- Mo 1. Sep 2014, 17:06
#1384472
Gott, warum tue ich mir das überhaupt noch an. Die letzten drei Folgen waren ja mal der blanke Horror. Als wäre es nicht schlimm genug, dass dem Plot inzwischen jede Spur von einer konsistent verfolgten Linie fehlt, agieren jetzt auch die Figuren teils total out of character, die Dialoge werden immer banaler und dümmer und es türmen sich gewaltige Logiklöcher auf.
Es gab ja schon so manchen Krieg in TV und Kino gegen einen überlegenen Gegner, der durch einen völlig hanebüchen-bescheuerten kill all switch gewonnen wurde, aber das hier toppt gerade alles. Wollen die mir ernsthaft erzählen, dass sofort nach Zerstörung des Mondkraftwerks alle Espheni-Waffen den Geist aufgeben? Dass die keine eigenen Energiespeicher haben, um ein paar Tage oder Stunden weiterzulaufen, bevor sie auftanken müssen? Was machen die denn dann bitte bei Tag, wenn der Mond über der anderen Seite der Erde steht? Und wieso muss ein Bionebelmaschinenwurmnest überhaupt konstant mit Strom versorgt werden? Dann müsste es ja auch einen wireless energy Empfänger eingebaut haben, was ich mir wesentlich umständlicher vorstelle als eine simple scheiß Batterie. Dass man im Finale dann auch noch mehrfach erwähnt, dass jetzt bei allen Ghettos die Energiezäune ausfallen, obwohl der vom Staffelanfang noch von einem größeren Raumschiff PER KABEL gespeist wurde, macht noch weniger Sinn. Die größeren Raumschiffe müssen doch auch ohne eine stationäre Energieversorgung auskommen und schön für das interstellare Reisen einen eigenen Reaktor haben.
Ich störe mich bei solchen Serien ja echt nicht dran, wenn da technisch im Detail was nicht so ganz hinhaut. Wenn man so ein Element aber zum essentiellen Plotmittelpunkt macht und ins Scheinwerferlicht stellt, dann dürfen da keine so dermaßen offensichtlichen und hochgradig ärgerlichen plot holes dran sein.
Ach und wenn das nur das einzige an bad writing gewesen wäre. Aber die Liste ist so furchtbar lang:
- Da ist Toms Kokon-Traum von der gewonnen Schlacht und happy end Rückkehr, die denen kaum ein Zuschauer bei Verstand für mehr als 10 Sekunden abgekauft haben dürfte.
- Da ist wieder mal der Einsatz von Pope als vollkommen verkrampfter Konfliktkatalysator, dessen shoot first Mentalität zu den unnötigsten Zeiten mir schon lange gewaltig auf die Nerven geht. Diese Figur erfüllt keinerlei Zweck mehr außer unmotiviert Streitereien zu produzieren, durch die Dramatik vorgetäuscht werden soll, wo eigentlich gar keine ist.
- Dann wäre da natürlich noch niemandes Lieblings-Mason Matt, dem man immer verzweifelter versucht eine Daseinsberechtigung zu verschaffen, was die ganze Sache aber nur noch schlimmer macht, weil das in grausige Klischees und fürchterliche Szenen mündet. Da kommt dann so kurzsichtig zusammengeschusterter Mist bei raus, wie die "Hey, ich bringe dir mal Messerwerfen bei. Wer weiß, vielleicht wirst du diesen Skill in dieser Folge noch dringend brauchen..." -Szene. Bei dem fremdschämig dummen "the fight isn't over" gechante, hätte ich mir gewünscht, dass die beiden von gleich 10 Biestern mit Mutagen-Grütze vollgepumpt werden.
- Oder man lässt Matt einfach mal völlig random an irgendwelchen Alienkabeln rumzupfen, was später völlig unverständlicherweise als ein "the kid figured out how to control the ship" hochgelobt wird. Bitte was?
- Und was sollte überhaupt dieser dämliche Auslosungs-Quark? Seit wann ist die Second Mass eine Demokratie? Seit wann lässt man per Los entscheiden, wer auf die kriegsentscheidende one shot only Mission gehen soll? Und warum zur Hölle schickt man überhaupt nur zwei Leute hoch, wenn sich doch ein ganzer Haufen freiwillig meldet - wohl wissend, dass es wahrscheinlich eine Suizid-Mission ist. Aber egal, wenn es die Mission ist, die die Erde rettet, dann nimmt man trotzdem jeden mit, der die Erfolgschancen auch nur um 1% verbessern würde. Alles andere ist eine dem Rest der Menschheit gegenüber absolut unentschuldbar dumme Fahrlässigkeit.
- Von der total banal-kitschigen Brüder rivalisieren um das gleiche Mädel Drama will ich gar nicht erst anfangen.
- Vielleicht doch lieber von den ganzen Deus Ex Machina Momenten: Zufällig im genau richtigen Moment taucht Popes Ische wieder auf, die mit ihrem Wagen offenbar problemlos durch die Klebegrütze gekommen ist - because fuck logic.
- Dann wären da noch die Vom, die Tom in letzter Sekunde finden, bevor er von den anderen Beamern abgeschossen wird, was ein immenser Zufall ist, wenn man bedenkt, dass sie ein paar Szenen später plötzlich angeblich keine Scanner mehr haben, die ein einzelnes Schiff aufspüren können, dessen Lebenserhaltungssystem zumindest noch eine Energiesignatur liefern müsste. Die Art von Druckwelle, die Tom da vom immerhin noch ziemlich weit entfernten Mond im Vakuum des Alls erwischt hat, ist mir auch nicht so ganz klar.
Immerhin ist Lexi jetzt endlich weg. Diese Halbalien-Erlöser-Göttin-Story hat vorne und hinten nicht funktioniert. Weder von der Story-Logik noch emotional. Zumal wir immer noch nicht wissen, ob die Espheni kontrolliert in der Lage sind, mehr Hybriden wie sie zu züchten oder ob sie ein unwahrscheinlicher Zufall war. Da über diese Spezies schon mehrfach gesagt wurde, dass sie sich selbst genetisch verbessert haben, ist es doch komisch, dass ein halbmenschlicher Abkömmling plötzlich wesentlich größere Kräfte hat, als sie selbst.
Egal. Mit dieser Staffel ist die Show von einem mit Macken behafteten, unterhaltsamen Alien-Widerstandskampf-Action-Drama zu einem katastrophalen Wrack von einer Show verkommen, wo ich pro Folge mehrfach schaudernd den Kopf schütteln muss, weil es so unglaublich dämlich wird. Ich befürchte zwar, dass ich die finalen 10 Folgen letztlich auch noch sehen werde, aber nach dem Ende dieser Staffel tobt in mir ein großer Widerstandskampf dagegen.
"And in that moment, I swear we were infinite."