von Sentinel2003
#1547854
"MAMA"

Tatsächlich ein HorrorFilm mal mit der wunderbaren Jessica Chastain! Dass Sie in diesem Film zu Anfang in einer Rockband mitmacht, ist erstmal schon eine Gewöhnungssache.... ;) O:-)

Den Showdown des Film's finde ich allerdings doch ein wenig sehr übertrieben.... :relieved:


7,5/10
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von Fernsehfohlen
#1547881
Der Babadook (2014)

Ich hatte mich diesmal im Vorfeld nicht großartig über den Film informiert und hatte hier einen inhaltlich relativ leicht verdaulichen Film im Stile von "Candyman" erwartet, der den einen oder anderen Schockmoment, kurzweilige Horror-Unterhaltung und letztlich wenig Substanz beinhaltet. Habe ich so aber nicht bekommen. Stattdessen sehe ich die titelgebende Schreckensfigur mehr als Metapher für eine ganze Reihe von psychischen Problemen, mit denen sich die (von Essie Davis stark gespielte) Hauptfigur Amelia offenbar herumschlagen muss: Ein nicht überwundenes, sondern viel mehr verdrängtes Trauma aufgrund ihres vor der Geburt ihres Sohnes tödlich verunglückten Ehemanns, die zunehmende soziale Isolation aufgrund ihres verhaltensauffälligen und sich ungeliebt fühlenden Sohnes, die unerfüllte Sehnsucht nach einer neuen Partnerschaft bei gleichzeitiger Bindungsunfähigkeit, zunehmende depressive Züge etc..

Zu meiner Interpretation passt auch, dass man den Babadook innerhalb des Filmes kaum einmal zu Gesicht bekommt und fast immer nur die Reaktionen der beiden Protagonisten auf seine "Handlungen" zu sehen bekommt. Hat mir sehr gut gefallen, diese Herangehensweise an einen solchen "Monster-Horrorfilm", zumal sie auch sehr konsequent durchgezogen wird: Es gibt fast keine der genretypischen Jumpscares, es gibt wenig Blut zu sehen, wenig Morde und stattdessen viel Psycho-Grusel. Für mich besonders erwähnenswert, da gerade im Horror-Genre sehr selten: Auch das Filmende folgt diesem Spirit und dreht weder komplett am Rad noch wird irgendein allzu billiger Cliffhanger genutzt, um sich für eine Fortsetzung anzubiedern. Stattdessen - und hier SPOILERE ich mal ein wenig - zelebrieren Mutter und Sohn ihr besser werdendes Verhältnis und die Tatsache, dass ihr das "Füttern des Babadooks" derzeit immer weniger Probleme bereite. Für mich ein ungemein schönes Ende (mit großer Realitätsnähe, wenn man sich mit dem Verlauf vieler psychischer Erkrankungen ein wenig auskennt).

Schade finde ich in allererster Linie, dass die zweite Hauptfigur, Sohn Samuel (Noah Wiseman), bei mir überhaupt nicht funktioniert hat. Der Junge nervt leider von der ersten Filmminute an und wechselt quasi minütlich zwischen Verängstigung und Aggression, jammert, schreit und flennt zu Beginn gefühlt genauso inflationär wie am Ende und wirkt auf mich leider sehr eindimensional. Ist vielleicht etwas fies, so böse über die Leistung eines Kinderdarstellers zu urteilen (und Einige mochten dessen Schauspiel ja sogar), aber mich hat er leider überhaupt nicht überzeugen können - und das ist schade, wenn der Film im Wesentlichen die Beziehung zwischen Mutter und Kind aufbereitet. Auch den Effekten merkt man das geringe Produktionsbudget (ca. 2,5 Millionen US-Dollar) meines Erachtens schon an, wenngleich man da oft das Beste draus macht. Sehr schwach geraten ist leider die deutsche Synchronisation, also vielleicht lieber auf Englisch schauen.

Davon abgesehen ist "Der Babadook" ein für mich überraschend intelligenter Drama-Horrorfilm, der viel mit Symbolik und sehr wenig mit Schockeffekten operiert, dessen schöne Dramaturgie aber für mich deshalb nicht vollumfänglich wirken will, weil die kindliche Hauptfigur ein ziemlicher Schuss in den Ofen ist. Davon abgesehen sehr sehenswert für Menschen, die das Horrorgenre vor allem dann lieben, wenn es auch psychisch intensiv daherkommt - aber definitiv nicht für Splatter-Liebhaber geeignet.

7/10


Fohlen
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von EPFAN
#1547882
Da kommt der Deutschlehrer wieder durch, der in jede Darstellung irgendetwas hineininterpretieren muss. Währenddessen man nie weiß, ob das wirklich die Intention und Denkweise der Autoren bzw. des Regisseurs war. Für mich war das ein langweilliger, low budget Trash Film. Habe ihn vor 5 Jahren gesehen und kann mich heute noch daran erinnern, wie ich gedacht habe: "Hätte ich doch bloß einen anderen Film angesehen..."
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von Fernsehfohlen
#1547883
EPFAN hat geschrieben:Da kommt der Deutschlehrer wieder durch, der in jede Darstellung irgendetwas hineininterpretieren muss. Währenddessen man nie weiß, ob das wirklich die Intention und Denkweise der Autoren bzw. des Regisseurs war. Für mich war das ein langweilliger, low budget Trash Film. Habe ihn vor 5 Jahren gesehen und kann mich heute noch daran erinnern, wie ich gedacht habe: "Hätte ich doch bloß einen anderen Film angesehen..."
Mag schon sein, dass diese "Berufskrankheit" da bei mir manchmal durchscheint, ja. ^^
Wobei ich mir selbst nicht unbedingt zuschreiben würde, jeden Film bis zum Erbrechen durchinterpretieren und jedes im Hintergrund hinabfallende Buchenblatt als Metapher für die Vergänglichkeit des menschlichen Seins hochstilisieren zu wollen. :D

Gerade beim "Babadook" bin ich ja eigentlich auch mit einer reinen Unterhaltungsprämisse in den Film gegangen - wollte einen leichten Horrorfilm zur Einstimmung und als Kontrast zu "Hereditary" sehen (schaue ich mir gleich wahrscheinlich noch an), wo mir bekannt war, dass der als relativ schwere Kost gilt. Aber während des Guckens dachte ich dann immer mehr: "Hey, hier geht es doch gar nicht wirklich um dieses Monster - es ist mehr so eine Veranschaulichung."

