#80014
Ein Thema, über das ich schon seit mehreren Jahren in meinem Bekanntenkreis immer wieder diskutiere: die formelle Unfehlbarkeit der Schiedsrichter und dessen Allmacht in entscheidenden Situationen, deren richtige Einschätzung von ihm zuweilen kaum machbar ist.

Zwei aktuelle Beispiele haben mich mal wieder auf das Thema zurückgebracht:

1. Der nicht gegebene Elfmetertreffer für Kaiserslautern im Pokalspiel am Dienstag.
Für alle, die's nicht mitbekommen haben: im Elfmeterschießen springt ein Ball von der Latte ins Tor und wieder hinaus. Der Schiedsrichter entscheidet: kein Tor. Hätte er richtig entschieden wäre Kaiserslautern ziemlich sicher anstelle von Mainz weitergekommen.
Eben diese Problematiken, ist ein Ball hinter der Linie gewesen oder nicht, sind - insbesondere aus dem Spiel heraus - vom Schiedsrichter kaum sicher zu entscheiden. Ob ein Ball mit vollem Umfang über der Torlinie war, sieht man schließlich nur in der Draufsicht von oben wirklich genau. Aber dort sitzt halt kein Schiedsrichter.
Die Technik, dieses Dilemma zu lösen, existiert seit längerem. Die Fifa beharrt aber darauf, dass diese Entscheidung in der Gewalt des Schiedsrichters bleibt.

2. Schobers Kopfnuss gegen Ramovic.
Für alle, die's nicht mitbekommen haben: Rostocks Torhüter Schober verpasst seinem Gegenüber Ramovio während des Elfmeterschießens einen Kopfstoß und lässt sich dann selber theatralisch zu Boden fallen. Schober erhält die gelbe Karte wegen Provozierens, der unschuldige Ramovic fliegt mit Rot vom Platz.
Nachgeschichte: Ramovic erwartet wegen der roten Karte eine Verhandlung vor dem Sportgericht, Schober dagegen kann nicht belangt werden, da der Schiedsrichter die entsprechende Szene bereits geahndet hat, nämlich mit der gelben Karte. Dies ist wiederum eine Tatsachenentscheidung und somit unanfechtbar. Zum Vergleich: Duisburgs Trainer Meyer, der sich vor Wochen zu einer ähnlichen Tat hinreißen ließ, bekam nachträglich mehrere Monate Berufsverbot und wurde von seinem Club entlassen.

Somit fordere ich eigentlich schon seit langem:
1) Einsatz vorhandener Technik, die kritische Entscheidungen absichert. Zum einen, um zu überprüfen, ob ein Ball hinter der Linie war oder nicht. Zum anderen sollte jedes Tor auf Abseits überprüft werden. So kann es nicht mehr passieren, dass ein Abseitstor zählt oder ein reguläres aberkannt wird (und so viele Tore fallen nicht pro Spiel, die Verzögerung wäre völlig unerheblich).
2) Die Möglichkeit, Tatsachenentscheidungen zu revidieren, wenn sie ganz offensichtlich falsch waren. Das bezieht sich vor allem auf Disziplinarmaßnahmen, bei fehlerhaften Torentscheidungen würde es kniffliger (aber diese soll Punkt 1) ja verhindern)

Ich will nun wirklich nicht den Schiri abschaffen, der hat auch so noch genug Arbeit, aber ein paar winzige Änderungen könnten uns ersparen, dass ständig irgendwelche Teams drastisch benachteiligt würden.
Es sollte nämlich nicht das Ziel sein, den traditionellen Schiedsrichterberuf zu retten, sondern den Sport bestmöglich zu leiten.

