- So 3. Jan 2016, 03:08
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Fargo Staffel 2
Nach der überraschend überragenden ersten Staffel war ich auch von der zweiten wieder sehr angetan. Besonders fasziniert mich an der Serie, wie selbstverständlich sie immer wieder in zutiefst dramatischen oder traurigen Szenen etwas total Amüsantes und Skurriles einzuflechten, ohne dass es auch nur in die Richtung von plumpem Klamauk geht.
Besser noch als in Staffel eins haben mir die visuelle und akustische Inszenierung gefallen, insbesondere die diversen Splitscreen-Szenen fand ich da sehr markant. Auch die schon erwähnte Verknüpfung von "Comedy" und Drama war einen Tick besser, weil es hier noch etwas besser gelungen ist, beides wirklich miteinander zu vereinen - in Staffel eins war es noch eher so, dass die ersten Folgen hauptsächlich humoristisch geprägt waren, bevor es dann in der zweiten Hälfte deutlich düsterer zuging.
Auch schauspielerisch spielt die Serie natürlich weiterhin in der obersten Liga mit. Hier muss ich aber ehrlich sagen, dass die Charakterzeichnung nicht so überragend war, dass davon irgendwer an das tolle Trio Lester, Molly und Lorne Malvo herangereicht hätten. Mike Milligan (Bokeem Woodbine) wirkte zwar ein wenig wie ein Malvo-Aufguss, versprühte aber nicht die Magie des "Originals". Ähnliches gilt für Lou Solverson (Patrick Wilson), der einfach nicht diese tolle Charakterentwicklung aufwies wie Molly in Staffel eins.
Die Figuren, die mir recht gut gefallen haben, war letztlich das Ehepaar Blumquist (Kirsten Dunst / Jesse Plemons), wo vor allem die Momente grandios waren, in denen sie mal wieder aneinander vorbeiredeten, und die Matriarchin der dahinsiechenden Gerhardt-Familie (Jean Smart). Aber so alles in allem fand ich die erste Staffel da doch noch etwas stimmiger in der Spitze, ich konnte mit Lester und Molly deutlich mehr mitfühlen. Das ist aber auch so ziemlich das Einzige, wo ich eine leicht rückläufige Entwicklung zu beklagen habe.
Was mir allerdings ziemlich gegen den Strich ging, waren diese (zumindest für mich, man mag mich aufklären, wenn ich dahinter irgendeinen tieferen Sinn nicht sehe) albernen UFO-Momente, die ich tatsächlich relativ arm für eine Serie auf "Fargo"-Niveau fand. Ich bin ohnehin kein Freund von Mystery-Elementen, weil ich das Gefühl habe, dass sie vornehmlich dazu dienen, unrealistische Handlungsstränge aufzulösen - und leider sehe ich das auch hier so. Ich finds auch so schade, weil die Serie doch eigentlich auf einem viel zu hohen narrativen Niveau agiert, als dass sie sich solche übersinnlichen Albernheiten leisten müsste.
Unterm Strich eine 8/10 (S1: 8,5/10)
Fohlen