Aries hat geschrieben:
Und ich kann den Hype um NCFOM nicht nachvollziehen. Der Film ist ein ganz normaler, moderner Western. Nur mit nem starken Fokus auf den Mörder, alle anderen Charaktere fand ich persönlich schwach und deren Ableben (vor allem das von Josh Brolin) ist in meinen Augen schlecht inszeniert. Auch das Ende ist gaga. Ohne spoilern zu wollen. Da kann der Film noch so viele Oscars gewonnen haben.
Ich würde niemals auf die Idee kommen, die Oscars als Qualitätsmerkmal zu benutzen und NCFOM fällt sowieso aus deren üblichen Beuteschema heraus, aber gerade die Übersetzung eines Western-Settings in die Neuzeit (80er Jahre glaube ich) ist doch, was den Film so besonders macht. Und das Ableben von Brolins Figur sowie das Ende des Films sind essentielle Bestandteile des Films und seiner Aussage. Man muss sich einfach nur vor Augen führen wie der Titel des Films lautet und dann ist das Ende auch nicht mehr ''gaga''.
Theologe hat geschrieben:
Die Filme fand ich beide klasse, aber es sind für mich keine Meilensteine des Kinos und das ist Shawshank Redemption für mich auf jeden Fall.
Ich kann auch nicht verstehen, warum man Pathos immer als Schimpfwort benutzt. Gerade Shawshank und Forrest Gump schadet das Pathos überhaupt nicht.
Wenn in einem Film jemand mit nacktem Oberkörper im Regen gen Himmel schreit, ist das für mich nicht die gute Sorte Pathos. Darabont und ich werden einfach keine Freunde mehr. Da There Will Be Blood nicht nur meiner Meinung nach einer der besten Filme des letzten Jahrzehnts ist, könnte man wohl darüber streiten, welcher von den beiden der Meilenstein ist, aber ich komm lieber mal wieder zum Thema des Threads zurück:
The Girl With The Dragon Tattoo
Ich kenne weder das Buch noch die schwedische Adaption dessen, bin also ziemlich unvorbelastet an die Sache herangegangen. Die Regiearbeit sowie der Score sind natürlich wieder vom Feinsten gewesen und auch Rooney Maras Leistung war sehr gut, mir kam es jedoch so vor, als sei das Ausgangsmaterial nicht wirklich für eine filmische Umsetzung prädestiniert. Vielleicht lag die SpOn-Rezension, über die ich vor Sichtung des Films noch den Kopf schüttelte, mit der Kritik, dass es manchmal nicht die beste Wahl sei, sich zu sehr an die Vorlage zu halten, doch nicht völlig daneben. Der Film hat unglaublich lange gebraucht, bis er richtig in Fahrt gekommen ist, da Salander und Blomkvist erst nach ca. 80 Minuten aufeinander trafen und auch die letzte halbe Stunde hat sich wie die Nachgeburt angefühlt.
Ich muss den Film jedoch dafür loben, dass ich trotz der Tatsache, dass eigentlich nur eine Figur als Mörder in Frage kam, dennoch nicht darauf gekommen bin. Die Ermittlungsarbeit war wirklich spannend inszeniert und die Entwicklung der Beziehung zwischen Salander und Blomkvist überaus unterhaltsam mitanzuschauen. Ein weiteres Problem war meiner Meinung nach, dass man eigentlich kaum eine emotionale Bindung zu der Vanger Familie aufbauen konnte. Natürlich wurde gleich zu Beginn etabliert, dass das alles ganz schlimme Hitler-Lover sind, die kleine Kinder essen und so, aber Christopher Plummers Figur, mit der man wohl durchaus sympathisieren sollte, wurde relativ früh offscreen verfrachtet und Harriet kam als Vermisste auch nicht wirklich als emotionales Bindeglied in Frage. Der Unterhaltungsfaktor lag als größtenteils in der Inszenierung und der Darstellung von Blomqvist und vor allem Salander. Wirklich beschäftigt hat mich der Film, im Gegensatz zu Finchers besten Arbeiten, im Nachhinein zwar nicht mehr, die knapp drei Stunden im Kino haben sich jedoch trotzdem gelohnt.7/10