Aber ich kann verstehen, dass man von diesem Film gelangweilt bzw. genervt ist, wenn man...
- einfach nur einen gruseligen Monster- oder Splatter-Horrorfilm sehen will (dann ist der Film definitiv ungeeignet),
- generell keine Lust darauf hat, mehr in einen Film hineinzudenken, als man direkt sieht oder
- sich nicht für psychische Erkrankungen interessiert bzw. diesen beim Filmkonsum eher entfiehen möchte, als damit noch konfrontiert zu werden.


Fohlen
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von Fernsehfohlen
#1547886
Hereditary - Das Vermächtnis (2018)

Wow, das war wirklich mal ein Seherlebnis im wahrsten Sinne des Wortes. Brillant gefilmter Brainfuck irgendwo zwischen Familiendrama und Mysteryhorror, der mich vor allem in seinen ersten zwei Dritteln ohne jede Einschränkung emotional mitgerissen hat. Dank einer überragenden Kameraarbeit, tollen, oft sehr zurückhaltenden, aber wirkungsvollen Soundeffekten und spannenden Figuren schafft es der Film von Beginn an, dem Zuschauer ein beklemmendes Gefühl zu vermitteln, das man aber gar nicht richtig greifen und erklären kann. Wenn es dann nach gut einem Drittel des Films zum ersten wirklich großen - und meines Erachtens mit Abstand intensivsten - Schockmoment kommt, tut man es dem von der Kamera eingefangenen Protagonisten gleich und glotzt einfach versteinert gen Bildschirm. Und auch der erste große Familienstreit nach knapp einer Stunde hat mich emotional kaum weniger bewegt. Alle Darsteller agieren überzeugend, zwei davon möchte ich aber doch herausheben: Die junge Milly Shapiro als seltsam apathisch und freudlos daherkommendes Nesthäkchen der Familie und Toni Collette, bei deren Performance als verzweifelte Mutter Annie ich es kaum glauben kann, dass sie dafür nicht mindestens eine Oscar-Nominierung erhalten hat. Kurz gesagt: Ästhetisch, künstlerisch und schauspielerisch halte ich diesen Streifen für ein Meisterwerk.

Dass ich "Hereditary" dennoch nicht bedingungslos lieben kann, hängt in erster Linie mit der Entscheidung zusammen, hier auch so okkultes Mystery-Dämonzeugs zu verarbeiten, das mich grundsätzlich ein wenig desinteressiert und abschreckt, weil mich diese erfundenen Aberglauben leider überaus nicht zu faszinieren vermögen. Ich bin bei dem Familiendrama, bei der Verarbeitung von empfundener Einsamkeit inmitten einer vermeintlichen Gemeinschaft und bei der schier endlosen Trauer einer Mutter nach dem Verlust ihres Kindes kognitiv und emotional voll dabei - aber leider verliert man mich immer ein Stück weit, wenn man mir irgendeinen Geist oder Dämon aufbinden möchte.

Und dieses persönliche Unvermögen, mich für dieses Hexhex zu interessieren, tat mir selten so leid wie hier, denn mir fällt ansonsten beim besten Willen nichts ein, was ich an "Hereditary" kritisieren oder problematisieren könnte. Der Film ist nicht nur aufgrund der Genre-Mixtur umwerfend einzigartig und unkonventionell, sondern auch aufgrund der Erzählweise mit unwahrscheinlich vielen subtilen Anspielungen auf das große Ganze, er ist eine audiovisuelle Augenweide und verstört und bannt einfach auf so zahlreichen Ebenen, dass man hier sicher auch noch nach dem dritten Re-Watch auf neue Details stößt, die die Entdeckung wert sind. Und in seinem eigenen Universum erscheint mir sogar das Okkulte als stimmig eingepflegt.

Für wen der Film nichts ist? Für jeden, der beim Filmeschauen eher auf Eindeutigkeit setzt. Auf Eindeutigkeit hinsichtlich der Genre-Zuteilung eines Films, auf Eindeutigkeit hinsichtlich der vermittelten Inhalte und Botschaften und auf Eindeutigkeit hinsichtlich der Horrorelemente - hier bekommt man nämlich einen Großteil des Grauens aus "zweiter Hand" präsentiert, indem oft die Reaktionen anderer Figuren auf das Grauen eingefangen werden, nicht das Grauen selbst. Alle Anderen: Anschauen!

9/10


Fohlen
von Sentinel2003
#1547913
....und, ich fand den derart mies, dass ich schon nach der Hälfte des Film's aus dem Kino fast schon rennen wollte, war aber leider zu faul dazu!!


Ich würde dem nie mehr geben als eine 2 oder 3!! :relieved:


Schon alleine deine Erkklärung, dass , für wen der Film nicht's ist, sehe ich nicht durch, verstehe ich nur "Bahnhof"

aber, vielleicht habe ich ja auch 80 weniger Intelligenz als du!!



