Stimmen die Briten am 23. Juni für den EU-Austritt?

Ja
6
38%
Nein
10
63%
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von Kaffeesachse
#1475957
Ich weiß auch gerade nicht, ob ich Volksentscheide gut finde. Zumindest sind dann solche knappen Ergebnisse sehr ärgerlich, gerade bei solch weitreichenden Dingen.
von Extaler
#1475958
Volksentscheid wäre besser gewesen zum Eintritt bei jeder Nation. Jetzt ist es dann leider so, dass es zu viele andere mittrifft. Es ist natürlich auch nicht ok alle lebenslang drin zu behalten, aber irgendwie ist es auch falsch, dass so eine Reaktion in vielen Ländern jetzt Menschen ihre Arbeit kosten wird.

Hoffe, dass die Panikreaktionen an der Börse keine großen Auswirkungen haben.

Edit: Cameron hat seinen Rücktritt bekanntgegeben. Aber erst im Oktober.
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von Tanja Timanfaya
#1475959
Ich werfe auch hier mal den in den Medien völlig übergangenen wichtigen Hinweis hin, dass das Referendum nur eine Empfehlung des Volkes ist. Das Parlament kann immer noch für den Verbleib stimmen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass es das macht.
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von Kaffeesachse
#1475961
Tanja Timanfaya hat geschrieben:Ich werfe auch hier mal den in den Medien völlig übergangenen wichtigen Hinweis hin, dass das Referendum nur eine Empfehlung des Volkes ist. Das Parlament kann immer noch für den Verbleib stimmen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass es das macht.
Die einen sagen so, die anderen so. Auch das wird man dann sehen.
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von rosebowl
#1475962
Grundsätzlich, theoretisch, bin ich eigentlich ein Freund davon, zumindest mehr Elemente direkter Demokratie einzuführen. Dann überlege ich, an welchen direkten Abstimmungen ich bis jetzt teilgenommen habe:
Wahl des SPD-Kanzlerkandidaten für die Wahl 1998. Gegen Schröder gestimmt, gesagt er wird der SPD massiv schaden, sämtliche Experten waren völlig anderer Meinung. Was kam raus? Schröder, Hartz IV und co, Absturz für die SPD.
Lokal: Abstimmung über die neue Stadthalle, von vorne rein gesagt, dass die viel teurer wird als geplant und auch zukünftig rote Zehlen schreiben wird, weil völlig überdimensioniert für ein kleines Städtchen. Massig Experten anderer Meinung, Stand heute: Bau war einige Millionen teurer als geplant und das Ding schreibt heute noch rote Zahlen.
Abstimmung über Stuttgart 21. Dagegen gestimmt, weil viel zu teuer, umwelt- und sicherheitstechnisch bedenklich, teilweise technisch kaum umsetzbar, Rettungswege unklar bis unmöglich etc - Ergebnis bekannt, Stand heute: Es erweist sich immer mehr, dass die Bedenken richtig waren.

Und jetzt diese Brexit-Geschichte. Also langsam zweifle ich wirklich an der angeblich existierenden "Schwarmintelligenz" :P

EDIT: Das Parlament kann es sich nicht leisten, das Referendum zu ignorieren. Das wäre der politische Tod aller Beteiligten. Und zumindest im Moma wurde diese Möglichkeit in den knapp 20 Minuten, die ich den Fernseher an hatte, mindestens dreimal erwähnt...
von Extaler
#1475964
Ob das so klug wäre, glaube ich kaum. Zumal die Leute ja rauswollen, dass wird sich dann nicht ändern, sondern schlimmer werden. Was ja verständlich wäre, wenn man extra so eine Abstimmung macht nur um zu sagen "Ne uns gefällt das Ergebnis nicht". Wenn die remain leute jetzt zurücktreten schein es auch nicth so als planten sie das.

2016 war bisher schon ein sehr schockierendes Jahr. Jetzt würde mich auch Donald Trump und Achtelfinalaus nicht mehr überraschen.
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von Tanja Timanfaya
#1475966
Das MoMa hab ich verschlafen, so früh stehe ich nicht auf.

Großbritannien kann es sich nicht leisten, das Referendum zu verfolgen und aus der EU auszutreten. Das wissen sogar die Politiker. Grad bei so ner knappen Entscheidung verlieren sie nicht, wenn sie gegen das Referendum entscheiden.
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von rosebowl
#1475967
Man kann nicht in einer Demokratie so ein Referendum durchführen, immerhin hat die Ankündigung dieses Referendums Cameron damals die Wahl gesichert, und dann das Ergebnis ignorieren. So sch...lecht ich das Ergebnis finde, keine Regierung kann es sich leisten, die Demokratie so mit Füssen zu treten.

