US-Fernsehen (inklusive Season- und Pilot-Reviews), britisches Fernsehen etc.
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von Theologe
#1449815
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The Netflix original series Marvel’s Jessica Jones is the second of four epic live-action adventure series (Marvel’s Daredevil, which launched April 10th, Marvel’s Luke Cage and Marvel’s Iron Fist, all leading up to the teaming of the main characters in Marvel’s The Defenders) to premiere only on Netflix. It is a suspenseful, edgy look into the life of Jessica Jones, one of the most popular new Marvel characters of the last decade, as she faces demons from within and without. The drama will premiere with thirteen (13) one-hour episodes

After a tragic ending to her short-lived Super Hero stint, Jessica Jones is rebuilding her personal life and career as a detective who gets pulled into cases in New York City.

Krysten Ritter (Jessica Jones) is joined by a cast including David Tennant (Kilgrave), Mike Colter (Luke Cage), Rachael Taylor (Trish Walker), Carrie-Anne Moss, Eka Darville, Erin Moriarty, and Wil Traval, among others.
Quelle: comingsoon.net[/size]

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Damit Ricky so richtig vom Leder ziehen kann, habe ich den Thread für ihn aufgemacht.
#1449816
Ich muss sagen, die erste Folge hat mir wirklich nicht Lust auf mehr gemacht. Ich glaube langsam, ich kann mit diesem Zweig des Marvel Universums einfach nicht so viel anfangen. Ähnlich wie Daredevil ist Jessica Jones gut gemacht, aber für mich die falsche Ecke. Mir fehlt das schillernde, fantastische. Für gritty ist es mir zu zahnlos und abgedroschen, für den Superheldenfix zu wenig flashig. Aber das ist okay, ähnlich wie bei den Comics, muss man nicht jede Reihe mögen und sucht sich seine Nische. :lol:
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von RickyFitts
#1449817
Theologe hat geschrieben: Damit Ricky so richtig vom Leder ziehen kann, habe ich den Thread für ihn aufgemacht.
Danke. Heute aber nicht mehr. Jetzt ärgere ich mich auch noch die zwei letzten Folgen bis zum Ende durch.
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von McKing
#1449841
Mich hat ein wenig das hin und her gestört.
versteckter Inhalt:
Wie oft wurde Kilgrave gefangen genommen? :lol:
und war deswegen etwas langatmig. Etwas kompakter oder bisschen einfallsreicher hätte die Staffel besser gestreckt.
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von Vega
#1449862
Hm, ich habe mit Marvel absolut gar nichts am Hut und von sämtlichen Superhelden-Stories auch nicht nur ansatzweise eine Ahnung, aber ich hab die Tage mal aus Interesse mit Jessica Jones angefangen und fands bislang eigentlich ziemlich gut. Hab aber auch erst drei Folgen gesehen, aber ich bin erstmal angefixt.
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von redlock
#1449909
Die erste Folge, die mir nicht gefallen hat war #109 (wie doof kann man sein :roll: ), aber ansonsten bin ich von der Serie sehr angetan -- hatte allerdings auch keine besondere Erwartungshaltung an sie.
Man merkt mMn manchmal schon, dass die Showrunnerin bei ''Dexter'' dabei war. :lol:
''Rotz'' ist die Serie aber auf gar keinen Fall :!:
von logan99
#1449919
Habe zwar bisher nur die ersten 5 Folgen gesehen, aber die waren schon ziemlich unterhaltsam. Halt nicht die typisch kunterbunte Marvelwelt, wo alle freudestrahlend durch die Gegend springen :D Finde ich ganz angenehm - bevorzuge ja eh eher die düsteren/ernsteren Comicversionen.

