Serienfreak hat geschrieben: ↑Fr 24. Jul 2020, 02:24
Godfather of harlem Season 1
Gibt es str1ke noch? Die richtige Serie für ihn.
Vincent D´Onofrio sensationell. Forest Whitaker klasse. Alles super. Nicht die Schauwerte eines Boardwalk, aber egal. Must-See. 9/10
Steht dank 2 meiner Lieblingsdarsteller in einem meiner Haus und Hof-Genres natürlich auf der Liste, aber ich werde mit dem Start wohl noch warten, bis die zweite Staffel vorliegt. Durch Corona dürfte sich das ja (wie bei so vielen Serien) noch ein Weilchen hinziehen.
Neo hat geschrieben: ↑So 26. Jul 2020, 01:38
Sløborn (ZDFneo) 5/10 Punkten
Das ein Outbreak-Thriller hier und da Spannung über Logik stellt, würde mich nicht großartig stören (zumal man für Maskenverweigerer ja nicht mal bis Trump oder Bolsonaro schauen muss

), aber beim reinzappen in die ersten Folgen, sah mir das mehr nach Teeniesoap mit Outbreak als Aufhänger als einem Pandemiethriller mit ein paar Teenprotagonisten im Ensemble aus. Hab aber wirklich nur extrem kurz und stummgeschaltet an ein paar Stellen gelinst.
Wenn die Serie sich nur ausführlich Zeit nimmt, um erst die Charaktere vorzustellen und die Ordnung als Slow Burn zusammenfallen zu lassen, wäre das sogar positiv, denn die meisten Serien des Genres überspringen diese Phase ja und sind schon bei Folge 2 in apokalyptisch anmutendem Terrain.
Nach diesem oberflächlichen Ersteindruck schien mir aber Arctic Circle als der interessantere nordeuropäische Virenthriller mit Öffi-Kohle und deutschem Hauptdarsteller. (Auf der Young Adult Genre-Schiene haben Dark, Tales From the Loop, The Rain und Walking Dead: World Beyond die Nase auf der Liste vorn. )
Neo hat geschrieben:Da sind jetzt auch schon ein paar Tage ins Land gezogen und so viel geblieben, wie direkt nach dem Sehen, ist da leider nicht.*
Könnte ich als Signatur übernehmen.

Eine Staffel vor der Bewertung erst mal sacken zu lassen, um den recency bias auszuschalten, ist durchaus sinnvoll, aber leider endet es zu oft darin, dass ein paar Wochen und ein paar Serien später kaum noch was schreibenswertes hängen geblieben ist.
Bei The Witcher hatte ich nach der Hälfte der Staffel gar schon eine Rohfassung fertig, aber nachdem die zweite Hälfte der Staffel mit der Aufbauphase nicht mithalten konnte, hatte ich keinen Bock mehr das noch umzuschreiben.
Henry Cavill, den ich vorher als möglichen Schwachpunkt befürchtet hatte, überzeugt nicht nur in den gut choreographierten Actionszenen, sondern bringt den Hexer auch als zynischen Einzelgänger mit weichem Kern gut auf den Punkt. Im Gegensatz zu seinem komplett fehlbesetzten Kumpel, dem Barden Jaskier (in der deutschen Fassung Rittersporn, Englisch Dandelion), der in den Büchern nicht nur als Comic Relief und geschwätziger Gegensatz zu Geralt fungiert, sondern auch ein notorischer Weiberheld ist, der deshalb in zig Städten Ärger mit gehörnten Ehemännern bekommt. Durch die Darstellung von Joey Batey wirkt es in der Serie hingegen unfreiwillig so, als ob er nach außen mit seinen Abenteuern prahlt, während der Rest der Welt sieht, dass er Geralt hinterherlechzt und (wie Tobias Fünke) nur auf den richtigen Moment für sein Outing wartet. Gut, die Serie tut ihm aber auch keinen Gefallen, wenn er mit dem badenden Geralt Sätze wie "I'm not your friend" - "Oh, you usually just let strangers rub chamomile onto your lovely bottom?" austauschen muss.
