Ich bin gerade dabei Utopia Staffel 2 nachzuholen (2x04). Finde es stark wie gehabt, mit Folge 2x01 als klares Highlight, aber die Makel blieben auch bestehen. Umso mehr aufgeklärt und erklärt wird, desto mehr schwindet die Faszination, weil es somit näher an gewöhnliche Verschwörungsthriller rückt. Vor allem aber gehen mir immer noch alle Charaktere komplett am Arsch vorbei. Der einzige Charakter bei dem ich in brenzligen Situationen hoffe, dass er nicht sterben wird, ist
und da jetzt auch nicht, weil der so unglaublich vielschichtig wäre, sondern schlicht, weil er unberechenbar und schräg ist und vom Schauspieler auf unverwechselbare Weise interpretiert wird. Auf dem Gebiet besteht sicherlich die größte Steigerungsmöglichkeit für die HBO-Fassung und das wird auch nötig sein, weil dort ja schon die erste Staffel 10 Folgen bekommen wird.
Das Transparent von Amazon verlängert wird, war nach dem Kritikerecho ja selbstverständlich. Interessant finde ich an der Meldung deshalb vor allem diesen Part:
http://deadline.com/2014/10/transparent ... on-848580/
The pickup of the dark comedy created by Jill Soloway and starring Jeffrey Tambor comes as Amazon has been outlining to the creative community its future comedy plans. Transparent illustrates the type of projects the company continues to be very high on — comedies from indie-type writer-directors that explore grounded worlds in a cinematic way. Amazon also is open to big, event-type serialized comedy series. It is committing between $2-4 million for a comedy pilot but could go higher on a big, action-adventure half-hour.
Amazon scheint also endgültig von dieser Billigheimer-Mentalität abzukommen. Das macht es aber noch ärgerlicher, dass sie so eine sichere Nummer wie den Zombieland Piloten für 3,50 € lieblos hingewixt haben. Wenn 2-4 Mio wirklich die Messlatte für kommende Halbstünder ist, ist es auch unverständlich, dass der The After Pilot vollkommen unterfinanziert für so einen Stoff war. Darin steckten gefühlt nicht mal 1,5 Mio für 1 Stunde. Bei Man in the High Castle habe ich anhand des bisherigen Castings auch Befürchtungen, dass das nicht angemessen umgesetzt wird.
Alles in allem immer noch eine unfertige Strategie. Mit Transparent haben sie zwar endlich eine Serie gefunden, über die viel und positiv geschrieben wird (wobei auch schon Alpha House deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte), aber das oder auch Mozart sind die Art von Serie, die HBO unter ferner liefen versendet. Enlightened z.B. hatte ein vergleichbares Echo und das ließ Girls wie einen Zuschauerhit aussehen. Red Oaks könnte den Spagat zwischen Schein (Onlineinteresse) und Sein schon deutlich besser schaffen, aber das kann nur der Anfang sein, um ernst genommen zu werden und einen Fuß in die Tür zu bekommen. Wenn da nicht bald auch mal ein Prestigedrama folgt (der Hand of God Pilot war der erste ernsthafte Schritt dorthin, aber der kam ja leider eher durchwachsen an), werden sie ganz sicher nicht mit Netflix oder der Pay Tv Konkurrenz mithalten können. Amazon hat zwar einen Vorteil durch die Verknüpfung mit dem Shop, aber letztendlich wird sich die überwältigende Mehrheit nur einen Streamingdienst dauerhaft leisten. Auch wenn in dieser Welt andere Gesetze gelten als im linearen TV, müssen nach der Etablierung irgendwann Sachen folgen, die nicht nur Markenbindung und einen imaginären Mehrwert bieten, sondern sich allein finanzieren können.