Stören tut mich aber Kilgrave - der versprüht so in Persona überhaupt keine sonderliche Bedrohung und so verfliegt der Eindruck der durch Jessica Jones über ihn vermittelt wird irgendwie jedesmal rapide wenn er autaucht. Zudem frage ich mich immer, wie genau seine Fähigkeit funktioniert, denn Jessica ist ja nun schon mehrfach auf ihn getroffen, wo ich dachte "wieso führt er jetzt bei ihr keine Gedankenkontrolle aus?". Vielleicht habe ich auch einfach nur was verpasst, aber so ganz plausibel ist mir das noch nicht^^

Den Rest werde ich dann am Wochenende schauen.
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von RickyFitts
#1449926
Okay, das wird jetzt ziemlich ausführlich (Edit: jup, sogar wieder etwas runtergekürzt mein umfangreichstes Review des Jahres). Ich versuche dabei mal alle Plot-Details, die später als Folge 4-5 kommen, in Spoiler zu packen und das etwas zu gliedern:

Ich habe es ja schon durchblicken lassen: Die Serie hat in meinen Augen wirklich einen Riesenhaufen Probleme, von denen die gravierendsten leider auch gleich im Zentrum der Erzählung verwurzelt sind.

Mein subjektivster ist dabei noch, dass ich Jessica monströs unsympathisch finde. Ihre ganze überzickige „back off“ Attitüde, ihre unkontrollierte Wut und meist unprovozierte Aggressivität gepaart mit ihren ständigen, taktlosen Vorwürfen gegenüber Menschen, die vielleicht mal aus Angst einen Fehler gemacht haben, machen sie für mich zu einem ziemlichen Arschloch. Nur ein kleiner Teil davon lässt sich damit entschuldigen, dass sie Vergewaltigungsopfer ist. Wenn sie aber auch allen anderen Menschen in ihrem Umfeld, die mit ihrem eigenen Leid gar nichts zu tun haben und sie auch in keinster Weise bedrängen, konstant mit massiver Ablehnung und Vorhaltungen begegnet, dann kommt sie einfach wie eine ständig fordernde, undankbare Mistkröte rüber.
Das ist jetzt wie gesagt eher mein subjektives Empfinden ihrer Persönlichkeit.

Wirklich problematisch wird es, wenn man sich mal ihre Kompetenzen, Entscheidungen und Resultate in der Handlung anssieht.


Top Private Investigator?

Entgegen wiederholter Behauptungen anderer Charaktere ist Jessica als Private Investigator ziemlich lausig. Mehr als Einbruch und Einschüchterung hat sie eigentlich nicht drauf. Raffinesse und Spürsinn? Weitgehend Fehlanzeige. Manchmal werden ihr hanebüchene Lügen geglaubt und Informationen rausgerückt. Oder sie bringt Freunde in Schwierigkeiten, um eine Ablenkung zu erzeugen, während sie sich unauffällig (so weit man eine Aggro-Bitch in schwarzen Boots, Lederjacke und Hoodie als unauffällig gelten lässt) irgendwo reinzuschleichen. Siehe Beschaffung des Narkosemittels, bei der sie Malcolm in Probleme bringt.
Das ist ganz schön schwach. Ohne ihre Kräfte zum Türen öffnen und gute Photo-Spots erklimmen/erspringen zu können, wäre sie mit dem Job hoffnungslos überfordert. Die meisten Informationen fallen ihr durch Nebenrollen in den Schoß. Am meisten erstaunt mich dabei, wie viele Leute sich von ihr rumschubsen lassen. Malcolm verzeiht ihr sofort, der andere Nachbar lässt sich immer wieder die Tür ins Gesicht hauen. Die scheinen allesamt Masochisten zu sein, die ihr nur halbherzig Kontra geben und sich dann wieder auf einen ihrer Pläne einlassen, von denen nicht einer mal funktioniert.
Wie oft ist Kilgrave ihr innerhalb der Staffel entkommen?

Das schlimme dabei ist, dass drei Viertel der Staffel komplett überflüssig wären, wenn sie nicht alle anderen davon abgehalten hätte, Kilgrave umzubringen.
Und warum hat sie das nicht zugelassen?


