- Fr 31. Aug 2012, 14:21
#1146343
Wer immer auch hier geschrieben hatte, dass man Sorkin doch einen erfahrenen Autoren/zweiten Showrunner an die Seite stellen solle: Ja, bitte! Unterschreibe ich sofort. Leider befürchte ich aber, dass Sorkins Ego sowas nie im Leben verkraften würde, und somit wird das wohl ein Traum bleiben.
Nach einer Staffel NEWSROOM ist mein Verhältnis zur Serie immer noch bestenfalls gemischt. Im Gegensatz zu vielen hier fand ich den Piloten zwar grundsätzlich interessant, aber erschreckend schlecht geschrieben und (jenseits von Jeff Daniels) auch so derart schlecht gespielt, dass ich die Hasstiraden in manchen Medien durchaus nachvollziehen konnte. Irgendwie hat sich die Serie im Mittelteil (Folgen 4 bis 6) aber gefangen und vor allem mit der Bully-Episode glanzvoll abgeliefert, aber schon mit der siebten Folge und dem Osama Bin Laden-Fiasko ging alles wieder den Bach runter. Schade. Das Staffelfinale war jetzt irgendwie so halb-halb ... klar, Tea-Party-Bashing kommt natürlich immer gut und ist sicherlich auch berechtigt, aber ich finde es schade, dass sich Sorkin in seinem Eifer nicht mal mehr um Zwischentöne bemüht. Alles ist schwarz oder weiß, Grautöne kommen so gut wie gar nicht vor, und fast alles, was "News Night" zuerst nur intuitiv anpackt, bestätigt sich im Nachhinein. Sowas lässt sich im Rückblick auf die Ereignisse natürlich immer gut behaupten ("Hindsight is always 20/20"), aber zuweilen kommt das schon stark manipulativ rüber und rückt Sorkin in unangenehme Nähe zu plumpem Krawallos wie Michael Moore. Da hilft es natürlich auch nicht, dass sich die Serie im Regelfall auf ihre politische Aussage konzentriert und die menschlichen Beziehungen sowie die schon grundsätzlich spannende Komplexizität der Abläufe in einer Newsredaktion oftmals hinten anstellt. Ich hoffe, dass die Show in der zweiten Staffel da etwas mehr Balance findet und ihre Charaktere auch mal besser nutzt.
Was die aktuellen Ereignisse der letzten Folge angeht, fand ich den wirklichen Konflikt irgendwie bestenfalls nur behauptet - selbst bei uns ist es üblich, mit einer gesetzlichen Identifikation zur Wahl zu gehen. Nur weil die Krankenschwester zu faul ist, ihre Großtante mal ins Auto zu setzen und zum DMV zu fahren (ja, die geben neben einer Driver's License auch eine abgespeckte Variante als Personal ID aus, die nicht zum Fahren berechtigt), konstruiert man das gleich als großen Akt im Interesse einer Partei, die mögliche Protestwähler subtil aussperren möchte? Das ist mir einfach zu dick aufgetragen, um es menschlich nachzuvollziehen - was irgendwie stellvertretend für die ganze Serie stellt: NEWSROOM will sehr viel und handwerklich spricht durchaus auch etliches FÜR die Show. Aber wer mit der Subtilität eines Dampfhammers seine Themen durchjagt, wird auch immer nur eine bestimmte Gruppe von Zuschauern damit erreichen. Man predigt zu den Bekehrten, und das ist einfach zu bequem.