So, und jetzt eure Meinungen, falls vorhanden.
von saschap
#80215
@Alpha: Vielleicht biste noch nicht so informiert wie mein Vater als Schiedsrichter, aber zu Punkt 1 kann ich nur sagen: Ab der nächsten Saisonhälfte wird es einen weiteren Linienrichter geben, der nur dafür zuständig ist, die Torlinie zu beobachten, um so entscheiden zu können, ob eine Ecke, ein Einwurf oder ein Tor war ;)
#80222
AlphaBolley hat geschrieben: Somit fordere ich eigentlich schon seit langem:
2) Die Möglichkeit, Tatsachenentscheidungen zu revidieren, wenn sie ganz offensichtlich falsch waren. Das bezieht sich vor allem auf Disziplinarmaßnahmen, bei fehlerhaften Torentscheidungen würde es kniffliger (aber diese soll Punkt 1) ja verhindern)
Nun ja, auf der einen Seite ist es natürlich gut, Benachteiligung zu verhindern, ich fürchte allerdings, dass die Aufhebung der Tatsachenentscheidungen den Sport Fussball, so wir wie ihn im Moment kennen, kaputt machen würde. Mit gefällt die Vorstellung nicht, dass man nach 90 Minuten dann gar nicht weiß, ob der Sieger wirklich gewonnen hat, weil jeder Zeit Entscheidungen rückgängig gemacht werden könnnen. Stell dir vor, dann bekommt eine Mannschaft einen unberechtigten Elfmeter zugesprochen, gewinnt 1:0, die Fans freuen sich, gehen nach Hause... und dann wird das Ergebnis 24 Stunden später wieder rückgängig gemacht. Das ist doch dann kein lebendiges Spiel mehr. Vermutlich würde es nach jedem Spietag hunderte von Klagen geben, jeder Verlierer versucht dann, am grünen Tisch doch noch den Sieg zu bekommen. Ich sehe da einige Probleme...
#80409
saschap hat geschrieben:@Alpha: Vielleicht biste noch nicht so informiert wie mein Vater als Schiedsrichter, aber zu Punkt 1 kann ich nur sagen: Ab der nächsten Saisonhälfte wird es einen weiteren Linienrichter geben, der nur dafür zuständig ist, die Torlinie zu beobachten, um so entscheiden zu können, ob eine Ecke, ein Einwurf oder ein Tor war ;)
Das wusste ich tatsächlich nicht. Seltsam dass das im Zuge der aktuellen Berichterstattung nicht erwähnt wurde.
Dennoch wäre der Einsatz moderner Technik sicher sinnvoller.
Pip hat geschrieben:
AlphaBolley hat geschrieben: Nun ja, auf der einen Seite ist es natürlich gut, Benachteiligung zu verhindern, ich fürchte allerdings, dass die Aufhebung der Tatsachenentscheidungen den Sport Fussball, so wir wie ihn im Moment kennen, kaputt machen würde. Mit gefällt die Vorstellung nicht, dass man nach 90 Minuten dann gar nicht weiß, ob der Sieger wirklich gewonnen hat, weil jeder Zeit Entscheidungen rückgängig gemacht werden könnnen. Stell dir vor, dann bekommt eine Mannschaft einen unberechtigten Elfmeter zugesprochen, gewinnt 1:0, die Fans freuen sich, gehen nach Hause... und dann wird das Ergebnis 24 Stunden später wieder rückgängig gemacht. Das ist doch dann kein lebendiges Spiel mehr. Vermutlich würde es nach jedem Spietag hunderte von Klagen geben, jeder Verlierer versucht dann, am grünen Tisch doch noch den Sieg zu bekommen. Ich sehe da einige Probleme...
Hast da natürlich vollkommen Recht.
Ich will auch wirklich nicht, dass Spiele nachträglich wieder umgedreht werden.
Deshalb beziehe ich mich auch in erster Linie auf Disziplinarmaßnahmen. Dass dem DfB die Hände gebunden sind, einen Spieler zu bestrafen, weil der Schiedsrichter in der entsprechenden Situation schon gehandelt hat und zwar falsch, ist einfach ein Unding.
Was Tor- und Abseitsentscheidungen angeht, ist eine nachträgliche Änderung natürlich undenkbar, aber beides ist mit der heutigen Technik nahezu verzögerungsfrei direkt auf dem Feld zu klären. Das Torlinienproblem kann direkt von der Technik übernommen werden, für das Abseitsproblem könnte man einen weiteren Offiziellen einsetzen, der die Kamerabilder hat und seine Meinung innerhalb von Sekunden an den Schiri funken kann.
von Heizung-Bitte
#80626
Ich denke auich in klaren Sachen sollte die Tatsachenentscheidung aufjedenfall zu revidieren sein. Es kann nnicht sein das der 1.FCK so man muss schon sagen beschissen wird, einerseits wegen dem Elfmetertor UND andererseits muss der Schiedsrichter doch sehen, dass es ein klares Handspiel war von manuel Friedrich somit das Spiel vll gar nicht zum Elfmeterschießen gekommen wäre.
Manchmal verstehe ich wirklich nicht, was die Schiedsrichter pfeifen und was nicht, ich dachte immer die werden für sowas ausgebildet strittige Entscheidungen gekonnt zu lösen und vor allem auch auf die Details zu achten, aber man konnte ja schon im TV sehen das der Ball hinter der Linie war, was hat dann bitte der Linienrichter gemacht, der hätte es dreimal sehen müssen.
von saschap
#81890
Naja, also der Schiri ist auch nicht der alleinige Herrscher auf dem Feld...

