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von Nerdus
#1465787
Süddeutsche Zeitung hat geschrieben:Das sind die Panama Papers
Vor über einem Jahr kontaktierte eine anonyme Quelle die Süddeutsche Zeitung und übermittelte auf verschlüsseltem Weg interne Dokumente der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca. Eine Firma, die weltweit anonyme Briefkastenfirmen verkauft, mit deren Hilfe sich wiederum so ziemlich alle Geschäfte verschleiern lassen. Auch die schmutzigen.

Aber es blieb nicht bei ein paar Dokumenten. Es wurden über die Monate mehr, bis am Ende rund 2,6 Terabyte Daten im Besitz der SZ waren: Das größte Leak, mit dem Journalisten je gearbeitet haben. Die Quelle verlangte dafür kein Geld und keine Gegenleistung, außer ein paar Maßnahmen zur Sicherheit.

Die Daten geben einen seltenen Einblick in eine Welt, die eigentlich nur im Verborgenen existieren kann. Sie belegen, wie eine globale Industrie, angeführt von großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, die Besitztümer von Politikern, Fifa-Funktionären, Betrügern und Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten und Sport-Stars in aller Verschwiegenheit verwaltet.

Die Kooperation
Die Süddeutsche Zeitung hat sich dafür entschieden, die Dokumente gemeinsam mit dem International Consortium for Investigative Journalists (ICIJ) auszuwerten. Das ICIJ hatte zuvor bereits die Recherchen an Projekten wie Offshore-Leaks, Lux-Leaks und Swiss-Leaks koordiniert, an denen die SZ auch beteiligt war. Panama Papers ist die größte bislang dagewesene grenzüberschreitende Zusammenarbeit dieser Art: Rund 400 Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern recherchierten in den vergangenen zwölf Monaten in den Dokumenten. Darunter waren zum Beispiel Teams des Guardian und der BBC in England, von Le Monde in Frankreich und La Nación in Argentinien. In Deutschland arbeiteten Journalisten von SZ, NDR und WDR mit, in der Schweiz die Sonntagszeitung, in Österreich das Wochenmagazin Falter und der ORF. Das genaue Vorgehen wurde bei mehreren Treffen in Washington, München, London und Lillehammer abgestimmt.
Alter Falter :shock:
#1465793
Na dann mal Glückwunsch der SZ. Von dem Coup können andere nur träumen. Gestern im Halbschlaf den Ticker nicht wirklich verstanden, aber die Aufmachung allein sprach schon Bände. Alles sehr genial gemacht.
Panama Papers - Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes
Das klingt schon wie eine coole Serie über Parallelstrukturen. Schöner könnte man sich das nicht ausdenken.

Heute Abend dann gleich eine Die Story im Ersten dazu.
#1465801
Man darf gespannt sein, was noch so kommt, gerade die Ankündigung, dass auch zu den USA noch Daten kommen. Das freut die Vorwahlen.

Der isländische Premierminister dürfte wohl das erste Opfer werden (und die Piratenpartei dadurch einen ziemlichen Beliebtheitsschub bekommen, auch spannend). Australien und Neuseeland ermitteln schon fleißig wegen Steuerhinterziehungen – und die FIFA darf bei einem guten Skandal natürlich auch nicht fehlen: http://panamapapers.sueddeutsche.de/art ... c3495ae00/
#1465818
Man muss sich in diesem Jahr echt keine Sorgen mehr machen, dass es nichts zu berichten gibt. Soll mir recht sein. Dann kommt man wenigstens nicht durcheinander und kann nach und nach immer einen Artikel lesen. Ich scrolle auch gerade und bin sehr angetan.

Ja, Fifa und Putin überraschen natürlich ungemein.
#1465839
Putin und FIFA sind wirklich nicht überraschend, aber viele Vermutungen erhärten sich. Es gibt handfeste Fakten, auf die man aufbauen kann, das kann viel Wert sein.

Ich bin gespannt, ob auch Cameron über den Skandal stürzt.