Das Kilgrave must live plot hole

Weil sonst eine Frau vielleicht für 10-15 Jahre unschuldig ins Gefängnis gemusst hätte, wenn und auch nur WENN die beste Anwältin der Stadt daran gescheitert wäre, EINEN einzigen Juror zu überzeugen, dass Gedankenkontrolle möglich ist. Und das in einer Welt, in der ein gewisser Loki zuvor einen ganzen Plaza voller Menschen in willenlose Unterwerfung gezwungen hat und in der ein Kilgrave nicht gerade subtil im extensiven öffentlichen Gebrauch seiner Fähigkeiten ist, woran sich auch ganze Menschenmengen aus einem Restaurants oder einem Polizeirevier erinnern können, womit es wiederum einen Riesenhaufen Zeugen für den Fall gäbe. Wie wahrscheinlich ist es da noch, dass Hogarth diesen Fall verloren hätte?

Und selbst wenn: das wäre ein Furz gewesen gegen all das Leid und den Tod danach. Jessica war doch lange genug mit Kilgrave unterwegs. Die weiß doch, dass an JEDEM Tag, den der noch frei rumläuft, Existenzen zerstört und weitere Frauen vergewaltigt werden. Wie konnte sie das zulassen?
Das Ignorieren der Loki-Verteidigung und simple Abtun aller Zeugen als nicht glaubhaft genug, ist ein monströses Plot Hole, durch das alles folgende Blut an Jessicas Händen klebt. Und was war denn ihr Plan? Irgendwie einen Beweis kriegen, dass Kilgrave Gedanken kontrollieren kann. Aber wie soll ein vor Gericht wasserdichter Beweis denn aussehen ohne dass man den als entweder inszeniert oder erzwungen hätte diskrediteren können? Das wirkte alles sehr, sehr undurchdacht. Und seien wir ehrlich: es war auch eigentlich nur eine billige Art, um den Konflikt in immer weitere Phasen auszudehnen, wo er logisch eigentlich keine mehr zuließ.

Also drängt sie Kilgrave wieder und wieder und weiter in die Enge und zwingt ihn damit ja schon fast zu immer verzweifelteren Gräueltaten und immer neuen Suizid-Geiselnahmen.
versteckter Inhalt:
So gehen dann der Reihe nach die Nachbarin mit Simpsons Bombe, Kilgraves Eltern, der eine aus dem gay couple, die Ex von der Anwältin und weitere drauf, während sie in ihrer selbstgerechten Sturheit eine Dummheit nach der anderen verschuldet.
Die Show soll angeblich erwachsener sein und erwachsene Themen haben? Sorry, dazu passt aber diese „ich versuche trotzdem JEDEN zu retten“ Mentalität nicht. Sowas gehört in unrealistische Hollywood-Stories, wo der Böse eine Geisel hat und vom Helden verlangt, erst seine Waffe abzulegen und sich dann zu ergeben, was die auch immer brav tun und daran glauben, dass sie am Ende schon irgendwie alle noch heil aus der Sache rauskommen.

Die ganze Jagd auf Kilgrave war einfach gute 6 Episoden zu lang. Die immer konstruierteren Fluchten und Hinderungsgründe ließen Jessica nur rücksichtslos und inkompetent erscheinen, wenn er immer und immer wieder entkommt und jedesmal wieder jemand dabei draufgeht. Völlig lernresistent entscheidet sie sich in diesem Szenario immer wieder gleich: lass ihn entkommen, versuche alle seine Geiseln zu retten, von denen dann aber wieder welche Schaden nehmen. Spätestens beim dritten Mal hätte sie doch langsam mal ihre Strategie ändern sollen und merken müssen, dass hier nur noch Schadensbegrenzung funktioniert. Diese Idiotie zum Zwecke der endlosen Dehnung eines Konflikts, den man auch locker in einem Spielfilm hätte erzählen können, beschädigt die Figur einfach extrem.
versteckter Inhalt:
Die ganze Nummer mit der Zelle war von Anfang an Quatsch und mir ist immer noch schleierhaft, was genau sie im Finale da eigentlich in dem Bahnhof vorhatte, als sie Trish vorgeschickt hat. Die Schwester in seine Falle vorausschicken und dann was? Sich in ihrem schlechten Versteck weit außerhalb einer Zugriffsreichweite ertappen lassen und wieder dutzende Menschen gefährden? Stupid bitch!
Diese elendige Überdehnung einer eigentlich dünnen Story, die Sinnlosigkeit etlicher Plot-Points und Jessicas ganze extreme Arschloch-Attitüde haben die Show für mich wirklich furchtbar runtergezogen. Dass sie am Ende trotz ihrer überwältigenden Inkompetenz unverdient erfolgreich ist, lag auch nur daran, dass Kilgrave ein ähnlicher Dämlack war, der für mich auch nicht stimmig wirkte.