er hat vor allem über das zu entscheiden, was auf dem Feld geschieht, vor seinem Blickfeld (er muss immer in der Nähe des Balles sein), für Dinge wie Abseits, Fouls in seinem Rücken usw. sind die Linienrichter zuständig. Da hat er kein Entscheidungsrecht, wenn der SRA (Schiedsrichterassistent) oder in der Allgemeinsprache Linienrichter genannt die Fahne hebt, muss er pfeifen, egal ob sich der Linienrichter verschaut hat oder nicht.
Somit ist nicht alles dem Schiri anzulasten.
Und um was zu den Unterbrechungen zu sagen, die z.b. bei Football immer gemacht werden, zu sagen: Anders als Fussball ist Football ein Sport, wo es darum geht, Raum zu gewinnen und zu verlieren, es geht um Taktik... Ist wie so ein kleiner Krieg, es gibt eine Front, die Mannschaft mit dem Ball greift an, dann fliegt der Ball entweder nach vorne oder nach hinten, dadurch verschiebt sich die Front oder aber die andere Mannschaft darf angreifen... beim Fussball dagegen geht es vor allem um das fließende Spiel, sicher, genauso wie im Football wird Taktik gebraucht, aber hier geht es vor allem um Strategien, wie man ein Tor schießt, und nicht, wie man am besten Raum gewinnt, wichtig ist nur, dass der Ball im Kasten ist.
Somit kann man beim Fussball nicht einfach andauernd Unterbrechungen einführen wie beim Football, dass würde das Spiel ad absurdum führen.
von Heizung-Bitte
#81908
Es ist eine heikle Situation, es ist mit Sicherheit nicht einfac.
Um kurz was zum Football zu sagen, es geht da ebenfalls um Taktik und nicht zu knapp, aber was du zu Spielfluss sagst, stimmt absolut.
Doch im Football darf auch nicht wahrlos unterbrochen werden, die Teams haben jeweils 3 "vetos", mir ist der richtige name gerade entfallen, die sie einlegen können, öfter darf dies auch nicht geschehen. UNd die Situation zu klären dauert keine 5min. Das geht alles sehr zügig. Allerdings darf acuh der SChiedsrichter ein solches "Veto" benutzen falls er sich selber nicht sicher ist.

Aber gut sowas wird es denke ich in Zukunft im FUßball nicht geben und ich weiß auch selber nicht wie es wirklich geregelt werden sollte, deswegen erstmal im Spiel ist es denk ich so acuh ok. Aber in dem Beispiel im Elfmeterscheißen wo ist da das Problem sich kurz die Bilder anzugucken und die korrekte Entscheidung zu treffen, und sowas während dem Spiel ist auch kein großes Problem, ansonsten ist es sicher erstmal besser ohne Bildbeweis.
von saschap
#81957
Naja, ich hab mal den Superbowl geschaut, und hab auch mal in Sport die Regeln gehört...
beim Football wird halt jedesmal abgebrochen, wenn der Ball von einem Gegner erobert wurde oder auf dem Boden gelandet ist ;) Das als Grund für eine Unterbrechung beim Fussball wäre sicher ein Problem...
die vetos sind ja nur dafür da, dass sich die Teams bei zweifelhaften Entscheidungen nochmals mit dem Schiri auseinandersetzen können... aber außer Torsituationen und Abseits gibt es eigentlich keine Situation, die nicht einer der SRA oder der Schiri richtig gesehen haben kann... die meisten Fehlentscheidungen gehen ja auch über Abseits und Tore, was daran liegt, dass das die am schwierigsten zu durchschauenden Situationen sind ;)
von Heizung-Bitte
#82037
Ja natürlich wird unterbrochen, weil sich die Offense bzw Defense Reihen neu aufstellen müssen, aber es wird nicht immer unterbrochen um JEDEN Spielzug anzuschauen und zu prüfen ob alles regelgerecht war, so ist es ja net.

Es ist im Fußball sowieso schwierig zu entscheiden in bruchteilen von sekunden ob Foul oda kein Foul, das ist klar, aber wenn es um ein Tor geht, sollte man schon überprüfen drüfen ob er drin war oda nicht.
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von AlphaOrange
#82460
Heizung-Bitte hat geschrieben:Es ist im Fußball sowieso schwierig zu entscheiden in bruchteilen von sekunden ob Foul oda kein Foul, das ist klar, aber wenn es um ein Tor geht, sollte man schon überprüfen drüfen ob er drin war oda nicht.
Genau das meine ich ja.
Man soll nicht während des Spiels bei jedem Foul die Fernsehbilder begutachten. Allerdings sollte man nachträglich Disziplinarverfahren einleiten, wenn der Schiedsrichter falsch entschieden hat.

