so einen der Oscar-Kandidaten heute gesichtet
WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN
Ich hatte heute das Glück mit einem befreundeten Journalisten eine Pressevorführung von WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN zu sehen. Und der Film lief sogar im Original, da es bisher keine Synchronfassung gibt und der Film auch noch keinen Deutschen Starttermin hat, der Verleiher aber wohl sicher gehen wollte, das die Reporter wissen worüber sie dann Reden, denn der Film ist ein heißer Kandidat für die Oscars.
Ja
Kurzinhalt:
Eine Frau (Eva) lebt einsam und allein in ihrem Haus. Ihr Mann und ihre kleine Tochter sind tot und ihr Sohn Kevin sitzt im Gefängnis, da er einen Amoklauf in seiner Highschool verübt hat, bei dem einige Menschen ums Leben gekommen sind. Während Eva in ihrem einsamen Leben dahinvegetiert, erinnert sie sich an ihr früheres glückliches Leben mit ihrer Familie und stellt sich immer wieder die alles entscheidene Frage: Wie konnte aus Kevin ein Killer werden?
Rückblicke: Eva und Frank bekommen ihren Sohn Kevin, der von Anfang an ein verschlossener Junge ist. ER weigert sich mit seiner Mutter etwas zu machen, während jeder um Eva herum ihr bescheinigt, das sie einen tollen Jungen hat. Einige Jahre später wird Kevins Schwester, Celia geboren, die ihren großen Bruder ganz doll liebt. Als Celias Hamster gekillt wird keimt in Eva der Verdacht auf, das Kevin was damit zu tun haben könnte. Wenig später wird Celia bei einem Unfall so schwer verletzt, das sie ein Auge für immer verliert. Die Ereignisse überschlagen sich und schließlich läuft Kevin Amok, tötet seinen Vater und seine kleine SChwester und killt Lehrer und Mitschüler in der Schule.
Kritik:
Die Verfilmung des Bestsellers von Lionel Shriver ist wirklich gelungen. Diese bedrückende Stimmung zieht sich über den ganzen Film und vor allem in den Szenen, wenn Kevin und Eva allein sind, möchte man am liebsten gar nicht mehr hinsehen, so bedrückend ist das ganze.
Auch ist die MAchart des Films ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Der Film wechselt immer zwischen Realität und Vergangenheit hin und her. Manchmal sogar in der Vergangenheit zwischen den einzelnen Jahren.
Tilda Swinton gibt eine wirklich tolle Leistung. Wie sie vor dem Vorfall eher sehr kühl, dennoch aber ein Familienmensch war und danach nur noch einsam und dahinvegetierend. Toll gespielt. Eva kann ein schon leid tun, auch wenn es Swinton schafft, das sich das Mitgefühl für sie in Grenzen hält. Man weiß irgendwie nicht, ob man mit Eva mitgefühl haben soll oder nicht. Man ertappt sich unfreiwillig dabei als Zuschauer die Rolle des Pöbels anzunehmen. Eva geht nähmlich seit der Tat durch die Hölle. Die Leute machen sie als Mutter für alles verantwortlich. Ihr Haus wird regelmäßig beschmiert und sie wird selbst auf ARbeit gemobbt. Dennoch ruft man sich immer wieder die SZene ins Gedächtnis, wo sie dem kleinen Kevin den Arm bricht oder aber dieses unterkühlte "nun mach endlich" Gesicht.
Ein echtes Highlight sind aber die Kevin(s).
schon als kleinkind creppy :shock:
Jasper Newell der den kleinen Kevin im Alter zwischen 6 - 8 spielt ist mir total unheimlich. Der Blick ist echt psycho und dieses Kind möchte ich nicht bei mir zu hause haben.
Ezra Miller der schließlich den erwachsenen Kevin spielt ( und erst nach ca 1h Laufzeit überhaupt auftaucht, bis auf zwei kurze Szenen ) ist dann aber natürlich die Krönung. Ehrlich gesagt überkam mich eine absolute Gänsehaut bei ihm. (wobei ich nicht verstanden habe, warum man ihn in vielen Szenen in viel zu engen/kleinen T-Shirts gesteckt hat ?? )
Es gibt ziemlich creppy SZenen. Den Vogel schießt echt die MAsturbationsszene ab. Eva kommt ins Bad, Kevin wichst sich einen, schaut seine Mutter dabei an und macht einfach weiter :shock: :shock: der ganze Saal saß einfach nur da und :shock:
Der Amoklauf selbst ist eher zurückhalten insziniert. Die Szene in der Eva ihren toten Mann und ihre Tochter findet auch, jedoch hat sie eine große Wirkung.
Am Ende sitzt Eva bei Kevin im Gefängnis und beide unterhalten sich zum ersten mal seit dem Amoklauf richtig. Das ende dann kann jeder für sich selbst interpretieren.
Fazit:
We need to talk about Kevin ist mein erster Film dieses Jahr, der auch im Oscarrennen ist. Ich versuche bis zur Verleihung soviele Filme zu sehen, wie möglich.
Bester Film und auch Regie sollten eher nicht drin sein, aber Tilda Swinton dürfte zusammen mit Michelle Williams und Meryl Streep ziemlich weit oben im Rennen um den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin sein. Ezra Miller, so großartig er auch ist, hat gegen die übermächtige Konkurenz wohl keine Chance auf eine Nominierung. Aber, auch wenn er Privat wohl ein ziemlich schräger Vogel ist, dürfte ihn eine gute Zukunft bevorstehen ( ich freue mich schon auf The Perks of Being a Wallflower ).
Einen Punkt abzug gibt es für die Machart mit den Rückblenden. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn man alle Ereignisse in einer einheitlichen Timeline erzählt hätte. Die Rückblenden sind dann teilweise doch recht anstrengend gewesen und ein/zwei künstlerisch bestimmt sinnvolle Szenen (etwa der Anfang in dieser Tomatenschlacht ) hätten nun auch nicht sein müssen.
9/10