Da steckt echte Fleißarbeit dahinter. Ich wundere mich über die viele Ablehnung in den Kommentarseiten von vielen Seiten? Wieviele Beitragschreiber aus Russland sind darunter?
Zuletzt geändert von Familie Tschiep am Mo 4. Apr 2016, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
#1465851
Chris_23 hat geschrieben:Ihr wisst schon das Putin überhaupt nichts nachgewiesen wurde?
Mit der Handhabe, ein paar Bekannte von ihm haben so Geld angelegt könnte man jeden anprangern.
Putin ist zweifelslos intelligent, darum hat es die Vermutungen nur erhärtet.
Dass ein Cellist 30 Millionen auf dem Konto hat, ist sehr unwahrscheinlich.
#1465854
Das Ganze erscheint mir bislang eher wie eine gezielte Anti-Putin-Propagandaaktion.
Die ganze Berichterstattung ist so extrem selektiv, dass es zum Himmel stinkt.

Die Panama-Papers dürften Zehn-, wenn nicht gar Hunderttausende Menschen persönlich belasten - und unsere Medien tun so, als wäre ausgerechnet Putin quasi die Schlüsselfigur bei der ganzen Geschichte.
Und das, obwohl den die Panama Papers gar nicht persönlich belasten, und die engste Verbindung, die unsere Medien zu Putin finden konnten irgendein Cellist ist, der vor über 30 Jahren nachweislich auf der Taufe von Putins Tochter war.

Das ist natürlich geradezu lächerlich, also wird einfach immer wieder die Vermutung geäussert, dass der Cellist ein "enger Vertrauter" oder gar der "beste Freund" Putins sein könnte - natürlich, ohne dass man dafür irgendeinen glaubwürdigen Beleg hätte.
("Enger Vertrauter", wenn nicht gar "bester Freund" Putins war für unsere Medien vor einiger Zeit übrigens auch der Chef der "Nachtwölfe" - jenem Motorradclub, auf den sich unsere Medien vor einigen Zeit kurzzeitig eingeschossen hatten, als dieser Motorradclub doch glatt in Deutschland an einem Kriegsdenkmal einen Kranz ablegen wollte)

Aber zurück zum ominösen Cellisten: Einfach fix ein paar suggestive Fragen in den Raum geworfen a la "Kann es sein, dass ein Cellist ein Millionenvermögen hat?" Den Widerhall von 50 Mal "Putin" noch im Kopf, dürfte diese suggestive Frage ihre Wirkung zumindest bei Vielen nicht verfehlen, die dann fälschlicherweise tatsächlich den absurden Schluss ziehen, dieser Cellist müsse ganz offensichtlich Putins persönlicher Geldwäscher sein.
Schliesslich (das weiss der hiesige BILD-Leser durch die ständige Wiederholung genau!) ist Putin schwerreich, besitzt je nach Quelle irgendwas zwischen 40 und 200 Milliarden Dollar. Gut, schon die extreme Spannweite der Schätzungen könnte einem zu denken geben, dass man offensichtlich in Wahrheit keinerlei Ahnung hat, wie reich Putin tatsächlich ist, und dass das alles reine Schätzungen in's Blaue ohne irgendeine belastbare Grundlage sind - aber auf diesen Gedankengang hat die BILD-Zeitung wohl leider nicht hingewiesen...

Ich bleibe dabei: Die ganze Geschichte stinkt zum Himmel. Wenn man sich dann noch anschaut, welche Geldgeber letztlich hinter dem "Internationalen Konsortium investigativer Journalisten" stecken, die die ganzen Dokumente aufgearbeitet haben, stinkt das Ganze erst recht zum Himmel:
- Ford Foundation
- Carnegie Endowment
- Rockefeller Family Fund
- W K Kellogg Foundation
- Open Society Foundation (Soros)
dazu noch diverse andere Verbindungen zu USAID & anderen Organisationen, über die bekannt ist, dass sie im Auftrag der US-Regierung Regime Change-Aktionen in anderen Ländern organisieren.
#1465858
Ich verstehe euch irgendwie nicht, ihr mögt ja gerne Putin verteidigen, jedoch solltet ihr erstmal checken was ihr da schreibt.
Hab jetzt kurz auf Bild, Welt und Mopo geguckt und versteh eure Putin Paranoia nicht. Auf jedem der Internet Auftritte geht es um deutsche, die deutsche Bank und Rosberg.
Scheint der typische Pro Putin beis Reflex zu sein.
#1465860
Wie kann ein Cellist, der ja nicht unbedingt der Klassikstar ist, so viel Geld besitzen? Der Cellist ist ja keine Anna Netrebko. Wenn Putin mit ihm schon seit 1977 befreundet ist, muss die Freundschaft schon eng sein. Ich halte zwar auch für übertrieben, wobei ich es für glaubwürdig halte, dass Putin sich bereichert.