Aber bei strittigen Torentscheidungen sollte sich ein weiterer Unparteiischer die Fernsehbilder ansehen. So oft landet der Ball pro Spiel schließlich nicht im Netz, dass das ne besondere Verzögerung wäre.
von saschap
#82507
Foulentscheidungen sind doch eh meistens nicht so schlimm, ein Fehlentscheid bedeutet zwar vielleicht, dass eine Mannschaft blöderweise zu 10. auf dem Feld steht, geht aber noch

bei Toren stimmt es, aber vielleicht bringt ja der neue Torlinienrichter was... denn wir wollen doch nicht ewig solche "Wembley-Situationen" haben oder? :D
von Heizung-Bitte
#82602
AlphaBolley hat geschrieben:
Heizung-Bitte hat geschrieben:Es ist im Fußball sowieso schwierig zu entscheiden in bruchteilen von sekunden ob Foul oda kein Foul, das ist klar, aber wenn es um ein Tor geht, sollte man schon überprüfen drüfen ob er drin war oda nicht.
Genau das meine ich ja.
Man soll nicht während des Spiels bei jedem Foul die Fernsehbilder begutachten. Allerdings sollte man nachträglich Disziplinarverfahren einleiten, wenn der Schiedsrichter falsch entschieden hat.

Aber bei strittigen Torentscheidungen sollte sich ein weiterer Unparteiischer die Fernsehbilder ansehen. So oft landet der Ball pro Spiel schließlich nicht im Netz, dass das ne besondere Verzögerung wäre.
Ja da sind wir uns ja einig...also wir sollten da was zu sagen haben, dann ging das alles wesentlich besser :D :D
Naja vll ändert sich ja wirklich mal was...man wird es sehen.
von The Rock
#83915
Heizung-Bitte hat geschrieben:Ja natürlich wird unterbrochen, weil sich die Offense bzw Defense Reihen neu aufstellen müssen, aber es wird nicht immer unterbrochen um JEDEN Spielzug anzuschauen und zu prüfen ob alles regelgerecht war, so ist es ja net.

Es ist im Fußball sowieso schwierig zu entscheiden in bruchteilen von sekunden ob Foul oda kein Foul, das ist klar, aber wenn es um ein Tor geht, sollte man schon überprüfen drüfen ob er drin war oda nicht.

Trotzdem haben "etentional views" und die "salary cap" den Football kaputt gemacht. Seit dem Jahr, in dem die Buccs den Super Bowl gewonnen haben, hab ich kein Spiel mehr ganz angeschaut. Im Football ließe sich (wie man sieht) diese Art von Fernsehbeweisen eher durchführen als in einem flüssigen Fussballspiel. Und desweitern kann ein Football Team nur 2 Mal im spiel (glaube ich) eine Entscheidung anfächten. Außerdem hat der Football mehrere gleichberechtigte Referees, die das untereinander ausdiskutieren ob berechtigt oder nicht.

Wie würde das beim Fussball dann aussehen? Eine umstrittene Situation ala "kann man geben, muss man aber nicht". Zwei Trainer schreien auf den Schiedsrichter ein, der eine will einen Elfer, der Andere ist zufrieden. Am Ende jedes Spieltages würden 5 von 9 Spielen nicht feststehen, weil sich jedes dritte Team beschwert. Glaube nicht, dass sowas gut gehen würde.

Was den Sport irgendwie sehr vielseitig macht, ist der Faktor "inoffizieller", der den Spielen diese menschliche Fehlbarkeit gibt. Man ärgert sich zwar darüber, aber irgendwie gehören diese Schiedsrichter Ansichten zum Sport dazu. Im Baseball ist der Umpire genauso ein Fakter bei der strikezone, wie der Schiedsrichter im Fussball bei der Auslegung von Foul oder Nicht Foul. Da es dort oft Situationen gibt, die nicht klar definierbar sind, wüsste ich nicht, wie man so ein Problem lösen sollte?!
Das Bälle eindeutig hinter der Linie sind, oder ein Spieler dem anderen ins Gesicht spuckt ist zwar eindeutig, jedoch nicht in jedem Spiel Gang und Gebe.
Der Einsatz von mehreren Offiziellen wie beim Football, Baseball oder Basketball wäre in meinen Augen eher eine Variante, als den Fussball vor dem Fernseher auszudiskutierten...