https://www.digitalspy.com/tv/ustv/a303 ... n-jaskier/
Ob die Autorenentscheidung, die erste Staffel auf die Prequel-Kurzgeschichten zu konzentrieren, einen Vorteil für Witcher-Neulinge bietet, vermag ich noch nicht zu sagen. Hängt sicherlich auch an der Geduld des Betrachters. Wer direkt Game of Thrones Spektakel von Staffel 3 aufwärts erwartet, dürfte sich an den Monster of the Week-Abenteuern in Geralts Erzählstrang stören, vergisst dann aber auch, dass es in GOT erst in Folge 1x10 die ersten Minidrachen und in 2x09 die erste größere Schlacht gab. Und das die großen Twists und epischen Schlachten ohne die Basis des langsamen Charakteraufbaus nicht die Hälfte wert gewesen wäre. Das Echo ist hier ja mal wieder extrem gespalten. Überwiegend positiv bei Serienfans (8,7/10 bei über 100.000 Votes in der imdb) und durchwachsen bis schwach bei Kritikern (nur 56 % positiv bei rottentomatoes).
Aus meiner Sicht überwiegen die Vorteile, u.a. weil die Nebencharaktere und Regeln der Welt so besser und ausführlicher eingeführt werden können, aber auch weil eine werkgetreue Umsetzung der Kernsaga noch stärker als blasser Game of Thrones Abklatsch bezeichnet werden würde*. The Witcher legt zwar auch Wert auf das Ränkespiel der Herrscher und verfügt über eine komplexe Verwebung von realer Historie, Mythen, Sagen und ironisch hinterfragten Fantasyklischees, aber es verfügt nicht über die Charaktertiefe bis in die kleinsten Rollen und hat wenig vom Thrill, den schockierenden Twists oder großen Schlachten von GoT. Geralts Tätigkeit als reisender Monsterkiller und die satirischen Märchenumdeutungen, die The Witcher eine größere Eigenständigkeit verleihen, kommen fast nur in den Kurzgeschichten zur Geltung. Der Nachteil ist, dass Geralts-Plot in der ersten Staffel sehr episodenhaft wirkt und die Stränge von Ciri und insbesondere Yennefer mal zeitlupenhaft, mal sprunghaft voranschreiten.
*Ungerechterweise, da die Witcher-Saga vor Martins Büchern startete und im Kern schon 1999 beendet war.
Das war nach 4 Folgen in einer fernen und simpleren Zeit als man Serien wie Scrubs und 30 Rock noch komplett streamen konnte, ein 50er Pack Einwegmasken für 6 € erhältlich war und
die Frauen noch Schwänze hatten. Rückblickend wäre ich nicht mehr ganz so wohlwollend. Einerseits, weil die zweite Hälfte die 2 schwächsten Folgen der Staffel enthielt (die mit dem Drachen und die mit dem Flaschengeist) und ich mittlerweile mehr der Kurzgeschichten kenne, die bis auf die mit der Striege alle bessere Umsetzungen hergegeben hätten. Die Rechnung, die restlichen Hauptcharaktere früher einzuführen, ist letztlich auch höchstens halb aufgegangen.
Yennefer hat in den Büchern eine zentrale Bedeutung, aber über weite Strecken keinen großen Anteil an der Geschichte. Hier könnte es sich durchaus auszahlen, den Charakter von Beginn an auszubauen. Ciri hingegen ist eine dem Witcher ebenbürtige Hauptfigur. Sowohl an Screentime als auch der Wichtigkeit für den Plot. Richtig umgesetzt könnte ihr Strang einem GOT Spin Off um Aryas Reisen nach dem Ende der Mutterserie ziemlich nahe kommen. Die Ciri der Serie hat von der frühen Einführung in die Geschichte allerdings fast gar nicht profitiert und ist immer noch eine genau so leere Hülle als hätte man ihre Bedeutung kalt über eine Rückblende in den letzten Szenen eingeführt.
Die Adaption hat also an allen Ecken noch viel Raum nach oben. Positiv stimmt mich, dass weiterhin Kurzgeschichten eingeflochten werden (durch Casting und die entsprechenden Rollen ersichtlich), da sie wie gesagt die besten und originellsten Elemente der Witcher-Welt enthalten, aber auch weil keines der 5 Hauptbücher genug Stoff für eine achtteilige Staffel hergibt und ich den Serienautoren bisher nicht zutraue, diese Zeit allein mit Originalmaterial auszuschmücken.
Wegen der starken ersten Hälfte und des immer wieder angedeuteten Potentials gebe ich
The Witcher (Netflix) Staffel 1
trotz allem Gemecker noch
7,5/10.