Ich kann die Unterstellung nicht nachvollziehen, dass es nur um Putin geht. Es geht auch um Vater Cameron, Freunde von Assad, den isländischen Ministerpräsidenten, den ukrainischen Präsidenten, den argentinischen Präsidenten, Herrn Messi, Herrn Rosberg und weitere Fußballer und ein paar Betrügereien um Pohlmann.
Die Recherchen haben die Zeitungen bezahlt, die daran arbeiten. Ich nehme mal an, dass NDR und WDR haben genug Man-Power und Geld, um ihren Anteil an der Aufdeckung bezahlen zu können.
Vielleicht hat Putin auch Schmutz an den Händen und ist ein Kleptokrat. Ich verstehe diese kritiklose Huldigung von Putin in Deutschland nicht.
Und ich informiere mich nicht erster Linie aus der Bildzeitung.
#1465862
Familie Tschiep hat geschrieben: Ich kann die Unterstellung nicht nachvollziehen, dass es nur um Putin geht. Es geht auch um Vater Cameron, Freunde von Assad, den isländischen Ministerpräsidenten, den ukrainischen Präsidenten, den argentinischen Präsidenten, Herrn Messi, Herrn Rosberg und weitere Fußballer und ein paar Betrügereien um Pohlmann.
Genau diese Namen hört und liest man ständig in den Nachrichten.
Putin ist da nur eine Randerscheinung.

Allerdings bin ich der Meinung, das man es dieser Verbrechervisage Putin,
der in letzter Zeit wiederholt Freund und Feind angelogen hat, durchaus zutrauen kann!
Zuletzt geändert von P-Joker am Di 5. Apr 2016, 00:54, insgesamt 2-mal geändert.
#1465880
Also, wenn ich mir den wirklich sehr ausführlichen Artikel der SZ durchlese, dann habe ich nicht den Eindruck, dass man auf biegen und brechen irgendwelche ominösen Verbindungen herstellen möchte, zumal es auch nicht so ungewöhnlich ist, wenn einem erstmal die Ohren klingeln bzw. die Augen (die ja nicht klingeln können, aber wie soll mans sonst nennen? Etwa flackern?), wenn man den Namen (oder die anderen) liest, googlet und dann zig Putinartikel findet. Wenn da jemand scheinbar ein enger Vertrauter ist (auch wenns jetzt sehr ins boulevardeske geht: Taufpate ist nicht läppisch und wenn in Interviews schon lustig über Putin geplaudert wird, kann man von einem guten Kontakt ausgehen) und ansich keinen Pfifferling besitzt, kann man schon auf die Idee kommen, dass da ein paar Fingerchen im Spiel waren. Zumindest würde ich es für recht unwahrscheinlich halten, dass Putin nichts davon wusste und daher auch für wahrscheinlich, dass man da auch durchaus mal feundschalftliche Dienste in Anspruch nahm - reine Spekulation, ja. Man muss aber schon ein sehr gutmütiges und naives Kerlchen sein, um nicht mitzunekommen, was Bekannte und Freunde um einen herum so alles treiben. Man könnte sich doch zurecht fragen, woher wieder dieses und jenes Geld kommt. Also, so als lupenreiner Demokrat und feiner, edler Staatsmann sollte man Kleptokratie schon ein bisschen doof finden.

