- Di 16. Dez 2014, 20:17
#1403432
Die negative Tendenz hier teile ich zum Glück überhaupt nicht. Die Staffel hat die über Jahre aufgebauten Konflikte zu ihrem unvermeidlichen Ende geführt und war für sich betrachtet auf dem gewohnt hohen Niveau. Es gab die üblichen Aussetzer, in denen der Plot zu verstrickt wurde oder die Gewalttaten so überreizt wurden, dass sie an Wirkung verloren, aber die einzigen echten Unterschiede zu Staffel 3, 5 oder 6 waren imho:
-einige wichtige Charaktere sind im Vorfeld auf der Strecke geblieben und während es gut war, endlich mal ein bisschen mehr von Chibs und Wendy zu sehen, haben Clay oder Opie riesige Lücken hinterlassen. Umso bedauerlicher war es aber auch, dass es trotz der Netto-Länge von ca. 20 Network Episoden viel zu wenig Zeit für Bobby gab und auch von Nero hätte ich gern mehr gesehen.
btw. Ist zwischen Perlman und Sutter bzw. dem restlichen Cast etwas vorgefallen? In Anarchy Afterword (erst sehenswert nachdem der vollkommen unfähige Chris Franjola als Moderator ausgetauscht wurde oder hingeschmissen hat) haben alle mit feuchten Augen Liebeslieder aufeinander gesungen, aber im Gegensatz zu anderen Verstorbenen (wie Opie oder Tara) war Perlman nicht mal zum großen Finale in einem Einspieler zu sehen. Auch innerhalb SOA war es merkwürdig, dass Clay komplett zur Fußnote wurde.
-einige Konflikte hat man schon in sehr ähnlicher Form gesehen und da man sowieso nur auf den großen Showdown um Jax' inneren Kreis gewartet hat, haben das übliche Club-Business und die Komplikationen aus dem fehlgeleitenen Racheakt stellenweise etwas an Spannung verloren.
(Ich persönlich war für jede Folge und jede Extraminute dankbar, denn nur die haben Plots um Nebencharaktere wie Juice oder Figuren wie Venus und Nero erst ermöglicht, aber rein aus kreativer Sicht wären 5 Staffeln wohl das Optimum für die Serie gewesen. FX kann man da aber natürlich keinen Vorwurf machen. Wenn es nur um Kohle ginge, hätte man die Serie noch 3 Jahre ausmelken können, denn SOA ist immer noch gewachsen und ging auf dem Quotenhöhepunkt. Selbst mit fallender Tendenz wäre das noch in Staffel 10 einer der größten Cable-Hits gewesen.)
-Gemma war schon vor dem Mord an Tara so weit in unsympathisches und unrettbares Terrain abgedriftet, dass ihr Tod nur noch wegen der Auswirkung auf Jax berühren konnte. Das Tragischste an diesem Ausgang war so Unsers Schicksal.
-Die Abel-Zwillinge sind leider wirklich die schlechtesten Kinderdarsteller aller Zeiten. Komplett überfordert mit diesem komplexen Material. Überzeugend war da nur, dass Abel mit seinen toten Augen und dem seelenlosen Gebrabbel wie ein Serienkiller in spe ausschaut.
Ansonsten gab es den patentierten Sons Mix aus Gangster-Action, schwarzem Humor, Buddy-Dynamik, Tragödie, Soap, Provokation, Familiendrama und Pulp. Bei so einem grellen Mix ist es unweigerlich, dass man mit zunehmender Laufzeit öfter mal am Ziel vorbei bzw. übers Ziel hinaus schießt, aber letztendlich traf man auch hier noch verdammt oft mitten ins Schwarze.
Mir werden aus der Serie allgemein, aber auch speziell aus Staffel 7 unzählige Szenen auf ewig in Erinnerung bleiben. Ich liebte z.B. auch die Montagen von Bobby Elvis' Song in Folge 1x01 bis zu den perfekt zum Thema passenden Goodbye-Nummern von Springsteen und White Buffalo in 7x13. Keine andere Serie hat mir so viele tolle Songs für meine Playlist geliefert. Was mir aber noch mehr als die tragischen Momente, die Exzesse, die Tode oder Jax letzter Ritt in Erinnerung bleiben wird, sind die leisen Charaktermomente.
Absoluter Höhepunkt war mit Abstand Folge 7x10, die ich zu den Top 3 Folgen der Serie zähle. Während die Folgen davor doch einige Momente hatten, die verzichtbar waren oder mich an die unrunde Anfangsphase in Staffel 1 erinnerten, hat diese Episode mich wieder in Gänze daran erinnert, warum SOA lange auf meinem Platz 1 der laufenden Serien war und auch in meine All Time Top Ten einziehen wird. u.a. enthielt sie Jax Enthüllung über Wendy, Abels Frage über Gemmas Mord und vor allem diese unglaubliche Szene zwischen Tig und Venus. Wie Sutter und Goggins aus diesem als Comic Relief gestarteten Guest-Arc eine so ehrlich und berührend anmutende Figur stricken konnten, lässt sich gar nicht hoch genug loben. Zumindest in dieser Szene hat Goggins für mich seine Transparent Schwester Jeffrey Tambor wie eine grelle Dramaqueen-Karikatur aussehen lassen.
Selbst wenn man weniger persönliche Highlights hatte und mehr Sachen, die einen störten, sollte aber eigentlich kein Fan der Serie abstreiten können, dass Staffel 7 immer noch weit vor thematisch verwandter Konkurrenz wie z.B. Vikings lag. Da gefällt mir Staffel 2 zwar aktuell gut (besser als Staffel 1), aber interessante oder wenigstens prägnante (und stark gespielte) Charaktere gehen der Serie genau so ab wie der nötige Humor oder erzählerische Ambition. Auch Banshee Staffel 2 wird in meiner Jahresliste weit hinter SOA 7 liegen, u.a. weil mir da selbst die Hauptcharaktere weniger am Herzen liegen als SOA Figuren aus der 3-ten Reihe.
Sutters nächstes Projekt, The Bastard Executioner, wird sich hoffentlich genug von SOA (und The Shield) unterscheiden und einige der Fehler der letzten Staffeln vermeiden, aber spätestens nach den guten Folgen ab 7x10 hoffe ich, dass Sutter das First 9 Prequel als Miniserie realisiert. Vorher hätte mich das eigentlich nur interessiert, wenn die Vietnam Zeit im Mittelpunkt stünde, aber in 1-2 Jahren wird mir jede Rückkehr nach Charming Recht sein.
