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von Florence
#1413962
Theologe hat geschrieben: Sehe ich komplett anders. Chris Kyles Handeln wird im Film von keiner Person aktiv in Frage gestellt, aber die Art, wie das ganze dargestellt wird, wirft ein kritisches Auge auf seine Taten.
Bist auf die angesprochenen Post-Kriegstraumata, habe ich im Film speziell bei den Kriegsszenen nichts groß erkannt, wo sowohl das Handeln von Chris Kyle als auch der Krieg an sich in irgendeiner Art mit einem kritischen Auge dargestellt wurde.

Es wurde sogar explizit die Szene gezeigt, wo sich Chris für seine Zahl der Kills von seinen Kameraden feiern lies.

Das alles soll auch kein Vorwurf an den Film sein, er will auch gar nicht entsprechende Kritik äußern, ich fand nur das deine Aussage auf Nachfrage ein falsches Bild von dem wiedergibt, was ihm Film zu sehen ist.
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von Theologe
#1414188
Florence hat geschrieben: Es wurde sogar explizit die Szene gezeigt, wo sich Chris für seine Zahl der Kills von seinen Kameraden feiern lies.
Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass der Film das als positiv darstellte. Es sondern eher den Wandel der Figur. Nach seinem ersten Kill hatte Kyle noch Gewissensbisse, obwohl er schon gefeiert wurde und die Rolle der Legende war dann eine Art von Flucht, weil er so rechtfertigen konnte, dass er so viele Menschen erschossen hat.
Für mich es ein Unterschied, ob im Film der Scharfschütze gefeiert wird oder ob der Film den Schützen feiert.
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von Florence
#1414193
Theologe hat geschrieben: Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass der Film das als positiv darstellte. Es sondern eher den Wandel der Figur.
Chris Kyle hat zu keiner Zeit einen Wandel vollzogen, was seine Ansichten zum Thema Krieg oder sein eigenes Handeln betraf. Was du vermutlich als Wandel erkannt haben willst, ist einfach das im Film behandelte Post-Kriegstraumata, mit dem er wie viele andere auch zu kämpfen hatte. Das sind aber zwei paar verschiedene Schuhe.
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von blra
#1414201
Kyle hört dann auf, als er realisiert, dass er den Krieg nicht gewinnen kann. Er kann nur gewisse Schlachten gewinnen. Den Krieg (für sich selber) kann er nicht gewinnen. Ich würde sogar behaupten der Irakkrieg generell konnte nicht gewonnen werden (Mission Accomplished). Ich denke am Ende kommt durch Coopers Performance zum Vorschein, dass er sich selber hasst für das was er getan hat. Das ist halt ein Eastwood-Film, in dem nicht mit dem Zaunpfahl darauf gezeigt wird, was er eigentlich aussagen will. In gewisser Weise ist der Film eine moderne Homage an John Ford und isb. The Searchers. Cooper spielt auch auf ähnlichem Niveau wie es John Wayne tat.

American Sniper ist kein perfekter Film, was an den schlecht geschriebenen Dialogen zwischen seiner Frau und ihm liegt. Auch fand ich nicht alle Kriegsszenen wirklich gut inszeniert. Ich bin bei Kriegsszenen eher der Fan, dass man den Schrecken zeigt (wie beim Beginn von Saving Private Ryan oder eigentlich durchgehend in Komm und Sieh oder Apocalypse Now) oder Charakterzwists einbaut (Zweiter Teil von Private Ryan und zweiter Teil von Full Metal Jacket). Das war in Sniper zwar in Teilen gegeben (die Suspense-Szene mit dem Kind zum Beispiel). Aber manche Kriegsszenen liefen einfach ins Leere.
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von blra
#1414206
Unglücklich. Ich bin aber auch nicht so der Fan davon echte Kleinkinder in Filmen einzusetzen.
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von Neo
#1420358
Morgen gehts dann doch noch für mich in American Sniper. Irgendwie kommt momentan aber auch nichts, was ich unbedingt sehen muss und da kommt dann so ein Oscar-Re-Watch doch gelegen. Von Chappie habe ich mittlerweile abgelassen. Da werde ich später mal zuhause reinschauen und ansonsten fehlen wie gesagt die Alternativen.

edit: Hm, ich dachte, ich wäre im 'Mein nächster Film'-Thread gelandet. :?
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von LittleQ
#1422923
Lieber spät als nie. Hat etwas gedauert, bis ich den Film gesehen habe. :D

Zusammenfassend würde ich den Film als okay bezeichnen. Weder besonders gut, noch besonders schlecht. Für mich das highlight ist wohl die Tatsache, dass ich den Film gar nicht einordnen könnte in Kategorien wie "Patriotismus Glorifizierung" oder "Beissende Kritik". Zweiteres kann man von einem breit angelegtem Hollywoodfilm wohl sowieso nicht erwarten.

Es hätte mir vielleicht mehr zugesagt, wenn seine Krise zu Hause etwas besser ausgearbeitet gewesen wäre. Die kurzen Szenen fand ich nicht unbedingt sehr überzeugend. Auch hätte ich mir hier ein kritischeres Bild gegenüber dem Umgang von Veteranen zu Hause gewünscht.

Vielleicht als Anmerkung, weil ich das Buch mittlerweile gelesen habe.
Ich finde Kyle ist so ein typischer patriotismusverblendeter Mensch, der in meiner Denke garnicht mehr stereotypischer sein könnte. Auch wenn das im Film vielleicht anders wirkt. Im Buch hat er da keine Einsicht zu gar nichts. Das ist dieses bekannte Einstellung: Ich bin Christ und Gutmensch und töte nur die Bösen. Dass der Krieg auf Basis einer Lüge erzwungen wurde und 100 000 Menschen im Irak getötet wurden, lässt Kyle in seinem Buch übrigens nicht gelten. Seiner Ansicht nach war das alles fair und gerecht.

Dennoch. Wie schon geschrieben war der Film okay, auch wenn ich den wohl nicht noch ein zweites Mal ansehen würde.