Tztz, was ihr immer mit eurem albernen CGI-Genöle habt.
Die Killszenen sind mir jetzt überhaupt nicht negativ aufgefallen. Ich fand es eher witzig Eric mal wieder so abgehen zu sehen. Und wenn Stefan und Bobby bis heute nicht gerafft haben, dass der erste Lilith Auftritt nun mal mit Absicht einen stilisierten 90s Videoclip Look samt Weichzeichner hatte, um es als surreale Drogenvision zu zeigen, kann ich euch auch nicht mehr helfen. Ich fand das absolut offensichtlich. Aber dass ihr die Show viel zu oft viel zu ernst nehmt, gerade wenn sie kaum deutlicher mit den Augen zwinkern könnte, haben wir hier ja schon zig mal gehabt. Mit hingeschluderter Show hat das auch nichts zu tun. Lest euch mal ein bisschen was zur Performance- und Kunstströmung "Camp" durch.
Camp is an aesthetic sensibility that regards something as appealing or humorous because of its ridiculousness to the viewer.[1] The concept is related to kitsch, and things with camp appeal may also be described as being "cheesy". When the usage appeared, in 1909, it denoted: ostentatious, exaggerated, affected, theatrical, and effeminate behaviour, and, by the middle of the 1970s, the definition comprised: banality, artifice, mediocrity, and ostentation so extreme as to have perversely sophisticated appeal.[2] American writer Susan Sontag's essay Notes on "Camp" (1964) emphasised its key elements as: artifice, frivolity, naïve middle-class pretentiousness, and ‘shocking’ excess. Camp as an aesthetic has been popular from the 1960s to the present
Die Wiki-Kurzerklärung hier ist noch etwas stark auf die 60er bis 80er und den heutigen Retro-Blick zurück dorthin geprägt. Der Kult um Rocky Horror Picture Show ist ein Paradebeispiel für ein originäres Camp-Werk, das auch von vornherein als solches gedacht war, während der heutige Blick auf Shows wie das Ur-Star Trek, Gilligans Island oder McGyver eher retrospektiv camp sind. True Blood ist da einfach die heutige Weiterführung und nimmt postmoderne Strömungen mit auf, was es in der Art im TV erstmals in der ironisch überhöhten Seifenoper-Ästhetik von Twin Peaks gab.
Wenn man den ganzen cheese und camp aus True Blood entfernen würde, dann bliebe tatsächlich nur noch eine stinknormale Vampir-Drama-Serie mit love-triangle über. Gerade dieser camp Aspekt in Verbindung mit dem Südstaaten-Setting macht True Blood ja zu etwas besonderem und für mich auch wesentlich lustiger, überraschender und unterhaltsamer als andere Serien, die sich da ernster nehmen und am Ende unfreiwilliger viel tiefer und nerviger im Kitsch waten ohne jede rettende ironische Brechung zu haben.
Insgesamt fand ich die Staffel natürlich deutlich besser als die schlappe 4., ganz so euphorisch wie Plem bin ich dann aber doch nicht. Mir gefiel bisland die 3. Season am besten, daher finde ich es gerade etwas schade, dass man dieses Jahr aus Russels Rückkehr so wenig gemacht hat. Sehr gefreut habe ich mich aber, dass man es dieses Jahr wesentlich besser hinbekommen hat, die meisten Stränge sinniger abzuschließen und für die Zuspitzung am Ende mal wieder einen großen Teil des Casts involviert zu bekommen.
Was die Wölfe anging, habe ich mich ja bislang sehr zurückgehalten. Ich hatte halt ständig noch Russels Verbindung mit denen im Hinterkopf und habe erwartet, dass er sich die noch stark zu Nutze machen würde, nachdem er sich mit der Authority überworfen hat. Natürlich fühlte ich mich bei seinem Besuch vor zwei Folgen auch noch deutlich bestätigt darin, dass man genau in diese Richtung gehen würde. Und dann: nichts. Russel verpufft als erstes im Staffelfinale und die Wölfe blieben somit für den Mainarc völlig nutzlos. Das wäre noch die einzige Entschuldigung für den Müll gewesen. Aber warum ist es wichtig, was Alcide nach seiner Kurzaffäre mit Sookie noch macht? Der hätte doch einfach ins off verschwinden können, nachdem Sookie ihrer Notwehrtat gestanden hatte. Aber nein, wir mussten uns mit einem Pack beschäftigen, wo ich mich selbst mit größter Anstrengung nicht für das Schicksal von ein paar stumpfen Biker-Raufbold-Typen interessieren konnte. Die sind schon an ein Milieu angesiedelt, dass mich eher abstößt; und dann gibt es da noch nichtmal interessante Charaktere oder Geschichten außer dummen Gelaber über Loyalität und Stolz und Ehre. Urghs, das war in etwa so nervig und blöde wie die Klingonen-Folgen bei Star Trek, wo man sich auch ständig fragt, wie solche stumpfen Aggro-Vollidioten überhaupt bis heute überlebt haben.