Nun ist da aber eben nichts bewiesen, da der Name Putin nicht in den Papers auftaucht, steht aber auch so nirgends. Was der Leser oder andere Medien daraus machen, ist wieder eine andere Sache.

Ich finde übrigens auch nicht, dass man sich darauf allzu sehr fokussiert. Ich nahm den Artikel zwar wahr, aber medial schien mir das nun nicht durch die Decke zu gehen.
von P-Joker
#1465881
Nerdus hat geschrieben: Der isländische Premierminister dürfte wohl das erste Opfer werden (und die Piratenpartei dadurch einen ziemlichen Beliebtheitsschub bekommen, auch spannend).
Welche Piratenpartei?
von Familie Tschiep
#1465883
Die Isländische.

Ich würde gern mehr wissen, wie diese Briefkastenfirmen dabei helfen, Waffengeschäfte Drogengeschäfte und andere Geschäfte zu machen.

Wäre auch eine tolle Idee für eine Serie.
#1465950
Familie Tschiep hat geschrieben:Wie kann ein Cellist, der ja nicht unbedingt der Klassikstar ist, so viel Geld besitzen?
z.B., indem er
- in eine reiche Familie geboren wurde
- das Geld geerbt hat
- im Lotto gewonnen hat
usw. usw.
Und jetzt komm mir nicht mit irgendwelchen Argumenten a la "aber der stammt nachweislich nicht aus einer reichen Familie!" - es geht mir mit diesen Beispielen nur darum, aufzuzeigen, dass es diverse Möglichkeiten gibt, wie Jemand mehr Geld besitzen kann, als man es aufgrund seines Berufes erwarten würde. So lange man nichts Genaues weiss, ist das Alles reine Spekulation - gewisse Medien tun aber ihr bestes, durch Suggestivfragen a la "Wie kann ein Cellist so viel Geld besitzen?" naiven Lesern zu suggerieren, dass Putin da mit drin stecken müsse, was nun wirklich völliger Bullshit ist:

Auch wenn der Cellist auf krummen Wegen an das Geld gelangt sein sollte (was ich durchaus für gut möglich, ja sogar für recht wahrscheinlich halte), heisst das ja weiss Gott nicht, dass Putin darin persönlich verwickelt sein muss, nur weil er mit dem Mann evtl. befreundet ist.
Denn man kann ja nun davon ausgehen, dass Putin vielleicht EIN Freund/Bekannter des Cellisten ist - aber Putin ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht der einzige Freund/Bekannte, den dieser Cellist hat. Und gerade wenn es stimmen sollte, dass Putin ein guter/enger Freund von ihm ist, so ist dann ja davon auszugehen, dass er durch die Freundschaft zu Putin im Laufe der Jahre Kontakt zu sehr vielen reichen und einflussreichen Personen Russlands bekommen hat.

Es ist natürlich durchaus möglich, dass Putin in irgendeiner Weise persönlich in diese Offshore-Geschäfte des Cellisten verwickelt war, das will ich keineswegs ausschliessen. Aber die Beweis- bzw. Indizienlage dafür ist bislang extrem dünn, um es mal vorsichtig auszudrücken. Und wenn man dann noch bedenkt, dass stolze 400 Journalisten bereits seit einem ganzen Jahr wegen den Panama Papers recherchieren, dann kann davon ausgehen, dass die Journalisten trotz intensiver Recherche partout keine Beweise für eine persönliche Verwicklung Putins in diese Offshore-Geschichte finden konnten, und da in nächster Zukunft diesbezüglich auch nicht mehr viel kommen wird.

Und das ist es eben, was an der ganzen Sachen so übel nach der üblichen Anti-Putin-Propaganda stinkt:
Während die Panama Papers sehr konkrete Beweise für die persönliche Verwicklung von zehntausenden Menschen liefern - darunter alleine ca. einem dutzend aktiven oder ehemaligen Staats- und Regierungschefs! - hat sich die erste Welle der Berichterstattung ausgerechnet und ganz massiv auf Putin konzentriert, obwohl dessen Name in den Panama Papers gar nicht auftaucht, und ein mit Putin mglw. befreundeter Cellist bestenfalls ein leichtes Indiz ist. Das hat mehr als nur ein Geschmäckle, das stinkt.

