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Gaza-Krise

Verfasst: So 4. Jan 2009, 11:47
von Fabianus
Mir ist bei näheren Betrachen des Politik-Abteils aufgefallen, dass es kein Thema zur aktuellen Lage in Gaza gibt.


Wie seht ihr denn die Lage im Gaza-Streifen und inwiefern könnt ihr für die israelische Militäroffensive Verständnis aufbringen?

Re: Gaza-Krise

Verfasst: So 4. Jan 2009, 14:48
von Maddi
ich kann da weder für die eine noch für die andere Seite irgendein Verständnis aufbringen.

ich fänds als Palästinenser nicht lustig, wenn Isreal eine generell repressive Politik verfolgt, ne Mauer baut, gern auch mal den Strom abschaltet, und rumbombt und ballert als würden die Space Invaders spielen.

Ich fänds aber auch als Israeli nicht witzig wenn ich ständig von Raketen von irgendwelchen Militanten beschossen werde, und der Typ der im Nachbarland eigentlich Präsident ist de facto keine Macht hat.

Und ich kann vor allem als Homo Sapiens, also einem Produkt von mindestens mehreren tausend Jahren physischer, geistiger und kultureller Evolution nur den Kopf schütteln warum Menschen so ne Sch***** überhaupt machen. :roll:

Re: Gaza-Krise

Verfasst: So 4. Jan 2009, 15:29
von =Christian=
Prinzipiell ist mir das gegenseitige Abschlachten, welches sich nun seit Jahren durch die Levanteküste zieht, mittlerweile relativ egal. Für keine der beiden Seiten kann ich für gewöhnlich Verständnis aufbringen. Sie haben beide genug auf dem Kerbholz, um mir irgendeine Sympathie zu entlocken.

Allerdings glaube ich, dass Israel hier keine andere Wahl blieb. Wenn man sich vorstellt, dass z. B. Dänemark seit Jahren Raketen auf Norddeutschland schießen würde, wobei hin und wieder irgendein Zivilist getötet oder ein Gebäude zerstört wird, dann wäre ebenfalls eine Militäraktion nötig, um Schlimmeres zu verhindern. Blödes Beispiel, ich weiß, aber ich kann das Verhalten Israels nachvollziehen. Dass dies natürlich auch wieder die Selbstmordanschläge ankurbelt, ist die Kehrseite. So musste man wohl abwägen, was schlimmer einzuordnen ist. Für Israel war wohl das passive Verhalten trotz des Dauerbeschusses durch die Hamas ein Zeichen von Schwäche, dem man sich nicht mehr länger aussetzen wollte, deshalb der Angriff.

Generell wird die ganze Aktion wohl mehr oder weniger gar nichts bringen. Zunächst werden Hamas-Kämpfer und Palästinenser sterben, dann werden Selbstmordanschläge jüdische Schulbusse, öffentliche Plätze etc. heimsuchen. In ein paar Monaten wird alles vergessen sein, man denke nur an den überflüssigen Israel-Libanon-Konflikt.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: So 4. Jan 2009, 18:04
von Fabianus
Muss euch beiden zustimmen. Generell ist dieser Konflikt unnötig...


...aber ich will auch zu Bedenken geben, ebenso wie es Christian getan hat, dass man sich die permanente Bombardierung Israels genauer vor Augen halten sollte. Wenn in Deutschland eine Bombe aus einem anderen Land geflogen käme...Man kann nur erahnen, wie schnell unser Militär an der Grenze wäre.

Wer schuld ist? Diese Frage lässt sich nicht auf eine einfache Weise beantworten. Sicherlich ist Israel zum Teil selbst Schuld, aber die Hauptschuld sehe ich bei der Hamas. Was für eine Wahl hat Israel denn um sich selbst zu schützen? Meiner Meinung nach keine wirklich Erfolgsversprechende...außer eben eine militärische Offensive. Aber man sollte sich auch klar machen:
Die Militäroffensive wird zwar eventuell die Hamas "verkleinern", eventuell werden nach Beendigung wenigere Raketen auf Israel gefeuert werden, aber aufhören wird es nicht. Dazu ist die radikal-islamistische Welt zu "anhängerreich".