Meine verstorbene Schwester war auch Lehrerin, ich bin mit ihr sooft aneinander gerasselt wegen massig verschiedener Meinungen!
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von Fernsehfohlen
#1547926
Sentinel2003 hat geschrieben:Ich würde dem nie mehr geben als eine 2 oder 3!! :relieved:
Also vor zwei Jahren warst du da noch bei 4-5. ^^
http://www.qtalk.de/forum/viewtopic.php ... y#p1522366

Schon alleine deine Erkklärung, dass , für wen der Film nicht's ist, sehe ich nicht durch, verstehe ich nur "Bahnhof"
Nun, ich meinte damit, dass es verschiedene Konsumententypen gibt: Diejenigen, die es tendenziell eher etwas verschachtelter und subtiler mögen und es spannender finden, selbst etwas in ein Werk hineinzuinterpretieren und nicht alles zu sehen zu bekommen, was (vielleicht) passiert - und diejenigen, die davon eher genervt sind, lieber einer schnell klar durchschaubaren Geschichte folgen, die klar und eindeutig erzählt ist, wenig Interpretationsspielraum lässt und die es dann vielleicht auch eher nicht so spannend finden, bei zum Beispiel einem Mord nicht das Grauen selbst zu sehen, sondern die Reaktion der anderen Figuren. Das meine ich mit Eindeutigkeit.
Bezogen auf das Genre könnte man hier sagen: Die Einen finden es toll, ein Familiendrama verknüpft mit einem Horrorfilm zu sehen, weil es das in "Hereditary"-Machart selten gibt, Andere nervt und frustriert es vielleicht eher, dass es so ruhig in dem Film zugeht, "nichts passiert" und man nicht so genau versteht, was das alles eigentlich gerade soll, was man da gerade sieht.

Meine verstorbene Schwester war auch Lehrerin, ich bin mit ihr sooft aneinander gerasselt wegen massig verschiedener Meinungen!
Tut mir erst einmal aufrichtig leid, dass du deine Schwester schon verloren hast.
Was eure Streitereien anbelangt: Hast du dich wirklich wegen unterschiedlicher Meinungen mit ihr gestritten? Ich glaube nicht, dass es mir schwer fiele, eine andere Meinung deinerseits zu akzeptieren, aber deine Abneigung dagegen, mal in die Tiefe zu gehen, sie zu begründen und andere Menschen / Meinungen / Argumentationen wirklich zu verstehen... das fällt mir tatsächlich auch sehr schwer.
Vielleicht war das ja bei deiner Schwester ähnlich!? Kenne sie ja nicht und auch wir Lehrer sind nicht alle gleich. ;)


Fohlen
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von Neo
#1547929
Dann folgt wohl bald Midsommar. Schade, dass du den nicht vor Hereditary sahst.

Und ja, solche Filme werden immer bei den prestigeträchtigen Awards aussortiert. Geht ja von der Intensität Richtung von Trier, den man, und eben auch die Darsteller, permanent verschmäht und ähnlich schaut es wohl auch bei Ari Aster Filmen aus. Collett ist ohnehin zu häufig unter dem Radar, aber Florence Pugh hätte man für Midsommar nominieren müssen. Da hats mich dann fast schon gewundert, dass das nicht durchkam.
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von Fernsehfohlen
#1547938
Neo hat geschrieben:Dann folgt wohl bald Midsommar. Schade, dass du den nicht vor Hereditary sahst.
Ja, der steht auf meiner IMDb-Watchlist (falls es dich oder wen anders interessieren sollte, hier noch die anderen Filme darauf: "Der Leuchtturm", "Oldboy", "I Saw the Devil", "Wir", "A Quiet Place", "The Wailing: Die Besessenen", "It Follows" und "Dallas Buyers Club", den ich bei einer kürzlichen Fernsehausstrahlung aufgenommen hatte - sehr horrorlastig momentan).

Warum hätte ich "Midsommar" VOR "Hereditary" sehen sollen? Kam ja auch danach erst raus.
Bin mir auch nicht so ganz sicher, ob ich den jetzt schon schauen soll, weil sonst vielleicht ein wenig Faszination für die Ästhetik und Erzählkunst verloren geht, wenn ich "Hereditary" noch so im Kopf habe.

Und ja, solche Filme werden immer bei den prestigeträchtigen Awards aussortiert. Geht ja von der Intensität Richtung von Trier, den man, und eben auch die Darsteller, permanent verschmäht und ähnlich schaut es wohl auch bei Ari Aster Filmen aus. Collett ist ohnehin zu häufig unter dem Radar, aber Florence Pugh hätte man für Midsommar nominieren müssen. Da hats mich dann fast schon gewundert, dass das nicht durchkam.
Warum eigentlich? Bei sehr brachialen Horrorfilmen kann ich das ja irgendwo noch nachempfinden, weil sie einfach nicht so diesen dramatisch-gesellschaftspolitisch relevanten Background haben, der sich bei den Awards immer gut macht. Aber bei so ästhetisch-geschmackvollen Filmerlebnissen wie "Hereditary" verstehe ich es nicht wirklich. Sind sie (damit inkludiere ich auch von Trier) so unkonventionell, dass sie auch bei Academys zu vielen Konservatismen entgegenstehen?
Bekomme ja den Auswahlprozess bei Oscars und Co. nur so am Rande mit, deshalb könntest du jetzt große Aufklärungsarbeit leisten, sofern du es mir irgendwie erklären kannst. ^^
Und falls du ganz große Aufklärungsarbeit leisten möchtest, kannst du mir vielleicht auch noch darlegen, wieso "Get Out" einen Oscar erhalten hat. Den hätte ich jetzt nämlich fast im selben Atemzug wie "Hereditary" genannt, weil er ja auch diesem kleinen neuen Horror-Trend folgt, Gesellschaftsrelevanz bzw. eher für Dramen prädestiniert scheinende Themen mit Horror zu paaren.


