- Fr 2. Jul 2010, 14:15
#842860
Nun habe ich die vierte Staffel auch geschafft, leider gefiel sie mir nur unwesentlich besser als die dritte. Erstmal noch zu der hier diskutierten Frage, ob Dexter die unsympathischste Serienfigur ist bzw. zu den Moralfragen: Natürlich geht es ihm sehr wohl auch um Gerechtigkeit und er ist nicht einfach nur irgendeiner, der Spaß am töten hat. Wäre das so, dann würde er ja irgendwen von der Straße killen, stattdessen sind es Mörder, die das "verdient haben" (bevorzugt besonders brutale Kindesmörder, damit man Dexter auch ja trotz allem sympathisch finden kann). Insofern kann man Dexter natürlich nur mögen, wenn man Extremverfechter der Todesstrafe ist und einem selbst die härtesten amerikanischen Republikaner noch zu lasch erscheinen.
Zur Staffel:
+ die schauspielerischen Leistungen von John Lithgow und insbesondere Jennifer Carpenter (speziell die Parkplatzszene war grenzgenial gespielt)
+ die Episode 4x9 war in der Tat großartig intensiv
+ der Tod von Lundy war endlich mal was Überraschendes...
- ...leider aber auch das einzig Überraschende an der Staffel. Selbst den möglichen Schocker am Ende versaute man, indem man urplötzlich Dexter als leidenschaftlich Liebenden zeigte, der auf einmal erkennt wie wichtig ihm Rita ist. Spätestens da war klar was kommen würde. Schlimmer noch aber ist, dass es einfach immer dasselbe ist: Ein böser Mörder liegt am Ende in seiner Folie, Dexter verliert ein paar bedeutungsschwangere Sätze und dann zack. Alternativ zeigt man am Ende der Folge einen Mord des übergeordneten Dexter-Gegenspielers. Auch mit dem roten Faden der Staffel ist es doch immer gleich, am Ende liegt auch er eingewickelt da und das wars, warum nicht wenigstens mal ne staffelübergreifende Handlung oder derjenige flieht unauffindbar nach Afrika, was weiß ich. Auch Dexters Charakterentwicklung ist gefangen im Netz des Serienschemas, da er natürlich immer weiter morden muss und somit dem Ganzen zu starke Grenzen gesetzt sind. In der nächsten Staffel wird er vielleicht noch etwas verbitterter, gleichzeitig aber doch immer noch ein vermeintlich netter Kerl sein- und weitermorden. Die Nebendarsteller bleiben blass oder spielen wie im Falle von Quinn furchtbar schlecht. Insgesamt ist das Ganze daher nicht minder vorhersehbar als ein langweiliges Procedural.
Natürlich ist es insgesamt gut gemacht und es gab die genannten Höhepunkte, man kann es sich anschauen. Aber von mir aus könnte es in Staffel 5 wirklich zu Ende gehen. Dann hätte man wenigstens die Chance, mal aus dem ewig gleichen Ablauf etwas auszubrechen.
6/10