Natürlich ist ein verbaler Konflikt besser als ein militärischer, aber lässt die Hamas mit sich sprechen?

Re: Gaza-Krise

Verfasst: So 4. Jan 2009, 18:29
von Quotentreter
Es nervt einfach nur noch.

Ich kann mich noch gut an eine meiner ersten bewusst erlebten Aktuellen Kamera erinnern. Damals systembedingt natürlich pro PLO bzw. Arafat. Die Tagesschau im Nachbarland pro Israel. Ein Viertel Jahrhundert und einige Weiterentwicklungen später, Arafat ist nicht mehr, der Konflikt aber der gleiche wie damals. Es hat etwas von täglich grüßt das Murmeltier.

Das Problem begann als man sich unbedingt im Vorgarten der Feinde breit machen musste. Angesichts der Vorgeschichte kann man das irgendwo verstehen, langfristig gesehen konnte und wird das aber nicht gut gehen. Auch nicht mit dem xten verzweifelten Versuch mit Nation Building. Wie grandios das klappt, kann man an dutzend anderen solcher Versuche sehen. Da eher kriegt man das in der Grabeskirche gebacken, ein weiteres Beispiel für sinnlose Streitigkeiten.

Da gibts nur zwei Möglichkeiten. Die kloppen sich sinnloserweise weiter solange die Birne ein, bis einer oder keiner mehr über bleibt. Oder Israel zieht um. Bei den besten Freunden, den USA, ist z.B. genug Platz. Aber letzteres scheitert schon allein daran, das man sich viel zu stolz dafür wäre umzuziehen. Also bleibt wieder nur ersteres.

Also dann auf weitere 25 Jahre Streit ums Sandförmchen. Wenn der eine nicht dummerweise auch noch auf ABC Waffen hocken würde, könnte einen das inzwischen komplett am Hintern vorbei gehen.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: So 4. Jan 2009, 20:02
von freestyler999
Das Problem in dieser Region der Welt ist Israel.

Israel kann sich nicht allein aufrechterhalten in Friedenszeiten, da dass Land faktisch keine umsatzstarken Industrien hat. Außer Tourismus, Mikrotechnologie und ein paar Orangenplantagen hat das Land Israel nichts. Damit kann man keine 7.112.359 Menschen ernähren und die Regierung aufrecht erhalten. Somit ist das Land auf den militärisch-industriellen Komplex angewiesen, wo die USA vor kurzem erst 30 Mrd. Dollar Militärhilfen gegeben hat. Das klingt war jetzt absurd, aber Israel kann ohne Krieg nicht überleben. Es muss den Krieg geben, damit Israel finanziell Militärhilfen erhält.

Dann hat auch Israel ein großes Geburtenproblem. Ich zitiere mein geliebtes World Factbook:

Vergleichdaten:
Gazastreifen - Population growth rate: 3.422% (2008 est.)
West Bank - Population growth rate: 2.225% (2008 est.)
Israel - Population growth rate: 1.713% (2008 est.)

Israel muss einige Gaza-Streifen-Bewohner und Westjordanlandmenschen töten, damit nicht das dort lebende Islam nicht den jüdischen Teil Israels zahlenmäßig überschreitet. Somit sind die andauernden Raketenbeschüsse von Israel auf Gaza so eine Art Geburtenkontrolle, weil sonst werden die Juden von den Moslems überrannt.

Dann hat Israel auch ein großes Demokratieproblem:

Ein Land das durchschnittlich aller 3 Jahre seinen Ministerpräsidenten auswechselt kann kein verlässlicher Gesprächspartner im Nahen Osten sein, in dem die Machthaber eine durchschnittlicher Amtsdauer von 10 Jahren und mehr haben. Israel und Deutschland sind etwa gleich alt. Deutschland wird 60 und Israel wird 61. Deutschland hat in seiner Geschichte 8 Kanzler und Israel 14 Ministerpräsidenten. Jetzt kommt wahrscheinlich die 15. Ministerpräsidentin - Tzipi Livni. Auch ist die Politik in Israel sehr undurchsichtig. Es werden ständig neue Parteien gegründet und aufgelöst (Kadima ist eine Partei die aus der Likud-Partei entstanden ist).