Und jetzt versucht mir nicht zu erklären, dass ich mir das ja nur einbilde, dass Putin in der Berichterstattung besonders hervorgehoben wurde:
*Mittlerweile* ist Putin in den Artikeln nur noch Nebensache, das stimmt. Aber die erste Welle der Berichterstattung hat sich nun mal ganz massiv auf Putin konzentriert, und zwar interessanterweise in fast allen Ländern. Craig Murray, der ehemalige britische Botschafter, hatte daher völlig recht, als er bereits vor zwei Tagen schrieb:
So kommt es, dass die erste „große Story“, die heute im Guardian im Zusammenhang mit den Panama Papers publiziert wurde, sich ausschließlich um Wladimir Putin und einen betrügerischen Cellospieler dreht. Die Story wird schon korrekt sein und ich habe keine Zweifel dran, dass Putin Dreck am Stecken hat. Aber warum konzentriert man sich derart auf Russland? Die russischen Vermögen sind doch nur ein kleiner Teil des Geldes, das mit Hilfe von Mossack Fonseca versteckt wird. In der Tat sieht es eher danach aus, dass die äußerst selektive Berichterstattung selbst stinkt.
Diese merkwürdige Fokussierung der anfänglichen Berichterstattung auf eine Person, die durch die Panama Papers gar nicht persönlich belastet wird, hat dann ja auch gestern gleich mal reichlich Kritik auf sich gezogen, daraufhin hat sich die Berichterstattung tatsächlich gewandelt.
Familie Tschiep hat geschrieben:Der Cellist ist ja keine Anna Netrebko. Wenn Putin mit ihm schon seit 1977 befreundet ist, muss die Freundschaft schon eng sein.
Es gibt auch Jemanden, mit dem ich seit ca. 1979 befreundet bin. Das war ich aber auch nur ca. 3 Jahre, dann ist er mit seinen Eltern ein paar Orte weiter umgezogen, seitdem hatte ich mit dem so gut wie nichts mehr zu tun, treffe ihn nur alle paar Jahre mal irgendwo. Dass eine Freundschaft vor Jahrzehnten angefangen hat, heisst erst einmal wenig.
Auch dass der Mann ein paar Jahre später, nämlich 1985, nachweislich der Taufpate von Putins Tochter war, beweist im Endeffekt herzlich wenig. Ich selbst bin Trauzeuge (also auf englisch "best man") von Jemandem, den ich bereits seit früher Kindheit kenne. Das heisst nicht, dass ich immer noch besonders eng mit ihm befreundet wäre: Just seit diesem Tag, dem Tag seiner Hochzeit, hatte ich nur noch ein einzige Mal mit ihm zu tun.

Solche kleinen Anekdoten von anno dazumal suggerieren eine vermeintliche enge Freundschaft, obwohl es in der Praxis längst ganz anders aussehen könnte. Es erscheint mit eher erstaunlich, dass die Medien als Belege für die vermeintlich enge Freundschaft eben nur Anekdoten auspacken, die bereits über 30 Jahre alt sind.
Familie Tschiep hat geschrieben:Ich kann die Unterstellung nicht nachvollziehen, dass es nur um Putin geht.
Das habe ich so auch nicht behauptet, falls das auf mein Posting bezogen war. Allerdings habe ich mglw. tatsächlich etwas übertrieben, das mag sein. Was ich meinte ist eben, dass gerade die erste Welle der Berichterstattung in ihrem Fokus auf Putin extrem verzerrt war.
Familie Tschiep hat geschrieben:Es geht auch um Vater Cameron, Freunde von Assad, den isländischen Ministerpräsidenten, den ukrainischen Präsidenten, den argentinischen Präsidenten, Herrn Messi, Herrn Rosberg und weitere Fußballer und ein paar Betrügereien um Pohlmann.
Es behauptet doch auch niemand, dass ausser Putin kein anderer Name genannt wurde. Kritisiert wird, dass die Medien über die meisten dieser Promintenen deutlich weniger berichtet haben als über Putin - und das, obwohl die Panama Papers echte Beweise für persönliche Verantwortung dieser Prominenten liefern, ganz im Gegensatz zu Putin, wo ein befreundeter Cellist bestenfalls ein mögliches Indiz darstellt.
Familie Tschiep hat geschrieben:Ich verstehe diese kritiklose Huldigung von Putin in Deutschland nicht.
Und ich verstehe nicht, wie Leute ernsthaft von "kritikloser Huldigung von Putin in Deutschland" faseln können. Da muss man meiner Meinung nach schon arg ideologisch verblendet sein, um sich das einzubilden. Wer so redet, der glaubt vermutlich auch an russische "Troll-Fabriken", die das deutschsprachige Internet mit Pro-Putin-Propaganda fluten.