Die einzige Mini-Chance sehe ich darin, dass die Queen irgendwie einschreitet und den Austritt verhindert. Da kenne ich mich allerdings zu wenig aus, was für Kompetenzen sie tatsächlich noch hat.
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von Fernsehfohlen
#1475968
Kaffeesachse hat geschrieben:Ich weiß auch gerade nicht, ob ich Volksentscheide gut finde. Zumindest sind dann solche knappen Ergebnisse sehr ärgerlich, gerade bei solch weitreichenden Dingen.
Ja gut, das sehe ich in dem Fall genauso. Ich meine, im Prinzip kann man bei 52:48 sagen, dass das Volk keine klare Haltung zum Thema Brexit besitzt. Insofern hätte man hier schon ein Quorum von vielleicht 60% festlegen können für eine solch weitreichende Entscheidung - im Vorfeld. Wenn jetzt noch gegen den Brexit agiert wird, machen die Briten ihrem Parlament natürlich die Hölle heiß, aber im Vorfeld hätte man sowas einigermaßen vermitteln können, glaube ich. Wobei... der Bereich 50-60% auch dann natürlich kritisch gewesen wäre.

Ob es den Briten schaden wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Dafür war mir die deutsche Berichterstattung viel zu einseitig. Dem europäischen Gedanken und der Stabilität schadet es sicher.


Fohlen
von Extaler
#1475969
Möchte aber auch nicht wissen, was dann passiert. Ein Großteil der Stimmen kommen doch genau wegen solcher Sachen zustande, so eine Aktion würde es nicht besser machen, ganz im Gegenteil. Vor allem auch in anderen Ländern.
von Sergej
#1475970
@rosebowl
Ja gut aber Merkel ist ja nun auch nicht besser als der gewählte Schröder. Ist doch bei allen Politikern das gleiche, Wahlversprechen machen alle, dran halten tut sich keiner.
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von rosebowl
#1475971
Joa, ich bin auch kein Mutti-Fan. Aber für mich war halt damals klar, dass Schröder die Partei und das Land in eine Richtung bringen wird, die mir nicht gefällt. Das ist ja ok, wenn die Richtung der Mehrheit gefällt. Was ich nur immer wieder feststelle, ist, dass sowas erstmal als Panikmache abgetan wird - und sich dann völlig überraschend rausstellt, dass doch was dran ist :P

Die Glaubwürdigkeit ist eins der größten Probleme der aktuellen Politiker, das sehe ich auch so. Steinmeier zum Beispiel würde ich da noch halbwegs was zutrauen, bei den meisten anderen tue ich mich inzwischen leider auch extrem schwer :?
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von AlphaOrange
#1475972
Fernsehfohlen hat geschrieben:Aber ich bin auch nicht Misantroph genug, um über 50% eines Volkes für komplett verblödet zu halten. Zumal ich das Gegenmodell zur direkten Demokratie, das die Briten nun abgestraft halte, nun auch nicht für der Weisheit größtes Vermächtnis halte.
Es geht nicht darum, dass die alle verblödet sind. Sondern darum, dass - meine Einschätzung - Minimum 80% der Bürger nicht in der Lage sind, das Thema in seiner Komplexität zu erfassen (weil ihnen schlicht Bildung, Ausbildung, Erfahrung, Vernetzung, Interesse etc. fehlen) und ihre Entscheidung auf Basis weniger, oberflächlicher Kriterien fällen. Da hast du zum Beispiel Arbeiter, die durch Zuwanderung ihre Arbeitsplätze bedroht sehen, aber nicht in der Lage sind, zu sehen, dass ein Brexit diesen über indirekte Effekte deutlich stärker bedrohen wird. Den meisten dieser 80% ist kein Vorwurf zu machen, das sind halt keine Politologen. Dafür wählen wir ja Programme und Volksvertreter, damit die unsere Meinung in einem politisch tragbaren Rahmen umsetzen. Daher bin ich schon seit sehr langer Zeit ein absoluter Gegner von Volksentscheiden in solch weitreichenden Entscheidungen. Bei sowas werden hochkomplexe Themen auf wenige populistische Thesen runtergebrochen und weitreichende Entscheidungen sind kurzfristigen Strömungen (Schlagwort Flüchtlinge) unterworfen und das halte ich für brandgefährlich.

