- Do 3. Dez 2015, 21:49
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The Walking Dead 6.1 8,5/10 (AMC)
(Folge 1 9/10, 2 9,5/10, Folge 3 8,5/10, Folge 4 9,5/10, Folge 5-8 7,5-8/10)
Folge 2+4 zeigen Walking Dead von seinen stärkten Seiten. Einmal die pure Actionfolge, die von Start bis Ende einen Adrenalinkick liefert und dabei die Charakterentwicklung einiger Figuren vorantreibt und auf der anderen Seite ein ebenso intensives, aber extrem langsames Zwei-Personen Stück, das nicht nur Dialog und Monolog-lastig ist, sondern Bilder und Mimik sprechen lässt und sich so viel Zeit für Stille nimmt, wie man es zu selten im TV findet. Vor allem in einem Zuschauer-Megahit und zu diesem Zeitpunkt in der Staffel. Die erste Hälfte der Halbstaffel und insbesondere Folge 4 scheint auch bei Kritikern gut bis hervorragend angekommen zu sein und unter normalen Umständen wären mindestens die beiden Hauptdarsteller dieser Folge Kandidaten für Globe und Emmy Nominierungen, aber leider, leider musste das Internet dann mal wieder seiner Vorliebe für unsinnige Shitstorms frönen und die komplette Halbstaffel wurde davon überschattet und verrissen. Das dann noch als Scheißekrönchen auf die ohnehin schon stattliche Horde an Zuschauern, die die Serie jetzt seit 6 Staffeln und einem Spin-Off (insgesamt 81 Folgen) anscheinend nur verfolgen, weil es neben GOT heutzutage keine andere Serie mehr gibt, die so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich hätte in der heutigen Überfluss-Serienlandschaft besseres zu tun, als eine Serie, die mich immer wieder mit den selben Punkten nervt und obendrein gar noch langweilt, auch nur 10 Episoden zu verfolgen, aber jedem sein Hobby.
Nächstes Jahr sollten Rafa, Theo und ich vielleicht besser gleich einen eigenen Thread aufmachen, denn nach dem Abgang von Stefan, Donnie und ein paar anderen, kommt man sich im Serienthread vor, wie inmitten einer Zombieherde, so dass man sich mit Haterblut einreiben muss, um nicht gesteinigt zu werden. :lol: Da außer LBM wahrscheinlich auch kein Interessierter zurückhängt, werde ich mir eine ausführlichere Kritik sparen, die Stärken und Schwächen genauer beleuchtet. Wäre auch schwer, ohne gewisse Details zumindest anzudeuten. Für mich zählt hier ohnehin nur, dass es neben Game of Thrones das einzige noch laufende Drama bleibt, das mich regelmäßig emotional umhauen kann und höchsten Unterhaltungswert mit interessanten Charakteren, starker Inszenierung und erzählerischer Ambition vereint.
Master of None 7,5/10 (Netflix)
Blunt Talk 7,5/10 (Starz)
Nach etwas zu überdrehtem Start entwickelt die Serie nicht nur ein besseres Gespür für Timing, Charakterzeichnung und Storyaufbau, sondern auch ein überraschend großes Herz für seine Truppe aus Weirdos und Underdogs und vermittelt eine Toleranzbotschaft ohne auch nur einen Hauch vom erhobenen Zeigefinger und den Bergpredigten, die Master of None einen Sympathiepunkt bei mir gekostet haben. Abgesehen vom von Patrick Stewart köstlich und mit offensichtlichem Spaß verkörperten Titelcharakter und seinem Butler gibt es hier auch nicht viel, das darauf hinweist, dass es sich um eine Seth MacFarlane Produktion handelt. Dialoge, Stil und Erzählton sind eindeutig von Bored to Death Autor Jonathan Ames geprägt, der hier der Showrunner ist und in jeder Episode mindestens einen Co-written Credit hat. MacFarlane ist nicht im Writer's Room beteiligt (für diejenigen, die das abschrecken mag).
Red Oaks 8/10 (Amazon)
Wenn man kein Herz für die Filme und Musik der 80-er hat, könnten es auch 6,5-7/10 werden. Für mich war Red Oaks die erste gute Coming of Age Serie seit Freaks & Geeks und The Wonder Years (Wunderbare Jahre). Staffel 2 dürfte dann aber die modernen Indie-Dramedy Einflüsse ruhig etwas stärker in den Vordergrund rücken und mehr Mut beim Experimentieren und Spielen mit verschieden Stilen und Subgenre-Klischees aufbringen. Unterm Strich war Red Oaks Staffel 1, trotz Augenzwinkern und einiger Ausreißer in Seth Rogen und American Pie Terrain, eine bis ins Detail vorhersehbar ablaufende und stilecht in Szene gesetzte Serienfassung einer typischen 80-er Jahre Teeniedramedy. Der geerdete Bruder von Wet Hot American Summer.
The Awesomes Staffel 3 7/10 (HULU)
Erfindet das Genre der Superhelden-Parodie nicht neu und der Humor zündet sehr selten auf Höchststufe, aber die Staffeln entwickeln mit ihrem durchgehenden Plot ein hohes Suchtpotential (Durchgang 3 noch mehr als die Vorgänger). Was den Charakteren an Tiefe fehlt(alles! :lol: ), gleichen sie mit Sympathiefaktor und guten Synchronsprechern aus. Im Gegensatz zu Archer, Rick & Morty oder BoJack ist das keine Serie, die ich wie Sauerbier bei Animationsnazis anpreisen würde, weil sie in allen Belangen letztlich nur solide ist und bei mir von ihrem Seltenheitswert unter den TV-Serien profitiert, aber gut möglich, dass gerade dieser Vertreter etwas für die Marvel-Freaks unter den besagten Animatonsnazis ist.
The Bastard Executioner Staffel 1 5,5/10 (FX)
Interessiert das noch jemanden? Das Ende ist für eine direkt abgesetzte Serie noch auf recht befriedigende Weise rundgehobelt worden und zum Ende hin blitzten dann auch wieder genug von den Momenten auf, die man von einem Kurt Sutter Mittelalter-Epos erwarten würde, so dass ich eine weitere Staffel in Hoffnung auf Kurskorrektur verfolgt hätte, aber einige Elemente (Teile des Castings, Charakterentwicklung, Plotaufbau und Dialoge, die keine Flüche enthalten) waren über zu weite Strecken unerklärlich schwach. Bisher die größte Enttäuschung des Jahres (gemessen an meinen riesigen Erwartungen. So sehr ich Game of Thrones liebe und grundsätzlich großes Interesse am Genre habe, muss ich doch sagen, dass ich klassische Umsetzungen mit ironiefrei dargebotenem Pseudo-Shakesspeare und Religions-Geschwurbel oft öde finde. Vom Unterhaltungswert lag es bei mir immerhin über den noch soapigeren Tudors).