Ich habe in den letzten zwei Jahren mehrere Menschen kennengelernt, die sich durch die verstärkte Anti-Russland-Propaganda der letzten Jahre abgestossen fühlten, ihren Unmut darüber öffentlich äusserten und daraufhin absurderweise als "Putin-Fans", "Putin-Pudel", "Putinisten", "bezahlte russische Trolle" etc. diffamiert wurden.
Kein einziger von denen betrachtete sich selbst als Russland- oder gar Putin-Fan - die haben Russland und Putin allesamt durchaus differenziert gesehen, und lediglich die verzerrte, von Heuchelei und Doppelmoral geprägte Medienberichterstattung erkannt und beklagt.
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von Nerdus
#1465953
Der isländische Premierminister ist zurückgetreten: http://grapevine.is/news/2016/04/05/pri ... r-resigns/
Sigmundur will remain on as chairperson of the Progressive Party, and Sigurður Ingi will take his place as Prime Minister. Sigurður said that they want to continue their partnership with the Independence Party, and do not recommend early elections at this time.
Mal schauen, ob sich die protestierende Masse damit zufriedengibt.
von Familie Tschiep
#1465968
Wenn sie staatsanwältliche Macht hätten, würden sie auch Beweise bringen können, dass Putin in der Sache verstrickt ist, da sie nur Journalisten sind, können sie nur Indizien ermitteln.
Nun ja, im Kommunismus konnten keine Eltern Millionen legal erwerben, Lotto kann man sich beim Cellisten nicht vorstellen.
Vielleicht ist Putin nicht das einzige Problem, sondern eine Machtclique um Putin.
Man darf ja nicht vergessen, dass es nur eine Kanzlei ist, von dem Dateien bekannt wurden. Wenn es ähnliche Daten aus Delaware gäbe, würde die USA ebenso präsent. Die Amerikaner sind nicht besser oder schlechter.
Wenn man Obamas Freunde mit so vielen Briefkastenfreunde erwischt hätte, es wäre auch die große Meldung gewesen.

Zu den Troll-Fabriken gab es einen Beitrag auf Zapp. Wieder war Putin so schlau, sich nicht selbst die Finger schmutzig zu machen.

Heute stellt sich die Frage, wie lange der FIFA-Präsident noch bleibt.
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von Nerdus
#1465981
Familie Tschiep hat geschrieben:Heute stellt sich die Frage, wie lange der FIFA-Präsident noch bleibt.
Ne Woche?

Wobei, bei der FIFA weiß man nie und die Ethik-Kommission ist ja gerade indisponiert :lol:

http://www.theguardian.com/news/2016/ap ... uote]Files seen by the Guardian will raise questions about the role Fifa’s president, Gianni Infantino, played in deals that were concluded when he was director of legal services at Uefa, European football’s governing body.

According to records, Uefa concluded offshore deals with one of the indicted figures at the heart of an alleged “World Cup of fraud” despite previously insisting it had no dealings with any of them.