Ich finds im Falle Brexit auch einfach extrem traurig, dass es die Schicht der angry old white men/women ist, die hier einer jungen weltoffenen Generation (ich kenne dazu keine Abstimmungsergebnisse, aber in den Umfragen vorab herrschte bei den jungen Briten eine überwältigende Mehrheit für den Verbleib) die Zukunft verbaut. Ich hab ja europaweit immer ein bisschen Hoffnung in die Jugend gehabt, die mir trotz ihres traditionell schlechten Rufes, eine viel offenere Generation zu sein scheint, die viele Schranken im Kopf abgebaut hat. Aber um deren Belange scheint sich heutzutage niemand mehr zu scheren und stattdessen drängt allerorts eine ältere engstirnige egozentrische Scheinelite an die Macht, die sich selbst für die Krone der Schöpfung hält.
von Extaler
#1475973
AlphaOrange hat geschrieben:
Ich finds im Falle Brexit auch einfach extrem traurig, dass es die Schicht der angry old white men/women ist, die hier einer jungen weltoffenen Generation (ich kenne dazu keine Abstimmungsergebnisse, aber in den Umfragen vorab herrschte bei den jungen Briten eine überwältigende Mehrheit für den Verbleib)
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von LittleQ
#1475974
Meine Familie ist so ein typisch britisches Beispiel. Vater freut sich über den Austritt. Meine Mutter kann es nicht fassen. Ich ebenso wenig. Bin gerade erst aufgestanden mit der Hoffnung, dass alles schon gut geht.

Ich denke nicht, dass das Ergebnis zeigt, dass Volksentscheide etwas schlechtes sind. Ich denke, dass das Ergebnis zeigt, wie unvernünftig die Politik in den letzten Jahren geworden ist.

Das passiert, wer permanent zündelt, so wie es die Conservative Party, in den letzten Jahren immer wieder getan hat. Das passiert, wenn etablierte Politik pausenlos Angst vor Ausländern macht, gegen andersartige stichelt und versucht den rechten Pöbel damit zu schwächen, dass man rechte Positionen einnimmt und gleichzeitig hausgemachte Probleme permanent auf Brüssel schiebt.
Die Entwicklung ist nicht nur eine historische, sondern auch aus Idiotie und Angst entstandene, politische.

Ich hoffe ja, dass das ein Weckruf für die Politik in Europa ist, aber ich habe leider auch die Befürchtung, dass sich wenig bis gar nichts ändern wird.
von Sergej
#1475978
AlphaOrange hat geschrieben:Dafür wählen wir ja Programme und Volksvertreter, damit die unsere Meinung in einem politisch tragbaren Rahmen umsetzen.
Wenn die das nur tun würden :roll:
von Sentinel2003
#1475979
Serienfreak hat geschrieben:1) Jetzt sollte auch der Letzte kapiert haben, dass direkte Volksentscheide das Schlimmste sind was es für die Menschheit gibt. Sage ich schon seit Jahren. Die Menschen sind schlicht zu dumm für sowas. Lassen sich von Emotionen leiten und sind völlig unfähig vernünftige Entscheidungen zu treffen. Bitte in Deutschland niemals sowas einführen! Ich hoffe das hat nun echt der letzte Naive begriffen.

2) Das Voting ist ein weiteres Beispiel dafür, dass es den Menschen einfach zu gut geht. Ähnliches erleben wir in Amerika mit Trump. Und nein, das sind keine Ängste, sondern es ist maßlose Arroganz. Es geht einem ja sooooo schlecht, alles geht angeblich vor die Hunde, Ausländer sind sowieso alles Schuld und niemand weiß mehr zu schätzen wie gut es einem eigentlich geht.
Daher gönne ich den Briten jetzt auch, dass sie sich richtig in die Krise befördern. Und das wird passieren. Wir in Europa/Deutschland werden das hinbekommen, aber in Großbritannien werden sich noch einige wundern demnächst. Huch, es geht uns ja nun ohne EU doch nicht besser. Huch die Wirtschaft geht bergab. Huch die Arbeitslosenzahlen steigen. Ich gönne es ihnen von Herzen! Vielleicht lernen sie dann mal zu schätzen wie gut es ihnen vorher ging, scheinbar müssen die meisten Menschen für diese Erkenntnis erst auf die Fresse fallen.

Aha, und, hätte es zum Euro damals einen Volksentscheid hier in Deutschland gegeben, hätten Wir diese scheiss Währung garnicht!!

