- Fr 6. Nov 2015, 17:10
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Mr. Robot Staffel 1
Als die Serie bestellt wurde, dürften nicht wenige Kritiker und Fans erwartet haben, dass USA (Network) aus der Prämisse um einen sozial gestörten Superhacker im Kampf gegen böse Megakonzerne einen weichgespülten Girl with a Dragon Tattoo Rip-Off mit Zutaten von Monk und A-Team zu einem seiner klassischen Crime Procedurals verquirlt. Ein Hauch von Lisbeth Salander ist dann auch tatsächlich im Endprodukt enthalten, aber statt Kuschelweich wurden hier Anleihen an Ton, Atmosphäre, Stil und nihilistische Weltsicht aus geistigen Vettern wie Jim Profit/American Psycho, Dexter, Clockwork Orange oder Fight Club mit in den Ideentank gegeben und haben dabei eine Mischung ergeben, die hochexplosiv ist und trotz einiger bekannter Versatzstücke als Gesamtwerk auch frisch und originell daherkommt. Zu der magnetischen Performance von Rami Malek wurde genug geschrieben, so dass ich mich damit begnüge Christian Slater zu beglückwünschen, dass er nach zahlreichen Flops endlich eine TV-Rolle gefunden hat, die ihn fordert und die er vielleicht auch mal länger als 2 Jahre mit Leben füllen darf.
Wobei eine lange Lebensdauer von Mr. Robot vielleicht gar nicht so wünschenswert ist, wie man im ersten Rausch denken mag. Die Gefahr, dass man angesichts des Erfolges in Showtime Manier einige Staffeln über die natürliche Lebensdauer hinaus produziert, ist hier fraglos gegeben. Es wird schon in Staffel 2 kein leichtes Unterfangen, das kreative Level zu halten und neue Wege zu finden, um den Zuschauer zu packen und überraschen, ohne sich dabei zu wiederholen oder zu weit ins Surreale oder Extreme abzugleiten. Die Show hat allerdings genug interessante Charaktere, deren Oberfläche bisher nur angekratzt wurde sowie eine ebenso große Zahl offener Subplots, um die Welt weiter auszubauen, so dass die Autoren alle Möglichkeiten besitzen, um ein One Season Wonder zu verhindern.
Um auf einer positiveren Ebene zu schließen: Das das Geschehen erzählerisch geschickt, zeitgeschichtlich relevant, mit Respekt vorm genreerfahrenen Zuschauer und nicht zuletzt auch optisch und akustisch äußerst stilsicher dargeboten wird, sorgt dafür, dass Mr. Robot nicht wie Kind der 90-er wirkt, das der damaligen TV-Welt zu weit voraus gewesen wäre, sondern auch im goldenen TV-Zeitalter, unabhängig der Senderheimat, ein Aushängeschild darstellt. The Hype is real. 9/10
Sex & Drugs & Rock'n Roll Staffel 1
Mittlerweile dürfte jeder Serienfan wissen, was er von einer Denis Leary Produktion zu erwarten hat und vorab einschätzen können, ob ihn dieser spezielle Ton und die Charaktere ansprechen.
Auch Learys Rückkehr vor die (Serien-)Kamera in Sex & Drugs & Rock'n Roll ist hierbei keine Ausnahme.
Der Anteil an dramatischen Momenten mag variieren, aber wo Leary draufsteht, ist auch Leary drin. Bei diesem FX-Halbstünder handelt es sich um eine echte Comedy, die einen etwas größeren Anteil an nachdenklicheren Momenten als Sirens auffährt, aber auf das Melodram und die leise Tragik von Rescue Me verzichtet. Verlorene Träume, letzte Chancen und die Last des Alterns stehen im Mittelpunkt des Geschehens, aber ohne in Schwere abzugleiten. Der nächste Gag ist immer nur eine Szene entfernt. Da der beißend unverblümte Buddy-Humor mit Herz in dieser Gruppe rund um Learys Altrocker genau so gut funktioniert wie früher mit Feuerwehrleuten, Polizisten oder Sanitätern (und wie ich hoffe der IFC-Eishockeytruppe von Benders), kann man schnell darüber hinwegsehen, dass die angeblich in den 90-ern stilprägende Band mit ihrem Classic Rock und Punk schon zu ihrem Höhepunkt ein 70-er Relikt gewesen wäre oder das man manche Pointen 7 Szenen im Voraus erahnen kann. Die Werbeideen von Don Draper waren auch selten genial. Erfrischend fürs Leary-Versum ist in diesem Ableger die ungeschönte Selbstironie. Wo Leary sich bzw. sein Alter Ego früher gerne wie einen Antihelden ins Licht setzte, der trotz aller Makel Idol für jeden Mann und unwiderstehlich fürs weibliche Geschlecht ist, geht er hier deutlich ehrlicher und härter mit der Hauptfigur um. Ein weiterer Pluspunkt ist wie üblich auch der restliche Cast, in dem sich u.a. die Darstellerin der Tochter als Entdeckung erweist sowie der Plot, der überwiegend auf Einzelabenteuer setzt, aber genug durchgehenden Mantel bietet, um hohes Bingepotential zu entfalten. Bei den Zuschauerzahlen wird es keine dritte Staffel geben, aber die Verlängerung um einen zweiten Gig war ein willkommenes Geschenk. 7,5/10
Lerchenberg Staffel 2 (ZDF) 7,5/10
In Abwesenheit von Stromberg und Pastewka das vielleicht letzte verbliebene deutschen Comedy-Highlight (den gelobten Tatortreiniger habe ich noch nicht begonnen), das es mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen kann. Erfrischend respektlose Satire-Abrechnung mit dem öffentlich rechtlichen Bürokratiemonster und alltäglichem TV-Wahnsinn.
Man Seeking Woman Staffel 1 (FX)
7,5/10