Da haben wir also jemanden, der Gedanken kontrollieren kann und damit angeblich schon seit Kindestagen durch die Welt wütet. So plump und offen wie der seine Fähigkeiten einsetzt, muss man sich einfach fragen, wie er so lange unentdeckt bleiben konnte. Wenn in der Marvel-Welt wirklich SHIELD und ACU und Hydra unterwegs sind, um gifted individuals zu finden und entweder zu rekrutieren oder unschädlich zu machen, wie ist er dann bei so einem Verhalten nicht längst auf deren Radar aufgetaucht? Oder von sonst irgendeiner Behörde? Oder von irgendeinem anderen, früheren Opfer, das mal auf die goldenen zwei Worte „Sniper Rifle“ kommt?


Nebenfiguren als bloße Streckmittel der Handlungen

Ein weiteres writing problem ist für mich, wie offensichtlich viele Nebenrollen primär für einen absehbaren Plot Punkt existiert haben, was dann nur schwach mit einem Subplot kaschiert wurde. Ja, hier läuft mal eine Scheidung, die man aber auch nur eingebaut hat, um die Anwältin eine Gefangennahme verkacken zu lassen, und dort gibt es mal eine Selbsthilfegruppe, die man aber auch nur eingebaut hat, um Jessica weitere Hinweisgeber und Kilgrave später wieder eine handvoll dummer Geiseln zu geben. Und dann haben wir natürlich noch Luke, wo natürlich sofort klar ist, dass er nicht nur als romantic interest da ist, sondern unweigerlich irgendwann von Kilgrave als Bossgegner gegen Jessica in den Ring geschickt wird. Aber sonst ist da einfach fast nichts an Charaktertiefe oder eigenen Motivationen vorhanden. Trish ist da vielleicht die Ausnahme, weil sie die einzige Rolle ist, die mir wirklich sympathisch war und sie in gewisser Weise das gute Herz der Serie darstellt - auch wenn sie in der Rolle immer noch weit hinter Daredevils hinreissender Karen liegt. Gerade der Vergleich macht deutlich, wie extrem die Welt von Jessica Jones von krassen Unsympathen bevölkert ist. Die Figuren sind in der Handlung, weil sie dem Plot dienen. Fertig. Dazwischen werden sie auch gerne mal für etliche Folgen fallen gelassen
versteckter Inhalt:
wie Simpson, Luke und Hergoth. Ich habe ja am Ende sogar kurz aufgelacht, als man Carrie Ann Moss wieder sah: „hah, ist den Autoren in der letzten Folge doch noch eingefallen, dass es diese Rolle und ihren Subplot mal gab.“

Just let it be magic - Wo Kilgrave zu wenig und zu viel erklärt wird

Auch bei Kilgrave gibt es wenig Eigenmotivation. Kingpin hatte noch Interessen, Wünsche, eine Vision, Sehnsüchte. Kilgrave dagegen ist nur von Jessica besessen und das war es dann auch schon. Warum er überhaupt so vernarrt in eine Frau ist, die als freudlose, dauerangepisste Motzkuh durch die Welt stapft und versucht, sich ihren Selbsthass wegzusaufen, ist schwer nachzuvollziehen. Ich sehe die Attraktivität nicht.

