- Sa 7. Jan 2023, 16:47
#1564205
Nope (2022)
Nach zwei äußerst ("Get Out") bzw. relativ preisgünstigen ("Wir") Filmen durfte Jordan Peele hier einmal hinsichtlich Budget ziemlich auf die Kacke hauen und fast 70 Millionen Dollar für diese seltsame Mixtur aus Science-Fiction, Western, Horror und Gesellschaftssatire ausgeben. Die Investitionen in u.a. die visuellen Effekte haben sich gelohnt, denn optisch ist "Nope" ein so besonderer Hingucker, dass ich sogar sagen würde, dass sich hierfür ein Gang ins Kino lohnen würde. Mir ist aber grundsätzlich immer der Inhalt und die Atmosphäre eines Films wichtiger - und dahingehend sehe ich ähnlich wie bei "Wir" viel Licht, aber auch ein wenig Schatten.
In einer Filmlandschaft voller Remakes, Sequels, Prequels, Teile XY und sonstiger Bezeichnungen für Rückgriffe auf Altbekanntes erstmal honorabel ist der Umstand, dass hier ein neuer Film mit einer neuen Idee zum Kino-Erfolg geworden ist. Das liegt sicher auch daran, dass nicht nur ich beim Namen Jordan Peele wuschig werde und mich von ihm in die nächste abgedreht-kreative Welt entführen lassen möchte. Bekannt ist Peele (neben z. B. Ari Aster, Robert Eggers und ein paar Weitere) auch für einen subtileren Umgang mit Schockmomenten fernab vom schnellen Jumpscare für den schnellen Effekt. Und gerade das ist mir hier auch wieder als verneigenswert gut umgesetztes Element aufgefallen, denn ich war mehrfach minutenlang dauerangespannt, erwartete (ja, erhoffte vielleicht sogar teilweise) die Auflösung der Beklemmung, wurde aber nicht erlöst. Das ist ein sehr gutes Spiel mit dem Unbehagen des Zuschauers (und -hörers, denn auch das Spiel mit der Musik verstärkt die Spannung).
Ebenfalls gelungen ist der gut bis sehr gut harmonierende Cast, bei dem ich mich insbesondere über das Wiedersehen mit Daniel Kaluuya gefreut habe. Keke Palmer als dessen jüngere Schwester ist mir etwas zu überdreht, stellt damit aber einen guten Kontrast zur Hauptfigur dar. Das Western-Setting ist richtig cool und wunderbar eingefangen durch die IMAX-Kamera, die wohl ein ziemlich heißer Scheiß in der Filmwelt ist (interessiert mich nicht ausreichend, um mich damit näher zu beschäftigen, aber sieht top aus).
Schade finde ich, dass ich anders als bei den beiden Vorgängern schon fast ein wenig mit der Lupe nach der Sozialkritik in diesem Film suchen muss, um sie wirklich zu erkennen. Klar, die Protagonisten und vor allem deren Tiere werden für die Film- und Medienwelt ausgebeutet, aber joar... das ist weder etwas Neues noch hier mit einem besonders erkenntnisreichen Kniff erzählt. Und die etlichen Referenzen auf Film und Fernsehen ist für mich jetzt auch eher Meta-Kram, der nett und launig, aber nicht sonderlich kreativ ist. Immerhin beschert er mir aber die meines Erachtens packendste Szene überhaupt in dem Streifen, ich sage nur Schimpanse. Das Ende ist mir persönlich überdies zu abgedreht, auch das fand ich jetzt nicht sonderlich "mindblowing" und überraschend, wenngleich unterhaltsam anzuschauen. Und ich würde lügen, behauptete ich, dass ich über die 130 Minuten Laufzeit hinweg nie gedacht hätte: 'Wie lang geht der noch?' Er wird zwar nicht langweilig, aber zieht sich bisweilen doch ein wenig.
Unterm Strich ist "Nope" für mich also ein unterhaltsamer, sehr gut gefilmter und vielseitiger Film, der sich wie schon die beiden Vorgänger auf jeden Fall zu schauen lohnt. Da die visuellen Effekte hier einen nicht unerheblichen Teil des Reizes ausmachen, gewinnt man sicher, wenn man ihn sich (anders als ich) mit Top-Bildqualität anschaut. Mit Blick auf die Gesellschaftssatire ist das meines Erachtens aber der eindeutig zahmste Peele-Film, die Story ist bei Investition von Aufmerksamkeit und Hirnschmalz über sehr weite Strecken in sich stimmig, verliert sich ganz zum Schluss aber ein wenig im eigenen Bedürfnis, ganz besonders abgedreht sein zu wollen. Immerhin: Hier ist wieder ein Fortschritt gegenüber "Wir" zu erkennen, das meines Erachtens eindeutig zu viel wollte. Insgesamt ist es mir aber höchst sympathisch, dass Peele immerhin noch viel fernab von Einnahmen mit einem Film will.
