- Di 29. Dez 2009, 05:43
#759745
Saw VI:
"Saw" hat sich ja mitlerweile mehr oder minder zu einer jährlich wiedererscheinenden Sache für den Horrorfan entwickelt. Im sechsten Teil der Reihe darf Detektiv Hoffman zum zweiten Mal die Hauptrolle im Film übernehmen, ist Jigsaw doch inzwischen zu nicht mehr als einer leidigen "Saw"-Tradition geworden, die trotz ihres Todes immer mühsamer durch Rückblenden am Leben erhalten werden muss. Hoffman daf jedenfalls diesmal in erster Linie auf den Versicherungsmanager William Jagd machen, der nach einer eigens berechneten Formel die Menschen selektiert, die er für hilfsbedürftig hält. Und wie es bei unseren Superkapitalisten so ist, geht es hierbei natürlich vornehmlich um Profitkalkulationen. Die hier versteckten Botschaften sind eigentlich relativ plump: "Nur die Reichen haben eine Chance im US-Gesundheitssystem" und "Manager=verachtenswerter Egoist". Der Film versucht nämlich ernsthaft, politische Kritik loszuwerden, was angesichts der Moralvorstellungen der Hauptprotagonisten (explizit muss man natürlich Jigsaw nennen, der Freund und Helfer der verlorenen Seelen) doch ein wenig lächerlich wirkt.
Nunja, aber ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen... Die dem geneigten "Saw"-Jünger bereits aus vorherigen Teilen geläufigen Rückblenden sind auch in diesem Teil ein beliebtes Stilmittel, um die Vergangenheit erneut anders darzustellen und gerade denjenigen in ein schlechtes Licht zu rücken, der gerade die Folterspielchen mitmachen darf. Hierbei wird es wirklich immer beliebiger, wer wann auf welche Art und Weise dargestellt wird, Hauptsache das "Spiel" kann auf noch so stupide Art irgendwie gerechtfertigt werden. Das Ende des Films ist an sich wieder einmal sehr gelungen iniziiert, nur wird das Staunen des erfahrenen "Saw"-Guckers erneut gesunken sein. Spielraum für weitere Fortsetzung wurden selbstredend auch gelassen, schließlich sollen die Kassen weiterhin klingeln. Man kann aber, um es ehrlich zu sagen, inzwischen auch auf weitere Teile der Reihe verzichten. Mitlerweile hat man die Anfangsgeschichte ohnehin so verhunzt, dass man nur noch schwer auf ein befriedigendes Ende kommen kann.
So viel Gemecker, das muss ja eine schreckliche Bewertung geben?! Ach nein, es gibt ja auch noch positive Dinge:
1. Die Folterspiele sind auch in diesem Teil durchaus intelligent durchdacht und in jedem Fall mitreißend.
2. Hoffman stellt Jigsaw inzwischen deutlich in den Schatten, sehr stark gespielt. Auch William holt sich irgendwie doch die zuvor verspielten Sympathien wieder.
3. Ohne ständige Rückblenden hätten wir hier einen fesselnden Horrorthriller vorliegen, lediglich die Verkrampftheit, unbedingt "Moral" und Vergangenheit mit reinzunehmen stört zunehmend.
4. Das Ende ist wieder super in Szene gesetzt.
5. Dieser Film schafft es auch wieder, dass ich mich fast wegdrehen muss. Die Anfangsmetzelei ist ein extremer Psychoterror. Das schaffen die wenigsten Filme.
Deshalb gebe ich alles in allem doch noch eine:
6/10
Teil 1: 10/10
Teil 2: 9/10
Teil 3: 7/10
Teil 4: 7,5/10
Teil 5: 6/10
Teil 6: 6/10
Fohlen