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von Herr Vorragend
#1469077
In einem anderen von mir besuchten Forum kam das Thema "Transgender" auf, und mich würden mal eure Meinungen dazu interessieren.

Neben allgemeinen Meinungen zu dem Thema interessieren mich speziell eure Ansichten zur "Transgender-Gretchenfrage": "Nun sag, wie hast Du's mit der öffentlichen Toilette?"

Ich glaube: Grundsätzlich ist es den meisten Leuten relativ schnuppe, ob sich ein fremder Mann nun für eine Frau hält oder nicht - zum echten Konfliktpotential wird Transgender halt bei den wenigen Aspekten, wo es Fragen der Intimsphäre der Anderen betrifft. Und das ist in der Praxis halt vor Allem bei öffentlichen Toilette der Fall: Muss dieser als Mann geborene Mensch dann auf die Männertoilette gehen, oder darf er auf die Frauentoilette?
Oder, um noch näher an den Kern des Problems zu gehen: Geht ein junger Mann, der sich für eine junge Frau hält, die bloss in einem männlichen Körper geboren wurde, im Sportunterricht/im Sportverein in die Jungen-, oder in die Mädchenumkleide? Und müssen sich die Mädchen dann halt damit abfinden, wenn er lieber in die Mädchenumkleide möchte?

In den USA ist das ja gerade ein gewisses Thema, und früher oder später vermutlich auch verstärkt bei uns...

In der Comedyserie "Little Britain" wurde der Kern der Problematik mal ziemlich bissig thematisiert:
https://www.youtube.com/watch?v=INj6HPuKJnk
#1469089
vicaddict hat geschrieben:Ich frage mich, warum man nicht einfach Unisex-Toiletten aufstellt und gut ist. Ist doch in vielen Betrieben ohnehin üblich, weil es baulich gar nicht anders geht.
Nunja, ich denke mal, dass gerade einige Frauen das nicht so prickelnd fänden, was ich in gewisser Hinsicht auch verstehen kann. Und ich persönlich fänd das auch nicht so prickelnd, da ich derzeit noch von dem erfreulichen Umstand profitiere, als männliches Wesen unter Artgenossen zu sein, die einen Klogang mehrheitlich nicht als soziales Event begreifen, keine Stunden in den Kabinen verbringen und vielleicht auch einfach nicht so oft zu müssen glauben wie die weiblichen Pendants. Ist jedenfalls mein Eindruck, dass zumeist die Frauentoiletten überfüllt und die Herrentoiletten eher verwaist sind. :P

Aber im Ernst: Von mir aus soll jeder dort auf den Pott gehen, wo sie oder er sich gerade am wohlsten fühlt. Mir ist es auch völlig schnurz, wenn in meiner Nachbarkabine eine Frau ist, die sich als Mann fühlt oder eine Frau ist, die einfach schnell zum kleinen oder großen Geschäft kommen möchte, wenn die Damenklos mal wieder besetzt sind. Das Urinal benutze ich ohnehin nicht, weil ich mich an öffentlichen Klos selbst dann beobachtet fühle, wenn weit und breit keine Menschenseele vorhanden ist. Ich finde es auch nicht peinlicher oder weniger peinlich, ob mir nun ein Kerl oder eine Frau auf den Pillermann glotzt.

Wenn wir jetzt aber mal davon ausgingen, dass wir in einer Gesellschaft lebten, die es für wahnsinnig wichtig hält, dass wir neben Ampelmännchen auch Ampelfrauchen sehen und jahrelang über irgendwelche Wortendungen diskutiert, weil einen der eigene Wohlstandspoppes vor keine echten Probleme mehr stellt, dann muss für dieses elementare Problem eine Lösung gefunden werden. Und da man letztlich immer irgendwen finden wird, der sich durch die Klosituation in den Grundzügen seines Daseins diskriminiert fühlt, empfinde ich die "man muss in das Klo, wozu man ursprünglich mal geboren wurde" nun als nicht problematischer als "man darf dahin, wo man möchte, je nachdem, ob man grad eher so nen männlichen oder weiblichen Tag hat". Bei der einen Variante fühlen sich halt die Transsexuellen benachteiligt, bei der anderen die "normalen" Leute. Und bei Unisex-Toiletten alle so ein bisschen - vielleicht letztlich also doch die diplomatischste Lösung.


