- So 31. Mai 2015, 02:21
#1430206
Habe nun auch die erste Staffel gesehen und bin ziemlich begeistert, obwohl ich im Vorfeld einige Bedenken hatte, da man ja nicht ganz umhin kommt, das Gesehene mit "Breaking Bad" zu vergleichen. Meines Erachtens hat man den Spagat aber hervorragend gemeistert, einerseits eine eigenständige Serie zu kreieren, gleichzeitig aber auch immer wieder auf BB anzuspielen - vor allem optisch und musikalisch.
Eine meiner Bedenken war, dass eine Serie um Saul Goodman zu albern werden könnte, aber das empfand ich nun auch überhaupt nicht so. Und auch wenn für viele die Folge mit dem Abklappern der neuen Klienten von Jimmy für viele Fans mit die schwächste der Staffel war, weil sie inhaltlich nun nicht so wahnsinnig viel vorangetrieben hat, muss ich schon sagen, dass vor allem dieser Clip mit dem größenwahnsinnigen Millionär, dem Erfinder einer "Sex-Toilette" und der putzigen Oma mit den Hummel-Figuren, die man gefühlt minutenlang mit dem Treppenlift runterfahren sieht, ein ziemliches Highlight für mich war und ich sehr lachen konnte. :mrgreen:
Inhaltlich am stärksten waren wohl die Folgen sechs und neun, wobei ich bei letzterer so faszinierend fand, welch großes Mitleid ich mit dem armen Jimmy hatte. Ist jetzt bei mir nicht so oft der Fall, dass ich mich so richtig in Serienfiguren einfühlen kann, von daher fand ich das Gespräch zwischen ihm und Chuck am Ende der Folge wirklich herzzereißend - wohl auch, weil ich im Gegensatz zu einigen anderen das nicht habe kommen sehen und es somit noch einmal intensiver empfand. Die letzte Episode war dann wirklich nicht mehr ganz so stark, zumal ich am Ende auch erstmals so wirklich das Gefühl hatte, dass ein wenig gehetzt wurde. Man wollte wohl am Ende der Staffel den Wendepunkt von Jimmy zu Saul haben, aber ich persönlich hätte es authentischer gefunden, wenn er bei dieser Anwaltskanzlei noch ein letztes Mal mit seinem Idealismus gescheitert wäre. Aber dazu hätte es dann wohl nochmal 1-2 Folgen mehr gebraucht.
Das ist aber auch das Einzige, was ich so ein wenig zu kritisieren habe. Generell fand ich den "jungen" Saul Goodman extrem sympathisch und es hat einem schon richtig Leid getan, wie er ein ums andere Mal Steine in den Weg gelegt bekommen hat. Ich fand die Optik und Akustik ähnlich großartig wie in BB und auch diese ganz besondere Erzähl- und Darstellungstechnik, wo man einfach mal zwei Minuten lang ein Großmütterchen ins Wohnzimmer schleichen sieht, ohne sich zu langweilen, begeistert mich hier ebenso wie in der Mutterserie. Diese Mischung aus Comedy-Parts und Drama ist hervorragend gelungen, die Darsteller sind auch wieder wunderbar... ja, ich hab da wenig zu bemängeln und freue mich sehr, dass dieses "Breaking Bad"-Feeling wieder da ist. Bei der Aussicht, jetzt mehr Saul Goodman und weniger Jimmy McGill geliefert zu bekommen, bin ich zwar auch wieder etwas skeptisch, weil ich mir dessen exzentrisches und zunehmend zynisches Dauergeplapper schwer über viele Folgen hinweg vorstellen kann, aber mal sehen.
Staffel 1 bekommt von mir jedenfalls eine 9/10.
Fohlen