RickyFitts hat geschrieben:Vor allem, da ich dir nicht recht glauben kann, dass dir der Stoffhintergrund wirklich bekannt war - dann hättest du einige Sachen sicher anders geschrieben.
Ach hätt ich das? Gut zu wissen.
In allen handwerklichen Belangen überdurchschnittlich bis sehr gut: Kamera, Schnitt, Beleuchtung etc durchweg sehr hochwertig. Der Soundtrack sticht dabei besonders hervor und gilt zurecht als eine der besten Songauswahlen für einen Film.
Ich habe nichts anderes behauptet, im Gegenteil (s.o.). Allerdings kann ein Film technisch noch so toll gemacht sein, bei einem mangelhaft umgesetzten Plot führt das nicht automatisch zu einem guten Film.
Sehr starke Besetzung: Sarah Michelle Gellar ist da sogar eher ein Schwachpunkt. Ihre sehr limitierte Bandbreite an schauspielerischen Facetten ist hier spürbar, aber zum Glück nicht allzu schwerwiegend, da Kathryn keine allzu großen, tragenden Wandlungen durchmachen muss. Ryan Phillippe und Reese Witherspoon haben sich dafür als absoluter Glücksgriff entpuppt. Die beiden haben eine exzellente Leinwandchemie und tragen ihre Szenen ausgesprochen gut.
Das ist jetzt sicherlich Geschmackssache. Natürlich ist die Rolle der Kathryn nicht sonderlich anspruchsvoll. Im Übrigen habe ich die schauspielerischen Leistungen in keinster Weise negativ kritisiert.
Ein tragisches Ende, in dem der anfängliche Anti-Held (beides im Romantik-Genre absolute Seltenheiten) nun geläutert vom Zynismus seine Schwester dennoch mit ihren eigenen Waffen vernichten kann, nachdem er jedoch von seinen früheren Verfehlungen eingeholt den Tod gefunden hat.
Danke für die Entschlüsselung dieses Geniestreiches :roll: Ich finde, dass die „Läuterung" des Antihelden in dieser Version ad absurdum geführt wurde. Sebastian selbst erklärt dies damit, dass An
nette ihn "zum Lachen" gebracht habe (Szene nach dem gemeinsamen Aufenthalt im Altersheim, als sie im Auto diese unglaublich lustigen Grimassen zieht - zum Brüllen), ansonsten geschieht diese Entwicklung schlagartig und ohne jedes Gefühl. Und das ist platt, grotesk und letztlich unglaubwürdig!
… in einer Welt, in der echte Liebe Missgunst und Angriffe provozieren kann.
So nimmst du also unsere Gesellschaft wahr? Interessant.
Auf Provokation oder Schockieren legt es der Film in meinen Augen gar nicht an. Da mit einer leicht satirischen aber an sich verkappten Soap wie Desperate Housewifes zu vergleichen hinkt gewaltig. Der Tabubruch wird gar nicht gesucht. Im Gegensatz zum Original wird Annettes tugendhafte Keuschheit ja angemessen ironisch als heute nicht mehr zeitgemäß kommentiert.
Die Darstellung von Dekadenz hat immer etwas mit Provokation zu tun. Wer das nicht kapiert hat…
Der Vergleich mit «Desperate Housewi
ves» war auch weniger als solcher gedacht, aber gut, wenn man ihn so verstanden hat, dann dann tut's mir Leid. Natürlich habe die beiden Werke inhaltlich nichts gemein.
Deinen Ausführungen entnehme ich, dass du das triebhafte Verhalten Sebastians und Kathryns eher als zeitgemäß empfindest, als die Ideale Annettes, da die Keuschheit hier von zwei anti-moralisch gezeichneten Charakteren kritisiert wird? In diesem Punkt widersprichst du dir gewaltig, denn dann wäre Sebastian kein Anti-Held, sondern eher der gewöhnliche Womanizer.
Letztlich finde ich es armselig, dass ich mich hier aufgrund meiner Meinung (ich habe keine ausführliche Rezension verfasst, und das ist mir der Film auch nicht wert) als unwissender Lügner bezeichnen lassen muss. Wahrscheinlich fällt es dir leichter, die Meinung vermeintlicher Experten wiederzukäuen, und jeden, der anderer Meinung ist per se zu disqualifizieren. Belassen wir's dabei, dass wir unterschiedlicher Ansicht sind.