Und, das wäre dann ganz bestimmt für dich ein Weltuntergang gewesen oder was??
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von baumarktpflanze
#1475981
AlphaOrange hat geschrieben:Daher bin ich schon seit sehr langer Zeit ein absoluter Gegner von Volksentscheiden in solch weitreichenden Entscheidungen. Bei sowas werden hochkomplexe Themen auf wenige populistische Thesen runtergebrochen und weitreichende Entscheidungen sind kurzfristigen Strömungen (Schlagwort Flüchtlinge) unterworfen und das halte ich für brandgefährlich.
Ja, das trifft es ganz gut. Volksentscheide sind generell sicher eine gute Sache und es ist wichtig, die Bürger mitzunehmen, aber bei bestimmten Entscheidungen ist genau das grenzwertig, weil es da einfach ein bestimmtes Fachwissen braucht, dass der Bürger einfach nicht hat. Und der hat das nicht nicht, weil er zu doof ist, sondern weil er vielleicht die entsprechenden Zahlen nicht kennt, weil er sich von Emotionen leiten lässt, weil er einfach einer Strömung folgt, weil er das Programm nicht kennt oder weil die Sache einfach auch zu komplex ist. Demokratie ist nunmal ein Lernprozess, den Umgang mit ihr muss man üben und man muss sie pflegen. Das wiederum bedeutet aber auch Arbeit: Diskussionen mit anderen, Beschäftigung mit den entsprechenden Wahlprogrammen, allgemeine politische Teilhabe und das Wissen um den Wert des Kreuzes, dass ich setze - oder auch nicht.
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von rosebowl
#1475986
Teilweise hab ich damit ein Problem, weil ich mir immer denke "gäbe es mehr Volksabstimmungen, wären die Politiker vielleicht gezwungen, genau diesem Defizit abzuhelfen und dafür zu sorgen, dass die Leute gut informiert sind und verstehen, worum es geht". Aber man sieht ja gerade wieder, dass das anscheinend nicht funktioniert.
von Sentinel2003
#1475989
Trotzdem muss dieser Brexit ja nicht das Maß aller Dinge sein!

Ich bin weiterhin für Volksabtsimmungen, warum denn auch nicht??
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von AlphaOrange
#1475990
Sentinel2003 hat geschrieben:Aha, und, hätte es zum Euro damals einen Volksentscheid hier in Deutschland gegeben, hätten Wir diese scheiss Währung garnicht!!
Und das hätte uns genau was gebracht? Ewigen Reichtum und Wohlstand? Das glaubst du doch wohl selber nicht.
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von Tanja Timanfaya
#1475991
Jetzt hat Cameron der britischen Regierung erstmal ein paar Monate Aufschub zum Finden einer politischen Notbremse verschafft. Dass er den Antrag nicht selbst einreichen will, sondern das sein im Oktober zu bestimmender Nachfolger machen soll, können sie den Verhandlungsbeginn und damit das Suchen einer Notbremse locker bis Ende des Jahres vertagen.
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von LittleQ
#1475992
Sentinel2003 hat geschrieben:Trotzdem muss dieser Brexit ja nicht das Maß aller Dinge sein!

Ich bin weiterhin für Volksabtsimmungen, warum denn auch nicht??
Naja. Du sagst es ja selber. Sonst hätten wir ja keinen Euro. 8)
von Sentinel2003
#1475993
AlphaOrange hat geschrieben:
Sentinel2003 hat geschrieben:Aha, und, hätte es zum Euro damals einen Volksentscheid hier in Deutschland gegeben, hätten Wir diese scheiss Währung garnicht!!
Und das hätte uns genau was gebracht? Ewigen Reichtum und Wohlstand? Das glaubst du doch wohl selber nicht.
Das hat doch mit Reichtum und Wohnstand überhaupt nichts zu tun!!!

Siehst du, und deswegen sind diese Diskussionen um den Euro einfach völlig sinnlos!!!!
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von AlphaOrange
#1475995
Extaler hat geschrieben:
AlphaOrange hat geschrieben:
Ich finds im Falle Brexit auch einfach extrem traurig, dass es die Schicht der angry old white men/women ist, die hier einer jungen weltoffenen Generation (ich kenne dazu keine Abstimmungsergebnisse, aber in den Umfragen vorab herrschte bei den jungen Briten eine überwältigende Mehrheit für den Verbleib)
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Danke. Das pointiert das von mir beschriebene Dilemma sogar nochmal mit der "years to live"-Spalte. Spricht für sich.
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