Fohlen
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von Neo
#1547971
Schwer zu durchblicken, aber ansich haben natürlich die Filme bessere Chancen, deren Produzenten, Darsteller usw. gut vernetzt und angesehen sind. Das haben Neulinge oder/und Leute, die eher arthousig unterwegs sind meistens nicht. Denen bleiben dann nur die (kleinen) Festivals, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Manchmal rutscht dann ein Kritikerliebling durch.
"Get Out" hat zum einen den Vorteil, dass man da ein Studio wie Universal im Nacken hat und zum anderen ist Jordan Peele in Hollywood eher zu Gange als ein Ari Aster. Ich mag "Get Out" nicht schlechtreden und habe mich über die Nominierungen auch gefreut, den Film finde ich aber leichter konsumierbar, also interpretierbar als bspw. "Hereditary". Oscarfilme sind charakteristisch stärker konturiert, die Emotionen und Personen greifbarer, wenn man da abweicht, wirds schon sehr schwer. Bei von Trier hat man dann natürlich noch die ganzen Tabuthemen, die auch nicht wirklich hollywood-ästhetisch dargestellt werden. Starke Frauenrollen hat man ja gerne, aber die sollen dann auch bitte auf den Tisch hauen, trotzdem sanft sein und dabei noch gut ausschauen. Mit psychischen Brüchen und auswegslosen Situationen, die logischerweise kein gutes Ende finden, kommt man so gar nicht klar.
Und ich erwähne bei "Get Out" ungerne, dass man da afroamerikanische Darsteller und eben auch einen afroamerikanischen Produzenten/Regisseur/Drehbuchautor hat und die Thematik des Films für sich spricht. Ist immer böse da so eine Gönnerhaftigkeit zu unterstellen, aber da kommt man bei solchen Preisverleihungen und den Strukturen nur schlecht drumherum.


Fernsehfohlen hat geschrieben: Di 21. Jul 2020, 19:58
Neo hat geschrieben:Dann folgt wohl bald Midsommar. Schade, dass du den nicht vor Hereditary sahst.
Ja, der steht auf meiner IMDb-Watchlist (falls es dich oder wen anders interessieren sollte, hier noch die anderen Filme darauf: "Der Leuchtturm", "Oldboy", "I Saw the Devil", "Wir", "A Quiet Place", "The Wailing: Die Besessenen", "It Follows" und "Dallas Buyers Club", den ich bei einer kürzlichen Fernsehausstrahlung aufgenommen hatte - sehr horrorlastig momentan).

Warum hätte ich "Midsommar" VOR "Hereditary" sehen sollen? Kam ja auch danach erst raus.
Bin mir auch nicht so ganz sicher, ob ich den jetzt schon schauen soll, weil sonst vielleicht ein wenig Faszination für die Ästhetik und Erzählkunst verloren geht, wenn ich "Hereditary" noch so im Kopf habe.
Lass dir Zeit. Ich komme dann nochmal darauf zurück, wenn du den gesehen haben solltest.
Bei "Oldboy" möchte ich dir den Originalfilm ans Herz legen.
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von Fernsehfohlen
#1547984
Okay, danke für den Erklärungsversuch. Ich stimme dir übrigens zu, im direkten Vergleich finde ich "Get Out" auch leichter konsumierbar und eindeutiger in seiner Erzählweise und bezüglich naheliegender Interpretationsansätze. Und vielleicht lässt sich dem Film auch die popkulturelle Relevanz leichter zuschreiben. Ich persönlich finde es ja auch etwas schade, dass "Hereditary" zum Ende hin immer mehr das Dämonzeugs in den Fokus rückt, dadurch wird meines Erachtens die tolle Darstellung der familiären Konflikte so ein wenig aus dem Zuschauer-Gedächtnis geschoben (wobei ja viel Familiendrama einfach auch ziemlich direkt mit dem Dämonengedöns zusammenhängt, schon klar ^^).

Und ja, dass so ein Oscar dann auch mal gerne "für die Quote" verliehen wird, finde ich keine allzu böse Behauptung, sondern da bin ich mir sogar relativ sicher. In der Breite weiß und männlich, aber das eine oder andere "exotische" Farbtupferl gönnt man sich dann doch ganz gerne (auch für die Außenwirkung).

Bei "Oldboy" möchte ich dir den Originalfilm ans Herz legen.
Du meinst den von 2003 oder gibt es einen originaleren Originalfilm? Hatte vor, den 2003er zu schauen, nicht dieses offenbar ziemlich mittelmäßige US-Remake.


Fohlen
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von TorianKel77
#1547985
Ich würde zusätzlich noch Mr. Vengeance und Lady Vengeance ans Herz legen. Alle sehr gut und handeln ja ein analoges Thema ab. Oldboy ist ja zwischen den anderen beiden entstanden.
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von Neo
#1547997
Ja zu Torans Anliegen und ja zu 2003.

Fernsehfohlen hat geschrieben: Mi 22. Jul 2020, 22:27 Ich persönlich finde es ja auch etwas schade, dass "Hereditary" zum Ende hin immer mehr das Dämonzeugs in den Fokus rückt, dadurch wird meines Erachtens die tolle Darstellung der familiären Konflikte so ein wenig aus dem Zuschauer-Gedächtnis geschoben [...]
Ich muss sagen, dass es bei mir einen kleinen Schnitt gab, als
versteckter Inhalt:
die Sache mit dem Hexenbrett ins Spiel kam. Vielleicht bin ich da zu Paranormal Activity geschädigt, aber ich finde das einfach per se albern und kann das leider nur schlecht überwinden.
(Hätte wahrscheinlich keinen Spoiler gebraucht, aber man weiß ja nie).
von Sentinel2003
#1548025
Neo hat geschrieben: Di 21. Jul 2020, 18:15 Dann folgt wohl bald Midsommar. Schade, dass du den nicht vor Hereditary sahst.