Gut gefallen hat mir wie man über so etwas eigentlich banales wie Nevlins kleine Haustieradoption die Shifter mit in die Authority-Geschichte verwickelt hat. Und Sams Flyblast-Finisher war ja wohl die genialste Splatterszene der Staffel. Herrlich.
Dass man aus dem schon immer sehr ins Kleine begrenzten Setting der Show jetzt kein globalstrategisches Epos um den Krieg zwischen Mensch und Vampir bauen würde, war mir auch vorher klar. Ich fand die kleinen Ausblicke schon ganz gut, allerdings war die Authority dann rückblickend doch etwas planlos ohne ihren Anführer. Das mag man als Chaos eines Regimewechsels erklären können, aber ich hoffte doch, dss zumindest Salome vor ihrem Ende noch etwas mehr Perspektive und Ausblick auf die von ihr unmittelbar angestrebte Zukunft für die Welt kriegen würde.
Bills Wandel zum Schurken und Fanatiker fand ich dagegen ziemlich gut. Etwas plötzlich am Anfang noch, aber doch passend zu seinen früheren Taten. Schon in Season 3 hat er in der 9 Crimes Folge ja eine gewisse Verführbarkeit gezeigt und durch sein staffelübergreifendes Doppelspiel hat er sich oft genug als cleverer Opportunist hervorgetan. Da passte es auch sehr gut, dass er Salome so clever als Prophetin in Sicherheit gewogen hat, bis für ihn die Chance kommt, die weit überlegene Vampirin kalt zu stellen. Und Gott sei dank haben wir auch keine Läuterungsszene im Finale bekommen, wo Sookie ihm erfolgreich ins Gewissen redet oder sowas. Nein, man hat ihn sogar die Phiole austrinken und sich verwandeln lassen. Das ist ein ziemlich weiter Schritt und ich bin gespannt, was nächste Season daraus gemacht wird. Allerdings hätte ich mir schon gewünscht, dass man dafür zumindest Salome noch am Leben lässt. Quasi als seine Hohepriesterin. So ist nun die ganze Authority futsch (oder fast: was ist eigentlich aus dem echten Nevlin geworden?), was ein bisschen arg schnell ging.
Tara als Vampir macht mich dafür noch nicht so an. Das war zusammen mit Pams rüder Art zwar oft ganz lustig, aber auch ein bisschen one note. Jessica hat mir dafür sehr gefallen. Das Ende mit Hoyt und ihre Gefühlswirrungen um Jason kamen gut rüber und auch in den sonstigen Plots hatte sie immer einen kleinen aber nett gemachten Part, was ihren Charakter schön weiterentwickelt hat.
Andy und die Fee hätte ich wesentlich besser gefunden, wenn man die sehr witzige Geburt nicht gerade mitten ins Staffelfinale gepackt hätte, wo das total deplatziert wirkte. Der ganzen Feenpart bleibt weiterhin noch ziemlich krude und ziellos. Gar nicht gefallen hat mir diese Season leider Lafayette. Die ganze Schamanismus-Kiste versandete nach der kleinen Konfrontation irgendwie im Nichts, obwohl da etliche Fragen offen blieben. Seine turbobitchige Art im Merlottes geht mir aber zunehmend auf den Senkel und bei einer so dermaßen exaltiert angelegten Rolle noch die Grenze zum Overacting zu sprengen ist schon echt eine Leistung.
Trotz aller Detailkritik eine ziemlich gute Staffel, die wieder voll von dem gefixt hat, was in Season 4 versaut wurde. Ich hoffe aber, dass die nächste Staffel nochmal stromlinienförmiger wird, nicht ganz so viele isolierte Einzelgeschichten kommen, der Cast weiter ausgedünnt wird (nächste Kandidaten nach Hoyt: Arlene und Terry - von mir aus auch weiter als Sprechstatisten und Nebenrollen, aber keine eigene Story mehr!) und wir auch wirklich ernsthafte und weitreichende Konsequenzen des Authority-Zusammenbruchs sehen werden. Oh und Wölfe bitte wirklich NUR dann noch, wenn die ganz schnell für was brauchbares IN der Mainstory eingesetzt werden. Dann können die von mir aus das Kanonenfutter im Konflikt stellen und ansonsten die Schnauzen halten.