Vielleicht erinnert es ihn daran, dass er selbst auch nur ein wütender Bengel mit Trotzanfällen ist, wenn er seinen Willen nicht bekommt. Nach dem zu Staffelbeginn noch sehr effektiven Anteasern seiner Figur hatte ich hier einen Charakter vom Format eines Hannibal erwartet. Stattdessen gibt es ein wütendes Manchild, bei dem man sich fragt, wie er sich so lange in der Welt halten konnte, ohne in den Hauptnachrichten zu landen. Und dann ist da ja noch die schreckliche Story um die Herkunft seiner Kräfte:
versteckter Inhalt:
Seine Eltern forschten also an einer Heilung für einen degenerativen Zustand, den sie durch einen Virus beheben wollten. Das muss gemessen an seinem Alter knapp 30 Jahre her sein. Auf dem Forschungsstand der Mittachziger haben die also „aus Versehen“ einen Virus entwickelt, der irgendwelche Mind Control Partikel durch die Luft schickt, die offenbar innerhalb von Millisekunden einen Bereich von gut 20 Metern abdecken und in jeder Person unmittelbar ihre Wirkung entfalten, so dass sie seinem Stimmbefehl aufs Wort getreu gehorchen müssen, bis 12 Stunden später die Wirkund des Virus abgebaut ist. Hmkayyyy… WHAT???
Manchmal wünscht man sich echt, die Autoren von solchen Serien wären einfach bei einem simplen „because Magic“ geblieben. Nein, aber hier bringt man nicht nur eine absolut sinnbefreite Erklärung sondern macht sie auch noch zu einem wesentlichen Plot-Punkt des letzten Staffeldrittels. Wenn ich eine Erklärung habe, die so wackelig und schwachsinnig ist, richte ich doch nicht noch ein Spotlight darauf. Vor allem weil die Beleuchtung der Funktionsweise seiner Kräfte dann umso mehr dazu einlädt, an all die offensichtlichsten Gegenmaßnahmen zu denken: wie zum Beispiel GEHÖRSCHUTZSTOPFEN verdammte Scheiße nochmal! Ich habe irgendwann aufgehört mitzuzählen wie ich oft ich diese Worte in meinen Fernseher gebrüllt habe.
versteckter Inhalt:
Da dauert es echt bis zum Finale, bis mit mal jemand ein Paar Kopfhörer aufsetzt. Unfassbar!

Fehlende Schauwerte und mäßiges Handwerk

Wenn die Show hinter dieser miesen Story wenigstens noch mit Action und Schauwerten punkten könnte. Aber das war bloß ziemlich mittelmäßige Regie, viel Farbfiltereinsatz, mäßige Cinematographie und ziemlich schlappe Action. Die einzig etwas hervorstechende Kampfsequenz war die von Anfang an erwartete, die dann zum Staffelende hin endlich kam, und da habe ich allein in den letzten paar Wochen bessere Fights ins SHIELD, Flash UND Arrow gesehen. Die haben auch allesamt bessere Wirework-Arbeit, so dass es nicht so sonderbar falsch aussieht, in was für komischen Bögen umgeboxte Gegner durch die Luft fliegen, um nach einem offensichtlichen Schnitt in offensichtliche Prop-Holz-Tische und Pappwände zu knallen. Selten in einer moderneren Serie sahen Superkräfte so unglaubwürdig aus wie hier. Ganz davon abgesehen, dass die Kampf-Choreographie auch genauso lustlos aussah wie Jessica die meiste Zeit. Der generisch vor sich hindudelnde Jazz-Soundtrack hat es auch nicht besser gemacht.


