Deutschland VS Den Rest der Welt
Verfasst: Sa 19. Mai 2007, 12:49
Ich fand den Artikel interessant und wollte den euch nicht vorenthalten
Deutschland VS England
Deutschland VS Italien
Deutschland VS England
Warum Engländer die Deutschen auch 62 Jahre nach Kriegsende nicht leiden können.Deutschland VS Frankreich
Es gibt Dinge, die sind nicht vernünftig, aber in England trotzdem überaus beliebt. Das Trinken von sehr viel Bier in sehr kurzer Zeit gehört dazu, ebenso wie das Spazierengehen ohne Socken im Winter. Der Wahn, die englische Nationalmannschaft 41 Jahre nach dem letzten Endspiel um einen internationalen Pokal zur Weltelite zu zählen, muss hier erwähnt werden und natürlich die Tatsache, dass der Hunne im Zeitalter von Osama Bin Laden immer noch der Lieblingsfeind Nummer eins ist.
Die Hunnen, das sind wir, die Deutschen. Und die Abneigung gegen uns ist ein folkloristisches Vergnügen, das zur Insel gehört wie der Linksverkehr oder die Ansicht, Victoria Beckham sei eine Frau mit Klasse.
Der Hunne tritt auf im Nachmittagsfernsehen, in Computerspielen und selbstverständlich vor wichtigen Begegnungen im Fußballstadion. Sportreporter entschuldigen sich zwar dafür, aber sie sind machtlos gegen die Chefs der Titelseiten, und wenn einem, wie 1996, die Zeile "Achtung! Surrender! - For you Fritz, ze Euro 96 Championship is over" einfällt, dann wird sie gedruckt. "Die britische Presse richtet sich nach dem schäbigsten Appetit ihrer Leser", sagt Professor John Ramsden von der Londoner Queen Mary Universität, der vergangenes Jahr ein Buch über das spezielle Verhältnis zwischen Deutschen und Briten geschrieben hat, Titel: "Don't Mention The War".
Das Ressentiment gegen die Deutschen nach dem Krieg wurde, so Ramsden, noch verstärkt, als der im Feld bezwungene Feind durch das Wirtschaftswunder zu neuer Macht gelangte. Der Hunne, so das Klischee, fährt mit dem Mercedes nach Spanien, wo er in den besseren Hotels wohnt und uns am Strand die Liegestühle wegnimmt. Frustriert fragten sich die Briten, denen nach dem Empire auch die Konkurrenzfähigkeit ihrer Industrie abhanden kam: "Who won the bloody war anyway?" - Wer hat eigentlich den verdammten Krieg gewonnen? Eine Haltung, die Großbritannien manchmal bis in die Machteliten prägte, lautete: "Wenn man den Hunnen nicht zu den Füßen hat, hat man ihn bald an der Gurgel."
Es war dieses tiefe Misstrauen, mit dem sich Margaret Thatcher gegen die deutsche Wiedervereinigung stellte. Auch die EU kam nicht viel besser weg. Nicholas Ridley, Thatchers Industrieminister, sagte, die europäische Währungsunion sei nichts weiter als "ein Komplott der Deutschen, um Europa zu schlucken, da hätte man es ebenso gut Adolf Hitler schenken können". Äußerungen, die Ridley den Job kosteten, von Thatcher aber in ihren Memoiren gerechtfertigt wurden.
Die Wut wandelte sich zu Schadenfreude, als die teutonische Wirtschaftsmaschine während der neunziger Jahre ins Stottern kam und Großbritannien, von Thatchers und Blairs Reformen dereguliert, begann, die Globalisierung zu forcieren. Mit unverhohlener Spottlust wurde auf den "neuen kranken Mann Europas" gezeigt - jenen Michel, der das 21. Jahrhundert zu verschlafen drohte. Gleichzeitig protzten die Briten mit ihrem neuen Reichtum. Das britische Leben gleicht heute oft einer großangelegten Schönheitsoperation: "Besser Aussehen - Besser Wohnen - Besser Kochen", vorexerziert in endlosen Fernsehsendungen. Das Understatement, der Charme, der Stoizismus - früher britische Primärtugenden - verschüttet unter dem neuen Generalwunsch: "Loads of money".
Kein Wunder also, dass das Interesse an Deutschland bei Jugendlichen immer noch gegen null geht. Nur ein Prozent der englischen Abiturienten wählen Deutsch als Fremdsprache.
