- Mo 14. Jun 2010, 03:40
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Wir waren Helden
Oft stand der Deutsche Titel in der Kritik, es hieß der Originaltitel "We were Soldiers" wäre sehr viel passender, aber warum den eigentlich? Zur Stimmung und zur Aussage des Films passt "Wir waren Helden" doch wie die Faust auf's Auge. Den der Film trieft nur so vor Patriotismus, dass es ins Lächerliche ausartet. Spätestens als Sätze wie "Ich bin froh für mein Land zu sterben" fallen sollte man die DVD eigentlich aus dem Player werfen. So ist der Film einfach nur verlogen, voller Klischees und schlichtweg dumm. Was hier teilweise an Dialogen abgefeuert wird ist so dermaßen blöd und grenzwertig, dass man sich im 2-Minuten-Takt an die Stirn klatschen möchte. Etwas pseudo-mäßig widmet man sich hin und wieder auch dem Feind und will ihm auch ein Gesicht geben, was aber Angesichts dessen, was der Film sonst zu bieten ist schlichtweg verlogen ist. Auch die Inszenierung passt sich dem an, dumme Vietnamesen werden andauernd in Zeitlupe blutigst von den tollen Amerikanern ausführlich durchsiebt, diese Inszenierung passt natürlich super zu einem Kriegsfilm, der ernst genommen werden will, wirklich. Und auch die Hauptfigur, Hal Moore wird so peinlich zum Über-Helden stilisiert, dass man sich schon wieder an die Stirn klatschen möchte. Man hat es sogar fertig gebracht den Satz "Ich werde als Erster das Schlachtfeld betreten und es als Letzter verlassen" ausführlich zu inszenieren - natürlich in Zeitlupe und unterlegt mit der tollsten Helden-Musik die man überhaupt nur finden konnte. :lol: Überhaupt weiß Moore alles, kann alles, ist überall wo er gerade gebraucht wird, ist der mutigste von allen und würde natürlich alles für seine Männer tun, ja er schämt sich sogar, dass sie gefallen sind, er aber nicht *facepalm*, der Amerikaner wie er im Buche steht eben, keine Schwächen, der perfekte Ehemann, Familienvater, Vorgesetzte, der immer ein offenes Ohr hat, und freilich unverwundbar ist, was für ein toller Mann! Erstaunlich, dass die Verantwortlichen dem echten Hal Moore, der als Berater zur Seite stand ihm das offenbar alles abkauften. Höhepunkt der ganzen Farce ist dann das Finale, das ist so unglaublich lächerlich inszeniert, das muss man selbst gesehen haben, alleine die Szene in der Moore in Zeitlupe den Hügel erklimmt und die Vietnamesen - warum auch immer - nicht schießen und darauf warten abgeknallt zu werden - göttlich! :lol: Zweifellos eine der lächerlichsten Film-Figuren, die man je zu sehen bekam. Einige interessante Ansätze und Dialoge hat der Film zwischendurch aber durchaus zu bieten, die werden aber sofort von der großen, dicken Patriotismus-Keule in den Boden gestampft. Mel Gibson spielt hier auch nicht wirklich überzeugend, aber das ist bei einer so lächerlichen dargestellten Figur auch kaum möglich. Wirklich gut sind dann eigentlich nur die Schlacht-Szenen, die aber aufgrund unangebrachter Stil-Mittel wie total übertriebene Zeitlupe und den auch hier ausgelebten Patriotismus keine ernst zunehmenden Auseinandersetzungen sind, sondern einfach plumpe Action-Szenen. Und so funktioniert der Film auch am besten, ernst nehmen kann man ihn eh nicht, wieso also nicht einfach auf einen Actionfilm reduzieren? Den die ist wirklich grandios, besonders die gigantischen und zahlreichen Napalm-Angriffe rocken die Bude.
Insgesamt also lächerlicher, patriotischer und verlogener Drecksfilm, bei dem lediglich die Action-Szenen stimmen, ansonsten einer der peinlichsten Kriegsfilme die Hollywood je auf die Beine stellte, dann doch lieber was den Vietnam-Krieg angeht "Full Metal Jacket", "Die Verdammten des Krieges" oder "Platoon".
3,5/10