Und ja, solche Filme werden immer bei den prestigeträchtigen Awards aussortiert. Geht ja von der Intensität Richtung von Trier, den man, und eben auch die Darsteller, permanent verschmäht und ähnlich schaut es wohl auch bei Ari Aster Filmen aus. Collett ist ohnehin zu häufig unter dem Radar, aber Florence Pugh hätte man für Midsommar nominieren müssen. Da hats mich dann fast schon gewundert, dass das nicht durchkam.

"Midsommer" fand ich richtig krass!! Ich war auch einer derjenigen von ganz wenigen auf facebook, der den richtig gut fand...

Und, ja, man könnte ihn als etwas "verstörend" hin stellen... ;) O:-)

Das erinneert mich an den Netflix Film "Das Ritual"!! Der ist soooo krass "verstörend, das Ende ist irgendwie ziemlich komisch, wenn man das mal so sagen darf.... :relieved: ;)
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von Fernsehfohlen
#1548036
A Quiet Place (2018)

In einer postapokalyptischen Welt gilt für die noch verbliebenen Menschen ein zentrales Motto: Fresse halten, denn der Feind hört verdammt gut! Mehr muss man über die Story dieses Films im Grunde nicht wissen, denn man folgt in den kompletten 90 Minuten Laufzeit einer einzigen Familie bei ihrer Challenge, Tag für Tag damit zu verbringen, bloß keinen Mucks von sich zu geben. Genial einfaches Konzept, das über weite Strecken von Regisseur, Drehbuchautor und Co-Hauptdarsteller John Krasinski (neben der nochmal deutlich ausdrucksstärker performenden Emily Blunt) sehr gut umgesetzt wird. Es gibt nur zwei Szenen in diesem Streifen, in denen einmal gesprochen wird - und das sind wahrlich nicht die besten Momente, denn die wenigen Dialoge wirken ziemlich hölzern und nicht wirklich stimmig. Die langen Phasen der Stille hingegen sind überwiegend richtig spannend und kreieren eine Atmosphäre der permanenten Beklemmung, was mich sehr begeistert hat. "A Quiet Place" gehört zu den spannendsten und atmosphärisch dichtesten Horrorfilmen, die ich bislang so in meinem Leben gesehen habe.

Trotzdem gibt es leider einige Schwächen, die zwar nicht dramatisch, aber doch ausreichend ins Gewicht fallen, dass ich mich über das sehr große Kritikerlob ein wenig wundere: Neben den hölzernen Dialogen sind auch einige Handlungen der Figuren ziemlich unrealistisch, da gar nicht mal so intelligent und gerade zum Ende hin häuft sich die Zahl dieser Handlungen bedauerlicherweise beträchtlich. Das Ende habe ich als ziemlich vorhersehbar und enttäuschend wenig intelligent wahrgenommen und die dichte Atmosphäre weicht zunehmend einem ständigen "Mensch gegen Alien"-Zweikampf - der ist aber nicht der Grund dafür, dass die ersten zwei Drittel des Streifens so packend und einnehmend sind, sondern die psychologisch ungemein intensive Ambivalenz zwischen der vermeintlichen Idylle und der Angst davor, mit jedem falschen Schritt das Grauen heraufzubeschwören.

Insofern ist "A Quiet Place" ein herausstechender, innovativer und sehenswerter, für mich aber letztendlich kein herausragender Horrorthriller. Mich fasziniert die Wirkmacht von Stille, wenn man sie wie hier geschmackvoll in Szene setzt, ich finde die Gebährdensprache sehr schön und authentisch eingesetzt, ich mag die Fokussierung auf ganz wenige Figuren in einem überschaubaren Areal und bin verblüfft, wie (positiv) nervenzehrend dieser Film ist. Aber gegen Ende verliert Kransinski leider ein wenig den Fokus, schleppt sich zu einem halbgaren und ziemlich gewöhnlichen Ende und tappt leider auch in die Kitsch- und Pathos-Falle. Schade, da war qualitativ einfach noch mehr drin! Denke aber, wenn der nicht komplett in der Luft zerrissen wird, werde ich mir auch den zweiten Teil hiervon noch anschauen.

7/10


Fohlen
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von Fernsehfohlen
#1548054
Midsommar (2019)

Eigentlich wollte ich mir ja etwas mehr Zeit lassen, um den zweiten Ari-Aster-Film nach "Hereditary" zu schauen, aber das hat mich so viel Überwindung gekostet, dass ich heute einfach schwach geworden bin. Und eins vorweg: Ein besonderes Filmerlebnis ist das hier definitiv auch - wie eine Stipvisite in einer besonders kranken Sekte inmitten eines Drogentrips. Anders kann ich das, was mir cineastisch hier dargeboten wird, nicht beschreiben: Es ist verstörend und faszinierend, aber auch reichlich wirr und mitunter auch reichlich verkünstelt. Während ich beim Vorgänger noch jeden Vorwurf, man bekomme hier überstilisierten "Kunstschrott" zu sehen, empört zurückweisen würde, kann ich das hier nicht mehr tun. Dafür ist der Film zu lang geraten, gefällt sich an sehr vielen Stellen daran, das schwedische Mittsommerfest und die dortige Folklore komplett zu überzeichnen und den vorherrschenden Traditionalismus komplett ad absurdum zu führen und schlachtet zu viele seiner Szenen virtuos, aber auch ein wenig geil nach sensationellen Bildern und Kameraeinstellungen aus.

