von BungaBunga
#1462840
Aktuell sind zwar noch nicht alle Wahlstimmen ausgewertet, aufgrund des komplexen Abstimmverfahrens, das heißt es handelt sich bei den meisten Ergebnissen um Vorläufige Ergebnisse bzw. Trendergebnisse, das heißt es wurden erstmal nur die Stimmen gewertet die nach Partei also Wahlliste abgegeben wurden. Bei den vorläufigen Ergebnissen sind schon erweiterte Auswertungen eingeflossen.

Die Ergebnisse sind derzeit also noch nicht endgültig aber dennoch schon aussagekräftig.

Bedauerlich ist, dass auch in Hessen und hier betrifft das sämtliche Regionen und Kommunen, wo die AfD antrat ziemlich hohe Werte erreichte. Diese bewegen sich im Schnitt um die 12-20 Prozent.

Erschreckend ebenfalls, es gibt in Nord und Mittelhessen kleinere und mittelgroße Kommunen wo die NPD ebenfalls zweistellige Werte erreichte. Scheint mir in dieser Form was Hessen angeht neu zu sein.

Die CDU hat landesweit im Schnitt leicht verloren. Die SPD und die Grünen hingegen haben kommunal teilweise wirklich kräftig verloren. Man kann sagen, dass die AfD überwiegend zu Lasten von SPD und Grünen starke Zugewinne erlangte. Die Linke spielt von wenigen Ausnahmen abgesehen in Hessen auf kommunaler Ebene kaum eine Rolle. Dies gilt auch für die FDP, die mancherorts leichte Zugewinne verbuchen kann aber insgesamt doch Zuspruch verlor. Weiterhin sind auf kommunaler Ebene vielerorts lokale Bürgerinitiativen und Wahlbündnisse erfolgreich.

Hier nochmal das Trendergebnisse zur Kommunalwahl in Hessen 2016
bisher basierend auf Partei bzw. Wahllistenstimmen.

CDU 28,2
SPD 28,0
Grüne 11,6
FDP 6,3
DIE LINKE 3,7
PIRATEN 0,6
AfD 13,2
NPD 0,3
Wählergruppen 7,1
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von Herr Vorragend
#1462853
BungaBunga hat geschrieben:Bedauerlich ist, dass auch in Hessen und hier betrifft das sämtliche Regionen und Kommunen, wo die AfD antrat ziemlich hohe Werte erreichte. Diese bewegen sich im Schnitt um die 12-20 Prozent.

Erschreckend ebenfalls, es gibt in Nord und Mittelhessen kleinere und mittelgroße Kommunen wo die NPD ebenfalls zweistellige Werte erreichte. Scheint mir in dieser Form was Hessen angeht neu zu sein.
Die teilweise wirklich unglaublich hohen Werte der NPD haben mich ja mal echt überrascht.
Wobei bei denen wirklich interessant ist, dass die NPD halt wirklich immer nur dort gut abgeschnitten hat, wo die AfD gar nicht erst angetreten ist - wo die AfD angetreten ist, da hat die NPD ja offenbar genauso schlecht abgeschnitten wie eh und je. Offensichtlich waren die NPD-Wähler zu 99% Leute, die eigentlich AfD wählen wollten, aber nicht konnten.

Ausserdem zeigt es, dass die meisten AfD-Wähler Protestwähler waren, die durch ihre Wählerstimme primär ihre Unzufriedenheit mit der Flüchtlingspolitik der etablierten Parteien ausdrücken wollten.
Was durchaus ein gutes Zeichen ist - weil man vermuten kann, dass für die Mehrheit dieser AfD-Wähler kein Motiv mehr besteht, die AfD zu wählen, sobald die Flüchtlingsproblematik erst einmal gelöst wurde.
BungaBunga hat geschrieben:Die CDU hat landesweit im Schnitt leicht verloren. Die SPD und die Grünen hingegen haben kommunal teilweise wirklich kräftig verloren. [...]
Dies gilt auch für die FDP, die mancherorts leichte Zugewinne verbuchen kann aber insgesamt doch Zuspruch verlor.
CDU: -5,5%
SPD: -3,5%
FDP: +2,4%
Dass die SPD "kräftig", die CDU hingegen nur "leicht" verloren hat, stimmt nicht: Die CDU hat landesweit deutlich mehr verloren. Und dass die FDP insgesamt an Zuspruch verloren hat, ist schlicht falsch - denn sie haben nicht verloren, sondern vielmehr ca. 60% mehr Stimmen als beim letzten Mal. Wirklich übel ist es allerdings wirklich für die Grünen - die haben im Vergleich zur letzten Wahl ca. 37% ihrer Wählerstimmen eingebüsst, das ist schon ein dramatischer Verlust.
von BungaBunga
#1462854
Richtig lesen bitte, ich schrieb das die SPD und die Grünen kommunal teilweise massiv abgegeben haben. Das hier sind ja die auf das Land Hessen bezogenen Werte da ist das in der Form dann nicht ersichtlich. Wenn man sich verschiedene Kommunen und Landkreise anschaut zeigt es sich wie beschrieben.
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von vicaddict
#1462858
Herr Vorragend hat geschrieben:Was durchaus ein gutes Zeichen ist - weil man vermuten kann, dass für die Mehrheit dieser AfD-Wähler kein Motiv mehr besteht, die AfD zu wählen, sobald die Flüchtlingsproblematik erst einmal gelöst wurde.
Genau. Weil sich das Thema auch einfach so in Luft auflösen wird. Das wird Deutschland über Jahre hinweg begleiten. Davon abgesehen bekam die AfD schon durch die Griechenlandkrise Aufschwung. Und wer weiß schon, was als nächstes kommt? Die haben selbst den Abspaltungsprozess von Lucke überlebt und sind sogar stärker denn je. Warum sollte die Partei wieder verschwinden? Sie etablieren sich als rechts-konservative Randpartei neben der Union.
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von Kaffeesachse
#1462866
Im NPD-Verbotsverfahren gab's doch neulich das Argument, dass die NPD doch so unbedeutend sei und die ja eh keiner wählt und man sie deshalb doch nicht verbieten müsse. Interessant.
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von Herr Vorragend
#1462867
vicaddict hat geschrieben:Weil sich das Thema auch einfach so in Luft auflösen wird. Das wird Deutschland über Jahre hinweg begleiten. Davon abgesehen bekam die AfD schon durch die Griechenlandkrise Aufschwung. Und wer weiß schon, was als nächstes kommt? Die haben selbst den Abspaltungsprozess von Lucke überlebt und sind sogar stärker denn je.
vicaddict hat geschrieben:Warum sollte die Partei wieder verschwinden? Sie etablieren sich als rechts-konservative Randpartei neben der Union.
Von Verschwinden habe ich nichts gesagt.
Aber obwohl auch ich davon ausgehe, dass uns das Thema "Flüchtlinge" (eigentlich sollte man besser Asylbewerber sagen) grundsätzlich noch lange Zeit beschäftigen wird, glaube ich dennoch: Nicht in diesem Ausmass, wie es in den letzten Monaten fast das einzige Thema in den Medien war. Sobald Asylbewerber sich ihr Zielland nicht mehr selbst aussuchen können, wird der Migrationsstrom nach Europa denke ich schnell stark nachlassen. Damit einhergehend wird auch die Medienberichterstattung irgendwann stark nachlassen, und wenn das Thema nicht mehr in den Medien so präsent ist, wird es die Menschen meiner Meinung nach auch nicht mehr so verunsichern wie jetzt.

