So jetzt hab ich die Staffel auch fertig gesehen und bin grad dabei meine Gedanken zu ordnen, aber vorher muss ich mich kurz über redlock lustig machen, das zwickt mich gerade enorm. Ich finde es nämlich echt amüsant, dass grade der Mensch, der von seinem hohen Ross herunterposaunt hat, er sehe Serien nicht Fernsehsender, mit einer derart aus der Luft gegriffenen Provokation daher kommt. Brodys und Teris Relevanz für die jeweilige Serie auch nur ansatzweise gleich zu stellen wirkt wie ein Verzweiflungsakt um eine unüberlegte Aussage noch irgendwie halten zu können. Ganz ehrlich aber glaube ich dass Redlock selbst klar war, dass seine Aussage Schwachsinn war, aber nicht die - sorry - Eier hatte um es zuzugeben.
So, jetzt zur eigentlichen Serie:
Bevor ich beginne möchte ich nur voranstellen, dass ich die ganze Staffel innerhalb von einer Woche durchgeschaut habe, was ich eigentlich selten mache. Also ja, ich fands klasse und habe zeitweise mitgefiebert. Also vergesst das nicht, wenn ich jetzt Absatzweise meckere. Homeland gehört zu den besseren Sachen im TV und hat viele Sachen super gemacht, aber es ist einfach interessanter über die Mängel zu reden.
Mein Hauptkritikpunkt ist, dass die Serie weder Fisch noch Fleisch ist. Einerseits will man ein spannender Verschwörungsthriller sein und andererseits die Post-9/11 Paranoia und die komplexe Psychologie dahinter durchleuchten. Ein sehr nobles Unterfangen, das aber, finde ich, nicht völlig gelungen ist.
Anfangs war ich etwas enttäuscht über die relativ unspekakulären Twists, dachte mir aber, dass man einfach ein realistisches Grundgerüst aufbauen will und sicherlich ein paar Damages-mäßige Kniffe im Ärmel hat. Leider war dem nicht so und am Ende wurde die interessanteste Frage - Wer ist der Maulwurf? - nichtmal gelöst. Auch das Auftauchen von Tom Walker war nicht halb so effektiv wie es hätte sein können, einfach weil man ihn nicht kannte. Ein einfacher Flashback, der die beiden in der Gefangenschaft gezeigt hätte, wäre da überaus hilfreich gewesen. Übrigens auch um Brodys Willen, aber dazu später.
Die letzten 2,3 Folgen (wie auch immer man die Doppelfinalfolge sehen will und wenn jetzt irgendwer darüber diskutieren anfängt, obs eine oder zwei Folgen sind krieg ich die Krise. No one cares
) haben das zum Großteil wieder wett gemacht. Aber
Damages hat bewiesen dass man tolle WTF Momente hervorzaubern kann, ohne die Glaubwürdigkeit zu komprimieren. Ein
24 oder
Prison Break hat natürlich schnell jegliche Glaubwürdigkeit von Bord geworfen, aber der Suchtfaktor der sich bei den tollen Cliffhangern eingestellt hat, hat mir hier ein wenig gefehlt.
Aber auch der psychologische Aspekt war nicht ganz so gelungen, wie er hätte sein können. Hier wäre nochmal ein Flashback wirklich hilfreich gewesen, denn wir kannten nur den gebrochenen, "geturnten" und meiner Meinung nach selten wirklich symphatisch oder nachvollziehbaren Brody. Ihn mit seiner Familie 8 Jahre zuvor und mit Walker und Mike zu sehen hätte mehr Perspektive gegeben. Wie hier auch öfters kritisiert wurde, war die Begründung für Brodys Seitenwechsel ebenfalls etwas mangelhaft. Der Luftangriff auf die Kinder an sich ist natürlich ein sehr plausibler Grund, aber wir haben Brody so oft mit seiner Familie gesehen, dass es wenig überzeugend war, dass ihn das nicht von den Attentatsplänen abgehalten hat (und ja, mir is klar, dass es das am Ende hat. Aber der Anruf von seiner Tochter war ein absolut unorigineller und überzogener Kniff).
Auch die restliche Brodyfamilie hat mich nicht sehr überzeugt. Dass der Sohnemann den Vater den er nie kannte innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen in sein Herz geschlossen und den Ziehvater seiner kompletten Kindheit ebenso schnell vergessen haben soll konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Und die gute Jess wechselte so oft zwischen unsicher/verletztlich und überaus gefestigt und von sich überzeugt (ich denke da an die "You cant even fuck your wife" Szene), dass ich mich fragen muss ob gar zwei Charaktere im Hauptcast eine bipolare Störung haben.
Und da kommen wir schon zur einzigen wirklich völlig überzeugenden Figur, Carrie. Brilliant gespielt und mit Mut geschrieben. Vorallem dass man sie badshit bonkers hat werden lassen halte ich den Writern absolut zu gute. Allerdings wird das wieder zu sehr durch die Tatsache relativiert, dass sie ja eigentlich alles richtig gesehen hat. Da hat die letzte Konsequenz dann doch wieder gefehlt.
So, ich glaub das reicht dann erstmal. Ich hab zwar noch ein paar Gedanken, aber ich bezweifle dass viele sich durch diesen Textwulst lesen, geschweige denn bereit wären sich nochmal soviel anzutun.
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