Verstehen Sie die Béliers?
Die Geschichte ist in Form von
Coda oscarnominiert, bei Coda handelt es sich nämlich um das Remake dieses Films.
Ich habe mich damals als ich ihn 2015 gesehen habe schockverliebt in diesen Film. Es ist ein französischer Film, aber keine Komödie - auch wenn sie den ein oder anderen Witz hat. Im Vordergrund steht hier aber viel mehr ein Drama.
Inhalt:
Paula ist die einzige hörende in ihrer Familie, den Béliers. Die Béliers haben zusammen einen Hof und hier hilft jeder jeden. Vor allem auf Paula ist man angewiesen, da diese auf dem Markt die Produkte des Hofs verkauft und für die Familie vermittelt.
Paula entdeckt in der Schule ihre Leidenschaft fürs Singen, wofür die tauben Eltern in mehrfacher Hinsicht kein Verständnis haben. Die Eltern haben das Gefühl ihre Tochter lässt sie im Stich und Paula hingegen bekommt die Angst ihr ganzes Leben für ihre Eltern verantwortlich sein zu müssen und kein eigenes Leben führen zu können. Das führt ihr auch der Bürgermeisterwahlkampf ihres Vaters immer wieder vor Augen. Sie möchte trotzdem unbedingt für eine Gesangsschule in Paris vorsingen.
Der Film ist ganz interessant. Bei mir hat er wohl starken Eindruck hinterlassen, da ich ihn damals mit 20 Jahren sah, also einer Zeit in der ich Paula sehr nachvollziehen konnte, da auch ich gerade das Nest verlassen hatte. Auch hat man die Elemente gut verwoben, immerhin wird die Hälfte des Films fast nur mit tauben Menschen gesprochen und das ist für den Zuschauer durchaus ungewohnt. Das wird etwas aufgelockert durch eine sprechende Paula, wo man sich durchaus fragen kann warum sie mit ihrer tauben Familie spricht. Mag aber so sein, mit irgendjemanden muss man ja sprechen ums nicht zu verlernen.
Am Ende wird es geradezu herzzerreißend, ich kann mich wahrlich an keine Szene (außer vielleicht das Ende von Interstellar) erinnern in der ich so geweint habe wie hier. Bin da aber sowieso sehr sentimental und nah am Wasser, das Ende bekommt mich hier jedes Mal füchterlich.
Der geneigte Zuhörer unserer Discord-Musik-Parade kennt das Ende übrigens schon, zumindest musikalisch, denn ich habe den letzten Song des Films auf Platz 1 meiner fremdsprachigen Hits geschoben. Allerdings weniger aufgrund des Tracks, sondern viel mehr aufgrund dieses Films.
Nüchtern betrachtet sicherlich eher eine 7/10, aber manchmal ist entscheidend wann man einen Film erstmals sieht und was die Erinnerung an diesen ist.
9/10
Gut gegen Nordwind
Eine Ode an die Internetbekanntschaft.
Emma möchte ihr Zeitungsabo kündigen und vertippt sich dabei mehrfach bei der E-Mail Adresse und landet so bei Leo. Dieser erwidert nach dem dritten Mal dass sie sich vertippt hat, wodurch er auf ihrer Weihnachtskarten-Massenmail-Empfängerliste landet. Als er sich über die Originalität dieser Mail beschwert, beginnt hier ein freudiger E-Mail Austausch mit lyrischen Eskapaden dieser zwei, bei dem beide emotional zusammenwachsen ohne sich wirklich zu kennen.
Das kann ich tatsächlich aus eigener Erfahrung sehr nachempfinden, da ich im Laufe der Zeit diverse solcher Bekanntschaften hatte, die mehr oder weniger gut geendet sind. Die Chemie zwischen beiden wird fantastisch vermittelt und es wird nicht ganz so klassisch abgefrühstückt wie befürchtet, denn dafür sorgt ein netter Kniff: Emma hat eine funktionierende Ehe.
Also nix mit einfach verlieben, am Ende ein Treffen und alle sind glücklich, es ist schon relativ früh klar dass das Ende hier ein anderes sein muss. Und das fand ich ganz erfrischend. Der Zuschauer wird durch die Mails wunderbar durch die Gedanken- und Gefühlswelten geführt und kann so Entscheidungen gut nachvollziehen und mitfühlen. Wobei ich hier auch sagen muss, dass da noch mehr gegangen wäre. Dennoch vermittelt hier fast allein die Sprache eine glaubhafte Liebesbeziehung und ich mochte das, sind es sonst meistens die großen Gesten.
Und um mal kurz den Senti zu preisen: Nora Tschirner

Die spielt das wunderbar.
8/10
Königin
Kurz: Ein Milf-Drama, bei dem ich erst dachte „das kann sich doch nur ein Mann ausgedacht haben“. Ne, waren zwei Frauen.

War sogar der dänische Oscar-Kandidat, wobei ich mich ernsthaft frage wer sich dachte dass das da Erfolg haben könnte.
Kurzgesagt geht’s um ein Paar bei dem die Ehe zwar ok funktioniert, sie hat aber das Gefühl was verpasst zu haben. Dann zieht der Sohn der Ex des Ehemanns bei ihnen ein und knickknack.
Der Film fühlte sich erst sehr falsch an. So hölzerne generische Dialoge gibts selten, das bessert sich nach 30 Minuten dann gewaltig, wirklich pralle wird das Ganze trotzdem nicht. Es bleibt ein vorhersehbarer Film bei dem das Drama an sich ganz interessant ist, aber auch nicht weltbewegend. Hatte hier nicht das Gefühl ich hätte irgendwas verpasst, hätte ich ihn nicht gesehen. Die Beziehungen untereinander waren aber gut und irgendwie war der Film in sich sehr stimmig.
5/10