke, bei dem man Fotos einsenden sollte zu einem bestimmten Thema. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mal eine Runde mit mehr als fünf Teilnehmern gab.
Achso, Danke für die Erklärung.

Ich vermute aufgrund dieser Erklärung mal, dass Du mit Deinem vorherigen Posting aussagen wolltest, dass hier im Forum im Endeffekt wohl einfach zu wenig Interesse besteht, sich an so etwas zu beteiligen - und sehe es leider genauso. :?
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1453256
So siehts aus. Aber im neuen Jahr kann man in der Spieleecke durchaus mal eine Runde starten. Hier ist es wirklich sinnlos. Ich empfehle für die Eröffnung eine Musikdebatte.