Fohlen
#1469139
Ich stimme euch zu, was Toiletten betrifft wären Unisex-Toiletten der wohl beste Kompromiss. Wäre ja auch billiger, wenn man immer nur eine Toilette bauen muss statt gleich zwei oder drei.

Grundsätzlich scheint mir das Ganze bei den Toiletten auch eher ein theoretisches als ein praktisches Problem zu sein:
Männer auf der Frauentoilette - das dürfte die Frauen doch im Grunde gar nicht gross stören. Urinale haben die dort nicht, da hat eh jeder seine eigene, abgeschlossene, Kabine - man ist dort also eh nicht vor Anderen entblösst.
Da dürften eventuelle Befindlichkeiten eher daher kommen, dass Frauen den Toilettengang gerne nutzen, um sich über Dinge zu unterhalten, die (gewisse?) Männer nicht hören soll. Oder weil ihnen ihr Verhalten vor'm Spiegel in Anwesenheit von Männern unangenehm wäre.

Frauen auf der Männertoilette - das könnte wegen der Teilentblössung an den Urinalen schon eher die Intimsphäre verletzen. Allerdings gibt es meinem Eindruck nach eh so gut wie keine als Frau geborenen Transgenders, das scheint ja zu 99% ein Phänomen als Männer Geborener zu sein.

Bliebe bei den Unisex-Toiletten allerdings noch die Frage, ob wir Männer uns wirklich öffentliche Toiletten mit Frauen teilen wollen - öffentliche Frauentoiletten sind schliesslich berühmt-berüchtigt dafür, richtig ekelhaft zu sein, weil sich Frauen auf öffentlichen Toiletten wie die letzten Dreckschweine benehmen und immer die unglaubliche Sauberkeit der Männertoiletten loben! :twisted:

Zu einem echten Problem dürfte das Ganze jedenfalls erst werden, wenn es wirklich um öffentliche Umkleideräume geht, z.B. im Sportverein oder so. Aber solchen Situationen gehen Transgenders aus guten Gründen vermutlich eh komplett aus dem Weg, wenn es irgendwie geht...
von Extaler
#1469146
Sowas ist eine wichtige Diskussion, allerdings kann man dann auch ein gewisses Niveau erwarten und vor allem auch Diskussionsteilnehmer, die ihre Informationen über Transgender aus anderen Quellen als Little Britain haben.
Herr Vorragend hat geschrieben: Grundsätzlich scheint mir das Ganze bei den Toiletten auch eher ein theoretisches als ein praktisches Problem zu sein:
Männer auf der Frauentoilette - das dürfte die Frauen doch im Grunde gar nicht gross stören. Urinale haben die dort nicht, da hat eh jeder seine eigene, abgeschlossene, Kabine - man ist dort also eh nicht vor Anderen entblösst.
Da dürften eventuelle Befindlichkeiten eher daher kommen, dass Frauen den Toilettengang gerne nutzen, um sich über Dinge zu unterhalten, die (gewisse?) Männer nicht hören soll. Oder weil ihnen ihr Verhalten vor'm Spiegel in Anwesenheit von Männern unangenehm wäre.
Mal ganz gönnerhaft von deinem Frauenbild abgesehen:Worüber sprechen wir denn jetzt? Männer auf Frauentoiletten oder MtF Transgender? Der ganze Absatz geht am Threadtitel vollkommen vorbei.
Allerdings gibt es meinem Eindruck nach eh so gut wie keine als Frau geborenen Transgenders, das scheint ja zu 99% ein Phänomen als Männer Geborener zu sein.
Man hätte ja auch mal nachschauen können und neben Zahlen auch feststellen können was die Besonderheiten von MtF und FtM sind.
Warum du persönlich, auch wenn das natürlich eine merkwürdige Diskussionsgrundlage ist, mehr MtF wahrnimmst liegt auch an Geschlechterrollen und den Körpern in denen sie geboren wurden. Darüberhinaus wird ohne Hormone und OP eine Biofrau natürlich eher in Männerkleidung unauffällig sein als ein 1,90m Biomann mit Kleid.
Balian Buschbaum ist ein sehr prominentes Beispiel.