The emergence of the contracts from 2003 and 2006, which were co-signed by Infantino, link Uefa for the first time to one of the companies involved in the huge unfolding scandal that has brought down former Fifa president Sepp Blatter.[/quote]

Wo wir gerade von Ethik sprechen, in Chile hat es den Präsidenten von Transparency Chile erwischt: http://www.telesurtv.net/english/news/P ... -0001.html
The president of the Chilean branch of Transparency International resigned Monday after being implicated in the corruption scandal unveiled by a massive leak of documents from a Panamanian law firm specializing in establishing shell companies.
(…)
Among the politicians implicated are Argentine President Mauricio Macri, Mexican President Enrique Peña Nieto, Peruvian presidential front-runner Keiko Fujimori and Brazilian lawmaker Eduardo Cunha.
In Malta wird nach dem Rücktritt von Energieminister Konrad Mizzi gerufen: http://www.timesofmalta.com/articles/vi ... men.607895

Und in China hat man fix die Zensurmaschinerie angeworfen, nachdem Xi Jinping und Co mit den Fingern in der Keksdose erwischt wurden.
von Familie Tschiep
#1466050
Die FAZ listet auf, was aus dem Panama Papers weltweit bekannt ist. Das ist schon ein Scoop.

Nun braucht es ein Delaware Dossier, weil ich nicht daran glaube, dass die USA die besseren Menschen sind, aber nicht unbedingt den Umweg über Panama machen.
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von Herr Vorragend
#1466086
Familie Tschiep hat geschrieben:Nun ja, im Kommunismus konnten keine Eltern Millionen legal erwerben, Lotto kann man sich beim Cellisten nicht vorstellen.
Ich gebe offen zu, dass ich das auch für eher unwahrscheinlich halte und eher davon ausgehe, dass er auf fragwürdige Weise an diese Gelder gekommen ist.
Aber selbst wenn wir einfach mal annehmen, dass dem so ist, bleibt halt der sehr gute Einwand, dass das in keinster Weise bedeutet, dass Putin in diese fragwürdigen Geschäfte persönlich involviert gewesen sein muss, weil er schliesslich mit ihm befreundet war/ist.
Familie Tschiep hat geschrieben:Wenn es ähnliche Daten aus Delaware gäbe, würde die USA ebenso präsent. Die Amerikaner sind nicht besser oder schlechter.
Sehr schöner Hinweis, der Hinweis auf Delaware, meine ich.

Von allen Theorien über den wahren Motive hinter dem "Leak" ist das übrigens immer noch diejenige, die mir am plausibelsten erscheint:
Dass der Leak ich sage mal vorsichtig "sehr im Sinne Washingtons ist", weil Washington seit einiger Zeit massiv gegen "Steueroasen" in aller Welt vorgeht.
Aber eben keineswegs aus moralischen Gründen, weil das ja ach so unethisch ist - sondern man möchte die anderen Steueroasen trockenlegen und gleichzeitig Staaten wie Delaware selbst zu Steueroasen machen. Die USA haben nichts grundsätzlich gegen Steueroasen - sondern nur gegen Steueroasen im Ausland...
von BungaBunga
#1466392
Er hätte sich früher eindeutig dazu äußern sollen, aber wenn das tatsächlich stimmt, dass er da vor Antritt ausgestiegen ist und diese Beteilligung auch versteuert wurde und keine Involvierung in unseriöse Geschäfte besteht, dann sollte es mit einer Entschuldigung bei den anderen politischen Verantwortlichen und den Bürgern seines Landes erledigt sein.
von Familie Tschiep
#1466405
Er hätte sich dafür nicht entschuldigen müssen, vielleicht hätte es gereicht, dass er sofort ehrlich eingestanden hätte, an der Firma beteiligt gewesen zu sein, und vielleicht dazu eine Läuterungsgeschichte. So reitet er sich rein. Dass die Firma nicht zur Steueroptimierung gedient hat, glaubt niemand, es muss ja nicht gleich Steuerhinterziehung gewesen sein. Schlechtes Management! Nun muss man nur noch ein Bobbycar her.

Es ist interessant, dass auch viele Kriminelle die Dienste der Kanzlei in Anspruch genommen haben.