Schlechtreden möchte ich den Streifen keinesfalls, denn trotz seiner 150 Minuten Laufzeit habe ich ihn über die allermeisten Passagen hinweg sehr gerne und gepackt geschaut: Die Exposition habe ich als fantastisch empfunden, da man sofort in die Gefühlswelt der beiden Hauptfiguren Dani (gut gespielt von Florence Pugh) und Christian (okay performt von Jack Reynor) hineingerissen wird und schon nach wenigen Minuten anfängt, sehr intensiv mit ihnen mitzuleiden. Die erste Viertelstunde hat mich darauf hoffen lassen, hier ähnlich geistreiches, empathisches und geschmackvoll gefilmtes Kino zu erleben wie bei "Hereditary". Die Feierlichkeiten in Schweden allerdings, mit denen anschließend rund zwei Stunden Laufzeit bestückt werden, sind dann nur noch toll gefilmt. Das Setting ist toll, für einen atmosphärisch sehr düsteren Streifen ungewohnt bunt und hell und auch die diversen Tänze, Häuschen und Rituale, denen man da beiwohnt, sind sehenswert und einfallsreich choreografiert.

Aber es sind eben auch ganz schön viele Tänze, Häuschen und Rituale, denen man da beiwohnen darf - und teilweise habe ich mich im Zuge dessen schon dabei erwischt, wie ich innerlich Dinge wie "Okay, wie viele Runden tanzen die jetzt noch im Kreis herum?", "Oh, wer schreit denn da jetzt wieder im Hintergrund?" oder "So, was geht hier jetzt wieder für ein kranker Scheiß ab?" gedacht habe. Was ich damit sagen möchte: Es ist meines Erachtens an manchen Stellen einfach etwas zu viel Herumreiterei auf den Bräuchen und kruden Opfergaben gewesen - und gleichzeitig ist es mir mit zunehmender Laufzeit immer schwerer gefallen, auch nur irgendeine Figur zu finden, für deren Handlungsweisen ich ein tieferes Verständnis aufbringen kann.

Deshalb ist "Midsommar" unterm Strich ein Film, der die künstlerische Exzellenz, den wunderbaren Hang zum Speziellen und damit auch die Innovationskraft von "Hereditary" zu replizieren weiß, ohne den Vorgänger zu kopieren. Es gelingt Aster meines Erachtens hier aber leider nicht mehr so gut, eine Balance zwischen ernstzunehmendem Drama und mitreißendem Horror zu finden, die kunstvollen Elemente wirken viel häufiger wie ein reiner Selbstzweck, einige Ekelszenen recht brachial, die Darstellung des Mittsommerfestes oftmals zu absurd - und somit einfach Vieles eine Idee "kunstschrottiger". Trotzdem: Der Film packt, ist handwerklich super und für Cineasten mit einem Faible für besondere Filmerlebnisse auf jeden Fall einen Blick wert. Ich kann dennoch nicht verhehlen, dass ich mir hiervon etwas mehr versprochen hatte.

7/10


Fohlen
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von Neo
#1548057
Ja, dann bewertest du es ähnlich. Habe mich immer gefragt, wie ich Midsommar gesehen hätte, hätte ich zuvor nicht Hereditary geschaut (unsere Abstände zu den Filmen dürften ähnlich sein). Ich habe Midsommar optisch sehr geliebt und mir ist im Nachhinein auch viel davon geblieben. Dennoch fand ich den Film auch zu lange und vor allem faszinierend, wie Aster es geschafft hat nicht einen wirklich sympathischen Charakter aufzubauen. Ich konnte zumindest zu keiner Figur eine Beziehung entwickeln. Dani tat einem einfach nur wahnsinnig leid, war aber auch unfassbar anstrengend. Auch ich hätte sie nicht dabei haben wollen und da muss ich eben auch Florence Pugh erwähnen. Sie hat diese dumpfe Ohnmacht unfassbar gut gespielt.
Das Ende habe ich doch sehr geliebt, auch wenn ich kaum Gefühle dazu habe.