Re: Gaza-Krise

Verfasst: So 4. Jan 2009, 20:10
von vicaddict
Es hat schon seinen Grund warum Israel dort gegründet wurde, wo es nunmal ist. Man kann darüber streiten ob und wie das ganze zustande gekommen ist, Fakt ist aber, Israel ist da und das ist auch gut so.

Betrachtet man mal nur den aktuellen Konflikt, dann muss man die Schuld eindeutig bei der Hamas suchen. Selbst die arabische Liga hat kein Verständnis dafür aufbringen können, wieso man diese Angriffe provoziert hat. Und genau das ist passiert. Die Hamas hat provoziert, Israel musste antworten und tausende haben darunter zu leiden.

Wenn man aber die Konsequenz betrachtet, mit der Israel vorgeht, dann darf man wohl leise Hoffnungen haben, dass dieses mal die Hamas so erheblich geschwächt werden wird, dass auf Jahre Ruhe sein wird. Wenn man den ganzen Laden in Grund und Boden bomben muss, damit Ruhe herrscht, dann soll es eben so sein. Ob ein paar Zivilisten bei den Angriffen sterben oder bei Angriffen durch die Hamas, kommt am Ende wohl traurigerweise aufs gleiche raus, von daher lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Und Israel scheint genau das tun zu wollen.

Vielleicht regt es aber auch die restlichen Staaten in der Region mal dazu an, ihrer Haltung zu überdenken.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 00:43
von Eisbär
=Christian= hat geschrieben:Wenn man sich vorstellt, dass z. B. Dänemark seit Jahren Raketen auf Norddeutschland schießen würde, wobei hin und wieder irgendein Zivilist getötet oder ein Gebäude zerstört wird, dann wäre ebenfalls eine Militäraktion nötig, um Schlimmeres zu verhindern.
Wenn man sich vorstellt, dass stramm rechtskonservative Deutsche nach Polen marschieren, Breslau besetzen, die polnischen Einwohner vertreiben und in ein eingezäuntes Reservat am Stadtende zusammenpferchen, dann sind wir der Situation Israel & Gazastreifen schon recht nahe.

Der Gazastreifen ist flächenmäßig etwa so groß wie Bremen, hat aber mehr als 3 mal soviele Einwohner, das ganze ist nicht viel mehr als großes Ghetto, das nun seit einem Jahr von den Israelis abgeriegelt wird.

Soviel zu Merkels "Ursache und Wirkung", aber das hat sie bei der Finanzkrise auch schon nicht verstanden.
Überhaupt schön zusehen wie das Geschehen medial wahrgenommen wird, man vergleich dies mit der "russischen Invasion" in Georgien.


@Vica
Nun ja, es ist nicht so das man mit einem Militärschlag irgendwelche Lösungen erzielen könnte, darum geht es auch nicht.
Freestyler hat das ja schon angedeutet, keine Regierung im nahen Osten hat irgendein Interesse an einem Frieden zwischen Palis und Israel.
Die arabischen Kasperregierungen haben einen Sündenbock, ein gemeinsames Feindbild das man in Wahlkämpfen nutzen kann, die hyper-korrupten Kaspervereine Hamas und Fatah würden ohne Konflikte langfristig in der Bedeutungslosigkeit versinken und bekämen kein Geld, die USA hätten kein Alibi für Militärinterventionen und Machtspielchen mehr und schließlich die Kasperdemokratie Israel - ohne "Bedrohung von aussen" würden die Regierungen unter Garantie kein Jahr mehr halten, tief gespalten in fundamentalistische Spinner diverser Coleur und Gemäßigte die eigentlich nur ihre Ruhe haben möchten diese aber nie bekommen.
Mal ganz davon abgesehen das der Wohlstand Israels darauf besteht, das Geld von aussen zufließt, aus den USA, aus Deutschland, z.T. Steuergelder.
Und gelegentlich lässt sich der Pali-Konflikt auch prima von anderen Ländern ausnutzen,
z.B. von unserer Reisekanzlerin oder Steinmeier, die dann endlich mal wieder Nützlichkeit simulieren können oder um einfach von der innenpolitischen Unfähigkeit abzulenken.