Und dann dürften auch die Wahlergebnisse für die AfD deutlich zurückgehen - aber vermutlich nicht in dem Masse, dass die Partei dann schlagartig komplett in der Bedeutungslosigkeit verschwinden würde. Ich denke auch, dass die AfD zumindest die nächsten paar Jahre überall über 5% kommen wird und damit als etabliert gelten muss.
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von Herr Vorragend
#1462875
Kaffeesachse hat geschrieben:Im NPD-Verbotsverfahren gab's doch neulich das Argument, dass die NPD doch so unbedeutend sei und die ja eh keiner wählt und man sie deshalb doch nicht verbieten müsse. Interessant.
Die Einschätzung der Verfassungsrichter ist und bleibt völlig korrekt. Dass die NPD in ein paar Kommunen, die so klein sind, dass die AfD dort bislang nicht einmal antritt, erstaunliche Wahlergebnisse von Protestwählern holt, die eigentlich gar nicht NPD wählen wollten, hat nun mal herzlich wenig Aussagekraft auf den gesamtpolitischen Einfluss der NPD. Genauso wenig wie die Tatsache, dass die NPD auch in manchen Teilen Ostdeutschlands in der Vergangenheit bereits beachtliche Wahlergebnisse hatte.

Was den tatsächlichen Einfluss der NPD betrifft, ist das Trendergebnis der NPD von gerade mal 0,3% viel aussagekräftiger als irgendwelche zweistelligen Werte in irgendeinem hessischen Kaff.

EDIT: Witziges Kuriosum übrigens zur Kommunalwahl:
In Sensbachtal im Odenwald war die Wahlbeteiligung mit 64,8% deutlich überdurchschnittlich hoch - gleichzeitig waren fast 96% der Stimmen ungültig. :!:

Des Rätsels Lösung: Dort stand nur eine einzige Partei/Wählergemeinschaft zur Wahl, die holte dementsprechend auch 100% der gültigen Stimmen, und die ganzen Ungültig-Wähler wollten wohl bloss ihren Protest ausdrücken.
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von baumarktpflanze
#1463025
Des Rätsels Lösung mit dem riesigen Anteil ungültiger Stimmen im Sensbachtal steht heute in der Süddeutschen Zeitung. Der parteilose Bürgermeister sagt darin:
Bürgermeister Egon Scheuermann hat geschrieben:Es handelt sich schlicht und einfach um einen Eingabefehler. Eine Zahl ist in die falsche Spalte gerutscht. Wir hatten 527 abgegebene Stimmen, bei 813 Wahlberechtigten. 42 Stimmen waren ungültig. (...) Ich habe noch versucht, das Statistische Landesamt telefonisch zu erreichen, um den Fehler zu korrigieren. Das hat aber nicht geklappt. (...) Ich finde übrigens, von dieser Wahl gäbe es Wichtigeres zu berichten.
Damit sind nur rund 8 Prozent der Stimmen ungültig. Und recht hat der Mann.
[Auch gestern @ stern.de]
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von rosebowl
#1463027
So schnell ist eine Geschichte entzaubert :D
Ich hatte mich auch gewundert, als darüber berichtet wurde. Aber das klingt logisch. Wer schon mal Wahlhelfer war, kann sich sowas gut vorstellen...
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von Herr Vorragend
#1463052
baumarktpflanze hat geschrieben:Damit sind nur rund 8 Prozent der Stimmen ungültig. Und recht hat der Mann.
[Auch gestern @ stern.de]
Schade, die Geschichte war irgendwie witzig. Aber das klingt als Erklärung in der Tat deutlich plausibler, als dass 95% extra ungültig gewählt haben sollten, obwohl das auf das Endergebnis ja gar keinen Einfluss hätte.