Oh, jetzt bin ich aber schon etwas enttäuscht über die Anzahl der Reaktionen zu dieser Serie. Die hat sich ja zu einem richtigen Kritiker-Liebling entwickelt, da ging ich von deutlich mehr als 30 Beiträgen aus.
Nun denn, habe in den letzten Tagen die erste Staffel angeschaut, nachdem ich vergangene Woche
auch schon den Film sah. Meine Meinung...
Fargo (Staffel 1):
Wunderbare Serien-Adaption des inzwischen ja fast schon 20 Jahre alten Film-Klassikers der Coen-Brüder. Die erste Folge lehnt sich an diesen für meinen Geschmack vielleicht noch einen Tick zu sehr an und vermittelt damit einen Eindruck, der sich im Laufe der weiteren neun Folgen als weitgehend falsch entpuppen wird: Dass man vornehmlich eine moderne Version des Films mit neuen Figuren, Darstellern und einer leicht veränderten Story produzieren möchte. Denn die Serie steht spätestens nach ihrer zweiten Episode auf vollständig eigenen Beinen und erzählt eine ganz andere Geschichte als die aus den 90ern - was ich auch gut finde.
Ich persönlich sehe hinsichtlich der Grundtonalität eine Zweiteilung der Staffel: Die ersten fünf Folgen empfand ich noch als sehr stark vom makabren Humor geprägt, den ich auch im Film als so herausstechend empfand. Die zweite Hälfte war hingegen für mich viel mehr ein Drama-Format, das mich streckenweise ziemlich an "Breaking Bad" und "True Detective" erinnert hat. Ich muss ehrlich sagen, dass mir die erste Hälfte da tendenziell ein wenig besser gefiel - auch wenn ich angesichts der tollen beiden letzten Folgen fast geneigt bin, diese Aussage zu revidieren.
Was die Darsteller angeht, war ich wieder sehr angetan. Am Anfang war ich sehr auf der Seite von Billy Bob Thornton, dessen Charakter mich schon sehr fasziniert hat. Als dessen Morde immer abstruser und unrealistischer wurden, hat mich Lorne Malvo aber ein wenig als Fan verloren. Dafür wurde Martin Freemans Figur Lester Nygaard zunehmend spannender, als er sich zunehmend in Richtung Walter White entwickelt hat. Gar nicht auf dem Schirm hatte ich zunächst Allison Tolman, die eigentlich so ziemlich die einzige positive Figur in dieser Serie spielt - und das unheimlich sympathisch tut.
Ja, also wenn ich diese Anthologie-Serie hier mit "True Detective" vergleiche, sehe ich "Fargo" in der Breite sogar leicht vorne. Außer vielleicht Folge neun gibt es zwar nicht die ganz großen Sensationsfolgen, dafür hat mich die Serie aber durchgehend gut unterhalten, während TD teilweise doch etwas mühsam war. Und vor allem ist das Ende nicht derart ernüchternd gewesen wie bei TD - was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass man als Zuschauer bereits frühzeitig den bzw. die Täter kennt und nicht wer weiß wie mit dieser Frage angefüttert wird. Nunja, ich fands supi.
8,5/10
Fohlen