Im Prinzip eine Win-Win Situation für alle Beteiligten, gut, für die "normale" Zivilbevölkerung natürlich nicht, aber die hat ja noch nie gezählt.

Und genau deshalb wird es auch keine Lösung geben.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 02:48
von =Christian=
Eisbär hat geschrieben:Wenn man sich vorstellt, dass stramm rechtskonservative Deutsche nach Polen marschieren, Breslau besetzen, die polnischen Einwohner vertreiben und in ein eingezäuntes Reservat am Stadtende zusammenpferchen, dann sind wir der Situation Israel & Gazastreifen schon recht nahe.
Selbst in einer solchen Situation würden sich die Zivilisten unter den "strammen, rechtskonservativen Deutschen" durch ein andauerndes Raketenfeuer bedroht fühlen und ein derartiges Deutschland wäre schwach und angreifbar, wenn es dann nicht in den betreffenden Stadtteil eindringen würde, um den Beschuss zu stoppen. Aber genug damit.

Was ich damit sagen möchte ist, dass dies hier nicht eine Frage der Ideologie ist oder wer hier die Schuld an dem Konflikt trägt, denn da nehmen sich beide Seiten nicht allzu viel. Von einer Religionsgruppe, die vom Rest der westlichen Politiker nach dem 2. WK übetrieben gedeckt wird und mit deren Hilfe ein Land besetzt, halte ich ganauso wenig, wie von Gruppen, deren außendiplomatische Statements sich größtenteils auf das "Wegbomben" von Zivilisten beschränken. Es geht hier einfach darum, dass sich den andauernden Raktenbeschuss wohl niemand einfach so gefallen lassen würde, bedeutet dies doch schließlich, dass das eigene Territorium, die eigene Bevölkerung permanent angegriffen wird, ohne dass etwas unternommen wird.

Auch wenn die gesamten Entwicklungen der letzten Jahre en gros sinnlos waren, so ist das israelische Verhalten hier zumindest nachvollziehbar.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 04:18
von Eisbär
Selbst in einer solchen Situation würden sich die Zivilisten unter den "strammen, rechtskonservativen Deutschen" durch ein andauerndes Raketenfeuer bedroht fühlen und ein derartiges Deutschland wäre schwach und angreifbar, wenn es dann nicht in den betreffenden Stadtteil eindringen würde
Na sicher, ändert nur nix daran das die Krautsiedler nix, aber auch gar nix in polnischen Gebieten verloren haben.
Und noch weniger haben in diesem Gebiet die deutschen Streitkräfte etwas zu suchen.

Ich mein du kannst das gerne mal testen, was die Kanzlerin sagt wenn du polnisches Eigentum annektierst, dich die polnische Polizei daraufhin verhaftet und du von der Bundeswehr verlangst dich aus dem Knast rauszuhauen.
Das ganze bleibt einfach absurd.
Es geht hier einfach darum, dass sich den andauernden Raktenbeschuss wohl niemand einfach so gefallen lassen würde, bedeutet dies doch schließlich, dass das eigene Territorium, die eigene Bevölkerung permanent angegriffen wird, ohne dass etwas unternommen wird.
Andere Ländern müssen sich auch gefallen lassen von anderen Staaten ausgebeutet zu werden, erleiden durch einwirkung fremder Nachrichtendienste menschliche Verluste ohne sich entsprechend "bedanken" zu können, ich denke da gibt es schlimmeres als die Kassam-Raketen.
Und die Frage ist doch auch hier wieder was denn "eigenes Territorium" überhaupt ist.
Etwa das was von der UNO Israel zuerkannt wird, das was die eigenen Truppen besetzt halten, das wo vor Jahrtausenden mal irgendwelche Ahnen gelebt haben?
Und wenn ich mich nicht täusche, handelt es sich bei dem Städten wo die Kassams landen eben nicht um israelisches Kernland, sondern um besetzte Gebiete in den wild gesiedelt wurde.

Und dann wäre da auch noch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, wieviele Israelis wurden in den letzten Jahren durch Raketenbeschuss schwer verletzt oder getötet?
20, 30?

