Stefan hat geschrieben:Da ich grad krank zuhause rumliege wie nutzlose Wurst, dachte ich mir, dass ich doch mal Downton Abbey anfange.
Genau so wars jetzt vor 2 Wochen bei mir.
Erkältung, daheim, Amazon Prime und da ich soweit nur Gutes über DA gehört/gelesen hatte wollte ich's halt auch mal schauen.
Ich fands... okay.
Ich habe gelacht.
Ich habe geweint.
Es war völlig in Ordnung, stellen weise gute Unterhaltung. (Bin jetzt Mitte/Ende Staffel 4)
Aber den großen Hype verstehe ich (leider) nicht.
Die Storys ziehen sich grausam in die Länge! Ich sag nur Matthew/Mary und Bates!
Meine Güte! :shock:
Die Handlung ist in 9 von 10 Fällen absolut vorhersehbar. Als Zuschauer kennt man die Lösung, weiß wie es am Ende ausgeht und die Protagonisten drehen sich munter weitere 3 Stunden im Kreis. Da geht schon arg viel "Spannung" verloren.
Die Charaktere an sich find ich durchaus und auch nahezu durchweg gelungen, weil auch sehr unterschiedlich. Ein guter Mix aus modern denkenden Menschen und der alten Liga, die an Gewohnheiten festhält. Auch die sogenannten "Bösen", die sich entweder selbst ausbooten oder wie nebenbei von der Herrschaft ausgebootet werden find ich die meiste Zeit sehr unterhaltsam.
Ich bin kein großer Fan von Kriegsfilmen, daher muss ich leider sagen, dass die ganze Kriegsgeschichte es schon schwer hat bei mir. Es war zwar durchaus gut gezeigt mit den verschiedenen Akspekten:
- Der Lord, der gerne kämpfen will, aber nur proforma eine Uniform tragen soll
- Der Diener, der nach Hause will und seine Hand dafür opfert
- Der Diener, der darauf wartet in den Krieg ziehen zu dürfen, obwohl er alles ist, was sein Vater noch hat
- Der Erbe, der an der Front dient
Klischee's werden auch bedient wie in jedem Groschenroman! :lol:
Auch ist es grandios wie im richtigen Moment die richtigen Briefe zufällig irgendwo dahergeflattert kommen.
Matthew und sein ewig andauerndes schlechtes Gewissen wegen allem und jedem - ist echt anstrengend.
Mary und ihr schlechter Ruf und die Pflicht irgendwen zu heiraten der Kohle hat - zwischendurch tat sie mir fast schon leid. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, Blödheit gehört bestraft.
Schade, dass so arme Küken die Levinia sterben müssen, damit zwei der Hauptprotagonisten endlich voran kommen dürfen.
Und Matthew und sein verquer moralisches Denken ist wirklich nicht lustig. Da war Mary deutlich geduldiger als ich es gewesen wäre. Ich finde es geradezu traurig, dass der Mann zwei tote Menschen über die Zukunft einer ganzen Familie - SEINER Familie - stellt, nur weil er damals nicht Manns genug war und sein süßes kleines Küken Levinia erst abnippeln musste, damit er sich besinnt. Und wieder muss das kleine Küken herhalten. Natürlich hat sie auf dem Sterbebett dem Papa einen Brief geschrieben und Matthew von allem reingewaschen! Aber natürlich muss das auch erst eine Küchenhilfe bestätigen, damit der moralisch dermaßen abgehobene Sir Matthew das auch glaubt. Levinia und ihr Vater sind übrigens wirklich tot - es ist nicht so, dass das Erbe irgendwie fragwürdig oder sowas wäre und keiner von beiden hätte irgendetwas davon, wenn Matthew das Erbe nicht antritt. Downton Abbey hingegen steht kurz vorm Verkauf, er weiß wieviel es dem Lord und auch seiner Frau bedeutet und er könnte es retten. Aber das ... ist für ihn eigentlich absolut nicht wichtig, es geht nur um die Toten und irgendeine Art von absurdem schlechten Gewissen, das absolut niemandem hilft. :roll:
Es stand völlig außer Frage, dass Matthew Downton früher oder später doch retten würde - leider Gottes war's dann später und wir mussten wir gefühlte 10 Stunden erstmal die Moralkeule schwingen.
Das gleiche gilt auch für Lady Sibyl - nachdem man allenernstes eine Stunde lang darüber lamentierte, ob das Mädchen gesund sei oder nicht, ob die geschwollenen Knöchel und das Kopfweh was bedeuten, etc. etc. und der herbeigerufene 2. Arzt mit einer abstoßenden Arroganz alles niedergeredet hat - wie kann da noch irgendwer daran gezweifelt, dass irgendwas passieren wird? Allerdings gestehe ich ihnen durchaus noch den kurzen "Moment" zu, dass es nicht bei der Geburt passierte - wie ich es erwartet habe - sondern erst kurz danach. Es war tragisch, es war traurig und ja, ich habe ein Tränchen verdrückt.
Edith - ist ja mein Mädel!
Ich verstehe nicht, warum in Staffel 1 niemand Probleme hatte, dass sie Strallan heiraten wollte - aber jetzt ist es auf einmal ein Problem, weil er zu alt ist und nur einen Arm bewegen kann? Traurig, wirklich. Ich fands traurig. Ich hätte ihr das Happy End gewünscht. Und ich finds schade, dass sich Vater und Großmutter dermaßen eingemischt haben - es ist ja (leider) nicht so, als wäre da ne morz große Auswahl für Edith. Und sie war glücklich. Warum konnte man das nicht unterstützen?
Es ist auch nett, dass die Emanzipation der 20er Jahre Einzug hält. Und auch dass doch einigen Menschen bewusst wird/ist, dass ein Anwesen wie Downton Abbey schon in wenigen Jahren in der jetzigen Form nicht mehr existieren wird.
Alles in allem finde ich die Dienerschaft meistens amüsanter als die Herrschaften.
Einzig mit Daisy hab ich wirklich seit Staffel 2 so meine Probleme. Ähnlich wie bei Matthew zieht sich der Moralanfall viel zu lange hin und wenns nicht das ist, dann ist sie unberechtigt zickig andern gegenüber und einfach nur anstrengend und das nun schon seit ... eigentlich immer.
Staffel 4 finde ich bisher deutlich... na ja, weiß nicht, langweiliger?
Irgendwie anders.
Obwohl ich ihn meistens nicht so sonderlich gut leiden mochte fehlt mir Matthew unheimlich - als Konterpart für Robert und auch in Konstellation mit Tom.
Schade auch, dass O'Brien einfach so weg ist.
Das Dauergeplenkel in der Küche ist nervig bis zum Schluss. Daisy allen voran.
Das man Anna vergewaltigen "musste" gefällt mir gar nicht. Wenn einer mal Ruhe und Glück verdient hat, dann das Ehepaar Bates (und ich als Zuschauer bei den beiden auch!).
Soweit bin ich jetzt. Natürlich habe ich jetzt nicht alles erwähnt. Es ist deutlich mehr passiert. (Ethel, Isabel, Violet, Rose, etc.) Aber das blieb mir bisher am meisten im Gedächtnis.
Ich würde die Serie durchaus dem ein oder anderen empfehlen, ich bereue es nicht, sie gesehen zu haben und werde auch die restlichen Staffeln noch schauen.
Aber wie gesagt, den Megahype kann ich nicht nachvollziehen.