- Sa 31. Jul 2010, 15:03
#856388
Da die Presse den Film großteils als eine Art Revolution angepriesen hat, bin ich natürlich mit gewaltigen Erwartungen ins Kino gegangen, die selbstverständlich nicht erfüllt wurden. Inception ist ohne Frage sehr unterhaltsam, aber wo der Film die perfekte Symbiose aus Hollywood- und Autorenfilm darstellen soll, blieb mir wohl verborgen. Nolan schafft es einfach in keinem seiner Filme die richtige Mischung zwischen Charakterentwicklung und Story zu finden. Bis auf Cobb, blieben alle Charaktere unglaublich blass, was aufgrund des tollen Casts sehr ärgerlich ist. Und auch Cobbs Beziehung zu seiner Frau ist, wenn man sie auf die Grundidee herunterbricht, Standardware. Am Ende war es mir eigentlich total egal, ob Cobb jetzt in der Realität oder im Traum ist, was wohl auch daran lag, dass die Figuren zu keinem Zeitpunkt daran zweifelten, dass das, was sie tun, falsch ist und man nur sehr schwer eine emotionale Bindung zu einem Kampf zweier Wirtschaftsunternehmen aufbauen kann.
Den Punkt, dass der Film zu wenig erklärt, kann ich garnicht nachvollziehen, da ich es als das komplette Gegenteil empfunden habe. Die erste Stunde befasst sich quasi nur damit, dem dummen Zuschauer sämtliche Regeln einzutrichtern und mit Ariadne ist auch gleich noch eine Figur dabei, die immer schön nachfragt, wie das denn jetzt genau ablief, damit es auch wirklich jeder versteht.
Ein weiteres Problem ist, dass die Einführung mit den Szenen in Paris viel spektakulärer war, als der eigentliche Auftrag, in dem so gut wie keine der aufgezeigten Möglichkeiten vorkam. Je tiefer der Film in die Traumebenen eintauchte ,desto langweiliger wurden sie. Besonders die Schnee-Ebene zeigte mal wieder deutlich, dass Nolan einfach kein besonders guter Action-Regisseur ist. Unglaublich langatmig, die selben Schnittmuster wiederholten sich andauernd und er übertreibt es immer mit dem Crosscutting, wodurch besonders bei den wenigen emotionalen Szenen, die total unpassend eingefügt wurden, die Spannung völlig verloren ging. Der Wechsel zwischen dem Van, der in Zeitlupe ins Wasser fällt, und den anderen Ebenen war zwar toll umgesetzt, aber viel zu ausführlich. Man muss doch nicht 15 Minuten lang zeigen, wie Arthur die Leute in den Aufzug verfrachtet und die Sprengladungen platziert.
Das größte Problem liegt meiner Meinung nach jedoch im Grundkonzept des Films: Damit dieses funktioniert, müssen die Träume so real wie möglich wirken, nur weiß wohl jeder, dass echte Träume viel sprunghafter und verrückter sind, als sie in Inception dargestellt wurden. Ich hatte mir viel mehr Kreativität erhofft.
Das Ende wirkte irgendwie fehl am Platz. Der Film hat so viel Zeit damit verbracht, die Regeln und Möglichkeiten der Traumwelten zu erklären, dass das unklare Ende einfach ziemlich aufgesetzt wirkte. Ja kein typisches Hollywood Happy End!
Das hörte sich jetzt wieder schlimmer an, als es eigentlich ist, aber von einem Meisterwerk ist Inception für mich nicht nur knapp entfernt. 7/10