Die Wehrmacht konnte sich von 1941-1944 auch die ständigen Partisanenangriffe "nicht gefallen" lassen, das war aber auch kein Grund Dörfer niederzubrennen und die Zivilbevölkerung zu füsilieren.

Und wenn die israelische Regierung Bomben in dicht besiedelte Wohngebiete wirft, hat das m.E. nichts mit Verhältnismäßigkeit der Mittel zu tun.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 09:25
von Maddi
ist doch schön wenn jeder irgendwie Schuld hat. Können sich so alle die Köppe einhauen, irgendwann die Erde auf Jahrhunderte schädigen(ach nein halt, das ist ja schon geschehen...) und Freestyler kann für den Rest seines Lebens glücklich seinen kruden Ansichten frönen.

Ich setze mich jetzt jedenfalls wieder gemütlich in meinen Fernsehsessel, welcher aus Regenwaldholz(Klima is ja eh im Arsch) und echtem Tierleder bedrohter Arten gemacht ist, genehmige mir eine Zigarre welche von zitternden Kinderhänden zusammengerollt wurde, dazu eine jahrhunderte alte Flasche Wein und Kaviar, welches ich beides für den Preis eines notwendigenLebensmitteljahresaufkommens mehrerer afrikanischer Staaten gekauft habe, kaufe mir 5 neue Ferrari, pflastere die Wände meiner Wohnung nicht etwa mit Tapete sondern mit Plasma TV´s , bei welchen selbstverständlich N-TV und konsorten gesperrt sind damit ich auch ja nicht irgendwelche armen hungernden verstümmelten Kinder sehe, während ich alles obig genannte genieße, mir dazu noch ein paar Nutten kommen lasse.

In meiner Bose Musikanlage erklingt dazu passend

http://de.youtube.com/watch?v=Akoukq5DvAE

und ich warte so völlig entspannt wie man halt nur sein kann, darauf das Skynet (welches eigentlich Windows XP ist) den totalen Krieg erklärt und neben meiner Villa die ersten Atombomben fallen so dass ich deren Schwarzwert mit denen meiner Plasma TV´s vergleichen kann.

-Amen-

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 12:15
von Fabianus
Ich denke, eine klare Schuldzuweisung kann man hier nicht abgeben. Natürlich hat die Hamas provoziert, natürlich hat Israel lange den Gaza-Streifen "schikaniert" und es war natürlich auch nur noch eine Frage der Zeit.
Aber der Aspekt wurde schon beleuchtet in diesem Thread.


Ob die Art und Weise verhältnismäßig ist von israelischer Seite, ist wiederum eine ganz andere Geschichte. Ich finde "ja", aber ich bin mir auch bewusst, dass dies viele anders sehen werden.

Dazu stelle ich die Fragen:

Wie hätte Israel denn anders reagieren können bzw. sollen auf zahlreiche Raketenbeschüsse?
Die Bevölkerung Israels war in Gefahr und da ist es doch irgendwie auch die Pflicht, diese als Staat zu verteidigen (Ja, ist sehr einfach und unkompliziert ausgedrückt, aber als allgemeine Regel in Ordnung).

Kann man auf die Hamas anders reagieren als mit Gewalt?
Dies ist ein sehr schwieriges Thema. Die Hamas versprüht in ihrer Basis schon eine gewaltbereite Mentalität. Der Hass auf Israel ist enorm, also hätte ein verbaler Konflikt meiner Meinung nach den Raketenbeschuss in keiner Form stoppen können.

Welche Alternativen blieben also Israel?
Darauf habe ich selbst keine Antwort...Ich sehe da nicht viele andere Möglichkeiten außer ein weiteres Kapitel Blutvergießen im nahen Osten...

