- Di 24. Mai 2011, 18:26
#987702
Nachdem ich über den Frühling mal die ganze Serie nachgeholt habe, fand ich die aktuelle Staffel trotz einiger Schwankungen besser als die 5., das Finale war aber das schwächste aller Staffeln. Dass man die recht spannende Eve geopfert hat, um Raum für das unheilige Bündnis zwischen Cas und Crowley zu schaffen, empfand ich noch als gelungene Überraschung, die den Himmelskrieg etwas mehr in den Fokus gerückt hat. Nur hat man da im Finale leider herzlich wenig draus gemacht.
Da hat man sich leider in zu asymmetrische Kräfteverhältnisse geschrieben, um die Winchesters noch aktiv am Geschehen teilhaben zu lassen. Weil der Krieg der Engel schon ein paar Dutzend Gehaltsklassen über den Brüdern stattfindet, war es ja ganz okay, dass der im Staffelverlauf auch fast komplett offscreen lief. Nur hätte man die Winchesters fürs Finale eben doch mal auf diese Bühne bringen können. So hatten sie leider wenig Einfluss. Außer Castiell unentwegt vollzunölen, dass er keinen Deal mit Crowley machen soll, haben sie doch keine echte Rolle gespielt.
Deshalb musste man sich ja auch so lahme Füllstorys aus den Rippen leiern wie "Freundin entführt" oder "stell dich deinen inneren Dämonen im Komatraumland". Sonst wäre es einfach zu offensichtlich gewesen, dass die beiden in dieser Konstellation nichts ausrichten konnten. Schon mit Crowley sind sie ja ohne himmlische Rückendeckung völlig überfordert. Der leistet sich immerhin erfreulich wenig Schwachpunkte und ist wie er ja selbst so schön aufgezählt hat der erste big bad, der die Jungs nicht hochmütig unterschätzt. Für Castiell gilt das gleiche: wenn der nicht gerade in so eine Feuer-Runenfalle tappt oder sich grob fahrlässig in Nahkampfreichweite für den entsprechenden Zauberdolch begibt, hat ein Sterblicher ihm nichts entgegenzusetzen. Den Umstand wie sehr die Gebrüder über ihrem Niveau in der Sch**** stecken, hat man in den vorigen Staffeln noch besser kaschieren können, weil es ja immer um die vorherbestimmte Rolle als Gefäß, Psi-Krieger oder sonstwie eh auf die beiden fokussiert war.
Deshalb bin ich auch etwas skeptisch, was Castiells neuen Gottstatus angeht. Da hat man sich einen potentiellen Übergegner geschaffen, wo eigentlich außer gut zureden nicht viel drin ist. Dass Cas jetzt mit einem Fingerschnippen Raphael ausschalten konnte, empfand ich auch etwas störend und zu sehr als anti-klimax. Da ist einr ganze, interessante, über Wochen hochgeschaukelte Konfrontation einfach verpufft - oder buchstäblicher gesagt: geplatzt.
Dazu kommt noch, dass die beiden Füllstorys für Dean und Sam doch ziemlich mau waren. Dass man da jetzt unbedingt Ben und Lisa mit reinziehen musste, fand ich dramaturgisch etwas billig und das Ende machte überhaupt keinen Sinn. Wem soll es denn bitte helfen, wenn die beiden sich nicht mehr an Dean erinnern? Solange Dean sich noch an sie erinnert und da Gefühle sind, bleiben sie doch trotzdem ein genauso großes Druckmittel gegen ihn - nur dass die bei einem erneuten Dämonenüberfall nicht mal wüssten, was abgeht und wen sie um Hilfe rufen können. Ziemlich blöde, das für eine Lösung zu halten. Sams kleine Komakatharsis war zwar in sich stimmiger und passte auch mehr zum Staffelbogen mit der ganzen "don't scratch the wall in your head" Sache, war von der Spannung her aber auch nicht der Bringer.
Verglichen mit früheren Staffelfinalen war das alles sehr ernüchternd und ich weiß noch nicht, ob mir diese Richtung für Cas gefällt. Ich fand es eigentlich immer interessant, wenn es bei Supernatural neben den Brüdern auch noch einen weiteren Sidekick oder regular guest gibt wie die Relikt-Diebin oder Ruby. Und Cas war da einfach der beste, den sie bisher hatten. Als grumpy Engel, der mal locker die ganze Riege der TV und Kinovampire in Grund und Boden brütet, war er einfach klasse und als Rebellenführer hat er an Profil und Tiefe gewonnen. Den möcht ich kaum missen.
"And in that moment, I swear we were infinite."
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