- Mo 27. Mär 2006, 10:41
#116736
Hat noch wer außer mir „Kaltblütig“ gelesen? Hat sich noch jemand gefragt, wie das wohl war, als Capote (für mich damals „nur“ der Autor von „Tiffany“) damals die Mörder befragt hat? Truman Capote kennen wir alle (na ja, zumindest manche). Ich muss ganz ehrlich sagen: abgesehen von den Autorenbeschreibungen in seinen Büchern oder mal den ein oder anderen Satz wusste ich nichts über ihn. Umso geschockter war ich. Ein Mann der nur für sich lebt. Die Extrovertiertheit in Person. Geltungsdrang hoch neun. Eine Geschichte erzählen? Ja. Mit dem Ziel? Einen Gottesähnliches Status zu erreichen. Noch mehr? Nein. Er, oder sagen wir P. S. Hoffman, dessen Synchro mir zwar tierisch auf den Sack ging, der mich aber an den Fernseher bannte wie sonst was, unterhält sich mit den Tätern. Will er wirklich wissen wie sie zu dem machte? Jein. Wenn man den Roman liest bekommt einem das Gefühl, da hätte sich jemand wirklich Mühe gemacht. Die hat er auch, aber nur seines wegen. Gehen wir einmal weg von der Person Truman Capote. In der Zeit von Fließband-Biopics ist man wirklich froh über so einen Film. kein „wie war er wohl als Kind“, ein dramatisches Kindheitserlebnis, die jungen Jahre. All das, was von den meisten eh lieblos dargestellt wird, bleibt hier weg. Und doch gelangen wir tiefer in den Menschen Capote als wir in 5h Johnny Cash kämen. Oder Ray Charles. Es ist schade, dass eigentlich fast alles untergeht. Philip S. Hoffman überstrahlt aber wirklich alles. Nach 10 Minuten hatte ich Angst, es würde alles zu künstlich wirken, besonders da ich noch etwas weniger als 2h vor mir hatte. Dem war aber nie so. Hut ab.