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 14:33
von freestyler999
@fabianus

Wie hätte Israel denn anders reagieren können bzw. sollen auf zahlreiche Raketenbeschüsse?Wie hätte Israel denn anders reagieren können bzw. sollen auf zahlreiche Raketenbeschüsse?
Auf jedenfall nicht so wie es Israel momentan tut. Das Israel eine Art "Warschauer Ghetto" mit dem Gazastreifen verfolgt ist bekannt. Der Ex-US-Präsident Jimmy Carter beurteilte die Lage als eine Art Apartheid. Das was Israel da jetzt tut erinnert mich an Hitler damals: "Wer mit Gift kämpft wird mit Giftgas bekämpft". Es ist eine hohe Unverhältnismäßigkeit zu beobachten. Die Palästinenser schießen mit Kassam-Raketen, die nicht größer als ein durchschnittlicher Drucker sind. Israel kommt dann mit Helikoptern und mit Panzern an und töten 500 Menschen und machen ganze Stadtteile platt.

Kann man auf die Hamas anders reagieren als mit Gewalt?
Es hat schonmal funktioniert als man die Finanzkanäle der Hamas/Fatah/Hizbollah eingefroren hat. Aber Israel macht das nun schon seit 60 Jahren. Israel ist nicht bereit Frieden zu schließen, da es ohne militärisch-industriellen Komplex nicht überleben kann. Jedesmal wenn eine alte US-Regierung geht wird der neuen US-Regierung (hier Obama) ein "Willkommensgeschenk" gegeben, in Form eines verstärkten Konflikt im Heiligen Land. Das war 2000, 1992, 1988 und 1980 so. Angefangen hat das 1948 als Harry Truman ins Amt kam und der Arabisch-Israelische Krieg angefangen hat und die Ägypter aus der Negev vertrieben wurden. Das ganze hat bei den Israelis also Methode.

Welche Alternativen blieben also Israel?
Aus der Sicht der Palästinenser eine Auflösung des Staates Israel, da Israel gezeigt hat keinen Frieden schließen zu wollen. Wenn man nun aber diesen Staat Israel woanders hinverlegen tut, fangen die mit den neuen Nachbarn ebenfalls Streit an. Die Idee des Zionismus ist gescheitert. Die Palästinenser, denen das Land eigentlich gehört, da das Land vorher "British Mandate of Palestine" hieß, wollen Frieden, werden aber radikaler in ihrer Ansicht jemehr sie international benachteiligt und die Israelis bevorzugt werden.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 15:16
von =Christian=
Nun, bevor hier noch weitere Wehrmachts- und Armes-Afrika-Anekdoten bemüht werden: Wenn wir mal wieder das leidige Thema der Verhältnismäßigkeit auffahren, dann hätte Israel wohl irgendwelche veralteten Raketen an die Grenze zum Gazastreifen schaffen und auf das Hamas-Gebiet feuern müssen - nur wie bescheuert wäre das denn!? Dies erscheint nicht nur völlig sinnlos, der jüdischen Seite wäre auch nicht geholfen. Israel setzt die Bedürfnisse des eigenen Volkes über die Bedürfnisse eines anderen Volkes, unter dem sich zuweilen gerne Terroristen befinden, die sich perfiderweise in Wohngebieten verschanzen.

So sinnlos auch die Gewalt im Nahen Osten ist, die jüdische Entscheidung ist nachvollziehbar - mit einer Verhältnismäßigkeit von 1:1 wäre niemandem geholfen gewesen. Kurzfristige Entspannung sollte Israel erreichen können, doch auf lange Sicht wird eine andere Lösung gefunden werden müssen.

Wie gesagt, ich sympathisiere für keine der Seiten. Meinetwegen können die sich gegenseitig ausradieren und die Welt wäre ein Stückchen besser.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 17:20
von ikone
Israel wurde auf dem ehemaligen Mandatsgebiet West-Palästina gegründet, weil es der Teilungsplan der UNO so vor sah. Die arabischen Staaten kannten als einzige Reaktion Israel am Tag nach der Gründung den Krieg zu erklären. Ziel war die Eroberung des Gebietes, nicht die Gründung eines Palästinenser Staates. Palästinenser gab es damals nämlich dort noch nicht. Seitdem wurde jeder Krieg von den arabischen Nachbarn angefangen.
Es würde seitens der sogenannten Palästinenser und der arabischen Staaten eine Anerkennung des Staates Israels und seines Existenzrechtesreichen. Wenn dann noch die Angriffe seitens Hamas und Hisbollah, also seitens Irans und seines Regimes, eingestellt werden, steht einem Frieden nichts mehr im Wege.

