Baby hat geschrieben:Hinzu kommt ebenfalls dass Trump ein gewaltiger Hitzkopf ist. Dem ist es scheißegal wer hinter ihm steht, das war von Anfang an so. Oder siehst du dass Ablehnung aus „den eigenen Reihen“ ihn von irgendwas abgehalten hat? Warum sollte das anders sein wenn er mal gewählt wurde?
Weil Politik so funktioniert? Trump hat bis jetzt noch gar nichts erreicht, außer Stimmen zu sammeln. Nur haben die Wähler nichts zu melden, wenn er erst mal im Weißen Haus sitzt, dann muss er sich mit dem Kongress und dem Repräsentantenhaus herumschlagen, mit Ministern, Generälen, Geheimdienstchefs, Lobbyisten – und die kann man nicht einfach alle mal eben nach Lust und Laune ersetzen, wenn sie einem nicht passen. Wie gesagt, sieh dir Obama an und was für ein Kampf da jeder kleine Vorstoß ist und dann stell dir vor, der Präsident hätte nicht nur eine Partei gegen sich, sondern beide. Warum sollte sich irgendein hochrangiger Politiker selbst versenken, nur um Trump zu gefallen? Da haben die gar nichts von, außer ihren bequemen Arbeitsplatz zu verlieren. Trump kann denen nichts bieten, weil er ein Außenseiter ist. Womit soll er die ködern? Wenn’s mit der Präsidentschaft vorbei ist und sie in ihrer eigenen Partei nicht mehr willkommen sind, dürfen sie bei ihm Steaks verkaufen?
Ne.
Und bei aller berechtigten Kritik an der Politik der Republikaner, bei den Demokraten ist jetzt auch nicht alles lockerflockiges Lalawunderland. In acht Jahren Obama gab’s Drohnenangriffe auf alles und jeden von Zivilisten bis zu amerikanischen Staatsbürgern im Ausland – das ist nichts anderes als ne Hinrichtung ohne Gerichtsverfahren. Mit der Schließung von Guantanmo und den Black Sites läuft es eher so mäßig; statt im eigenen Land entführt man die Leute jetzt halt in die Länder von Verbündeten, wo man es mit den Menschenrechten nicht so schrecklich genau nehmen muss. Auch das ohne Gerichtsverfahren oder juristische Grundlage. Die Massenüberwachung der eigenen Bürger wurde massiv ausgebaut und auch hier braucht es inzwischen nicht mal mehr einen Anfangsverdacht, um über irgendjemanden irgendwelche Daten abfragen zu wollen. Geht auch so, warum auch nicht. Whistleblower werden verfolgt. Den Verantwortlichen der Wirtschaftskrise hat man kurz auf die Finger geklopft und ihnen dann einen Blumenstrauß zur Entschuldigung geschickt.
Besonders friedlich ist man auch nicht unterwegs, wenn man das Militärbudget noch mal um Milliardenbeträge aufpumpt, Truppen nach Syrien schickt (und noch ein paar als Bonus in den Irak), dann doch nicht aus Afghanistan raus möchte, Luftangriffe in Libyen, Somalia, Pakistan, Jemen – und damit nicht zu viel Freizeit entsteht, kämpft man noch ein bisschen in Kamerun, Uganda und Umgebung.
Zuhause hat man Militarisierung der Polizei, Privatisierung der Gefängnisse, Gewalt ohne Ende, der Graben zwischen Ober- und Unterschicht wird imer größer, dafür löst sich die Mittelschicht auf, Obamacare war auch ne recht lahme Ente … also so richtig stolz darauf sein kann man jetzt auch nicht, auch wenn Obama sicher einer der charmantesten Präsidenten ist.
Natürlich würde es unter Trump negative Entwicklungen geben. Die wird es aber bei Clinton genauso geben. Die wird von den Republikanern noch mehr gehasst als Obama, dass die irgendwas halbwegs Progressives durchgeprügelt bekommt, darf man bezweifeln. Was übrig bleibt, sind dann Themen, auf die sich alle einigen können – also Militär, mehr Rechte für Geheimdienste (und weniger für die Bürger) im Namen der “Nationalen Sicherheit”, viel Unterstützung für große Banken.
Den einzigen echten Unterschied sehe ich wirklich bei der Wahl der Mitglieder des Obersten Gerichtshof, da wäre man mit Clinton besser dran als mit Trump (wobei bei Trump wahrscheinlich kein Mensch einschätzen kann, wen der da aussuchen würde). Aber auch da wartet Obama jetzt schon ein halbes Jahr oder so darauf, dass sich die Republikaner mal bewegen und der Auswahlprozess vorangehen kann …