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von Philia
#18130
Klingt irgendwie nach Persönlichkeitsspaltung, tsts.
Ichh würde mal sagen, dass die BILD die Floskel "Habemus papam" falsch übersetzt hat. Wie peinlich. Erinnert mich irgendwie an Monty Python: Ich bin Brian, ud meine Frau ist auch Brian..."
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von The Red Umbrella
#18166
Ich hab mir gerade mal ein wenig Zeit genommen, und in meinem FT-Archiv einen Artikel über die Deutschen und die Briten wiedergefunden:
FT/Warum sie uns hassen | hat geschrieben:3. November 2004

-- Von Wolfgang Münchau, Kolumnist der Financial Times --

Joschka Fischer hat sich vor kurzem über das Deutschlandbild der Briten beschwert, woraufhin das deutsche Aussenministerium englische Lehrer nach Deutschland einlud, um sie über das moderne und demokratische Deutschland in Kenntnis zu setzen.

Ich fürchte, diese Kampagne geht nach hinten los wie ähnlich geartete Versuche in der Vergangenheit. Die Briten und erst recht die britischen Lehrer wissen nämlich sehr wohl, dass Deutschland eine Demokratie ist, sogar eine recht erfolgreiche Demokratie. Das Problem ist, dass sie sich dafür nicht sonderlich interessieren. Es ist kein Problem der Ignoranz, wie Fischer glaubt, sondern ein Problem der Apathie. Fast alle deutschen Botschafter in London haben mit diesem Thema ihre eigenen Erfahrungen.

Der ehemaligen Botschafter Manfred von Richthofen wollte im Jahre 1992 lediglich die Position der Bundesbank im Streit um Grossbritanniens Austritt aus dem europäischen Wahrungssystem erklären, als er sich an einige Zeitungen wandte und deutliche Worte fand. Doch sein Erklärungsversuch stiftete am Ende noch mehr Unheil, denn die britische Presse interpretierte von Richthofens Bemerkungen -- fälschlicherweise -- als eine persönliche deutsche Attacke auf die Briten, insbesondere auf den mit der Lage überforderten damaligen Finanzminister Norman Lamont.

Es gab immer irgendwelche Skandale und Skandälchen zwischen den beiden Ländern. Im Jahre 1908 war es Kaiser Wilhelm II., der dem englischen "Daily Telegraph" sagte: "You Englisch are mad, mad, mad as March hares." ("Ihr Engländer seid verrückt, verrückt, vollkommen verrückt.") Das Interview mit dem nicht immer zu höchster Diplomatie neigenden Regenten ging in die Geschichte ein als die "Daily Telegraph Affair".

Im Jahre 1990 musste der britische Handelsminister, der mittlerweile verstorbene Nicholas Ridley, zurücktreten, weil er in einem Interview mit dem konservativen Magazin "Spectator" die europäische Währungsunion als einen "deutschen Hinterhalt, um ganz Europa zu erobern", bezeichnet hatte. Dass der "Spectator" sich daraufhin dazu entschloss, auf dem Titel eine Zeichnung von Helmut Kohl mit Hitler-Schnurrbart zu veröffentlichen, galt ebenfalls nicht als einer der Glanztaten britisch-deutscher Beziehungen.

Bei der Fussball-Europameisterschaft im Jahre 1996 titelte die Boulevardzeitung "Sun" vor dem Spiel England-Deutschland mit der unvergesslichen und ins Deutsche unübersetzbaren Überschrift "Let's blitz Fritz", wohingegen dem Rivalen "Daily Mirror" lediglich die Überschrift "Achtung! Surrender!" einfiel -- dafür allerdings mit einer Photomontage englischer Fussballspieler in Wahrmachtsuniform.

Wie soll man als Deutscher darauf reagieren? Von den letzten 25 Jahren habe ich mehr als zehn in Grossbritannien verbracht und mich mit dieser Frage mehr als einmal auseinandergesetzt. Meine Schlussfolgerung ist, dass man da so gut wie nichts machen kann, auch nicht sollte. Das Schlimmste allerdings, was man machen kann, ist genau das, was Fischer macht, nämlich sich indigniert darüber zu beschweren. Es scheint, je mehr sich die Deutschen über das Deutschlandbild der Engländer aufregen, desto schlimmer wird das Deutschlandbild. Es stimmt sicherlich, dass in den Schulen Grossbritanniens die deutsche Geschichte im Jahre 1945 abrupt aufhört. Das gilt allerdings für die Geschichte insgesamt. Grossbritannien definiert sich über den Zweiten Weltkrieg -- nicht über die verlorenen Kolonien oder das Suez-Debakel.

Die Nachrufe in den Zeitungen bestehen seit Jahren aus Lobeshymnen auf Generäle und Kampfpiloten. Das Fernsehen zeigt regelmässig Dokumentarfilme über den Krieg. Aus Sicht des englischen Fernsehens ist der Zweite Weltkrieg die grösste "Soap-Opera" aller Zeiten. Eine in Deutschland landläufig verbreitete Meinung ist, dass das Problem mit der Zeit besser würde. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Kriegsgeneration hat sich uns Deutschen zumindest höflicher verhalten als nochfolgende Generationen. Es passiert heute durchaus -- und hier spreche ich aus eigener Erfahrung --, dass man Deutsche gerade abseits der Grossstädte mit Herablassung behandelt. [Anm. v. mir: Eine Familie hat gar die Inseln widerwillig verlassen, weil ihre Tochter in der Schule von Mitschülern und Lehrern mehrmals als Nazi beschimpft wurde.] So etwas hätte es vor 20 Jahren nicht gegeben.