Das ganze ist ein sehr ernstes Thema, da Transgendermenschen immernoch offen diskriminiert und vor allem auch gewalttätig angegriffen und ermordet werden, auch die Selbstmordrate ist sehr hoch. Gerade da sind solche transphoben Beiträge:
Fernsehfohlen hat geschrieben:Und da man letztlich immer irgendwen finden wird, der sich durch die Klosituation in den Grundzügen seines Daseins diskriminiert fühlt, empfinde ich die "man muss in das Klo, wozu man ursprünglich mal geboren wurde" nun als nicht problematischer als "man darf dahin, wo man möchte, je nachdem, ob man grad eher so nen männlichen oder weiblichen Tag hat".
wirklich widerlich. Das macht die ganze Transgenderthematik lächerlich und nimmt sie nicht im Ansatz ernst.
Fernsehfohlen hat geschrieben:Wenn wir jetzt aber mal davon ausgingen, dass wir in einer Gesellschaft lebten, die es für wahnsinnig wichtig hält, dass wir neben Ampelmännchen auch Ampelfrauchen sehen und jahrelang über irgendwelche Wortendungen diskutiert, weil einen der eigene Wohlstandspoppes vor keine echten Probleme mehr stellt, dann muss für dieses elementare Problem eine Lösung gefunden werden
Dinge, die dich nicht betreffen = unwichtig und lächerlich. Meinst du, dass unsere gesamte Sprache auf Männer zugeschnitten ist eventuell etwas mit der Diskirminierung von Frauen zu tun haben könnte? Wenn du übrigens von Wohlstandpoppes sprichst, Frauen verdienen weniger Geld als Männer für die gleiche Arbeit und haben auch deutlich weniger Reichtum angehäuft. Vielleichts gibts deswegen eine andere Perspektive, aber von sowas scheinst du ja nicht so viel zu halten. Keine Sorge, fast der gesamte Kulturbetrieb ist auf dich zugeschnitten.
Bei der einen Variante fühlen sich halt die Transsexuellen benachteiligt, bei der anderen die "normalen" Leute. Und bei Unisex-Toiletten alle so ein bisschen - vielleicht letztlich also doch die diplomatischste Lösung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Transgend ... lit.C3.A4t

Übrigens: Dass was für dich "normal" ist nennt sich Cisgender. Cool, wenn man für die Leute, die sich selbst als normal und Standard ansehen auch solche Labels hat, nicht wahr? Ist sicherlich auch nur lächerlich und unwichtig, erwähnen wollte ich es aber.


Irgendwie scheint es immer so zu sein, dass sich hier einige auch ohne überhaupt grundsätzliches über ein Thema zu wissen zu Wort melden und dabei natürlich das meiste lächerlich machen müssen. Gerade bei Fernsehfohlen verstehe ich nicht wieso er ständig nach unten tritt.

Niggemeier hatte vor einigen Jahren dazu auch schonmal einen Beitrag, der sichmit diesem Typus Mensch beschäftigt, der sich allgemein schon als tolerant sieht, aber halt nicht ist. Ging passenderweise eben genau um das selbe Klothema:
Triggerwarnung: Niggemeier schreibt anfangs "weißer, heterosexueller, alter Männer", das scheint bei einigen sofort die Tränendrüsen auszulösen.
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/15 ... der-opfer/
#1469148
Herr Vorragend hat geschrieben:Bliebe bei den Unisex-Toiletten allerdings noch die Frage, ob wir Männer uns wirklich öffentliche Toiletten mit Frauen teilen wollen - öffentliche Frauentoiletten sind schliesslich berühmt-berüchtigt dafür, richtig ekelhaft zu sein, weil sich Frauen auf öffentlichen Toiletten wie die letzten Dreckschweine benehmen und immer die unglaubliche Sauberkeit der Männertoiletten loben! :twisted:
Achja, ist das so? Die Erfahrung habe ich persönlich jetzt noch nicht so oft gemacht und öffentliche Herrenklos sind auch oft genug mit irgendwelchen infantilen Wandkritzeleien vollgeschrieben. Allerdings haben Männer ja generell den Vorteil, dass sie aus Penisgründen nicht zum Sitzen verdammt sind, sofern sie von den klebrigen, mitunter sehr unhygienischen Klobrillen angewidert sind. Für Frauen hingegen bleibt da meist nur die Sitzvariante... oder irgendwelche Verrenkungen, die das Problem nicht gerade reduzieren. :P