Auch jungen Engländern scheint es schwerzufallen, sich vom Klischee zu verabschieden, Deutschland sei "das langweiligste, unattraktivste und ärmste Land Europas", dem sogar Bosnien als Ferienziel vorzuziehen sei, wie eine Umfrage vor einigen Jahren ergab. Eine Exkursion sollte britischen Lehrern die moderne, pazifistische, soziale Republik nahebringen - weg vom britischen Lieblingsfokus: the Third Reich. Die Lehrer blieben lernunwillig. Einer bekannte: "Nazis sind sexy. Das Böse ist faszinierend."
Es ist diese dicke Mauer aus Vorurteilen und Desinteresse, die das moderne Deutschland seit nun bald 60 Jahren gern überwinden würde. Zwar können sich inzwischen auch viele Engländer einen Porsche, Mercedes oder BMW leisten und eine Miele-Waschmaschine dazu, aber für das deutsche Wesen mögen sich noch immer recht wenige erwärmen. Der gnadenlos effiziente, aber humorlose Ingenieur mag den SS-Mann neuerdings ersetzt haben - nur: Mit dem ein Bier zu trinken, würden die meisten Engländer vermutlich ablehnen.
Statt "Heil" und "Jawohl" fällt vielen Engländern jetzt der Audi-Slogan "Vorsprung durch Technik" ein.
Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Im vergangenen Jahr zur Fußball-Weltmeisterschaft gaben viele Engländer an, sich durchaus amüsiert zu haben. "Alles in allem nicht so schlecht die Deutschen", urteilte die "Times" gnädig.
Ein Leserbriefschreiber vertraute einer Website der BBC an: "Diese WM öffnet vielen die Augen, dass die Deutschen gar keine erbärmlichen, langweiligen Leute sind."
Keine erbärmlichen, langweiligen Leute. Mehr Wohlwollen kann man als Kontinentaleuropäer von den Inselbewohnern schwer verlangen. Ein Reisebuch über Frankreich, das Engländer gern kaufen, bevor sie sich in den Hochgeschwindigkeitszug Richtung Paris setzen, heißt: "A Year in the Merde".
quelle: Spiegel.de
Wie Franzosen staunend auf das sich lustvoll wandelnde Deutschland sehen.
Es gibt in Frankreich Menschen, denen beim Plaudern mit Deutschen die Frage einfällt, ob es eigentlich deutschen Wein gäbe. Es gibt Franzosen, hinter dem Wald, in der tiefen Provinz des Landes, die meinen, Helmut Kohl sei noch Kanzler in Bonn. Es gibt Leute, die reden über die Welt, als wäre die Berliner Mauer nie gefallen, und dies alles sind keine Metaphern, sondern persönliche Erfahrungen aus jüngster Zeit.
Es gibt ein Frankreich, das beharrlich rein gar nichts von Deutschland weiß, noch wissen will, das sich mit Chipstüten vor den Fernseher setzt, um sich in Endlosschleife Filme darüber anzuschauen, wie schlau die Résistance und wie tumb die Nazis waren. Es gibt Franzosen, die mögen die Deutschen einfach nicht. Aber sie werden, in diesen Jahren, weniger und weniger.
Es ist dabei gut, dass es links des Rheins immer Deutsche gab, die so ganz anders waren als die gängigen Stereotypen. Man kann sagen, heute, dass so unterschiedliche Figuren wie Karl Lagerfeld, Daniel Cohn-Bendit oder Michael Ballack mehr und Wichtigeres für das Bild der Deutschen in Frankreich getan haben als 40 Jahre Staatsdiplomatie. Diese drei, Lagerfeld, Cohn- Bendit, Ballack, sind ungefähr die berühmtesten Deutschen hierzulande, sie haben Heidegger, Nietzsche, Hegel und auch Hitler abgelöst, es ist eine neue Zeit.
Als "Good Bye, Lenin!" Furore machte und die Schlangen vor den Kinos immer länger wurden, staunten die Kritiker über die deutsche Lässigkeit, und einer schrieb das denkbar schönste Lob hin: Er habe sich ganz am Ende gefragt, ob dies wirklich ein Film aus Deutschland sein könne, so geistreich, so humorvoll, so selbstironisch.
Aber man schätzt nicht nur die Komödie. Millionen haben Bruno Ganz als Hitler und Ulrich Mühe als Stasi-Mann gesehen, die Berlinale ist ein fester Termin auch im Pariser Kulturkalender, es schwingt bei alldem eine Lust an der Exotik mit: Das "Ostige", das "Trashige" ist den Franzosen ein faszinierendes Rätsel.
Berlin ist die Hauptstadt dieses Wunderreichs, und sie ist in Zeiten von Easy Jet und Co. plötzlich sehr viel näher gerückt. Am Flughafen von Orly kann man vor den Wochenenden kulturbeflissene Damen, schicke Kleinfamilien und amüsierwillige schwule Pärchen an den Gates warten sehen, hinter denen die Maschinen nach Berlin starten.
