Plem hat geschrieben: Will ist in seiner politischen Orientierung völlig unglaubwürdig, da frage ich mich tatsächlich, warum man ihn nicht einfach zum Demokraten gemacht hat, wenn er eh alles, was die Republikaner ausmacht, scheiße findet. Da wohlte er wohl nicht zu preachy sein und er Schuss ist nach hinten losgegangen.
Ich glaube da hast du was kolossal missverstanden oder in Folge 3 einfach nicht aufgepasst, als Will seine Tea Party Epiphany hatte wie es im Network meeting genannt wurde. Will ist gemäßigter Republikaner, den es anstinkt, dass der radikale rechte Flügel die Mitte überrollt und mit substanzlosen Krawall-Taktiken Stimmung macht, dass es eben nur noch um Parteikrieg und nicht mehr um Inhalte geht. Genau dafür wurde in Ep 3 ja auch der nicht wiedergewählte Republikaner aufgegriffen, der es gewagt hat, die socialist Charakterisierung Obamas als absurd zu bezeichnen und bei einem Gesetzesentwurf für Veteranenunterstützung mit einem Demokraten zusammenzuarbeiten.
Will ist Republikaner, der sich mit dem "its us or evil" Nonsense seiner Partei nicht identifizieren kann. In jeder bisherigen Folge gab es mindestens eine Szene, in der Will das als Niedergang seiner Partei betrauert und sich nicht nur über den krassen right shift ärgert sondern vor allem über die Art wie die Tea Party diesen Kampf führt: nämlich mit Lügen, Vorurteilen und Verleumdungen. Dass genau das ein Dorn im Auge eines Nachrichtensprechers ist, der gerade seine journalistische Ethik wieder entdeckt, ist doch wohl klar.
Zu den bisherigen Folgen:
Pilot war klasse, habe ich ja schon bei den pilot reviews gesagt.
Zweite Folge sackte deutlich ab, wobei ich vor allem MacKenzie problematisch fand. Die hat für mich Nervpotential, was sich in der dritten Folge mit ihrem nervösen Gestammel gegenüber Wills Dates noch gesteigert hat.
Das war aber auch mein einziger Kritikpunkt an der sonst ungeheuer starken dritten Folge, die angefangen bei dem großartigen Apology Monolog massiv Fahrt aufgenommen hat und im Wechselschnitt zwischen brillant pointierter Tea Party Dekonstruktion und Sendermeeting die dramaturgische Oppositionen formiert hat.
Nachdem die Folge sehr stark auf das Newsgeschehen und die Plotentwicklung fixiert war, kam es für mich im Gegensatz zu Plem gar nicht überraschend, dass wir nun mit der vierten eine Folge hatte, die sich erheblich mehr auf das Privatleben der Charaktere stützt. Das ist einfach die dramaturgische Balance, die nötig ist, um bei einer noch so neuen Show erstmal eine Zuschauerbindung zu den Charakteren herzustellen. Und da ist das Liebesleben nun mal das probateste Mittel. Das Maggie-Dreieck finde ich da auch gar nicht so störend. Bei Will und McKenzie bin ich schon kritischer. Mit ihr werde ich noch nicht ganz warm. Und ich fürchte das liegt derzeit eher an der Darstellerin als am Buch.