Und A Quiet Place fand ich nur nett. Das erste Drittel wirklich toll und vielversprechend und dann war es einfach zu dumm, dass die in einem Haus wohnen, das aus allen nähten platzt und die ganzen Wände mit irgendwelchen Bildern vollhängen, man aber tunlichst keine Geräusche verursachen soll. Das hatte für mich Comedy-Potenzial.
Wie ärgerlich, dass ich meine Filme nicht regelmäßig hier bewerte. Hätte wetten können, dass der Film noch in die aktive Bewertungszeit gefallen ist. -_-
Wäre wohl irgendwas so um die 5-6 Punkte gewesen, Hereditary ~9 und Midsommar 7 - weil Pugh vielleicht sogar 7,5. Seither ist sie zumindest bei mir auf dem Schirm.
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von Fernsehfohlen
#1548062
Neo hat geschrieben:Ja, dann bewertest du es ähnlich. Habe mich immer gefragt, wie ich Midsommar gesehen hätte, hätte ich zuvor nicht Hereditary geschaut (unsere Abstände zu den Filmen dürften ähnlich sein). Ich habe Midsommar optisch sehr geliebt und mir ist im Nachhinein auch viel davon geblieben. Dennoch fand ich den Film auch zu lange und vor allem faszinierend, wie Aster es geschafft hat nicht einen wirklich sympathischen Charakter aufzubauen. Ich konnte zumindest zu keiner Figur eine Beziehung entwickeln. Dani tat einem einfach nur wahnsinnig leid, war aber auch unfassbar anstrengend. Auch ich hätte sie nicht dabei haben wollen und da muss ich eben auch Florence Pugh erwähnen. Sie hat diese dumpfe Ohnmacht unfassbar gut gespielt.
Das Ende habe ich doch sehr geliebt, auch wenn ich kaum Gefühle dazu habe.
Achso, deshalb meintest du, es sei schade, dass ich "Midsommar" nicht als ersten Film gesehen habe. Ich habe da aber einen etwas anderen Zugang zu und überlege eher, ob ich in der anderen Reihung so viel Freude an "Hereditary" gehabt hätte und ihn so schnell hätte sehen wollen. Denn "Midsommar" fand ich ja auch faszinierend, aber an einigen Stellen auch ein wenig anstrengend zu schauen - beim Vorgänger bleibt mir persönlich (ich weiß, dass es da Vielen anders ging) nur die Faszination. Ich bin cool mit meiner Konsumreihenfolge, hätte mir nur vielleicht ein bisschen mehr Abstand zwischen den beiden Filmen gewünscht und ärgere mich ein wenig über meine "Schwäche".
Ach, in der ersten Viertelstunde konnte ich zu beiden Hauptfiguren ziemlich gut eine Beziehung aufbauen - einerseits habe ich mit Dani mitgelitten, andererseits konnte ich aber auch verstehen, dass sie für ihren Partner eine große Belastung war. Und selbst für dessen Freunde hatte ich irgendwo Verständnis und fand das Gruppentreffen der Fünf hochinteressant. Wenn ich so drüber nachdenke, finde ich es noch bedauerlicher, dass sich das in Schweden danach so ein wenig in der allgemeinen Weirdness verloren hat. Christian wurde da ja ziemlich arschlochig und Dani wurde mir auch immer fremder.
Das Ende... hmmm. Was hast du denn daran geliebt? Ich fands eher etwas nervig und abgedreht. Aber selbst bei "Hereditary" war jetzt das Ende nicht unbedingt mein größtes Highlight.

Und A Quiet Place fand ich nur nett. Das erste Drittel wirklich toll und vielversprechend und dann war es einfach zu dumm, dass die in einem Haus wohnen, das aus allen nähten platzt und die ganzen Wände mit irgendwelchen Bildern vollhängen, man aber tunlichst keine Geräusche verursachen soll. Das hatte für mich Comedy-Potenzial.
Naja, das kannst du aber auch schon auf das Kaufhaus zu Beginn beziehen - vor allem die Szene mit dem fallenden Flugzeug und dem Hechtsprung der großen Schwester. War auch schon alles ziemlich optimistisch inszeniert. ^^
Ich habe mich ja auch gefragt, warum die über ein Jahr lang augenscheinlich fast gar nicht miteinander reden und dann pünktlich zur Geburt des Babys die ultimative Kellerlösung aufgetrieben haben, wo man dann plötzlich reden kann und Babyschreie für die Alien okay sind. Das fand ich auch nicht so ultimativ plausibel. Was Logik angeht, hat der Film wirklich immense Schwächen.
Aber meine Anspannung während des Schauens war (über weite Strecken) schon krass und der Film hat ein viel besseres Gespür für eine angemessene, die Story tragende Filmlänge als "Midsommar". Schwer, die beiden miteinander zu vergleichen, aber ich finde ihn da eine Nuance stärker (hatte bei "Midsommar" gestern Nacht zunächst auch nur eine 6,5 eingetragen ^^).

Wie ärgerlich, dass ich meine Filme nicht regelmäßig hier bewerte. Hätte wetten können, dass der Film noch in die aktive Bewertungszeit gefallen ist. -_-
Genau deshalb mache ich damit auch munter weiter. Gebe zu, dass es manchmal für mich Überwindung ist, nach dem Schauen ins Schreiben zu kommen, aber eigentlich hilft es mir dabei, Gedanken zu den Filmen zu ordnen (klappt mal besser, mal sind meine Reviews chaotischer) und vor allem ist es schön, dann nach Monaten oder Jahren mal wieder auf die eigenen Gedanken rekurrieren zu können.
Ich haue meine Ergüsse aber sicherheitshalber noch auf einer anderen Website rein. Zur Sicherheit, falls das Forum (oder die andere Website) irgendwann doch mal dichtgemacht wird. ^^


Fohlen
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von Fernsehfohlen
#1548072
The Witch [The VVitch: A New England Folklore] (2015)

Im Neuengland des 17. Jahrhunderts findet Farmer William (Ralph Ineson) gemeinsam mit seiner Frau und fünf Kindern irgendwo im Nirgendwo ein neues Zuhause - doch als sich die unheimlichen und schrecklichen Vorfälle häufen, wird die älteste Tochter Thomasin (Anya Taylor-Joy) der Hexerei beschuldigt. Bei diesem Film hatte ich im Vorfeld bereits vermutet, dass er mich nur schwer wird erreichen können, da ich weder mit Hexerei noch mit historischen Settings aus weit zurückliegenden Jahrhunderten allzu viel anfangen kann. Ich wollte dem Debütfilm von Robert Eggers aber dennoch eine Chance geben. Das Positive vorab: Man kann sich "The Witch" auch ohne Faible für Hexerei und Zauberei anschauen, denn über weite Strecken geht es eher um ein Familiendrama inmitten einer Zeit, in der der Hunger noch ebenso weit verbreitet war wie der tiefe christliche Glaube sowie der Aberglaube und deren hässliche Fratzen: Der Bedarf an Sündenböcken, derer es bedarf, um sich großes Unglück erklären zu können. Der Film ist sehr düster, atmosphärisch, sprachlich und visuell schön und auch die Kostüme haben mir gefallen - für gerade einmal rund vier Millionen US-Dollar Budget eine sehr reife Leistung. Und "The Witch" ist auch echt kein Hexhex-Horror von der Stange, von daher tut mir die von nun an leider folgende Defizitorientierung auch ein wenig leid.

