Die Bourne Identität
+ Die Bourne Verschwörung
Tja, das ist natürlich ein Thema, das einem auch im Alltag ab und zu mal begegnet: Gedächtnisverlust.
Sehr häufig anzutreffen bei Leuten, denen man mal Geld geliehen hat.
Wenn man dann die Kohle zurückhaben will, tritt das Jason-Bourne-Syndrom in kraft: Ich kann mich an nix erinnern.
Zur Einstimmung auf das morgen startende "Bourne Ultimatum" hab ich mir jetzt noch mal die ersten beiden Teile angesehen und komme wieder mal zu dem Schluss, dass mir der erste Bourne-Film wesentlich besser gefallen hat.
Woran liegt's?
Ich glaube wohl in erster Linie am Erzähltempo und der unterschiedlichen Gewichtung meiner Neugierde.
"Die Bourne Identität" macht mich sehr neugierig, es ist so 'ne permanent wabernde Ungewißheit, welches Geheimnis hinter diesem Mann ohne Identität steckt. Er verfügt über Fähigkeiten, die er sich nicht erklären kann, steht ratlos vor den vielen Pässen mit Alias-Namen, die sich in einem Bank-Schließfach befanden.
Die gesamte Atmosphäre ist düster, aber ohne eine Spur von Hektik.
Matt Damon spielt das perfekt. Mit seinem "Milchbubi-Gesicht" wirkt er zwar eher wie ein Unterprimaner, der vor einer Mathe-Klausur flüchtet, aber gerade dadurch ensteht ein unglaublich origineller Charakter.
Die Überraschung ist nämlich umso größer, wenn man als Zuschauer nach und nach erfährt, dass er eine Killermaschine der CIA ist.
Labertasche Franka Potente als Marie ist zudem eine schöne Ergänzung zum schweigsamen und ernsten Bourne. Erst nach einer geschlagenen Stunde Spielzeit sieht man mal ein Lächeln beim Gejagten.
Gut, Matt Damon hat sich ja mal in einem Interview beklagt, dass ihm Fotografen vorwerfen, er säh immer gleich aus.
Das kommt ihm aber in dieser Rolle sicher zugute, denn unnötiges Grimassenschneiden wäre für einen Mann, der gar nicht weiß, wer er eigentlich ist, sicher unzweckmäßig.
Beeindruckt hat mich in dem Film vor allem das Fluchtauto.
Dieser Mini-Cooper von Marie ist natürlich nicht gerade Hollywood-like.
Aber wir sind ja auch in Europa, und da wirkt dieses Schätzchen auf 4 Rädern schon authentisch. Ein Fahrzeug, dessen räumliche Kapazität wohl überschritten wird, wenn man mit Hut einsteigt. Und wenn es in Paris die Treppen runterkullert, bekommt man ja fast Mitleid.
Sehr gelungen und irgendwie ironisch. Super! Das ist action im Lilliput-Format. Mal was ganz anderes.
Dagegen erleben wir in "Die Bourne Verschwörung" natürlich eine Verfolgungsjagd durch Moskau, an deren Ende selbst ein bestochener TÜV-Prüfer wohl keine Plakette mehr an die beteiligten Autos kleben würde. Rasante Raserei mündet in einen Schrotthaufen.
Sicher das Highlight dieses zweiten Teils, der mir aber insgesamt viel zu hektisch ist. :?
Klar, die vielen abrupten Kameraschwenks sollen wohl die Rastlosigkeit von Bourne unterstreichen. Zusammen mit den häufigen Schauplatzwechseln wird das Ganze dann aber viel zu wirr: Kampf mit einem Agentenkollegen in München, dann geht's in eine Straßenbahn in Berlin, dann in's Hotel, dann ab nach Moskau.
Es hat sich doch wohl herausgestellt, dass einem bei gutgemachten action-Filmen entweder die Atmosphäre oder aber einprägsame Szenen in Erinnerung bleiben, dass man auch mal 'ne action an nur einem Schauplatz über 'ne längere Zeit am Kochen hält.
Die "Bourne-Verschwörung" bietet für mich mit Ausnahme der Moskauer Verfolgungsjagd lediglich "Mikrowellen-action": 3 bis 4 Minuten anwärmen und fertig.
Zudem ist Bourne durch die Ermordung von Marie natürlich ganz auf sich allein gestellt, was für das Geschehen nicht gerade förderlich ist.
Bourne wirkt dadurch nur noch als reine Kampfmaschine, die mit aller Gewalt an's Ziel der Erkenntnis kommen will.
Hat mich nicht mehr so gefesselt, und so hat mich auch das abschließende Gespräch mit der Tochter des von ihm ermordeten Elternpaars nicht mehr sonderlich berührt.
Trotz allem ist es immer noch ein verhältnismäßig guter Film, der seinen Reiz vor allem aus den korrupten Machenschaften der CIA bezieht.
Beim "Bourne Ultimatum" bin ich diese Woche auf jeden Fall wieder dabei.
Ich hoffe auf eine Steigerung.
Die Bourne Identität :arrow: 8,5/10
Die Bourne Verschwörung :arrow: 6/10
Die Länge eines Films sollte in einem direkten Verhältnis zum Fassungsvermögen der menschlichen Blase stehen.
(Alfred Hitchcock)