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von ikone
#197423
SPIEGEL ONLINE - 30. September 2006, 13:24
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,440164,00.html
Insolvenz
BenQ-Chef fordert Handykauf aus Solidarität

Nach der Pleite der deutschen BenQ-Werke appelliert ihr Chef an Politiker und Verbraucher, zur Rettung der bedrohten Arbeitsplätze beizutragen. Jeder Kauf eines BenQ-Handys helfe den 3000 Mitarbeitern, behauptet er. Derweil hat SPD-Chef Beck dem Siemens-Chef Kleinfeld ins Gewissen geredet.

München - Es gehe darum, die 3000 Mitarbeiter zu schützen, die im vergangenen Jahr "Ungeheures geleistet" hätten, betonte der Manager Clemens Joos bei einer Pressekonferenz in München. Dazu könnten die Bundes- und Landesregierungen beitragen, aber auch die Konsumenten. Jeder Verkauf eines Handys komme "unmittelbar" BenQ mobile und seinen Mitarbeitern zugute. Es gebe noch sehr viel Know-how in dem Unternehmen, das in den nächsten Monaten gesichert werden müsse.

Deutscher BenQ-Chef Joos: "Sehr davon überrascht"
REUTERS

Deutscher BenQ-Chef Joos: "Sehr davon überrascht"
BenQ mobile hatte am Freitag Insolvenz beantragt, nachdem der taiwanesische Mutterkonzern der deutschen Tochter wegen anhaltender Verluste den Geldhahn zugedreht hatte. BenQ hatte das Unternehmen erst im vergangenen Jahr von Siemens erworben.

Joos: Zusagen zurückgenommen

Joos sagte, seiner Meinung nach sei die Restrukturierung von BenQ mobile zu 70 Prozent abgeschlossen gewesen. Das Unternehmen habe mittlerweile "sehr wettbewerbsfähige" in Deutschland hergestellte Geräte auf dem Markt. Die gesamte Belegschaft habe sich darauf gefreut, im Weihnachtsgeschäft auch die Früchte der Arbeit der vergangenen Monate zu ernten.

BenQ mobile sei "sehr davon überrascht" worden, dass die Muttergesellschaft "trotz vorheriger Zusagen" die Restrukturierungsaufwendungen nicht mehr aufbringen wolle.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Prager betonte auf derselben Pressekonferenz, eine Insolvenz müsse nicht das Ende eines Unternehmens bedeuten. Die Voraussetzungen, zunächst bis Ende Dezember weiter produzieren zu können, seien gut. Zu den Aussichten, das Unternehmen über das Jahresende hinaus zu retten, lasse sich derzeit noch nichts sagen. "Das Unternehmen muss ab 1. Januar profitabel sein, sonst kann es der Insolvenzverwalter nicht fortführen."

Nötig sei dafür ein Käufer, der sich zutraue, das Geschäft weiterzuführen. "Ob wir den kriegen, wird die Zukunft zeigen", sagte Prager. Er sei aber bereits "von Leuten angesprochen worden, die mit uns Gespräche führen wollen".

Joos sagte, bei einem Verkauf zwecks Fortführung könne er sich auch Teillösungen vorstellen. Die Servicegesellschaften und andere Teile seien sehr stark. Prager will allerdings zunächst versuchen, das Unternehmen als Paket zu verkaufen: "Für den Insolvenzverwalter ist eine Gesamtlösung ideal. Wir brauchen einen Käufer, der sich zutraut, das weiterzuführen."

Joos verteidigte Siemens gegen den Vorwurf der Gewerkschaften, die Handysparte mit dem Verkauf an BenQ kaltblütig ans Messer geliefert zu haben. "Ich weiß, dass Siemens damals befürchtet hat, dass das passiert, was jetzt passiert ist - und das war nicht gewünscht!" sagte Joos, der früher bei Siemens gearbeitet hatte. Prager sagte, ob es Ansprüche gegenüber Siemens gebe, beschäftige ihn nicht: "Das ist bei mir nicht auf dem Radar."

Beck wendet sich an Siemens

Die Patentsituation ist dem Insolvenzverwalter zufolge "verworren". Ein Teil der Patente sei auf das insolvente deutsche Unternehmen angemeldet, ein Teil auf BenQ in Taiwan, ein Teil auf beide. Auf die Frage, ob sich mit den verfügbaren Patenten das Geschäft weiterführen lasse, habe er noch keine Antwort.

Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat sich in den Fall eingeschaltet. Er habe mit dem Vorstandschef des früheren Eigentümers Siemens, Klaus Kleinfeld, telefoniert und von ihm auch Zusagen erhalten, sagte Beck auf einer SPD-Konferenz in Berlin. Kleinfeld habe ihm unter einem Rechtsvorbehalt zugesagt, dass Siemens den von Entlassung bedrohten BenQ-Mitarbeitern auch finanziell helfen wolle.

Geprüft werden solle auch, ob diese Mitarbeiter in Siemens-Firmen übernommen werden könnten. Nach Becks Worten muss die Insolvenz in geordnete Bahnen geführt werden. Siemens habe für seine ehemaligen Mitarbeiter weiterhin Verantwortung.

Linkspartei-Chef Lothar Bisky hat die BenQ-Pleite als ein Negativbeispiel der Globalisierung kritisiert. Das Vorgehen des taiwanesischen Elektronik-Konzerns und von Siemens sei "gemein und hinterhältig", sagte Bisky in Hannover. "Man kann den großen Unternehmen nicht glauben, ihnen geht es nur um die Rendite". Die Hintergründe der Pleite der früheren Siemens Handy- Sparte müssten aufgeklärt werden. Die betroffenen Beschäftigten verdienten solidarische Unterstützung.