Insgesamt (ja, ich komme endlich zum Ende) ist Jessica Jones für mich ein gewaltiger Reinfall und mit Abstand das schwächste, was ich sowohl aus dem Hause Netflix als auch von Marvel bisher gesehen habe. Es ist die ganze Zeit nur Pseudo-Erwachsen, weil mal gesoffen wird und von Kilgraves Vergewaltigungen gesprochen wird, aber eigentlich folgt es den uralten Hollywood-Standardformeln des Hero tries to save them all. Nur dass sie hier regelmäßig scheitert und selbst maximal neutral betrachtet ganz schön dumm agiert. Eine komplexere Auseinandersetzung mit den Themen survivors guilt, Rache, Sühne und Vergebung kommt nicht vor. Alles bleibt total oberflächlich. Jessica bleibt total oberflächlich. Sie stößt dauerangepisst einfach alle weg, lädt ein irrwitziges Maß an Schuld auf sich, das in der Story viel zu wenig thematisiert wird und kommt trotz einem Haufen idiotischer Pläne am Ende damit durch. Eine wirkliche Charakterentwicklung hat da nicht stattgefunden.

Handwerklich schwach, blasse Nebenfiguren, ein Schurke, der trotz allem Potential dazu wenig bedrohlich wirkt und in seiner Superkraft keinen Sinn ergibt, und absurd konstruierte Hinderungsgründe, um eine zu dünne Story auf eine zu lange Staffel zu strecken: Jessica Jones ist für mich der Rohrkrepierer des Jahres mit minimalem Unterhaltungswert, einer unausstehlichen Protagonistin ohne redeeming qualities und sehr mäßigen production values, was ich so von Netflix nie erwartet hätte.

3/10
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von phreeak
#1450032
So schlecht, wie Ricky sie macht, empfind ich es garnicht...
Die Serie hat paar Probleme, die kann man nicht von der Hand weisen und fällt im Vergleich zu DareDevil stark ab. Finde sie aber doch recht angenehm. Bin aber auch erst bei Episode 4.

Die Story plätchert eher dahin. Killgrave ist blasser als blass und schon nach 4 Episoden fühlt es sich gestreckt an. King Pin war um längen besser. Die Nebenfiguren sind auch nicht so interessant, da hatte DareDevil mit Karen und Foggy die besseren.
#1450051
phreeak hat geschrieben:Die Nebenfiguren sind auch nicht so interessant, da hatte DareDevil mit Karen und Foggy die besseren.
Um Gottes willen. Foggy und Karen waren ja schon nicht gerade grandiose Nebenfiguren. Da krieg ich schon richtig Angst. :|
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von phreeak
#1450066
ultimateslayer hat geschrieben:
phreeak hat geschrieben:Die Nebenfiguren sind auch nicht so interessant, da hatte DareDevil mit Karen und Foggy die besseren.
Um Gottes willen. Foggy und Karen waren ja schon nicht gerade grandiose Nebenfiguren. Da krieg ich schon richtig Angst. :|
Ich fand sie im Vergleich halt gut. Wobei Jessica Jones auch eher Einzelgänger ist und daher es auch keine wirklichen Nebenfiguren in der Art gibt.. Bisher gibts halt die Anwaltstussi, die Freundin und Luke Cage, wobei letzterer
versteckter Inhalt:
einfach zu wenig Screentime hat bzw. durfte bisher fast nur seinen kleinen Cage in Jessica tunken.
Mal sehen, sind ja noch 9 Episoden.
von Vittel
#1450197
@RickyFitts

Danke für die ausführliche Krititik, die ich voll und ganz unterschreiben kann.
Vielleicht sehe ich es nicht ganz so dramatisch, weil ich die Serie per Zufall in meinem Netflix entdeckt hatte und ganz ohne Erwartungen an die Sache an gegegangen bin.
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von Vega
#1450428
Nach der Kritik von Ricky hatte ich ja zunächst etwas Angst, meine Meinung noch niederzuschreiben :wink: Ich bin dann doch auch ganz klar deutlich auf der Seite der positiven Kritiken.

Mir hat die Serie ziemlich gut gefallen. Ja, 13 Episoden empfand auch ich letztlich evtl. als etwas zu viel, zehn hätten es vermutlich auch getan. Als Kilgrave zum x-ten Mal aus einer Entführung entkam, konnte auch ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen. Und auch auf mich hatte es ab und an mal den Anschein, dass die Macher die Nebendarsteller ab und an relativ wahllos auf dem Bildschirm haben erscheinen lassen.