Ansonsten wüsste ich jetzt aber nicht, warum die Herrenklos unbedingt sauberer sein sollten.
Extaler hat geschrieben:Wenn du übrigens von Wohlstandpoppes sprichst, Frauen verdienen weniger Geld als Männer für die gleiche Arbeit und haben auch deutlich weniger Reichtum angehäuft.
Da sprichst du neben deinem gewohnt pseudo-edukatorischen Toleranz-Zeigefingergerede mit hoher Belehrungsdosis zumindest einen Punkt an, in dem wir offenbar beide Handlungsbedarf sehen. Denn ich empfinde es ebenso als Relikt vergangener Zeiten, dass Menschen für die gleiche Arbeit unterschiedliche Löhne bekommen (ob das nun die Frauen-Männer-Divergenz betrifft oder die Festangestellten-Zeitarbeiter-Divergenz). Das Thema, die immer noch nicht erreichte Gleichstellung homosexueller Partnerschaften etc., bei solchen Themen lege ich einen gewissen Ernst an den Tag. Wenn es dann in Richtung Klo-Aufteilung, Ampelfrauchen oder den 50. Entwurf für genderneutrale Wortendungen geht, rutsche ich hingegen gerne in die Polemik ab, weil es aus meiner Sicht weitgehend irrelevante Scheindebatten sind, die Frauen-, Homo- und Transgender-Bewegungen eher in Verruf bringen und der Lächerlichkeit preisgeben. Und aus vielen Aktivisten für eine gute Sache Aktivisten für politische Überkorrektheit und den Dauer-Zeigefinger machen.
Übrigens: Dass was für dich "normal" ist nennt sich Cisgender. Cool, wenn man für die Leute, die sich selbst als normal und Standard ansehen auch solche Labels hat, nicht wahr? Ist sicherlich auch nur lächerlich und unwichtig, erwähnen wollte ich es aber.
In der Tat äußerst cool. Wobei ich mich selbst nicht mal als "normal" betrachte, sondern meinen Erfahrungen der letzten Jahre zufolge eher als A-Sexuellen mit einem situativen Hang zur Bi-Sexualität. Hast du für mich auch so ein cooles Wort oder wollen wir der Einfachheit halber doch lieber dabei bleiben, dass ich einfach ein weißer, heterosexueller Mann bin, der alle Menschen mit anderen Lebensentwürfen und sexuellen Neigungen systematisch unterjochen möchte? Ich bin da ja flexibel und wenn du in mir ein Feindbild gefunden hast, nehme ich es dir nicht weg. ;)
Gerade bei Fernsehfohlen verstehe ich nicht wieso er ständig nach unten tritt.
Ich fühle mich einfach systematisch überfremdet. Die deutsche Gesellschaft muss von hässlichen, fetten, weißen Männern dominiert werden, diese ganzen Ausländer, Schwule, Transirgendwas und Frauen übersteigen meine Hirnkapazität. :cry:


Fohlen
von Extaler
#1469174
Die sexuelle Orientierung hat damit nichts zu tun. Deswegen ja auch CisGENDER. Es gibt bspw auch bisexuelle Transgenderfrauen.