Siemens zahlte mehr als bekannt an BenQ

Nach einem Zeitungsbericht hat Siemens-Chef Klaus Kleinfeld BenQ bei der Übernahme der Handy-Sparte sogar noch deutlich mehr Geld bezahlt als bisher angenommen. Als der Siemens-Chef im Juni vorigen Jahres BenQ öffentlich als Partner präsentiert habe, seien noch nicht alle vertraglichen Einzelheiten unterschrieben gewesen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf Unternehmenskreise. Daraufhin hätten die Taiwaner Siemens förmlich erpresst und einen kräftigen Aufschlag gefordert. Um sein Gesicht zu wahren und das Geschäft nicht platzen zu lassen, habe Kleinfeld "Geld nachschießen" müssen.

Im Konzernabschluss 2005 ist dies dem Blatt zufolge im Kleingedruckten nachzulesen. Den Verlust aus dem Verkauf der Handy-Sparte beziffere Siemens dort auf 546 Millionen Euro; "hiervon sind 413 Millionen Euro direkt BenQ zuzuordnen", zitiert die "FAS". Zudem sei im Jahr 2006 mit weiteren "Nettozahlungsmittelabflüssen von etwa 500 Millionen Euro" zu rechnen. Bisher war stets von einer Mitgift von etwa 300 Millionen Euro an BenQ die Rede. Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer bezifferte den Betrag zuletzt auf 350 Millionen Euro.

itz/ddp/AP/dpa/afp

ROFL

Die spinnen die Bayern.
von Waterboy
#197430
Nach der Pleite der deutschen BenQ-Werke appelliert ihr Chef an Politiker und Verbraucher, zur Rettung der bedrohten Arbeitsplätze beizutragen. Jeder Kauf eines BenQ-Handys helfe den 3000 Mitarbeitern, behauptet er.
lol ist klar, mit seinem Gehalt könnte er locker auch mal so nen paar 1000 Handys so kaufen, da hilft er seinen Mitarbeitern auch und dann kann er ja die Handys verschenken :?
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von Monk!
#197456
Ich kaufe Qualität und da kann der ganze BenQ- Schrott nunmal nicht mithalten. Mein Sony Ericsson K750i hält auch noch nen paar Jahre. Die Zeiten des dicken Handygeschäfts sind nunmal vorbei. Vor ein paar Jahren brauchte/wollte jeder nen Handy. Jetzt ist der Markt gedeckt und die Leute kaufen sich erst dann nen neues Handy, wenn ihr altes den Geist aufgibt oder eine deutlich erkennbare neue Technik sich etabliert hat.

Zu Siemens:
Der Konzern geht langsam aber sicher den Bach runter. Leider zu recht!
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von houellebecq!
#197471
ich hatte noch nie ein handy und dabei wird's vorerst auch bleiben! 8)
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von pepper
#197507
Inzwischen wurde doch bekannt gegeben, dass auf die Gehaltserhöhung von 30% (!!!) verzichtet wird, um das Geld den Mitarbeitern zukommen zu lassen.

30% Gehaltserhöhung!!! Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen... :shock: :(
von Waterboy
#197508
ja aber auch nur weil Politik und Presse verhemt auf sie eingeprügelt haben, und jetzt stellen sie das auch noch so hin als ob sie dafür Beifall haben möchten das sie auf 30 % ( das sind 5 Millionen € ) verzichten.


Dies tun sie übrigens auch nur 1 Jahr lang, im nächsten Oktober erhöhen sie sich dann ihr Gehalt :?
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von 2Pac
#197509
Die haben freiwillig auf eine 30% Gehaltserhöhung verzichtet.
Das kann nur am öffentlichen Druck liegen.
Gut, nichtmal dann würde ich auf meine Gehaltserhöhung verzichten.
Schon krass
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von Monk!
#197518
pepper hat geschrieben:Inzwischen wurde doch bekannt gegeben, dass auf die Gehaltserhöhung von 30% (!!!) verzichtet wird, um das Geld den Mitarbeitern zukommen zu lassen.
Es wurde nicht auf die Erhöhung verzichtet. Sie wurde nur bis 2008 aufgeschoben.
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von Odin
#197543
BenQ = Schrottware und sonst gar nichts. Es ist ein Jammer und eine Schande, dass dieser Dreckskonzern Siemens kaufen durfte.

Hätte man Siemens nicht gekauft, würde jetzt keine Insolvenz drohen. Mit Ramsch lässt sich halt keine Kohle machen und BenQ ist genauso wie Medion, Sagem einfach nur Schrott.
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von houellebecq!
#197662
oh das würde ich nicht sagen. meinen medion-mini-fernseher habe ich vor 7,5 jahren GEBRAUCHT gekauft und der ursprüngliche besitzer hatte 250 mark für das teil bezahlt. er geht immer noch und ich hatte zwischendurch eigentlich nie probleme damit. 8)
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von Odin
#197848
Oh nunja ich wusste gar nicht, dass Medion auch Fernseher baut, dachte die machen nur Schrott-PC's aber ok.
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von ToP
#197999
Es wurde nicht auf die Erhöhung verzichtet. Sie wurde nur bis 2008 aufgeschoben.
Wahrscheinlich wird das Geld dann 2008 auch Rückwirkend ausgezahlt. :roll:

Ich bin gespannt ob - und wenn ja, wann bei uns Deutsche Produkte propagiert werden.
Vielleicht sollte man wirklich langsam dazu aufrufen, Erzeugnisse zu kaufen die auch tatsächlich in de hergestellt wurden. Natürlich ist es nicht ganz einfach weil es nicht mehr viele gibt. Man müsste die Leute einfach mehr aufklären das ihre Conti-Reifen nicht mehr aus Hannover und ihre Siemens-Handy's und ihre Bosch-Waschmaschinen aus "Billiglohnländern" kommen.