- Sa 5. Okt 2013, 15:12
#1295785
Liberace
Vorgestern angelaufen, gestern gesehen.
Steven Soderberg verfilmte die Liebesgeschichte des alternden Las Vegas-Entertainers Liberace, ein schwerreicher skurriler, über alle Maßen beliebter Pianist, der seine Homosexualität offiziell versteckt, aber inoffiziell mit Jungs ins Bett steigt. Fast 10 Jahre teilt er das Bett mit dem 40 Jahre jüngeren Scott Thorson, der er nach einem Konzert kennenlernt. Scott wird Liberaces Assistent, er tritt sogar mit ihm auf. Eigene Karrierepläne wirft Scott dabei über den Haufen: angefixt vom Geld, Gold und Glamour seines Sugardaddys. Er genießt die Vorzüge des Luxuslebens, den teuren Schmuck, die teuren Autos, das Rampenlicht. Aber er weiß auch: wenn er nicht mehr als jugendlicher Liebhaber funktioniert, wird er von Liberace ausgetauscht wie so viele vor ihm. Also willigt Scott auch noch in mehrere Schönheit-OPs ein. Mit Mitte 20 sieht er aus wie sein Gönner und Liebhaber, nur eben in knackig. Scott wird tabletten- und drogenabhängig, Liberace verweigert ihm den Sex und steigt 18jährigen Tänzern hinterher. Als Scotts Pflegemutter stirbt, eskaliert die nur noch sehr brüchige Beziehung...
Soderbergh ist ein fundamentales Werk gelungen über Liebe und Abhängigkeit, über den Luxus und das normale Leben, über Schein und Sein. Ein Film, der das prüde Amerika sicher schockte. Ein Film, der ein intelligentes Publikum braucht, weil es den Zuschauer fordert, dranzubleiben. Man kann sich nicht einfach nur berieseln lassen, da man in Liberaces Welt komplett hineingezogen wird. Das Drehbuch stimmt auf den Punkt. Es ist nicht nur dialogsicher, es lotet auch alle Tiefen und Untiefen der Beziehung zweier Exzentriker aus: wirkt diese über einen langen Zeitraum oberflächlich und berechnend, zeigt sich am Ende, dass das möglicherweise für beide die einzige Liebe war, die sie je erfüllt hat.
Michael Douglas als Liberace liefert eine Glanzleistung ab - mit Mut zur Hässlichkeit, Matt Damon als ToyBoy beherrscht ebenfalls alle Töne auf der Klaviatur der Emotionen. Ihre herausragenden Leistungen werden geadelt durch topbesetzte Nebenrollen (Debbie Reynolds, Dan Aykroyd, ...) sowie durch die famose Maske und die Liebe zum Detail in der Ausstattung.
Ein Film, den ich mir sicher sehr bald erneut ansehen werde.
10/10
"Das wär dein Lied gewesen, doch zu dir fällt mir einfach nichts ein. Das wär dein Lied gewesen, doch du reichst nichtmal für zweieinhalb Zeilen."