Fernsehfohlen hat geschrieben: Wenn es dann in Richtung Klo-Aufteilung, Ampelfrauchen oder den 50. Entwurf für genderneutrale Wortendungen geht, rutsche ich hingegen gerne in die Polemik ab, weil es aus meiner Sicht weitgehend irrelevante Scheindebatten sind, die Frauen-, Homo- und Transgender-Bewegungen eher in Verruf bringen und der Lächerlichkeit preisgeben. Und aus vielen Aktivisten für eine gute Sache Aktivisten für politische Überkorrektheit und den Dauer-Zeigefinger machen.
Inwiefern geraten die in Verruf? Weil du es blödsinnig hälst? Wenn solche Debatten einen Abstand nehmen lassen von diesen Bewegungen kann die eigene Überzeugung inder Hinsicht nicht gerade ausgeprägt sein. Häufig sind es übrigens wirklich Scheindebatten, weil für den Stammtisch solche Themen gefundenes Fressen sind und deswegen besonders gerne in BILD und Focus vorkommen. Da geht es dann eben nicht wirklich um das Ampelmännchen und was dahinter steht, sondern in Wirklich darum genau das zu erreichen was dann bei dir passiert. So erhält man den Status Quo.
Der Begriff Feminismus wurde jahrzehntelange mit den gleichen Methoden in den Schmutz gezogen, das funktioniert heute aber nicht mehr, wobei es immernoch genug Leute gibt, die zu dumm sind mal nachzuschauen oder schlicht keine Gleichberechtigung wollen bzw alleine das F-Wort reicht um Wut auszulösen.
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von AliAs
#1469184
Kriege das Thema gerade immer wieder in den US LateNightShows mit und vielleicht sollte man die Frage mal von dieser Seite angehen: Wie relevant ist das Ganze? Wer hier hat schon mal einen Transgender(/in) auf der Toilette getroffen. Da gibt es doch viel dringendere Fragen in der Genderpolitik.
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von Neo
#1469193
Eine Freundin von mir ist Transsexuell und geht aufs Frauenklo. Kein Mensch beschwert sich darüber und irgendwie interessierts auch keinen. Mir ist es übrigens auch echt egal auf welche Toilette ich gehe, wenn ich dringend muss. Ich sah schon so viel Elend, da interessiert mich alles andere herzlich wenig.

Aber schöne Diskussion. Vielleicht lese ich da mal drüber. Vielleicht.
#1469241
@Extaler: Was mich interessieren würde, wäre ein praktischer Vorschlag deinerseits, um das "Toilettenproblem" für alle gleichermaßen befriedigend zu lösen. Aus meiner Sicht ergeben sich folgende möglichen Problematiken:

a) Unisex-Toiletten: Manch ein Männlein und Weiblein wird es nicht so prickelnd finden, das Klo mit Menschen anderen Geschlechts teilen zu müssen. Vor allem Weiblein dürften Angst vor Sexualitäten verschiedener Art haben, vielleicht eher Männlein sich auf dem (eventuell vorhandenen) Urinal beobachtet fühlen.
b) Jeder darf sich selbst das Klo aussuchen: Ähnliche Situation.
c) Jeder muss dahin, wozu er oder sie ursprünglich geboren wurde: Menschen, die sich im falschen Körper geboren fühlen, fühlen sich diskriminiert.
d) Eine Art "Rest"-Toilette: Menschen fühlen sich als "unnormal" gebrandmarkt, zudem dürften viele Betreiber an vielen Stellen revoltieren, weil sie es nicht einsehen, für eine verschwindend geringe Minderheit eine zusätzliche Toilette einzurichten und zu pflegen.

Was davon solls denn sein? Oder was ganz anderes?

Wenn es nach mir geht, würde ich wirklich ganz simpel sagen: Jeder soll da seine Geschäfte verrichten, wo er/sie es für richtig hält. Erfahrungsgemäß motzen da dann auch nur die Extremisten, die das Menschenbild von 1900 reproduzieren möchten oder verlangen, dass sich die Gesellschaft doch bitte auch nach den kleinsten Randgruppen der Gesellschaft richten möge.
Blöd ist es dann halt, wenn mit diesen Themen gerade jemand politisch Stimmungsmache zu betreiben versucht.


Fohlen
von Extaler
#1469260
Ich verstehe nicht was das mit der Sexualität zu tun haben sollte. Erstens könnte ein männlicher Vergewaltiger auch jetzt aufs Frauenklo gehen, das Schild wird ihn wohl kaum abhalten. Der kleinste Anteil der Vergewaltigungen sind übrigens Fremde, da wird immer gerne vom Mann mit Maske in der dunklen Gasse gesprochen, im Endeffekt sind aber Freunde, Partner und Familienmitglieder für Frauen die größte Gefahr.
Außerdem dürften sich dann auch Männer und Frauen über homo- oder bisexuelle in Umkleidekabinen oder Toiletten aufregen. Statistisch gesehen müssten die meisten Männer schonmal mit Penis in der Hand neben einem Schwulen gestanden haben.