Aber ganz ehrlich: Ich fand es inhaltlich schon relativ dünn, was mir da über 90 Minuten angeboten wurde. Eine tief gläubige Familie zieht in den Wald, da sie innerorts nicht mehr erwünscht ist und gibt sich damit dem materiellen Elend hin, um Gott und Jesus näher zu sein - nunja, und dann verarmen sie halt zunehmend und in regelmäßigen Abständen dezimiert sich die Zahl der Familienmitglieder. Mehr ist im Grunde nicht los und dafür braucht man Sitzfleisch - das ich sogar ganz gerne aufgebracht hätte, wenn mich der Film hintenraus mit einer intelligenten, sozialkritischen oder wenigstens überraschenden Erklärung für die seltsamen Ereignisse überrascht hätte. Tut er aber leider nicht, er ist hier maximal vorhersehbar und relativ krude. Schade. Somit langweile ich mich als Zuschauer und werde zwar handwerklich dafür entschädigt, aber inhaltlich kann ich das hier Dargebotene leider noch nicht einmal als mittelmäßig bezeichnen. Die schauspielerischen Leistungen sind okay bis gut, die Figurenzeichnung ziemlich mäßig.

Ich kann der Ästhetik wegen irgendwo noch nachvollziehen, dass "The Witch" bei vielen Kritikern ziemlich gut angekommen ist, aber wegen des spindeldürren Inhalts mit belanglosem bis abstrusen Schluss und der doch reichlich zähen Erzählweise bin ich in diesem Fall eindeutig eher beim Publikum und kann keine Empfehlung für den Streifen aussprechen.

5/10


Fohlen
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von TorianKel77
#1548074
Oh Gaul, na da möge der Schwarze Phillip dich holen :grin:

Ich hätte ihn wohl etwas mehr über Durchschnitt bewertet, einfach weil es irgendwie auch mal was anderes war. Aber zum Ende hin wurde es tatsächlich ein Sammelsurium an verrückten Szenen ohne Tiefgang.
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von Wolfsgesicht
#1548075
Das perfekte Geheimnis

Ich fand’s vorab etwas merkwürdig und falsch dass der Film ausschließlich am Original und den anderen Remakes gemessen wird. Alles was man gelesen hat war „alles geklaut“ Blabla. Der Einfallsreichtum von Dagtekin im Vergleich ist mir egal, ich seh’s mal als eigenständiger Film. Kenne den ganzen Rest auch nicht.

Die erste Hälfte war sehr okay, zog dann zum Glück zum Schluss hin an.
Verstehe nicht so ganz weshalb es für diesen Film die halbe Schauspiel-Elite Deutschlands gebraucht hat. Sie hätten sicherlich mit einem passenderen Drehbuch das Level anheben können, haben aber aus dem vorhandenen Drehbuch dafür nur die Hälfte rausgeholt. Respekt.
Gab aber doch ein paar Lacher, 20 Minuten waren sehr gut.

5/10

Habe ihn übrigens erworben, da zur Zeit für 9,99€ im Angebot bei iTunes. Würde aber eher zum leihen raten.
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von Neo
#1548076
Den Cast brauchst du, um Kohle zu machen. Ist natürlich easy alle an den Start zu bringen, wenn man Filmförderungsgelder einstreichen kann (und es ist wiederum einfach diese zu bekommen, wenn man von einem Erfolg ausgehen kann) und Bora Dagtekin seine Finger mit im Spiel hat. Kann man sich als Schauspieler - und dann auch noch in gewohnt freundschaftlichen Kombinationen - nicht entgehen lassen.

Fernsehfohlen hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 12:15 Das Ende... hmmm. Was hast du denn daran geliebt? Ich fands eher etwas nervig und abgedreht.
Spektakulär fand ichs nun auch nicht. Ich mochte einfach nur die finale Entscheidung gegen ds alte Leben. Das hat es für mich schön abgerundet.

Fernsehfohlen hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 12:15 Genau deshalb mache ich damit auch munter weiter. Gebe zu, dass es manchmal für mich Überwindung ist, nach dem Schauen ins Schreiben zu kommen, aber eigentlich hilft es mir dabei, Gedanken zu den Filmen zu ordnen (klappt mal besser, mal sind meine Reviews chaotischer) und vor allem ist es schön, dann nach Monaten oder Jahren mal wieder auf die eigenen Gedanken rekurrieren zu können.
Ich haue meine Ergüsse aber sicherheitshalber noch auf einer anderen Website rein. Zur Sicherheit, falls das Forum (oder die andere Website) irgendwann doch mal dichtgemacht wird. ^^
Ich hatte mal eine Tabelle mit Bewertungen und kleinen Notizen. Keine Ahnung, weshalb ich noch immer keine Bewertungsplattform im Internet nutze. Reicht doch auch, wenn man nur mal bepunktet.
Im Forum speicher ich oft irgendwelche Entwürfe, die ich dann nie poste. Eben mal für den Thread nachgesehen und de gehen bis ins Jahr 2014 zurück. Der letzte Herbst 2019 mit Parasite und Joker. -_-
Auch besonders doof, wenn man nur den Text begann, aber die Wertung nicht drunterschrieb. Sehr ähnlich schauts wohl auch im Serienthread aus. Habe da das letzte halbe Jahr sicher 4-5 Serien nicht dokumentiert, aber teilweise noch in den Entwürfen. Vor allem dann auch bei einzelnen Staffeln schön, hach. :face_with_rolling_eyes:
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