- Sa 4. Jun 2011, 08:19
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Hangover 2
Phil, Alan und Doug sind zur Hochzeit ihres Freundes Stu in Thailand eingeladen. Gemeinsam machten sie einige Zeit zuvor bereits Las Vegas auf Dougs Junggesellenabschied unsicher, doch eigentlich wollte Stu genau dies durch einen spießigen, konventionellen Brunch vor der Hochzeit verhindern. Bei einem gemütlichen Lagerfeuer mit einigen alkoholischen Getränken lässt er jedoch nur allzu gerne dieses Vorhaben fallen und wacht am nächsten Morgen irgendwo in Bangkok auf. Doch nicht nur seine Erinnerungen hat er verloren: Auch der 16-jährige Teddy ist auf einmal spurlos verschwunden, lediglich einen Finger können die Jungs noch finden.
Ohne Frage war "Hangover" vor gerade einmal zwei Jahren ein beachtlicher Überraschungserfolg, der viele Menschen begeistern konnte und somit zunächst vor allem aufgrund von guter Mundpropaganda immer größere Erfolge vorzuweisen hatte. Während die Academy Awards leider erwartungsgemäß den Film ignorierte und damit wieder bewies, dass es bei den Oscarverleihungen nicht immer um Qualität geht, sprangen die Verantwortlichen der Golden Globes über ihren Schatten und prämierten den Film immerhin mit einer Trophäe. Selten gab es in diesem Jahrtausend eine Komödie, die so locker und unkonventionell daherkam wie der erste Katzenjammer. Doch natürlich machte die Profitgier auch vor Todd Phillips' Ensemble nicht Halt und somit war es nur eine Frage der Zeit, bis der zweite Teil in die Kinos kommen würde.
Die Story ist wenig einfallsreich, ja man kann sogar von einer kleinen Frechheit sprechen, wenn man bedenkt, wie sehr sich die Handlungsstränge ähneln. Nach einer kurzen Einführung wachen die jungen Männer erneut nach einer durchzechten Nacht verkatert in einem Raum auf und wissen zunächst überhaupt nicht, was mit ihnen geschehen ist. Erst langsam realisieren sie, dass "es" schon wieder geschehen ist - und das wieder kurz vor der Hochzeit einer der Kumpanen. Ja Mensch, wenn man es nicht besser wüsste, könnte man fast denken, man ist in einem schlechten Film. Immerhin: Diesmal sind alle Zähne noch vorhanden, stattdessen hat der Bräutigam plötzlich ein Tattoo auf der Stirn. Alan fehlen die Haare und vom Greenhorn Teddy ist gar nur ein Finger übrig geblieben.
Zum Glück gibt es ja noch Leslie Chow, der gerade davon berichten will, wo Teddy abgeblieben ist, als er sich einen Tick zu viel Koks reinzieht und tot umkippt. Die anschließende Suche nach Teddy und den Mosaiksteinchen im eigenen Gedächtnis erinnert dann auch wieder allzu sehr an die des ersten Teils, nur mit einem gänzlich anderen Set. Das ist auch der größte Pluspunkt an "Hangover 2": Die Umgebung Bangkok ist eine ganz Besondere und vermittelt doch eine viel speziellere Atmosphäre als das viel zu oft bereits gesehene Las Vegas. Zudem gibt es natürlich viel Spielraum für mehr oder minder gelungene Asiatenwitze, allgemein wird der Humor auch deutlich rabiater, dafür aber weniger charmant.
Ansonsten muss aber leider konstantiert werden, dass es an Einfallsreichtum doch arg mangelt und zu keiner Zeit diese geniale Leichtigkeit aufkommen möchte, die "Hangover" auszeichnet. Zwar zündet hin und wieder einmal der eine oder andere Gag, hierbei ist besonders die Szene am zu nennen, wo die gesamte Verwandtschaft am Tisch sitzt und Shus zukünftiger Schwiegervater seine Abneigung durch sehr unsensible Metaphern zum Ausdruck bringt, während Alan bei seiner anschließenden Rede in jedes vorhandene Fettnäpfchen tritt. Auch später rettet Alan mit seiner liebenswerten Dusseligkeit den Film, er ist beinahe schon der einzige Charakter, dessen Gags noch einen echten Charme haben.
Das Ende ist leider auch nur allzu vorhersehbar, leider fehlt auch hier jeder Mut, wirklich neue Akzente zu setzen. Sogar den Clou des Abspanns wird hier wiederholt. Somit bleibt "Hangover 2" eine nette Sache für die Leute, die den ersten Teil vielleicht noch nicht sehen konnten. Kann man wirklich über fast 100 Minuten lang ausblenden, dass hier die Handlung des ersten Teils nur mit leichten Variationen fast 1:1 kopiert wurde, ist der Spaßfaktor sicherlich auch gegeben. Ich jedoch war wahnsinnig enttäuscht, denn das ist immerhin erst der zweite Teil dieser Reihe. Wenn man nun bereits so wenig Wandlungsfähigkeit an den Tag legt, wie soll es erst bei weiteren Fortsetzungen werden? Man darf nicht die Augen verschließen: Nach einem wohltuend andersartigen ersten Teil ist man hier auf Nummer sicher-sicher gegangen, damit der unmündige Zuschauer auch das vor die Nase gesetzt bekommt, was er erwartet. Für einen netten Kinoabend ist "Hangover 2" sicherlich ganz brauchbar, höheren Ansprüchen genügt er jedoch keineswegs. Schade, aber letztlich doch eine zu erwartende Enttäuschung in diesem Jahr.
5/10
Fohlen