Diese Beschwerden sind also unsinnig und diskriminierend.

Das größte Problem ist doch einfach nur, dass die Mehrheit sich sträubt auf andere einzulassen. Da wird niemandem etwas weggenommen und trotzdem stellt man sich an. Siehe Homoehe, entwertet das die Ehe von Herbert und Magda, die seit 50 Jahren verheiratet sind? Nö, wieso stört es die dann?
Genauso wie Leute damit klar kommen müssen, dass Schwule sich vorm Dom küssen müssen die Leute auch lernen mit anderen Geschlechtsidentitäten klar zu kommen. So viel kann man in einer Zivilisation erwarten.

Man kann sich nicht nach den Leuten richten, die diskriminieren wollen. Sonst würde es ja nie einen Fortschritt geben. Was wäre denn wenn ich mich unsicher fühle, weil eine Pilotin im Cockpit sitzt? Mein persönliches Befinden ist dann weniger wichtiger als die Diskriminierung der Frau.
Siehe auch Religionen, die keine Homosexuellen anerkennen wollen. Die fühlen sich auch unwohl dabei, das ist aber irrelevant.

Interessant ist auch, dass Leute die Feminismus als Männerhass sehen in diesem Thema auf einmal sofort Männer als Vergewaltiger sehen und deswegen keine Transgendermänner in Frauentoiletten haben wollen. (Siehe auch Silvester in Köln als Übergriffe plötzlich ernst genommen wurden während #aufschrei als Schwachsinn (von Leuten, die es nie gelesen haben) abgetan wurde): es geht also den wenigstens da wirklich um Bedenken, sondern um Gründe zu finden, warum man es nicht tun sollte. Siehe auch den verlinkten Niggemeier Beitrag über Martenssteine Kostenrechnung, die auch nur vorgeschoben ist als Grund.

Man kann ja einfach von den Toiletten die Mann/Frau Bilder abnehmen. Wickeltische sind bspw auch fast ausschließlich bei den Frauen.
#1469275
AliAs hat geschrieben:Wie relevant ist das Ganze? Wer hier hat schon mal einen Transgender(/in) auf der Toilette getroffen.
Dreh mal die Frage um: Wieviele Transgender haben auf der Toilette schon mal einen Cisgender getroffen? Das dürften 100% derer sein, die öffentliche Toiletten nutzen.

Davon abgesehen ist Fernsehfohlen zuzustimmen: Eine eindeutige Lösung, mit der alle glücklich sind, gibt es sowieso nicht. Nur der präferierten Lösung "Jeder soll da seine Geschäfte verrichten, wo er/sie es für richtig hält." kann ich nicht zustimmen. Denn das ist die chaotische Variante der Unisex-Toilette. Wenn ich damit rechnen muss, dass sowieso jeder Zugang zu meinen Toilettenräumen hat, dann reicht auch gleich das Unisex-Klo.

Die Fragen, die man sich eigentlich mal stellen muss, sind doch:
- Warum gibt es überhaupt nach Männlein und Weiblein getrennte Toiletten?
- Und begründet sich das auf der körperlich-geschlechtlichen oder geistig-geschlechtlichen oder sexuellen Komponente?
Je nachdem, was davon alles zutrifft und was wirklich wichtig ist, pendelt die Antwort dann zwischen Unisex-Klos und sehr, sehr komplizierten Konzepten. Ich finde keine dieser Komponenten wirklich überzeugend problematisch.