In Berlin lernen die Franzosen, dass eine Metropole nicht unbedingt wie eine Pralinenschachtel aussehen muss. In Berlin, und zumal im Osten der Stadt, bekommen sie ein Gefühl für historische Brüche, für realen Sozialismus, und sie stehen klein am riesengroßen Alexanderplatz oder auf der einstigen Stalinallee und schauen hinein in die eurasische Steppe.
Dass die Deutschen sich seltsam lustvoll verwandeln, weiß man nicht erst seit dem schwarz-rot-goldenen Rausch der Fußball-WM. Schon lange zuvor flimmerten die Bilder der "Love Parade" auch in die französischen Wohnzimmer wie eine Postkarte aus einem verblüffend aufregenden, unerhört sexualisierten Land.
Von Frankreich aus, wo doch immer die flüsternde Erotik regiert, sieht das Berliner, das Hamburger, das Kölner Nachtleben aus wie ein Porno. Nackt, grob, scharf, solche Sachen verstören Franzosen; ihre Faszination verhehlen können sie nicht.
Kein Wunder, dass die Pariser Kunstskandale von Deutschen angezettelt werden, und neuerdings gleich reihenweise. Das Regietheater deutscher Machart durfte hier Mozart-Opern zersägen und in Shakespeare-Aufführungen eimerweise Blut fließen lassen. Das bürgerliche Frankreich empörte sich, aber das intellektuelle frohlockte. Und neuerdings gilt sogar die Berliner Politik als Modell.
Dass die Deutschen eine Frau zur Kanzlerin wählten, wurde mit verwunderter Bewunderung zur Kenntnis genommen. Dass sie nun in der Lage sind, zumindest auf Zeit den Graben zwischen links und rechts zuzuschütten, wurde im Wahlkampf als vorbildlich hingestellt, zu schweigen vom neuen Wirtschaftswunder, auf das Frankreich so sehnsüchtig wartet.
Ja, die Franzosen schauen anders herüber zu uns. Aber vor allem sind sie im tiefsten Innern beruhigt. Als die Mauer fiel, ging die Angst um, das vereinigte Deutschland könnte als neuer 1000-Pfund-Gorilla wieder zur Gefahr für den Weltfrieden werden.
Dass die Deutschen nun nicht mit Säbeln, sondern mit Intimschmuck rasseln, dass sie sich als anständige Europäer und entspannte Demokraten entpuppen, lässt Frankreich gelassen bis indifferent neben den Deutschen herleben.
Seltsame Leute bleiben sie ganz am Ende doch, und eine Liebe wird nicht daraus. Wer sich fragt, warum, findet Antworten beispielsweise während der Feierlichkeiten zu 40 Jahren deutschfranzösischer Freundschaft. Damals, vor vier Jahren, wollten die Franzosen ihren Freunden ein großes Fest bereiten, im Schloss von Versailles, wie es sich gehört.
Der ganze Bundestag war eingeladen, mit den französischen Kollegen zu tafeln, aber aus Deutschland kam vorab die Bitte, beim Galamenü auf allzu teure Zutaten, auf Austern, Trüffeln und Champagner zu verzichten. In solchen Momenten fragen sich die Franzosen, ernsthaft, wie der Krieg mit Deutschland je enden konnte.
Quelle: Spiegel.de
Deutschland VS Italien
Warum Italien voller Neid in Richtung Deutschland blickt
Torsten Frings und die Fünfprozentklausel. Das hohe Rentenalter und die niedrigen Abgeordnetendiäten. Lidl-Märkte und die 3er BMW. Windkrafträder, die Hauptstadtmieten, das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm, die "Agenda 2010" und das Schalke-Stadion und die SPD und Angela Merkel - sofern sie sich nicht gerade von Paparazzi im Badeanzug erwischen lässt.
Um all das beneidet Italien zurzeit die Deutschen. Unglaublich, aber wahr. Das Gemeinsame aller Punkte auf dieser Liste: Sie werden als Hinweise verstanden, dass es auf Erden vernünftig zugehen kann. Jedenfalls beim Nachbarn.
"In Italien fehlt es an einer Signora Merkel. Leider", erklärte Außenminister Massimo D'Alema gerade erst wieder.
Die Kanzlerin erscheint den Italienern als Fleischwerdung des Kantschen Traums einer rationalen Regierung. Unter ihrer Führung, so glauben sie, setzten sich die Lager zusammen, redeten sachlich, wägten Für und Wider ab, und heraus kommt die reine Vernunft.
