Die Diversität-Kritik an Girls finde ich auch hoffnungslos überzogen, zumal sie auch schon nach nur einer Folge aufkam, wo noch niemand wissen konnte, ob nicht vielleicht doch noch ein wichtiger ethnischer Charakter auftritt. Grundsätzlich ist Diversität in Hollywood schon ein Problem, aber meiner Meinung nach sollte man nicht danach gehen, dass man so eine Figur unbedingt in jeder Serie haben muss. So weit ich das mitbekommen hat, hat Lena Dunham auch eigentlich hauptsächlich Leute in der Serie gecastet, die sie schon kannte. Macht die Serie nicht besser, aber ich finde es besser auf eine Minority-Figur zu verzichten als eine schlechte marginalisierte zu schreiben. Wobei einige wohl diskutieren werden, dass eine schlechte marginalisierte und stereotypische Minderheit wohl besser ist als gar keine Präsenz - die Ansicht vertrete ich aber ehrlich gesagt nicht.
Grey's Anatomy und Shonda Rhimes-Serien im allgemeinen sind wirklich ganz gute Beispiele für Diversität. Ich denke, dass Shonda auch selbst öfters gesagt hat, dass sie einfach die Schauspieler casten, die am Besten zu der Rolle passen. So kann man eigentlich nur gewinnen. Inwiefern das auf Private Practice zutrifft, weiß ich nicht. Dort sind die Schauspieler ja alle hauptsächlich aus Talent Deals mit ABC hervor gekommen. Was ich bei Grey's auch gut finde, ist die Tatsache, dass der ethnische Background der Figuren wirklich keine allzu große Rolle spielt und man nicht auf irgendwelchen Klischees herumreitet. Wenn man seine Figur auf Klischees gründet, sollte man irgendwie versuchen diese darüber hinaus zu erweitern und zu echten Menschen zu machen anstatt sich auf den Klischees auszuruhen. Bei Marc in "Ugly Betty" haben die Autoren das in meinen Augen ganz gut hinbekommen.
Erschreckend finde ich aber, dass es in Hollywood beim Casting von Schauspielern schon Kommentare gibt wie "too black", "too Asian", "not handsome enough", wenn wirklich das Schauspiel im Vordergrund stehen sollte. Auch schade ist es, dass es so wenige ethnische Hauptdarsteller gibt. Kerry Washington und Maggie Q sind da aktuell die einzigen, die mir einfallen. In gewisser Weise gibt es da auch eine Rückentwicklung. Ende der 80er gab die ganzen Serien mit afro-amerikanischen Schauspielern (Bill Cosby, Fresh Prince etc.), heute werden diese hauptsächlich auf kleine Sidekick-Rollen reduziert.
Bei LGTB-Charakteren finde ich Anne bei "Go On" und Max bei "Happy Endings" aktuell am Besten, weil das eine Eigenschaft der Figuren ist, aber die Charaktere nicht durch sie bestimmt werden und sie beide Figuren sind, die mehr zu bieten haben und keine flachen Karikaturen sind, die weit verbreitete Klischees unterstützen. Bryan bei "New Normal" empfand ich nie als sonderlich schlimm, Michael Uries Charakter bei "Partners" empfand ich aber als Zumutung.
Ja, das finde ich bei Serien fast noch wichtiger, als ethnische Diversität. Mir gehen die ganzen reinen Hollywood-Beauties-Casts ziemlich auf die Nerven (obwohl ich natürlich auch lieber hübsche Frauen anschaue). Aber wenn dann jeweils selbst die "Geeks" von eigentlich gutaussehenden Schauspielern gespielt werden (Adam Brody in The O.C., Zachary Levi in Chuck, Lee Norris in One Tree Hill, Colin Hanks in Roswell, Jacob Zachar in Greek, etc.), dann sind deren Probleme, wie z.B. wegen ihres Aussehens nicht so gut bei den Girls landen zu können wie andere, einfach unglaubwürdig...
Colin Hanks ist jetzt auch nicht der klassische Schönling, aber grundsätzlich stimme ich dir zu, dass man von den All Beauty-Casts grundsätzlich Abstand nehmen sollte und nach Talent casten sollte. CW-Serien sind da die größten Schwerverbrecher. Man muss jetzt auch nicht unbedingt die Hässlichsten casten, aber eine gesundere Repräsentation, die das Schönheitsideal auch nicht so in unrealistische Höhen schraubt, wäre ganz nett. Besonders stark trifft das in meinen Augen auf Frauen zu. Denen setzt man meist nur eine Brille auf und packt sie in Hosenträger und schon sind sie die hässlichen Mauerblümchen. Auch der Wahn zur Schlankheit kann selbst die Psyche der hübschesten Frauen zerstören, Jane Krakowski hat ja selbst gesagt, dass sie während Ally McBeal psysisch nicht sonderlich stabil war und an Magersucht/Bulimie litt, weil ihre Kolleginnen so übertrieben schlank waren. Die Kommentare zu den Girls von "Girls", die man mitunter im Internet lesen kann, finde ich auch recht hart.