Das tut meiner sehr positiven Bewertung dennoch keinen Abbruch, denn ich fand die Staffel als durchgehend spannend und anders als andere hat mich David Tennant als Kilgrave auch vollkommen überzeugt. Verstehe da die negativen Meinungen nicht so recht, des Weiteren empfand ich auch Jessica nicht als unsympathisch.

Ich muss allerdings auch gestehen - ich hatte es hier ja bereits angedeutet - dass ich vom Marvel-Universum nicht den Hauch (!!!) einer Ahnung habe und deshalb einige von Rickys Logikfehler, was die gesamte Marvel-Welt betrifft, nicht ansatzweise beurteilen kann. Ich habe noch nicht einen einzigen Marvel-Film geguckt, geschweige denn jemals einen Comic gelesen. Ich weiß nichtmal, wer Loki ist (nur, dass ich glaube, dass er was mit Thor zu tun hat), um meine Ahnungslosigkeit noch einmal zu demonstrieren.

Letztlich würde ich der Staffel 8/10 Punkten geben.
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von phreeak
#1450571
Nachdem ich mittlerweile bei Folge 10 bin, kann ich Ricky in einigen Punkten recht geben... Ich sitze auch vorm TV und schrei ständig "NIMMT DOCH MAL VERFICKTE OHRSTÖPSEL" ... Mich nervt es auch zunehmend was für ne Leichenspuhr Jessica hinterlässt, nur um Killgrave zu fangen, um das Mädchen im Knast zu retten, weil ja angeblich solch ne Kraft (nachdem halb New York von Aliens zerstört wurde und sogar mit Loki nen prominenter Vertretter rumläuft) unvorstellbar ist... Auch nicht, nachdem nen ganzes Polizeirevier als Zeugen fungieren könnte... Man opfert 10+ Menschen für ein Leben. Man kanns natürlich mit der besessenheit von Jessica begründen und als Teil der Entwicklung von ihr, aber Simpson ist in der beziehung der einzig rationaldenkende in der Serie, aber der ist wiederrum auch nen totaler Honk.

Killgrave gefällt mir eigentlich ganz gut und sein origin. Die Nebencharacter interessieren mich bis auf Trish, den Nachbarn und Cage garnicht... Können ruhig alle sterben im Finale :D

Nichtsdestotrotz würd ich die Serie nicht als so schlecht einordnen wie Ricky. Bisher würd ich ihr 6/10 geben.
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von Theologe
#1453095
Auch wenn Ricky sich mal wieder in seinen Bash hineinsteigerte, kann man nicht leugnen, dass er mit vielen seiner Punkte recht hat.
Ohrstöpsel oder Kopfhörer sind jetzt nicht so ausgefallen, dass man sie für einen Twist aufheben sollte, in der letzten Folge.
Andere Punkte, dass Luke Cage für einen Schlusskampf warmgehalten wurde oder Jessicas Motivation Killgrave nicht töten zu wollen, sind zwar auch kritikwürdig, aber schon noch durchzuwinken, gerade von jemandem, der Agents of SHIELD guckt.
Mein Problem mit der Serie ist, dass man Killgrave, ähnlich wie Wilson Fisk als Bedrohung aufbaut, um ihn dann als trotziges Manchild zu präsentieren.
Außerdem nervte es mich, dass man Nebenfiguren wie Malcolm und die andere Nachbarin so lange in der Serie hielt und zwar nur um zu jammern.
Da hat man versucht Figurentiefe für belanglose Nebencharaktere zu schaffen, anstatt den Hauptfiguren fehlende Tiefe zu nehmen.
In der ersten Staffelhälfte war Jessica Jones auch recht larmarschig, so dass ich mich erst im zweiten Teil gut unterhalten fühlte, ohne jemals begeistert zu sein.