Dass zivilisatorische Errungenschaften wie Rauchverbot, Bierdeckel-Steuererklärung, Tempolimit in Italien eingeführt wurden, wird nicht zur Kenntnis genommen. Höflich geschwiegen wird auch über die Mühen der deutschen Tiefebenen, die Grotesken bei Gesundheitsreform, Dosenpfand und Mautgebühr.
Es ist, als habe Utopia eine Postadresse, seit in Berlin "La Grande Coalizione" gemacht wird. Vor den Kameras mag die Kanzlerin "bruttissima figura" machen - aber genau das imponiert im Land der Gelifteten, der Großschwätzer und Mediokraten. Die Merkel ist offensichtlich anders.
Wie selbstverständlich wird in Gesprächen angenommen, dass nun alles zum Besten bestellt sei. "Hier in Rom gibt es keine Krippenplätze, bei euch dagegen bekommt ja jedes Kind einen ..." - "Eure Politiker setzen sich an einen Tisch und finden eine Lösung, bei uns würden sie eher den Staat zugrunde gehen lassen, als dem anderen recht zu geben." Das sagt Giancarlo Cignozzi, Rechtsanwalt, toskanischer Winzer und Freund von Otto Schily.
Vielleicht steckt dahinter der alte Pinocchio-Komplex der Italiener - die Überzeugung, bei aller Anstrengung letztlich doch nur ein hölzernes Kerlchen zu sein, lustig, liebenswert, aber nie ganz ernst genommen.
Immer wenn es um das Übergewicht des Leviathans geht, den ungeheuren Appetit des Staatsapparats, wird neidisch über die Alpen geschaut. In Rom verdient ein Parlamentarier knapp das Doppelte seines Berliner Kollegen. Der bundesrepublikanische Staat dagegen erscheint von Italien aus gesehen so schlank und geschmeidig wie ein Model bei den Armani-Frühjahrsdefilees.
Seit Monaten wird in Rom etwa über ein neues Wahlrecht disputiert. Wie gern würden Romano Prodi und Silvio Berlusconi eine Fünfprozentklausel einführen, um all jene Ein-Mann-Parteien loszuwerden, die jede politische Debatte in Pfründen-Management verwandeln. Es geht nicht. Schon allein deshalb, weil man zur Reform die Stimmen der Kleinen brauchte.
Mit der Fünfprozentklausel ist es wie mit den Deutschen im Allgemeinen und wie mit dem Papst im Besonderen. Man bewundert sie und lobt sie - umso mehr, als man weiß, dass die Welt für Prinzipien viel zu kompliziert ist.
Benedikt XVI. wird bestaunt, weil er so klar denken kann und praktisch keine Fehler macht. Geliebt wird er nicht. In der Wahrnehmung der Italiener ist der Papst die Große Koalition auf dem Stuhl Petri. Eine Messlatte, sehr präzise und sehr fern.
Es ist ein gegenseitiges Beäugen, bei dem Bewunderung schnell in Spott umschlägt, wie immer, wenn etwas unerreichbar ist.
Natürlich liegt an den Kiosken immer noch der Comic "Sturmtruppen" aus, harmlos doofe Schwejkiaden aus der Welt der deutschen Schützengräben, in deren Sprechblasen es von "Ach!" und "Achtung!" wimmelt. Die "Sturmtruppen" waren bis in die Neunziger durchaus populär, wohl als Trostbüchlein mit der Botschaft: Auch transalpine Disziplin führt nur ins Chaos.
"Ich spüre in Wirtschaft und Politik durchgängig einen an Bewunderung grenzenden Respekt davor, dass wir die Strukturprobleme nicht nur benannt, sondern auch Reformen aufgelegt haben - dazu noch mit Erfolg", sagt Michael Gerdts, seit drei Jahren Botschafter in Rom. Es sei schon manchmal irritierend, mit welcher Verve italienische Politiker darauf drängten, dass Deutschland Führung übernehmen sollte. "Wir sind eine Art Referenzmarke in vielen Bereichen - angefangen von den eigenen Reformabsichten bis zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums", sagt Gerdts. Deswegen seien auch Siege gegen Deutschland beim Fußball so wichtig: "Das hat eine regulative Kraft."
Als während der WM eine Online-Satire dem Italiener an sich eine zwischen Mamma und Gattin pendelnde "parasitäre Existenzform" bescheinigte, war das Land deshalb aufrichtig gekränkt. Und prompt fiel mancher Kommentator wieder zurück in den "Sturmtruppen"-Slang.
Zum Glück fürs beiderseitige Verhältnis wurde Frings gesperrt und Italien Weltmeister.
Quelle: Spiegel.de