Warum sollte aber Israel die Versorgungslage Gazas sicherstellen? Das wäre dasselbe, als hätte die USA Lend and Lease auch auf Nazi-Deutschland ausgeweitet.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 17:40
von Quotentreter
Palästina geht auf die Philister zurück, deren Epoche endete durch die Eroberung Alexanders des Großen. Dann ging das Gebiet durch einige Hände und landete schließlich bei Herodes Schwester Salome. Diese erichtete dort Judäa, eine jüdische Siedlung. Hadrian ließ Judäa vor rund 1800 Jahren tilgen und die Juden vertreiben. Darauf hin kam das Land zu Arabien und später zum Osmanischen Reich.

Erst dann kam der Vorläufer der UNO, der Völkerbund und spielte mal wieder Nation Building. Da die Juden nach dem WK II natürlich einen besonderen Mitleidsbonus hatten, hat man ihnen alles durchgehen lassen und die Situation ist so wie sie jetzt ist.

Eigentliche Eigentümer wären die Nachkommen der Philister, welche die Gründer von Palastu bzw. lateinisch Palästina waren. Alles danach waren nur Eroberer. Und die Juden spielen in dieser Zeit die kürzeste Rolle. Vor irgendwelchen handfesten Besitzrechten kann man hier also keinesfalls sprechen. Und das die Juden dort niemanden vertrieben ist gänzlich falsch.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 17:52
von Eisbär
@=Christian=
dann hätte Israel wohl irgendwelche veralteten Raketen an die Grenze zum Gazastreifen schaffen und auf das Hamas-Gebiet feuern müssen - nur wie bescheuert wäre das denn!?
Damit war nicht eine Gleichheit der verwendeten Waffensysteme gemeint.
Israel setzt die Bedürfnisse des eigenen Volkes über die Bedürfnisse eines anderen Volkes, unter dem sich zuweilen gerne Terroristen befinden, die sich perfiderweise in Wohngebieten verschanzen.
Der Gaza-Streifen ist ein einziges Wohngebiet (>Ghetto), da gibt es einfach keine stillen Rückzugsmöglichkeiten wo sich Terroristen und andere Kriminelle verschanzen können.

@Ikone
Warum sollte aber Israel die Versorgungslage Gazas sicherstellen? Das wäre dasselbe, als hätte die USA Lend and Lease auch auf Nazi-Deutschland ausgeweitet.
Was ist das denn wieder für ein Vergleich?

Die Israelis stellen ja nicht nur die Versorgungslage Gazas NICHT sicher, sie blockieren auch die versorgung durch andere.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 21:27
von ikone
Eisbär hat geschrieben: Die Israelis stellen ja nicht nur die Versorgungslage Gazas NICHT sicher, sie blockieren auch die versorgung durch andere.
Das ist ebenfalls ihr gutes Recht! Im Krieg sind Blockaden erprobtes Mittel. Wie gesagt entweder die Bevölkerung des Gaza-Streifens entledigt sich endlich dieser Terroristischen Vereinigung in ihrer Regierung, oder die Hamas stellt den Beschuß Israels ein und schließt endlich Frieden. Die sollen mal die deutsche Geschichte studieren!

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 21:49
von Quotentreter
ikone hat geschrieben:Das ist ebenfalls ihr gutes Recht!
Wieder ein Irrtum. Grundbedingung für den Teilungsplan des Völkerbundes war unter anderem, die Bevölkerung dort nicht zu behindern. Mit dem ständigen Abschneiden, und das nicht nur im Krieg, hat man das dauerhaft verletzt.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 23:03
von ikone
Quotentreter hat geschrieben:
ikone hat geschrieben:Das ist ebenfalls ihr gutes Recht!
Wieder ein Irrtum. Grundbedingung für den Teilungsplan des Völkerbundes war unter anderem, die Bevölkerung dort nicht zu behindern. Mit dem ständigen Abschneiden, und das nicht nur im Krieg, hat man das dauerhaft verletzt.
Wenn die Mehrheit der arabischen Staaten den Teilungsplan der UNO nicht aktzeptiert, warum sollte sich dann Israel daran halten?!