Am Ende ist die Feindseligkeit gegenüber Deutschland mehr ein Problem der Briten selbst als eines der Deutschen. Sie ist schliesslich auch ein Spiegelbild der britischen Einstellung gegenüber Europa insgesamt. Im Jahre 1975 sprachen sich zwei Drittel aller Briten mit grosser Begeisterung für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union aus. Im Jahre 2006 gehen die Briten voraussichtlich erneut an die Urne, diesmal, um über die Europäische Verfassung abzustimmen. [Anm. v. mir: Die Briten wählen innerhalb des 1. Hj '06.] Es sieht derzeit nach einem Sieg für die Verfassungsgegner aus. Die Europa-Debatte in Grossbritannien ist völlig irrational und voller Gift. Selbst die Proeuropäer in der britischen Presse wagen es kaum, ihre Meinung laut und deutlich zu vertreten. Das Positivste, das man in Grossbritannien über die Europäische Union hört, ist, dass das Ganze halb so schlimm sei, wohingegen die Gegner hochemotional das Ende der Demokratie voraussagen.

Solange sich Grossbritannien über seine vergangenen militärischen Erfolge als Nation definiert, wird sich an diesem Problem nichts ändern. Das Problem ist nicht der Geschichtsunterricht an den Schulen. Es ist die Fratze des Nationalsozialismus, mit der die heutige Generation in Deutschland kaum noch vertraut ist.
Hier übrigens das Bild der britischen Presse etwas deutlicher:
Bild
(...) These:gibt es einen hass auf deutsch in der welt??
Ein Deutscher ist Papst; reicht der Sarkasmus also nicht endlich?

--(neu: "Ein deutscher" gross in "Ein Deutscher"; doppeltes Leerzeichen im FT-Artikel korrigiert)
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von AlphaOrange
#18179
Philia hat geschrieben:Klingt irgendwie nach Persönlichkeitsspaltung, tsts.
Ichh würde mal sagen, dass die BILD die Floskel "Habemus papam" falsch übersetzt hat. Wie peinlich. Erinnert mich irgendwie an Monty Python: Ich bin Brian, ud meine Frau ist auch Brian..."
Ne, ich denke, da hat Jonny schon Recht, das sollte eine Anspielung auf "WIR SIND WELTMEISTER!" sein, was natürlich auch perfekt zum BILD-Niveau passt:
Der Papst kommt aus Deutschland, die Nation hat gesiegt!

So ein Schwachsinn.
Man könnte sich über die BILD-Schlagzeilen gut amüsieren, wenn es nicht den faden Beigeschmack hätte, dass Millionen Menschen dieses Mist glauben.
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von Philia
#18263
Stimmt. Wie man es auch dreht, es ist total meschugge ;-)
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von clerks2
#18512
hab ich das bild nicht schon gepostet?

scheiss auf die britische Presse...dagegen ist die bild-zeitung ja richtig seriös!!

bisher macht der papst ne gute figur und ist deutlich fortschrittlicher als johannes paul II.
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von Zewalder
#18515
clerks2 hat geschrieben:hab ich das bild nicht schon gepostet?

scheiss auf die britische Presse...dagegen ist die bild-zeitung ja richtig seriös!!
:!:

Sehr richtig, was die sich rausnehmen ist eine Unverschämtheit, der Bundeskanzler sollte bei Tony Blair offiziellen Protest einlegen.

Gott strafe England!
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von clerks2
#18516
dein post ist zwar vollkommen daneben....aber der grobe rahmen stimmt....tony blair kann dafür herzlich wenig

und england ist übrigens angelikansich....dein gott greift da nicht! :P
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von The Red Umbrella
#18530
Yap, clarks2, du hattest das Bild schon gepostet. Aber es sollte doch jeder richtig lesen können. Daran fühle ich mich gebunden...capisci?
Zewalder hat geschrieben: :!:

Sehr richtig, was die sich rausnehmen ist eine Unverschämtheit, der Bundeskanzler sollte bei Tony Blair offiziellen Protest einlegen.

Gott strafe England!
You're back -- really? Auch ich muss dich einleitend mit einem herzlichen Lachkrampf begrüssen: Dein Chancellor sorgt nämlich erst einmal dafür, dass die Chinesen wieder mit Waffen beliefert werden dürfen und gleich danach schafft er Arbeitsplätze, indem er neue Investoren begrüsst. Vielleicht hat er ja nach dem Mittagessen mit Muentefering und der Ausrufung der Räterepublik Zeit, nach London zu telefonieren; so in der Art als Werbung für die Anerkennung des neuen Germany. Oder er will den Saftladen verkaufen und fix zu Fidel. :idea:
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von german_harm_mac
#18532
Hallo

Geht mal zu http://www.bildblog.de. Dort geht es auch um die englische Zeitungen und Bild. Ist schon interessant.

Anne