Ich bitte für den Doppelpost um Entschuldigung, aber ich fand es unpassend, das folgende einfach unter meinen letzten Post zum Thema Polizei zu schreiben, auch weil man da wirklich trennen sollte.
LittleQ hat geschrieben:baumarktpflanze hat geschrieben:Andelko hat geschrieben:Und schon wütet der rassistische Mob im Netz. Das wird den Opfern nicht gerecht. Zum kotzen sowas
So ist das mit der Mitte der Gesellschaft und dem Bild vom oft schnackselnden Ausbreitungstyp des Nordafrikaners, dessen Hautfarbe bereits von seiner kriminellen Ader erzählt.
Stimmt.
Stimmt das tatsächlich? Ich habe da meine Zweifel.
Unbestritten: Wir erleben gerade eine Form der Öffentlichkeit für rechte Parolen, die wir seit 1992 nicht mehr erlebt haben. Jeden Tag gibt es mindestens einen Angriff auf ein Flüchtlingsheim, im letzten Jahr sind tausende Menschen auf die Straßen gegangen und haben sich Hetzparolen angehört und nicht zuletzt kocht das Netz über vor Hasstiraden gegen Ausländer. Aber hat sich die Mitte der Gesellschaft tatsächlich nach rechts bewegt - oder ist es nicht eher so, dass sich auch durch die erhöhte Aufmerksamkeit gerade der Zeiger nach rechts schiebt?
Die Hasstiraden gegen Ausländer sind ja nicht erst seit letztem Jahr da, sondern waren auch vorher da. Die Medien, allen voran die BILD-Zeitung, haben fleissig gezündelt und unter den entsprechenden Artikeln fanden sich all die Vorurteile wieder, die wir alle gerade wieder aufs Brot geschmiert bekommen - egal, ob man das in den sozialen Netzwerken gepostet hat oder eben auf bild.de oder anderen Nachrichtenseiten. Genauso gab es täglich Übergriffe auf Ausländer - und viele davon haben es auch in die Medien geschafft. Der Aufschrei danach war groß, aber so groß, wie momentan die Medien - zurecht - über die Flüchtlinge und die Fremdenfeindlichkeit berichten, war sie nie. Man hat nach den schweren Übergriffen in den 90ern verloren, Haltung zu zeigen.
Die fremdenfeindlichen Postings im Netz wurden nicht wahrgenommen, weil sie als selbstverständlich hingenommen worden sind. Man hat ihnen auch kaum widersprochen, man hat sie stehenlassen und sich lieber auf andere Dinge konzentriert. Schau allein in die Historie dieses Forums mit AndiK und Fernsehfreak und all den Hetzthreads, die im Laufe der Jahre hier eröffnet worden sind. Und was ist mit dem PI-Blog und dem Kopp-Verlag, die beide seit Jahren viel Geld damit machen? Was ist mit Sarrazin und seinen Büchern?
Dass nun die Foren unter den Artikeln auf bild.de und sueddeutsche.de gar nicht erst eröffnet werden, wenn es um Flüchtlinge geht, liegt auch daran, dass man gerade darauf achtet und dass die Hasstiraden gegen Flüchtlinge gerade so immens sind, liegt auch daran, dass die Berichterstattung so enorm ist. Das Thema ist durch die schrecklichen Umstände wieder hautnah auf die Agenda gerückt und wird medial fleissig genutzt. Man kann den Bildern von Flüchtlingen nicht mehr entfliehen, wie man den Angriffen aus Ausländern in den letzten Jahren entfliehen konnte, ihnen nicht mehr entgehen, wie man die Postings der letzten Jahre einfach wegklicken konnte, weil sie nun allerorten sind.
Sicher: Vielleicht äußern sich gerade in der Masse viele mutiger und offener, weil sie unter ihrem klaren Namen posten und deswegen schneller zuzuorden sind. Aber hat sich deswegen etwas an der Zusammensetzung der gesellschaftlichen Schichten geändert, die sich äußern und mit all den gelernten Vorurteilen um sich werfen? Lässt das allein den Schluss zu, dass die Mitte der Gesellschaft den rassistischen Mob toben lässt in den Netzen? Ist es nicht, wenn der rechte Rand zu klein ist als Beschreibung, nicht eher der rechte Teil der Bevölkerung richtiger?
Und wenn das so ist: Was ist mit den Unmengen an Menschen, die sich gerade engagieren, in dem sie spenden oder ehrenamtlich helfen in den Aufnahmestätten, in den Lagern oder irgendwo dazwischen? Was ist mit all den Leuten, die im Netz wort ergreifen und sich gegen die rechten Parolen wehren? Wo stecken wir die dann hin? Sind das alles Linke? Und wenn das alles Linke sind: Wieso sind dann die Linken politisch so unterrepräsentiert, weil alle Parteien lieber in die Mitte streben?