Meine Meinung daher: Unisex-Klos für alle. Da drin gibts Kabinen, dann sollte egal sein, wer gerade außen rumwuselt. Meinetwegen können auch Urinale drin sein - niemand zwingt einen, die zu nutzen und niemand zwingt einen dahin zu gucken.
#1469355
Fernsehfohlen hat geschrieben:
Herr Vorragend hat geschrieben:(Frauen auf öffentlichen Toiletten)
Achja, ist das so? Die Erfahrung habe ich persönlich jetzt noch nicht so oft gemacht und öffentliche Herrenklos sind auch oft genug mit irgendwelchen infantilen Wandkritzeleien vollgeschrieben. Allerdings haben Männer ja generell den Vorteil, dass sie aus Penisgründen nicht zum Sitzen verdammt sind, sofern sie von den klebrigen, mitunter sehr unhygienischen Klobrillen angewidert sind. Für Frauen hingegen bleibt da meist nur die Sitzvariante... oder irgendwelche Verrenkungen, die das Problem nicht gerade reduzieren. :P
Ansonsten wüsste ich jetzt aber nicht, warum die Herrenklos unbedingt sauberer sein sollten.
Mein negatives Bild von Frauentoiletten stützt sich zugegebenermassen nicht auf persönliche Erfahrungen (ich war nie auf einer), sondern rein auf den Umstand, dass mir in meinem Leben schon einige Frauen, die (z.B. wegen der langen Schlangen vor Frauentoiletten) auf Männertoiletten waren nachher geradezu enthusiastisch vorgeschwärmt haben, wie sauber die im Vergleich zu den Frauentoiletten angeblich wären.
Dabei ging es dann aber tatsächlich nie um irgendwelche Kritzeleien, sondern wirklich um die Hygiene, und die Frauen haben das mir gegenüber dann (für mich sehr plausibel) mit genau dem Argument begründet, das Du auch bereits angesprochen hast:
Fernsehfohlen hat geschrieben:irgendwelche Verrenkungen, die das Problem nicht gerade reduzieren.
Genau da liegt offenbar wirklich der Hund begraben, durch derartige Verrenkungen sind sie wohl mit ihrem Hintern bis zu mehrere Dezimeter über der Klobrille und die Zielgenauigkeit leidet massiv. Bei manchen Frauen soll das wohl sogar soweit gehen, dass sie sich aus Ekel mit ihren dreckigen Strassenschuhen auf die Klobrille stellen... :shock:
Extaler hat geschrieben:Übrigens: Dass was für dich "normal" ist nennt sich Cisgender. Cool, wenn man für die Leute, die sich selbst als normal und Standard ansehen auch solche Labels hat, nicht wahr? Ist sicherlich auch nur lächerlich und unwichtig, erwähnen wollte ich es aber.
Dass es dafür einen Begriff bzw. ein "Label" gibt, wundert mich nicht, ähnlich ist es ja mit dem Wort "heterosexuell". Da mir diese unzähligen Gender-Begrifflichlichkeiten bislang ein einziges Rätsel sind, finde ich es aber durchaus interessant, das mal zu hören.
Extaler hat geschrieben:Erstens könnte ein männlicher Vergewaltiger auch jetzt aufs Frauenklo gehen, das Schild wird ihn wohl kaum abhalten. Der kleinste Anteil der Vergewaltigungen sind übrigens Fremde, da wird immer gerne vom Mann mit Maske in der dunklen Gasse gesprochen, im Endeffekt sind aber Freunde, Partner und Familienmitglieder für Frauen die größte Gefahr. [...]
Interessant ist auch, dass Leute die Feminismus als Männerhass sehen in diesem Thema auf einmal sofort Männer als Vergewaltiger sehen und deswegen keine Transgendermänner in Frauentoiletten haben wollen.
Häh, wie kommst Du denn jetzt plötzlich auf Vergewaltiger? Davon hat doch Niemand ausser Dir auch nur ein Wort gesagt?
Extaler hat geschrieben:Außerdem dürften sich dann auch Männer und Frauen über homo- oder bisexuelle in Umkleidekabinen oder Toiletten aufregen. Statistisch gesehen müssten die meisten Männer schonmal mit Penis in der Hand neben einem Schwulen gestanden haben.
Da man den wenigsten Schwulen/Bisexuellen ihre sexuelle Orientierung direkt ansieht, stört sich daran logischerweise auch keiner.
Zuletzt geändert von Herr Vorragend am Mo 2. Mai 2016, 20:05, insgesamt 2-mal geändert.