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Mo 5. Jan 2009, 23:32
von Quotentreter
Die UNO hatte das vom Völkerbund übernommen, war keine Erfindung der UNO...

Weil die Bevölkerung der Gebiete nichts für die Politik der arabischen Staaten kann? Die werden von beiden Seiten missbraucht und in Sippenhaft genommen. Die Arabischen Staaten nutzt die Situation um gegen Israel zu sticheln. Israel unterscheidet nicht und nimmt alle unter Sippehaft, so wie du auch und bestraft alle.

Die müssen da auch irgendwie klarkommen und das beste draus machen. Gerade als Deutscher sollte man das ein wenig besser verstehen. Keiner kann beeinflussen auf welcher Seite der Mauer er denn zur Welt kam.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Di 6. Jan 2009, 00:26
von ikone
@ Quotentreter

Natürlich kann ein größerer Teil der palästinensischen Bevölkerung dafür das die Situation so ist wie sie ist. Sie hatten die freie Wahl, Terroristen in die Regierung zu wählen. Die Deutschen haben 1933 auch Hitler gewählt sie hätten wissen können was kommt. Sie waren Schuld! Ja es gab immer Ausnahmen. Nicht alle Deutschen wählten Hitler, nicht alle Palästinenser Hamas, aber die Mehrheit!

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Di 6. Jan 2009, 00:48
von Quotentreter
Also laut meiner Liste waren 78% bzw. 1.042.424 der 1.332.396 Wähler Wählen, 95% der Stimmen bzw. 905.509 waren gülltig, davon entfielen 44% bzw. 356.742 auf Hamas. Die Autonomiegebiete haben 4.018.332 Einwohner. 356.742 von 4.018.332 sind bei mir 8,88% der Gesamtbevölkerung. Mal davon abgesehen das die Wahlliste ohnehin einer Wahl zwischen Pest und Colera glich. Danach kam Fatah und die Liste liest sich weiter über Märtyrer bis zur Unabhängigkeit fast wie eine Einheitsliste.

Ich frage mich, warum wir solange Kalten Krieg hatten. Die Leute waren doch selbst Schuld, hätten einfach besser wählen sollen. :mrgreen:

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Di 6. Jan 2009, 02:44
von Eisbär
Das ist ebenfalls ihr gutes Recht! Im Krieg sind Blockaden erprobtes Mittel. Wie gesagt entweder die Bevölkerung des Gaza-Streifens entledigt sich endlich dieser Terroristischen Vereinigung in ihrer Regierung, oder die Hamas stellt den Beschuß Israels ein und schließt endlich Frieden. Die sollen mal die deutsche Geschichte studieren!
Du musst dich langsam mal entscheiden in welche Richtung du argumentieren willst.
Wenn dort seit der Blockade Anfang 2008 Krieg herrscht, düften die Kassam-Angriffe ja in Ordnung gehen.
Oder nicht?

Und, falls du meine Posts oder die von Freestyler versehentlich überlesen haben solltest, die israelische Regierung hat gar kein Interesse mit irgendjemand Frieden so zu schließen, das dieser auch in Frieden leben kann.

Re: Gaza-Krise

Verfasst: Di 6. Jan 2009, 16:49
von ikone
Eisbär hat geschrieben:Du musst dich langsam mal entscheiden in welche Richtung du argumentieren willst. Wenn dort seit der Blockade Anfang 2008 Krieg herrscht, düften die Kassam-Angriffe ja in Ordnung gehen.
Oder nicht?
Es herrscht natürlich Krieg zwischen Iran (Hamas/Hisbollah) und Israel. Insofern sind die Angriffe mit den Kassam - Raketen natürlich auch Zeichen für diesen Kriegszustand. Genauso, wie die Merkava IV in Gaza - Stadt oder die durch den Krieg verursachte humanitäre Katastrophe. Viele verkennen nur Ursache und Wirkung. Ursache sind die Angriffe der Araber (seit 1948).
Deshalb soll sich bitte niemand beschweren, dass sich Israel wehrt und auch solange weitermacht, bis das Problem (Hamas) verschwunden ist.

Btw. Es gab unter PLO - Beteiligung einen Friedensprozess.