little_big_man hat geschrieben: ↑Mo 15. Jul 2019, 22:01
Ich kann ja die Argumentation verstehen, dass man den Zuschauern nicht 80% Untertitel zumuten wollte und deshalb sagte, dass der Zuschauer (genau wie die Sensates untereinander) einfach alle Charaktere verstehen, obwohl die eigentlich schon in ihrer eigenen Landessprache sprechen. Das wäre ja schön und gut, aber dann lasst sie verdammt nochmals wenigstens richtig englisch sprechen ohne deutschen, indischen, koreanischen oder afrikanischen Akzent!
Wenn es die Schauspieler aber doch nicht anders können.

Zumindest bei Max Riemelt (der Deutsche) und Bae Doo-na (das ist keine gebürtige US-Asiatin, sondern eine bekannte südkoreanische Filmschauspielerin, die vor Sense8 nur in einer englischsprachigen Produktion mitgewirkt hat.) gehe ich davon aus, dass die immer mit Akzent sprechen. Vielleicht nicht so dick, aber doch unleugbar. So lange der Akzent natürlich ist, finde ich das auch authentischer als wenn Schauspieler a la Lena Meyer Landrut krampfhaft englischer als Muttersprachler klingen wollen.
Kommt auch immer auf den Fall an. Sowas wie in Theologes Beispiel, ist natürlich grundsätzlich unfreiwillig komisch, aber wenn eine Story in einem nicht-englischsprachigen Land spielt, kann auch ein wilder Mix aus handlungsortfremden Akzenten irritierend sein. In der
(sehr guten, aber keinesfalls imdb-Platz 1 guten) Miniserie Chernobyl z.B. waren die dicken britischen Akzente der russischen Charaktere einer der wenigen Kritikpunkte von US-Zuschauern.
Ach ja, habe grad keine Zeit ausführlicher über
Deadwood - The Movie zu schreiben, aber ein zu offenes Ende kannst du als Ausrede für eine Nachholaktion streichen. Nach all den Jahren der Träumerei konnte der Film die Erwartungen naturgemäß nicht ganz erfüllen, weil die Serie mehr von Charakteren, Atmosphäre, cleveren Dialogen und der erzählerischen Breite/Tiefe als von Plot lebt und somit in 2 statt der üblichen 12 Stunden unmöglich allen alten Stärken und Figuren gerecht werden konnte (zumal es immer wieder kleine Gedächtnisstützen-Rückblicke gibt, die zusätzlich Zeit klauen), aber die wichtigsten Charaktere und losen Enden bekommen nachträglich einen würdigeren Abschluss.
Ian McShane nochmal als Al Swearengen zu sehen und David Milchs feinsten Shakespeare mit Tourette-Monologen lauschen zu dürfen, war an sich schon ein großes Geschenk. McShane hat hier auch wieder das beste Material bekommen und zeigt erneut, dass die Emmy-Juroren, die ihn in seiner langen Karriere nur mit einer Nominierung und nie mit einem Preis bedacht haben, eine Bande von dreckigen Cocksuckern sind. Es gäbe durchaus noch genug Material für eine weitere Miniserien-Rückkehr, aber nach David Milchs Alzheimer-Diagnose muss man froh sein, dass diese unendliche Geschichte noch ein so gutes Ende gefunden hat. 8/10 für den Film (9,5/10 für die Serie)