7/10
Fohlen
Nach zwei äußerst ("Get Out") bzw. relativ preisgünstigen ("Wir") Filmen durfte Jordan Peele hier einmal hinsichtlich Budget ziemlich auf die Kacke hauen und fast 70 Millionen Dollar für diese seltsame Mixtur aus Science-Fiction, Western, Horror und Gesellschaftssatire ausgeben. Die Investitionen in u.a. die visuellen Effekte haben sich gelohnt, denn optisch ist "Nope" ein so besonderer Hingucker, dass ich sogar sagen würde, dass sich hierfür ein Gang ins Kino lohnen würde. Mir ist aber grundsätzlich immer der Inhalt und die Atmosphäre eines Films wichtiger - und dahingehend sehe ich ähnlich wie bei "Wir" viel Licht, aber auch ein wenig Schatten.
In einer Filmlandschaft voller Remakes, Sequels, Prequels, Teile XY und sonstiger Bezeichnungen für Rückgriffe auf Altbekanntes erstmal honorabel ist der Umstand, dass hier ein neuer Film mit einer neuen Idee zum Kino-Erfolg geworden ist. Das liegt sicher auch daran, dass nicht nur ich beim Namen Jordan Peele wuschig werde und mich von ihm in die nächste abgedreht-kreative Welt entführen lassen möchte. Bekannt ist Peele (neben z. B. Ari Aster, Robert Eggers und ein paar Weitere) auch für einen subtileren Umgang mit Schockmomenten fernab vom schnellen Jumpscare für den schnellen Effekt. Und gerade das ist mir hier auch wieder als verneigenswert gut umgesetztes Element aufgefallen, denn ich war mehrfach minutenlang dauerangespannt, erwartete (ja, erhoffte vielleicht sogar teilweise) die Auflösung der Beklemmung, wurde aber nicht erlöst. Das ist ein sehr gutes Spiel mit dem Unbehagen des Zuschauers (und -hörers, denn auch das Spiel mit der Musik verstärkt die Spannung).
Ebenfalls gelungen ist der gut bis sehr gut harmonierende Cast, bei dem ich mich insbesondere über das Wiedersehen mit Daniel Kaluuya gefreut habe. Keke Palmer als dessen jüngere Schwester ist mir etwas zu überdreht, stellt damit aber einen guten Kontrast zur Hauptfigur dar. Das Western-Setting ist richtig cool und wunderbar eingefangen durch die IMAX-Kamera, die wohl ein ziemlich heißer Scheiß in der Filmwelt ist (interessiert mich nicht ausreichend, um mich damit näher zu beschäftigen, aber sieht top aus).
Schade finde ich, dass ich anders als bei den beiden Vorgängern schon fast ein wenig mit der Lupe nach der Sozialkritik in diesem Film suchen muss, um sie wirklich zu erkennen. Klar, die Protagonisten und vor allem deren Tiere werden für die Film- und Medienwelt ausgebeutet, aber joar... das ist weder etwas Neues noch hier mit einem besonders erkenntnisreichen Kniff erzählt. Und die etlichen Referenzen auf Film und Fernsehen ist für mich jetzt auch eher Meta-Kram, der nett und launig, aber nicht sonderlich kreativ ist. Immerhin beschert er mir aber die meines Erachtens packendste Szene überhaupt in dem Streifen, ich sage nur Schimpanse. Das Ende ist mir persönlich überdies zu abgedreht, auch das fand ich jetzt nicht sonderlich "mindblowing" und überraschend, wenngleich unterhaltsam anzuschauen. Und ich würde lügen, behauptete ich, dass ich über die 130 Minuten Laufzeit hinweg nie gedacht hätte: 'Wie lang geht der noch?' Er wird zwar nicht langweilig, aber zieht sich bisweilen doch ein wenig.
Unterm Strich ist "Nope" für mich also ein unterhaltsamer, sehr gut gefilmter und vielseitiger Film, der sich wie schon die beiden Vorgänger auf jeden Fall zu schauen lohnt. Da die visuellen Effekte hier einen nicht unerheblichen Teil des Reizes ausmachen, gewinnt man sicher, wenn man ihn sich (anders als ich) mit Top-Bildqualität anschaut. Mit Blick auf die Gesellschaftssatire ist das meines Erachtens aber der eindeutig zahmste Peele-Film, die Story ist bei Investition von Aufmerksamkeit und Hirnschmalz über sehr weite Strecken in sich stimmig, verliert sich ganz zum Schluss aber ein wenig im eigenen Bedürfnis, ganz besonders abgedreht sein zu wollen. Immerhin: Hier ist wieder ein Fortschritt gegenüber "Wir" zu erkennen, das meines Erachtens eindeutig zu viel wollte. Insgesamt ist es mir aber höchst sympathisch, dass Peele immerhin noch viel fernab von Einnahmen mit einem Film will.
7/10
Fohlen