Nachdem ich Staffel 2 jetzt komplett nachgeholt habe, würde ich sie mit 8/10 leicht unter Staffel 1(8,5/10) einordnen. Es gab zwar vieles, das mir noch besser gefallen hat, aber im Gegensatz zu Staffel 1 auch einige Storyelemente, die mich weniger interessiert oder gar gestört haben.
Positiv:
-Raus aus der Kleinstadt. Bon Temps ist nicht der Nabel der Welt. Man erfährt mehr davon wie diese Welt mit Vampiren aussieht.
-das Camp der religiösen Fanatiker. Jason wurde immer mehr zu meinem Favoriten unter den Hauptcharakteren und das Paar an der Spitze war eine herrliche Karikatur. Zugleich creepy und umwerfend komisch. Leider wurde dieser Subplot zu schnell abgeschlossen. Durch das Selbstmordattentat darf man aber davon ausgehen, dass der Konflikt in Staffel 3 weiter eskalieren wird.
-Godric. Schade, das man hier hier keinen Konflikt zwischen gemäßigten Vampiren und Kriegstreibern aufgebaut hat.
- Die Rückblicke von Bill und Eric
- Bills Adoptivtochter zwischen vampirischen Pubertätsproblemen und Mordgelüsten. Eine tickende Zeitbombe.
-Die Yahtzee süchtige Vampirkönigin
-Teile der Story um Michelle Forbes. Wie schon in Galactica stiehlt sie dem Stammcast die Show.
-mehr Screentime für Eric
-die Anfangsphase mit Lafayette im Folterkeller
-Jason und Andy als trottelige Zombiekiller.

die Atmosphäre in der halb zerstörten Stadt
-Anna Paquin bleibt zeigefreudig
negativ:
-Fast alles um Tara. Inbesondere Eggs ging mir fürchterlich auf die Nerven. Zum Glück hat man das am Ende noch schnell erledigt, aber es nahm doch sehr viel Raum ein.
-das sich anbahnende Liebesdreieck. Noch ist es ok, da Sookie Eric nur in ihren Träumen anschmachtet, aber im wachen Zustand sollte sie gefälligst weiter von ihm abgestoßen bleiben. Man sollte Eric auch nicht zu menschlich werden lassen. Das man hier ein paar neue Seiten (wie die tiefe Verehrung seines Makers) gezeigt hat, war richtig, aber er muss seine Arroganz und Verachtung gegegnüber den Menschen behalten.
-Michelle Forbes spielt eine Art Sukkubus, aber zieht selbst in den Orgienszenen nicht blank. Überhaupt scheinen außer Anna Paquin (und Lizzie Caplan in Staffel 1) alle weiblichen Charaktere eine Anti-Nackt Klausel zu besitzen. Ich fordere, das Evan Rachel Wood dies in Staffel 3 ändert! This is HBO, not TV for fucks sake!
Fazit: True Blood hat mit seinem Mix aus Gesellschaftskritik und schamlos trashig überspitzter Genreparodie weiterhin einen ungeheuren Unterhaltungswert und Suchtfaktor (ich schaue wegen der Cliffhanger immer noch die ersten 10-20 Minuten der folgenden Episode) und konnte im Gesamtbild sogar noch einen Zahn zulegen, aber einige weniger gelungene Substories und der fehlende Zug der Serienkillerstoryline aus Staffel 1, lassen sie etwas schwächer abschneiden. Trotzdem fraglos eine der originellsten und besten Serien der letzten Jahre und sie hat das Potential noch auf Jahre frischen Biss zu behalten. Neben Let the Right One in und (hoffentlich) Park Chan-wooks "Thirst" der Beweis, das sich Vampirgeschichten auch heute noch aus dem Klischeemoder und Frauenkitschmief erheben können, wenn man begabten Autoren freie Hand lässt. Ich freue mich auf die Werwölfe in Staffel 3.
